Motorrad-, Reise und Fotojournalist

      
               Inhaberin Brigitte Haide


Kenny Roberts
(Foto: Archiv-Scheibe)

Interview:
Winni Scheibe im Gespräch mit dem dreifachen 500er Weltmeister Kenny Roberts


Mit dem Motorrad verreisen, ferne Länder und interessante
Menschen kennen lernen und Fotos schießen klingt nach Hobby
und Urlaub. Winni Scheibe hat diese Passion 1978 zum Beruf gemacht.

Text: Brigitte Haide
Fotos: Iris Ludwig, Helmut Dohmen, Peter Frohnmeyer, Wolfgang Fromm, Lothar Waterfeld,
Franz Schermer, Jochen Göbel, Achim Melde, Elmar Scheibe, Archiv-Scheibe


Die frühen 1960er Jahre waren eine verrückte und tolle Zeit. Als Teenager gehörte Winni Scheibe zu einer Generation, die die Welt verändern wollte. Voller Ideen und Pläne schaute die damalige Jugend in die Zukunft. Die etablierte Gesellschaft war geschockt, fürchtete den Zerfall der guten Sitten. Es wurde widersprochen, Kritik geübt, die Haare ließen sich die "Halbstarken" lang wachsen. Neben Schallplatten von den Beatles und Rolling Stones wurden stapelweise Motorrad-Prospekte gesammelt. Mit 16 Jahren hatte Winni eine 50er Kreidler, natürlich frisiert.  Lang liegend, den Gashahn immer bis zum Anschlag aufgedreht, wurde mit den Kumpels mit 80 Sachen Spitze durch die Gegend geheizt.


Die "wilden Sechziger"





So fing es eigentlich schon mit drei Jahren
(Winni sitzt in der Mitte) an...
 ...und das war bereits 1954
(Foto: Elmar Scheibe)


1967 noch "Halbstark":
 Winni auf der BSA A65 Road Rocket 
von seinem Freund Karlheinz

(Foto: Dohmen)



"Halbstarke Motorradfans" 1967:
Karlheinz (BSA A65, schon ein echtes Bike), Winni (Kreidler, frisiert),
Helmut (Zündapp, frisiert) Peter (Honda SS50, Standard) v.l.n.r
(Foto: Dohmen)


BSA Métisse
...immer mit der Nase im Wind...
(Foto: Fromm)



Spaß am Gleichgewicht. Die hohe Schule im Motorradsport: Trialfahren
(Foto: Elmar Scheibe)

Suzuki GS 750

Stolz wie Oskar: Winni Scheibe 1976 mit der brandneuen Suzuki GS750 
(Foto: Göbel)


Winni fast am Limit:
Dunlop-Reifentest
(Foto: Archiv-Scheibe)
Hinter den Ohren waren die Bengels noch nicht trocken. Doch welche Beat-Band gerade in der Hitparade auf welchem Platz lag und vor allen Dingen welche Motorräder es auf dem Markt gab und wer welchen GP-Lauf zuletzt gewonnen hatte, wussten sie ganz genau. Idole waren Mike Hailwood, Bill Ivy, Jim Redman, Giacomo Agostini und Helmut Fath. Sein Traumbike hatte Winni Scheibe auch bald gefunden: eine Rickman-Métisse und auch der zukünftige Beruf sollte etwas mit Motorrädern zu tun haben. Doch bis alles so weit war, sollten noch einige Jahre vergehen.
Jim Redman
Längst gute Bekannte:
Jim Redman, sechsfacher Honda-Weltmeister und Winni Scheibe 1999 am Sachsenring
(Foto: Archiv-Scheibe)


Der "Motorradbazillus" saß längst tief. Kaum 18 Jahre alt, stand Ende 1969 eine BSA A65 Spitfire Mk IV Special aus dem Modelljahr 1968 in der Garage. Es folgte eine klassische Schwingen-BMW R50S von 1964, mit der es im Winter 1971 mit Beiwagen zum Elefantentreffen am Nürburgring ging. Ab Frühjahr 1971 war eine BMW R75/5, natürlich frisiert und modifiziert, an der Reihe. Eben 20 Jahre alt geworden fiel 1972 die nächste Entscheidung auf eine Münch-4 TTS 1200.
Motorradfahrer waren damals eine eingeschworene Gemeinschaft - man half sich unterwegs bei Pannen, hob zum Gruß die Hand und blieb zum "Benzingespräch" stehen. In dieser Zeit begann ein Motorrad-Boom, mit dem keiner gerechnet hatte.


