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Kommt das Gespräch auf Kalifornien, denkt man automatisch an "L.A." oder San Francisco. Städte, in denen die Post abgeht. Kaum eine andere Weltmetropole strahlt soviel Flair aus wie "Frisco". Ob Fisherman`s Wharf, China-Town oder die Golden Gate, wohl kein Besucher kann sich dieser Faszination entziehen. |
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Trotzdem,
Modesto war mal "weltbekannt". Wer Ende der 70er Anfang der 80er Jahre in den
Rennprogrammen der Straßenweltmeisterschaft blätterte, stieß auf den
Namen Kenny Roberts, Modesto/USA. Wer nach
Modesto kam, um den dreifachen 500er Weltmeister von 1978,
1979 und 1980 zu besuchen, suchte jedoch vergeblich. "King
Kenny" wohnt in Hickman, einem Vorort von Modesto. Aber
auch diese Angabe ist äußerst unpräzise. Genau müsste es nämlich
heißen,
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Das Fleckchen Erde, wo der Ex-Champion wohnt, oder besser gesagt residiert, liegt mitten im "Wilden Westen". Soweit das Auge reicht lebt keine Menschenseele. Und so stört es auch niemanden, was der Motorradstar auf seiner weitläufigen Ranch macht. Sollte sich aber doch mal jemand beschweren und ohne zu fragen aufs Grundstück kommen, wird er notfalls mit der Winchester in die Flucht gejagt. Wyatt Earp hat schließlich auch nicht lange gefackelt. |
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Die Ranch von King Kenny gilt für GP-Piloten aus aller Welt als Geheimtipp. In der Winterpause wird hier Dirt-Track gefahren. Eine Sportart, die bei uns nur wenige kennen. In den Staaten aber gehört Dirt-Track zu den beliebtesten Motorradsportarten überhaupt. Und genau aus diesem Metier kommt der Großmeister. Bevor er relativ spät erst als 27jähriger 1978 in den GP-Rennsport einstieg, war er zweifacher amerikanischer AMA-Grand-National-Champion im Dirt-Track. Die höchste Auszeichnung, die ein Driftakrobat in den Staaten erreichen kann. |
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Als Kenny Roberts 1978 die im Dirt-Track übliche Slide-Technik im Straßenrennsport einführte, prophezeite verächtlich der damalige zweifache englische 500er-Weltmeister Barry Sheene: "Wenn der Ami mit diesem Fahrstil so weiterfährt, bleibt er nicht lange auf seiner Yamaha sitzen." Doch Suzuki-Werksfahrer, Publikumsliebling und Sonnyboy Barry Sheene sollte sich gewaltig irren. Am Ende der Rennsaison war nicht er, sondern King Kenny neuer 500er Champion! Als erster Nicht-Europäer hatte Roberts mit einer 500 ccm Vierzylinder-Zweitakt-Rennmaschine von Yamaha den begehrten Titel in der Königs-Klasse gewonnen. In den nächsten beiden Jahren wiederholte der "back wheel steering" Champion aus Kalifornien das Kunststück. |
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Immerhin war der Star mittlerweile 32 Jahre alt und seit Jahren ununterbrochen weltweit im Grand Prix Circus unterwegs. Nun wolle er sich um seine Familie, die Ranch und sein Motorradgeschäft in Modesto kümmern, verkündete der zurückgetretene Speedprofi jedenfalls. Doch ganz so einfach gelang es dem Kalifornier nicht. Um die Kontakte zur GP-Szene nicht ganz zu verlieren, gründete er 1984 sein eigenes Racing-Team. Er engagierte den frisch gebackenen AMA-Superbike-Champion und gleich nach der Heldentat gefeuerten Kawasaki-Werksfahrer Wayne Rainey sowie den talentierten englischen Nachwuchspiloten Alan Carter. Beide Fahrer schickte Roberts in die 250er Weltmeisterschaft. WM-Neuling Wayne Rainey kam in der Endabrechnung auf den achten Platz und Alan Carter wurde neunter. |
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Um nicht
selbst ganz aus der Übung zu kommen, beteiligte sich Roberts an einigen
internationalen Rennen ohne WM-Status. Der Sieger beim 200-Meilen-Rennen
von Daytona und Imola 1984, sowie bei einigen Inter-Rennen in England,
hieß jedes Mal Kenny Roberts. |
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Pläne,
1985 selbst wieder in die 500er WM einzusteigen, scheiterten an
Sponsor-Verträgen. In diesem Jahr verabschiedete sich der Kalifornier
nun endgültig von seiner aktiven Laufbahn und dachte erst einmal über
seine weitere Zukunft nach. Endlich hatte er Zeit, sich noch ausgiebiger
um seine Familie zu kümmern, verschiedene Dirt-Track Rennstrecken auf
seiner Ranch anzulegen und ein professionelles Racing-Team aufzubauen.
Mit Randy Mamola und Mike Baldwin zog der Kalifornier 1986 als
Rennstallbesitzer in die 500er WM. 1988 konnte der umtriebige Teamchef
Wayne Rainey und Kevin Magee als Top-Fahrer für die Königs-Klasse
verpflichten. |
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Kenny
Roberts hat das Siegen also nicht verlernt. Genauso professionell wie er
seine drei Weltmeistertitel nacheinander unter Dach und Fach gebracht
hatte, managt er als cleverer Teamchef sein Grand-Prix-Team. Nichts
überließ er dem Zufall. Und wenn alle anderen Teams
"Winterschlaf" hielten, flogen auf der Roberts-Ranch die
Fetzen. Ob Randy Mamola, John Kocinski, Wayne Rainey, Little Kenny
(Kenny Roberts ältester Sohn), oder europäische GP-Stars wie Stefan
Prein, Ralph Waldmann oder Superbiker Udo Mark verbessern und trainieren
ihr Fahrkönnen mit Dirt-Track auf dem Gelände von Roberts. |
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King Kenny verrät: "Für dieses Training benutzen wir ausschließlich nur 100 ccm Honda-Mini-Bikes, die gerademal 10 PS haben. Diese Baby-Bikes eignen sich ideal, um die Reflexe zu trainieren. Wer querstehend, driftend und schleudernd um den Kurs düst, darf sich keinen Fehler erlauben. Nimmt einer nur für einen kurzen Moment das Gas weg, verliert er den Anschluss, und die anderen sind auf und davon. Die Kunst im Dirt-Track Rennsport ist es nämlich, mit dem quer wegrutschenden Hinterrad das Bike ohne zu bremsen auf die exakt richtige Kurvengeschwindigkeit zu bringen. Mit dem linken Fuß wird hierbei die Schräglage ausbalanciert. Zum Dirt-Track Fahren gehört aber nicht nur ordentlich Mut und blitzschnelle Reaktionsfähigkeit, sondern auch perfekte Maschinenbeherrschung."
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Kenny Roberts
konnte trotz größten Engagement weder mit eigenen Rennmaschinen, noch als
professioneller Team-Besitzer leider nie wieder an diese herausragenden Erfolge anknüpfen. |
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