6 Times World Champion Jim Redman
Jim Redman, Jahrgang 1931, feiert am 8. November
Geburtstag
"Zeitreise" Der Rennsport wird ständig
professioneller.
Wie war es früher und was ist heute los?
Eine interessante Betrachtung mit und von
Rennlegende Jim Redman.
Text: Winni Scheibe
Fotos: Winni Scheibe, Archiv-Redman, Archiv-Honda, Joachim Schahl, Edersee-Touristik |

6 Times World Champion Jim Redman
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Stellen
wir uns doch mal folgende Episode vor. Honda-Fan Olaf aus Hamburg brettert mit seiner
RC45 im Sommer 1997 zur Superbike-WM nach Hockenheim. Dort kauft er neben dem
Tribünenplatz für viel Geld auch noch eine
Fahrerlagerkarte. Schließlich möchte er Rennatmosphäre pur schnuppern. Er
schaut den
Rennmechanikern über die Schulter, beobachtet, wie Werksfahrer den
Insektenschmutz von ihren bunten Lederkombis putzten.
Selbstverständlich sammelt unser Schlachtenbummler Autogramme, wünscht den Piloten viel Glück
für das Rennen. Und dann
passierte es: John
Kocinski steht vor ihm. Ganz dicht, zum Anfassen nahe. Der 250er
Weltmeister von 1990 auf Yamaha und jetzige Honda-Werksfahrer ist sein
Idol. Olaf bewundert ihn, kennt seine
Biographie in- und auswendig. Mit fast genau so einem Sportbike ist der
Hamburger nach Hockenheim gekommen. Der amerikanische Superstar fährt
beim WM-Lauf "sein" Bike, kämpft mit der Honda RC45 um den
WM-Titel. Ein Autogramm, vielleicht mit
persönlicher Widmung, das wäre das Größte, wauh! Doch soweit kommt
es aber erst gar nicht. Kocinski reagiert nicht die Bohne auf seine Bitte,
dreht sich einfach um und verschwindet im Wohnmobil. Für unseren
Superbike-Fan bricht eine Welt zusammen. Das Wochenende ist
gelaufen. Ob Kocinski nun gewinnt oder nicht, und ob er am Ende der
Saison Weltmeister wird oder auch nicht, ist Olaf von einem Moment zum
anderen sch... egal.
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Jim Redman besuchte John
Kocinski auf dem Hockenheimring

Tribünenplatz in Hockenheim:
Jim Redman verfolgt das Superbike-Training
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Diese Geschichte ist natürlich frei
erfunden, eine Ähnlichkeit mit tatsächlichen Begebenheiten wäre rein
zufällig. Kein Zufall ist die Begegnung des sechsfachen Weltmeisters
Jim Redman mit John Kocinski im Sommer 1997 in Hockenheim...
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Helden der Manege - Sachsenring 1997 - 29
WM-Titel in Reih und Glied
Giacomo Agostini, 15 WM-Titel; Jim Redman, 6 WM-Titel; Phil Read, 8 WM-Titel
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Und das kam
so. Zur 70-Jahrfeier des Sachsenrings hatte man 1997 neben vielen
weiteren Rennhelden auch den Mega-Star eingeladen. Nach der Feier wollte
Jim Redman mit seiner Frau
Kwezi noch ein paar Urlaubstage bei Stephan Elisat und Ralph Bohnhorst in
Braunschweig verbringen. Vor dem Rückflug war ein
Besuch beim Superbike-WM-Lauf in Hockenheim geplant. Stephan
Elisat kam auf die Idee, dass sich bei dieser Gelegenheit für mich doch
sicherlich ein toller Artikel recherchieren ließe. Jim Redman könnte
aus seinem Rennfahrerleben plaudern und seine Meinung über den heutigen
Rennsport erzählen. Der sympathische Ex-Weltmeister war von diesem Plan
sofort begeistert, neben meiner Arbeit als Journalist war ich also ab sofort
für die beiden Südafrikaner "Tourguide".
