Touristik


Südafrika-Tour Ostern 2005: "Route N62"

Easy Riding am Kap

Keine Frage, auch Politiker haben Hobbys.
Zum Beispiel Motorrad fahren und am liebsten einmal
über die berühmte Route 66 quer durch die USA cruisen.
In Südafrika gibt es einen vergleichbaren Highway: Die N62.
Politprofi Dr. Peter Struck hat mit Motorradfreunden
die Strecke zwischen Oudtshoorn und
Montagu in vollen Zügen genossen.

Text: Winni Scheibe
Fotos: Winni Scheibe, Lothar Waterfeld



Pfeifenraucher:
Peter Struck


Bereits seit über einer halben Stunde geht es schnurgerade aus. So scheint es jedenfalls. Die langgezogenen Kurven zwischen Oudtshoorn und Calitzdorp werden jedoch auf den BMW Bikes selbst bei Tempo 110plus nicht wirklich wahrgenommen - von Schräglage fahren kann keine Rede sein. Die Gegend ist brettflach, milde Temperaturen und eine glasklare Luft lassen eine traumhafte Fernsicht zu, erst weit am Horizont kann man Berge erkennen. Die Vegetation am Wegesrand ist karg und verdörrt, die wenigen grünen Pflanzen lechzen am Ende des heißen Sommers regelrecht nach einem Regenschauer. Es ist kurz nach Ostern und hier geht es jetzt auf den Herbst zu.



Flaches Land:
Route N62 kurz hinter Oudtshoorn


In Südafrika ticken die Uhren anders

Wenn wir bei uns Sommer haben, ist in Südafrika Winter. Zu der schönsten Reisezeit gehört jedoch der Spätsommer zwischen April und Juni. Aber nicht nur die Jahreszeiten sind "anders herum". Im Straßenverkehr gilt Linksfahrgebot. Damit keiner aus der Reisegesellschaft diese wichtige Regel vergisst, klebt im BMW-Cockpit ein Aufkleber: "rechts gucken - links fahren".


Wer in der Gruppe unterwegs ist, kennt die Gepflogenheit, dass spätestens nach einer dreiviertel oder ganzen Stunde eine Pause gemacht werden sollte. In Calitzdorp, direkt an der "Route 62", wird ein kleiner Shop angesteuert. Die Stopps dienen als wichtiger Erlebnisaustausch für die überwältigenden "Road-Movie-Eindrücke".




R62: 
"Road-Movie-Eindrücke"


BMW-Fan Peter Struck lässt seinen Emotionen freien Lauf: "Genau so stelle ich mir die Route 66 im Mittleren Westen der USA vor: mit den Telegrafenmasten am Straßenrand, der kargen, unendlich weiten Landschaft, den Ortsdurchfahrten mit ihren Tankstellen und den kleinen Supermärkten. Die Gegend könnte glatt in den Staaten liegen. Kein Wunder, dass die Südafrikaner hier überall das US-amerikanische Interstate-Schild mit der Straßennummer 62 aufhängen."




BMW-Fans 2005 in Südafrika:
Dr. Hans Stelzl, Direktor im Deutschen Bundestag mit Bundesverteidigungsminister Dr. Peter Struck


Peter Struck ist leidenschaftlicher BMW-Boxerfahrer


Boxer-Fan:
Peter Struck


Dass der sympathische Politprofi überzeugter Motorradfahrer ist, gibt er gerne zu: "Meine Zweiradkarriere habe ich wie viele andere mit einem Moped begonnen. Während des Jura-Studiums hatte ich dann eine 250er BMW und später eine BMW R50. Mit dieser Maschine habe ich mir den Boxer-Bazillus gefangen. Nach einer familiären und beruflichen Auszeit fahre ich seit den 80er Jahren wieder ständig BMW. Nach der Cruiser bin ich auf die R1150RT umgestiegen. Motorrad fahren bedeutet für mich allerdings fahren und nicht schrauben. Das überlasse ich lieber den Fachleuten in der Werkstatt."



Touristenmagnet:
 Ronnies Sex Shop an der Route 62


Nach der kurzen Rast geht es auf der gut ausgebauten R62 weiter. Nach Calitzdorp wird die Strecke jedoch abwechslungsreicher. Der "Huisrivier Pass" zwingt die Straße in einen kurvenreichen und bergigen Verlauf. Die Straßenführung lässt sich gut einblicken, das Asphaltband ist im tadellosen Zustand, nur wenig Verkehr stört die Fahrdynamik. Zwischen Ladismith, dem nächsten Ort an der R62, und Barrydale ist eine Kaffeepause geplant. Viel Auswahl gibt es in dieser menschenleeren, wüstenähnlichen Gegend allerdings nicht. Dafür gehört der Stopp in "Ronnies Sex Shop" für jeden Touristen, der hier vorbei kommt, fast schon zur Pflicht. Die kleine Kneipe hat längst Kultcharakter. Sie wird in Reiseführern beschrieben, und wer zu Hause von seinem Abenteuer erzählt, wird bestimmt nach dem Besuch im Pub gefragt.