BSA A65 Spitfire
"Café-Racer"
Winnis Traumbike 1970: BSA A65 Spitfire Mk VI Special


BMW R50S


Im Gespann 1971 zum Elefanten-Treffen auf dem Nürburgring



Auch aus einer Kuh lässt sich ein
Sport-Bike machen:
1971 Winni auf seiner BMW R75/5

Münch Mammut
Motorrad-Traum Anfang der 1970er Jahre:
"Die Mammut"
 oder Münch-4 TTS 1200


Münch-4 TTS 1200
Winnis Münch-4 TTS 1200 im Sommer 1972
(6 Fotos: Archiv-Scheibe)

 

Ende 1972 packte Winni das -
Rennfieber. Die "Mammut" wurde gegen einen 350er Yamaha TR3 Production-Racer und eine 250er Montesa Cota-Trialmaschine getauscht, um damit in den nächsten Jahren um die Wette zu fahren.


Auf einer Yamaha TZ350 von Ex-Weltmeister
Dieter Braun belegt Winni Scheibe beim ersten Saison-Rennen den vierten Platz

(Foto: Archiv-Scheibe)


Beruflich war er seinem Ziel schon ein Stück entgegengekommen. Gleich nach der Ausbildung zum Maschinenbautechniker hatte er 1976 eine Stelle in der Technischen Abteilung des deutschen Suzuki-Importeurs in Heppenheim bekommen. Eingestellt vom damaligen Technikchef Ernst Degner, 1962 erster 50-ccm-Weltmeister auf Suzuki. 


Toni Mang
Toni Mang im Frühjahr 1980 in Raalte/Holland.
Mit diesem "Mitzieher" hat Winni Scheibe 1980 seine Karriere als Fotograf gestartet
(Foto: Archiv-Scheibe)


1979 holte ihn sein Rennfreund Franz-Josef Schermer in die gerade neu gegründete "MO"-Redaktion nach Esslingen. Hier absolvierte er seine dritte und vierte Berufsausbildung. Winni Scheibe lernte als Redakteur "das Zeitungmachen" und das Fotografieren. Sein erster großer Testbericht in "MO" erschien Ende 1979 über die Münch-4 TTS 1300. Titel: "Ich habe Respekt vor diesem Ungetüm".
1988 folgte die nächste große Herausforderung: Hein Gericke, Europas größter Zubehörhändler, bot dem Journalisten eine Stellung in seiner PR-Abteilung in Düsseldorf an. Zwei Jahre erledigte er den Industriejob, dann machte er sich 1990 als freier Journalist, Bildjournalist und Verleger in seiner nordhessischen Heimat selbstständig. 

Neben seiner journalistischen Tätigkeit engagierte sich Winni Scheibe mit seinem Freund Peter Frohnmeyer bei Moto Aktiv. Hier setzten sie ihre Idee von der
"Petro-Formel" um. Es war eine Rennklasse, die 1991 und 1992 im Rahmen der Moto Aktiv Serienmaschinen-Meisterschaft durchgeführt wurde. Sinn der Petro-Formel war es, die Tuningtätigkeit in eine andere Richtung zu lenken: sparsamer Benzinverbrauch mit wenig Abgasen bei maximaler Leistung.
Die nächste Aktion ließ nicht lange auf sich warten. In gut einem Jahr Entwicklungszeit rüsteten sie Peters Honda RC31 Hawk in Zusammenarbeit mit dem Kat-Spezialisten Paul Wurm, Manfred Lottig vom RW-TÜV, Stefan Leiber von Dynotec sowie der Abgasprüfstelle vom TÜV-Südwest mit einem geregelten Abgaskatalysator aus. Weltweit hatten sie 1993 somit die erste Vergaser-Honda mit einem "G-Kat" auf die Räder gestellt.
2007 schockte plötzlich die Finanz- und Wirtschaftskrise die Welt. Landauf, landab machte man sich Gedanken um die Mobilität und Zukunft.  Auch Winni Scheibe nahm sich engagiert des Themas an.