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Residenz-Schloss in Bad Arolsen:
Jim und Kwezi Redman, "Tourguide" Winni Scheibe
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Nicht unerwähnt soll der Stopp in
meiner Heimat, dem Ferienland Waldeck, bleiben. Meinen Gästen zeigte ich Bad Arolsen, das
Residenz-Schloss und wir tranken einen Cappuccino bei Teo, meiner
Lieblingseisdiele in Bad Arolsen. Danach fuhren wir zum Edersee. Als
gebürtiger Engländer, Jahrgang 1931, konnte sich Jim Redman noch gut an
die Zerstörung der
Edersee-Sperrmauer im Zweiten Weltkrieg erinnern.
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Teo´s Eisdiele in Bad Arolsen:
Brigitte Haide, Jim und Kwezi Redman
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Edersee-Sperrmauer im Ferienland
Waldeck.
Am 17. Mai 1943 wurde von einer
spezialentwickelten englischen Wasserbombe ein
rund 70 m breites und 22 m tiefes Loch in das Bollwerk gerissen. Die
Flutwelle tötete
68 Menschen, viele Tiere und zerstörte Häuser.
(Foto: Edersee-Touristik)
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Hockenheimring
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Freitagmittag erreichten wir das Fahrerlager in Hockenheim. Es ging noch
recht gemütlich zu, von Rennhektik keine Spur. Erst wenige Zuschauer saßen
auf den
Tribünen. Die Honda-Hospitalitie war schnell gefunden, wir stellten uns
vor. "Interviews und
Fototermine" sind nur mit Genehmigung des Castrol Honda-Teamchefs
Neil Tuxworth möglich, hieß es. "Doch kein Problem", folgte
gleich drauf die freundliche Antwort, um 14 Uhr könnte man das
arrangieren. |

Jim Redman und Neil Tuxworth
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Pünktlich zur verabredeten Zeit waren wir wieder da. Neil Tuxworth
spendierte kalte Drinks, es war brütend heiß. Wir fachsimpelten über den
Superbike-Rennsport und die TT, die zur gleichen Zeit auf der Isle of
Man abging. Die Zeit verflog. Es wurde 14.30 Uhr, wir ließen uns
noch einen Drink ausgeben, die Uhr stand inzwischen auf 14:45. Von John Kocinski
war nichts zu sehen. Langsam wurde es Neil Tuxworth selbst peinlich und er fragte
uns, ob wir die Werksmaschinen sehen möchten. Ich traute meinen Ohren
nicht, normalerweise dürfen nur Teammitglieder in die Box. Für
Außenstehende oder gar Presseleute mit Fotoapparat ist dieser Bereich
absolute Tabuzone. Neil Tuxworth stellte den Honda-Mechaniker Jim Redman vor, erklärte
ausführlich die Superbike-Technik. Kurz vor 15 Uhr stand er endlich da:
John Kocinski, Honda Superbike-Werksfahrer 1997! Die beiden Sportler reichen sich die Hände.
Jim Redman, legendärer Honda-Werksfahrer aus den
sechziger Jahren und John Kocinski, am Ende der Saison "vielleicht"
Superbike-Champion. Was wir damals allerdings noch nicht wissen konnten,
er wurde es auch tatsächlich. Sie wechselten ein paar
Worte, und schon wollte sich der amerikanische Superstar wieder aus dem
Staub machen.
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"Momentaufnahme"
Das Gespräch zwischen Altmeister Jim Redman und Jungstar John Kocinski
dauerte eine knappe Minute
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Ich schrie Stopp, machte schnell ein Foto. Er
brauchte vor dem Trainingslauf noch ein bisschen Ruhe und müsse sich
unbedingt konzentrieren, erklärte John Kocinski. Alle weiteren Fragen
bitte Sonntagabend nach dem Rennen. Ende der Vorstellung.
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Erinnerungen an "Yesterday"

250er Rennen 1963 in Hockenheim:
#100 Honda-Werksfahrer Jim Redman
(Archiv: Eggersdorfer)
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Jim Redman
zog die Augenbrauen hoch,
zuckte mit den Achseln, ich war geplättet. Kocinskis "set-up"
wird der Ex-Weltmeister wohl nie verstehen. Auch kein Wunder. Zu seiner
Zeit war eben vieles ganz anders. Das Wort "Medienrummel" war
noch nicht erfunden, den Kontakt zu den Fans pflegte jeder
Rennfahrer selbst. Dabei war das Interesse an Motorradrennen früher viel größer. Zu manchen GPs kamen bis zu 300.000 Zuschauer.
Aber auch die Leistungen der damaligen GP-Piloten lassen sich mit dem
heutigen Standard kaum vergleichen. Bei der Dutch-TT 1964 in Assen
startete der bereits vierfache Weltmeister gleich in drei Klassen. Am
Ende des Abenteuers ließ sich der Honda-Werksfahrer in der 125er, 250er
und 350er Klasse als Lauf-Sieger feiern. "Den ganzen Tag über wurde ich
umlagert. Jeder wollte unbedingt einige Sätze mit mir sprechen und
jeder wollte natürlich auch ein Autogramm haben. Später wusste ich
überhaupt nicht mehr, von was mir die rechte Hand mehr weh tat, ob vom
Autogramme schreiben oder Gasgeben", fiel es Jim Redman mit einem
verschmitzten Schmunzeln zum Treffen mit Kocinski ein.
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Rennsport zum "Anfassen"
An der Strecke und im Fahrerlager
(Archiv: Redman)
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Die Fahrt nach Hockenheim nutzte ich für
den ersten Teil der Story und ließ den erfolgreichen Honda-Werksfahrer
einfach erzählen. Eine Geschichte, die spannender als jeder
Abenteuerroman ist. Wäre der gebürtige Engländer jedoch nicht nach
Rhodesien, sondern in die USA ausgewandert, hätte er 100prozentig die
Klischee-Karriere "vom Tellerwäscher zum Millionär" gemacht.
Doch mit 20 Dollar in der Tasche brachte es Anfang der Fünfziger in
Bulawayo/Rhodesien keiner zum Millionär und "der arme Hund" Jim
Redman schon ganz und gar nicht. Als Truck-Fahrer wurde niemand reich. Bald hatte
er aber gute Freunde gefunden. Der eine war Gary Hocking, der andere
Nobby Clark. In ihrer Freizeit hatten sie nur eines im Kopf: Motorräder.
Mit englischen Dampfhämmern machten sie die Gegend unsicher, forderten
andere Biker zum Rennen heraus. "Es war eine verrückte, aber auch
sehr schöne Zeit. Wir sind auf der Straße und im Gelände
herumgeheizt. Nie konnte es uns schnell genug gehen," verriet mein
Beifahrer. "Unser größter Traum war es aber, möglichst schnell
Weltmeister zu werden."
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Autogrammkarte Honda-Werksfahrer Jim Redman
(Archiv: Redman)
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Ende der fünfziger Jahre starteten Gary
Hocking und Jim Redman ihre internationale Rennfahrerkarriere in Europa.
Nobby Clark begleitete sie als "Schrauber". Gary Hocking wurde
bereits 1959 MZ-Werksfahrer, 1960 wechselte er zu MV Agusta und konnte 1961 mit der italienischen Edelmarke tatsächlich 350er und 500er
Weltmeister werden! "Bei mir klappte es nicht ganz so schnell. Zunächst
prügelte ich mich als Privatfahrer mit einer 350er und einer 500er
Norton durchs Feld. Es war fürchterlich, das Geld reichte vorn und
hinten nicht, manchmal wollte ich die Sachen schon hinschmeißen. Doch
plötzlich war der Knoten geplatzt", erzählte der agile Ex-Weltmeister.