"Das ist die Zukunft"

Vordenker:
Winni Scheibe und Peter Frohnmeyer.
Weltweit 1993 die erste
Vergaser-Honda mit G-Kat
(Foto: Archiv-Scheibe)


Boxer-Rally Japan
2000 in Japan bei der BMW-Boxer-Rally
(Foto: Schermer)


Winni Scheibe steht (stand) auf Olympus OM 4TI
(Foto: Ludwig)


Winnis Traumbike: 
BSA Métisse
(Foto: Fromm)


Japan 1987:
Pressevorstellung Suzuki GSX-R750
(Foto: Archiv-Scheibe)



Achtfacher Motorrad-Weltmeister und Rennsport-Legende Phil Read:
"Yeah, mit MV Agusta war ich 1973 und 1974  500er Weltmeister",
erinnert sich der Champion

(Foto: Archiv-Scheibe)


Als Publizist wirkte er bei über zwei Dutzend Fachbüchern mit, verfasste die Biografie "Die Legende Friedel Münch und seine Motorräder". In zahlreichen Wand- und Broschüren- Kalendern werden sein Fotos veröffentlicht. S
ein Beruf brachte und bringt ihn mit den unterschiedlichsten Personenkreisen aus Industrie, Wirtschaft, Sport und Politik zusammen. Er bereiste  ganz Europa, die USA und Kanada, war in  Nord- und Südafrika und in Japan. Ende 1999 wurde er Mitglied in der "Sportgemeinschaft Deutscher Bundestag", war für gut vier Jahre im Vorstand und als Pressereferent "Sport im Parlament des Deutschen Bundestages" ehrenamtlich tätig, war Mitorganisator der "Int. Freundschaftsfahrten" und tourte mit prominenten Personen aus dem Deutschen Bundestag und dem EU-Parlament durch die USA und durch Südafrika.


Harley-Davidson USA Tour 2003

USA-Tour
Stopp an der weltberühmten US-No. 1
Verteidigungsminister Dr. Peter Struck, Albert Deß, MdB, Winni Scheibe (hintere Reihe)

Klaus Zobel, HD-Manager, Dr. Hans Stelzl, Bernd Lange, MdEP, Ute Vogt, MdB, 
Hubert Kalb, Prof. Dr. Wolfgang Zeh
(Foto: Archiv-Scheibe)

USA-Tour
(Foto: Archiv-Scheibe)

Südafrika-Tour 2005

Südafrika-Tour
"Kap der Guten Hoffnung"
(Foto: Lothar Waterfeld)

Südafrika-Tour
Kapstadt mit Tafelberg
(Foto: Archiv-Scheibe)


Viele der neuen Maschinen, die seit Beginn des Motorrad-Booms Anfang der 1970er Jahre auf den Markt kamen, hat er ausführlich gefahren und Testberichte darüber veröffentlicht. Er hat Sportberichte, Reisestorys, Reportagen und technische Berichte geschrieben. Inzwischen sind es weit über 2000 Artikel und in seinem top- organisierten Fotoarchiv ruhen rund eine Million Fotos. Ein Fundus, der jetzt und in Zukunft einen guten Platz in seiner Homepage "Winni-Scheibe.com" gefunden hat.


"Gestern und Heute liegen so dicht zusammen"


BSA Métisse
(Foto: Archiv-Scheibe)


Vectrix Fahrbericht
Vectrix Elektro-Scooter
(Foto: Achim Melde)


Sein Traumbike hat er inzwischen auch, eine 750er Dreizylinder-BSA-Métisse. Aber nicht nur deswegen liegt ihm die Klassiker- und Oldtimerszene besonders am Herzen, nirgendwo liegen Gestern und Heute so dicht zusammen. Heute ist allerdings auch Morgen. Und Morgen wird die Mobilität anders aussehen, als wir sie bisher kennen. Auch bei diesem Thema ist Winni Scheibe vorne mit dabei. Er hat keine Berührungsängste sich auf ein E-Bike zu setzen.
Gibt es eigentlich etwas Schöneres, als seine Hobbys und Interessen mit dem Beruf zu verknüpfen? Müsste er noch einmal von vorne anfangen, Winni Scheibe würde vielleicht nicht alles, aber vieles genauso machen.


Deutschland:
Land der Dichter und Denker!


Wo Licht, man könnte auch sagen Innovation, Erfolg und Anerkennung sind, gibt es auch Schatten. Den schwärzesten Tag, den Winni Scheibe in seiner rund 30-jährigen journalistischen Laufbahn erleben musste, war der 13. März 2008.
Die "Bild"-Zeitung hatte geklagt und vom Landgericht Köln wurde prompt per einstweiliger Verfügung die Weiterbetreibung seines Online Magazins "Motorrad-bild" verboten. Ein in Deutschland bisher noch nie dagewesener Vorgang ... lesen!


Text-Archiv: Portraits