"Im Sommer 1960 habe ich beim Großen Preis von
Deutschland auf dem Sachsenring vor über 200.000 Zuschauern das 350er
Rennen gewonnen."
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Tom Phillis, 125er Weltmeister 1961 auf
Honda und Jim Redman
(Archiv: Honda)
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Wenig später beim Assen-GP kam wohl das
wichtigste Rennen in seinem Leben. Als Ersatzpilot durfte er vom
verletzten Naomi Taniguchi die 125er und vom ebenfalls verletzten Tom
Phillis die 250er Werkshonda fahren. Nach einem 4. und einem 8. Platz
engagierte der japanische Hersteller ihn auf der Stelle als neuen Werksfahrer.
"Im Nachhinein klingt das cool. Doch darf man nicht vergessen,
dass es damals sehr viele gute Fahrer gab und auch genau so viel, die
scharf auf diesen Job waren", betont Jim Redman und fügte hinzu.
"Die hochtourigen Werksmaschinen waren genau meine Welt. Ich kam
blendend mit der filigranen Technik zurecht, liebte die
Leistungscharakteristik und genoss die Herausforderung, mit diesen neuen
Wundermaschinen allen anderen um die Ohren zu fahren."
Was nun folgte, wurde zur Traumkarriere, die in der GP-Geschichte bis
heute herausragend ist. Der Ausnahmekönner startete und gewann in der
125er, 250er, 350er und 500er Klasse.
Er schaffte 46 GP-Siege und wurde
zwischen 1962 und 1965 sechsmal Weltmeister, zweimal in der 250er Klasse
und viermal in der 350er Klasse. Längst war er zum Superstar und zu einem der
ersten Motorradrennfahrer überhaupt geworden, der mit seinem Sport richtig viel Geld verdiente. Bei Honda
war er die Nummer Eins, die Japaner verehrten ihn, und sogar Firmenboss
Soichiro Honda schraubte höchstpersönlich an seinen Rennmaschinen.
Normalerweise waren es aber ausschließlich Renningenieure, die sich um
sein Material kümmerten, mit einer Ausnahme, Nobby Clark war Redmans
persönlicher Rennmechaniker. "Nobby war mein Freund, zu ihm hatte ich
festes Vertrauen. Im Winter war er in Japan und arbeitete in der
Rennabteilung. Er lernte japanisch, wusste ungeheuer viel über die
Hondatechnik, ohne ihn hätte Honda und natürlich auch ich niemals
einen so großen Erfolg gehabt."
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Nobby Clark

Jim Redman und die Honda 500 GP-Rennmaschine
1966
(Archiv: Honda)
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Zwischen 1962 und 1965 hatte Honda elf
WM-Titel gewonnen! Einen in der 50er, drei in der 125er, drei in der
250er und vier in der 350er Klasse. Nur der 500er-Titel in der
Königsklasse fehlte Soichiro
Honda noch in seiner Sammlung. Für dieses Vorhaben setzte der
ehrgeizige Firmenboss 1966 seinen Freund und Starfahrer Jim Redman auf
die neu entwickelte 500er Vierzylinder-Werksmaschine. Beim den
WM-Läufen in Hockenheim und
in Assen besiegte Multi-Weltmeister Redman den GP-Neuling Giacomo Agostini auf MV
Agusta. Beim Belgischen GP in Spa stürzte der Rhodesier jedoch schwer und
zertrümmerte sich dabei das rechte Ellbogengelenk. Aus der Traum.
"Ago"
schaffte seinen ersten 500er WM-Titel. Zwar versuchte der Speedfreak ein Comeback, doch an die früheren Erfolge konnte Jim Redman nie wieder
anknüpfen. 1969 hängte er das Leder und den Helm an den Nagel. Er zog
sich nach Südafrika zurück, finanziell hatte er längst ausgesorgt,
unter die Rennfahrerkarriere wurde ein für allemal ein dicker Schlussstrich gezogen.
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"Pit-Walk" 1997 in Hockenheim

Boxengasse Hockenheimring
Kwezi und Jim Redman, Theo Laaks, Herbert Kaufmann
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Nach der Pleite mit Kocinski
genehmigten
wir uns ein "Pit-Walk". Supersport-Teamchef Theo Laaks und
Erfolgsfahrer Herbert Kaufmann kamen uns entgegen. Ich stellte die
Sportsleute vor, Theo Laaks wollte es im ersten Moment nicht glauben. Doch
das dauerte nur einen Moment und schon sprudelte er los. Erzählte Jim
Redman, dass er ihn in Hockenheim und auf dem Nürburgring mit der
legendären Sechszylinder-Honda erlebt hatte und schwärmte von dem
einmaligen Sound, ja "früher". Aber schnell war man wieder in
der Gegenwart. Jim Redman fragte Herbert Kaufmann, wie es laufe und erfuhrt,
dass es Probleme mit dem „set-up" gäbe, aber sonst sei
alles OK. Wir sagten "bye-bye", schlenderten weiter.
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Jim Redman und Michael Galinski
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Michael Galinski, Superbike-Meister von 1986, bog gerade von der
Piste. Auch hier ein "hallo", "wie läuft´s" und
"das
set-up müssen wir noch hinkriegen". Wir wünschten viel Glück und
spazierten in Richtung Fahrerlager-Tribüne.
"Für uns gab es damals so gut wie keine Möglichkeiten, die Maschinen
auf die jeweiligen Strecken optimal abzustimmen. Wir bekamen sie in die
Hand gedrückt, mussten schnell fahren und Rennen gewinnen. Heutige
Rennbikes, ganz gleich ob Zweitakter, Viertakter oder Cup-Maschinen sind
komplizierte High-Tech Geräte. Ein perfektes Set-up wird vielfach zum
Glückstreffer. Schade ist es nur, wenn nicht die Fahrkunst des Piloten,
sondern die Technik über den Sieg entscheidet," stellte Jim Redman
fest.
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Katja Poensgen und Jim Redman
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Auf der Treppe zur
Fahrerlager-Tribüne kamen uns Katja Poensgen und Dr. Christoph Scholl
entgegen. Wieder stellte ich die Herrschaften vor. Jim Redman fragte Katja gleich,
woher sie die Verletzungen habe. Sie erzählte vom schweren
Trainingssturz, dass dies aber nur eine kurze Unterbrechung und nicht
das Ende ihrer Rennkarriere bedeuten würde. Der sechsfache Weltmeister
weiß aus eigener Erfahrung, wie sehr ein Sturz weh tun kann, wünschte
ihr gute Besserung und viel Erfolg fürs nächste Rennen. Dr. Scholl,
einer der fähigsten Rennärzte, interessierte sich dagegen für etwas
ganz anderes. Er wollte von Jim Redman wissen, wie viele Rennpisten es
in Südafrika gibt und ob man diese auch mieten kann. Wenn bei uns
tiefer Winter herrscht, ist in Südafrika nämlich Hochsommer. Und an
ein Trainingscamp in Südafrika hat ja noch keiner gedacht. Man versprach, Kontakt zu halten.
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Motorsport-Legenden:
Jim Redman und Doc Scholl
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Auf der Zuschauertribüne
schlüpften
wir in die Rolle von Rennfans. Das erste Zeittraining für die
Superbike-WM lief, danach war die Supersport-World-Serie dran. Wir
diskutierten über die Sonderregelung für die Zweizylinder-Ducatis, die
merkwürdige, getrennte Wertung innerhalb der Superbike-WM, mal für die
Weltmeisterschaft mal für die Europameisterschaft, und warum die
Supersport-World-Serie keine Weltmeisterschaft ist, es aber trotzdem
WM-Punkte und EM-Punkte gäbe.
"Zu meiner Zeit gab es sechs Klassen: 50, 125, 250, 350 und 500 ccm
und die Gespanne. Viele Fahrer blieben jahrelang in ihrer Klasse, jeder
kannte sie. Wurde über Rennsport gesprochen, meinte man die Fahrer, die
Marken kamen erst an zweiter Stelle. Ob die heutige Klassenvielfalt für
die Rennfans wirklich besser ist, wage ich zu bezweifeln," gab
sich Jim Redman skeptisch. Beim Freitagstraining guckte kaum jemand zu,
am Rennsonntag waren es immerhin 24.000 Schaulustige.
"Früher," Jim Redman musste bei
diesem Wort selbst lachen, "Früher, war bestimmt nicht alles viel
besser, es war nur ganz anders. Die Welt begann sich zu verändern. Die
Jugend motzte auf, Beatles, Rolling Stones, lange Haare und Motorräder
waren etwas ganz Wichtiges davon. Die Japaner wollten durch
den Rennsport ihre Maschinen weltbekannt machen, um sie dann besser
verkaufen zu können. Aber alles war neu, es war eine echte technische
Revolution. Rennmotorräder mit Vier,- Fünf- und Sechszylinder-Motoren,
die bis 20.000 Umdrehungen machten, hatte es in dieser Art bisher ja noch
nicht gegeben. Wer mit so einer Maschine siegte, wurde gefeiert wie ein
Superstar und verehrt wie ein Held. Vielleicht brauchen heutige Rennfans
wieder Helden, Stars, mit denen sie sich identifizieren können, denen
sie auf die Schulter klopfen und die Hand schütteln können und von
denen sie Autogramme holen."
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Back to the Racetrack
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Wunderwerk:
Honda baute 1964 die RC164 250er Sechszylinder Werksrennmaschine extra
für Jim Redman

Dave Ruper 1994 auf der Honda RC164 |
Story: Honda RC164
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Story: Nobby Clark
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Im Frühjahr 1994 brachte das Team
Obsolete aus New York die legendäre 250er Honda RC164 zum Roebling
Road Raceway in Savannah/Georgia mit. Kein geringerer als Nobby Clark, in den sechziger Jahren,
wie schon gesagt, Chef-Mechaniker von Jim Redman, hatte die einmalige
Sechszylinder-Werksmaschine von 1964 perfekt restauriert. Als Fahrer
beim Vintage-Rennen war Einzylinderspezialist Dave Ruper vorgesehen,
doch Ruper kam mit der hochtourigen Maschine überhaupt nicht in die
Pötte, immer wieder würgte er das Triebwerk ab. Um mit der Honda von
der Stelle zu kommen, braucht der Motor mindestens 15.000 Umdrehungen.
Die Höchstleistung von 60 PS erreicht das technische Wunderwerk bei 18.000 Umdrehungen! Nobby Clark war stinksauer und
wünschte sich von Team
Obsolete Chef Rob Iannucci für den nächsten Einsatz seinen Freund und
sechsfachen Weltmeister Jim Redman zu verpflichten.
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Jim Redman auf der 250er
Sechszylinder-Honda bei der Centennial Classic TT 1998 in Assen
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Ein Jahr später war das Team Obsolete
wieder da. Erst in
Savannah/Georgia
und gleich danach in Daytona Beach. Die Honda RC164 hatte man auch dabei, aber nun
schwang sich Jim Redman in den Sattel. Nach 26 Jahren war der
Ex-Weltmeister zum ersten Mal wieder auf einer Rennstrecke. Verlernt
hatte er allerdings nichts. Wie einst donnerte er mit der
Sechszylinder-Rennmaschine übers Speedway von Daytona. Begleitet wurde
die sensationelle Fahrt von einem ohrenbetäubenden Inferno. Kein anderes
Rennmotorrad ist lauter. Rund 25.000 Oldtimerfans waren im Speedway von
Daytona schier aus dem Häuschen.
Bei dieser Showeinlage sollte es nicht bleiben...
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