Pflichtstopp:
Kaffeepause bei Ronnie 

(Foto: Lothar Waterfeld)


Doch keine Angst: wer hinter den schneeweiß getünchten Mauern einen verrufenen "Sex"-Laden vermutet, wird maßlos enttäuscht. Außer coolen Sprüchen an den Kneipenwänden und vergilbter "Damen-Reizwäsche", die unter der Decke baumelt, ist die kleine "Spelunke" richtig urig.



Goldgrube:
Ronnies Pub direkt an der legendären Route 62

(Foto: Lothar Waterfeld)


Das eiskalte Bier bei Ronnie ist ein Genuss, der Kaffee macht müde Geister munter und für den Hunger gibt es kleine Snacks. Wie überall im Land ist man schnell im Gespräch, und Kneipenwirt Ronnie Price erzählt herzlich gerne und bestimmt zum über 1000sten Mal seine Erfolgsgeschichte: "Eigentlich wollte ich im kleinen Laden ursprünglich nur die Ernte von meiner Obstfarm an Durchreisende verkaufen. Irgendwann haben mir Freunde einen Streich gespielt und hinter Ronnie das Wort Sex an die Wand gepinselt. Ich war stocksauer. Doch von einem auf den anderen Tag war plötzlich richtig was los. Da kam mir die Idee, einen Pub aufzumachen. Der Rest ist Geschichte."


"Route 62" das Pendant zur US "Route 66"




Der mit Abstand schönste Abschnitt der südafrikanischen Route 62 liegt zwischen Qudtshoorn und Montagu. Ursprünglich war die R62 die Hauptverbindung zwischen Port Elizabeth und Kapstadt. Nach dem Bau der Schnellstraße N2 verlor die Trasse jedoch an Bedeutung, bis sie vor Jahren für den Tourismus wieder entdeckt wurde. Ähnlich wie die berühmte US-Route 66 zwischen Chicago und Los Angeles lebt die allerdings um ein Vielfaches kürzere R62 ebenfalls von den Geschichten südafrikanischen Pioniergeists, vor allem aber von dem Verlauf durch eine einzigartige Landschaft.



Traumhaft:
"DeOpstal Lodge"



Tierisch:
In der Gegend um Oudtshoorn leben die meisten Strauße


Nach dem Start am frühen Morgen in "DeOpstal Lodge" am Fuß des Swartberg Passes, nur einen Katzensprung von Oudtshoorn gelegen, erreicht die Motorradgruppe nach rund 250 km Fahrstrecke am frühen Nachmittag Montagu. Umgeben von Bergen, im saftigen Grün gelegen, ist Montagu eine typische südafrikanische Kleinstadt mit gemütlichem Provinzflair. Das Geschäft mit dem "Route 62" Tourismus hat man, ohne dass es dabei aufdringlich wirkt, längst als gute Einnahmequelle entdeckt. Am Ortsende lädt der "Kloof Farm Stall" zum Rasten ein. Die Küche ist hervorragend, und wer möchte, nimmt sich gleich ein R62-Souvenir mit.



Tolle Kneipe:
"Kloof Farm Stall"


Cape Town gehört zu den schönsten Städten der Welt


Gigantisch:
Kapstadt und der Tafelberg


S
tart und Ziel der Tour durch die Cape Province ist Kapstadt. Vor einer Woche waren die begeisterten Motorradfahrer hier gestartet. Im Fahrwasser von Peter Struck folgen hohe Politiker und Beamte aus dem Deutschen Bundestag. Jedoch nicht in politischer Mission, sondern rein privat. Womit die Frage nach "wer bezahlt das alles" auch schon beantwortet wäre: nämlich jeder selbst. Man kennt sich vom Tagesgeschäft in Berlin und von gemeinsamen Motorradtouren durch halb Europa und den Südwesten der USA. In den Osterferien 2005 stand nun Südafrika auf dem Plan.



Bekennender Motorradfan:
Peter Struck


"Motorradfahren ist für mich eine der schönsten Arten, vom stressigen Politalltag abzuschalten. Bei diesen Ausflügen ist für mich der Weg das Ziel. Aber genauso wichtig sind für mich Ausfahrten mit Motorradfreunden. Geselligkeit und Kameradschaft unter Bikern ist mit kaum etwas anderem zu vergleichen",
verrät Peter Struck.


Reise-Impressionen

Fahrstrecke:
Kapstadt - Chapman`s Peak Drive - Kap der Guten Hoffnung



Naturereignis:
Kapstadts Waterfront mit Blick auf den Tafelberg mit aufziehendem Nebel

(Foto: Lothar Waterfeld)




Lebensfreude:
Kapstadts Waterfront

(Foto: Lothar Waterfeld)





Mit der Seilbahn geht es auf den gut 1000 Meter hohen Tafelberg.
Der Blick auf Kapstadt, die Waterfront und Robben Island ist einzigartig. 
                                    (Foto: Lothar Waterfeld)                                                  




Von Kapstadt sollte man unbedingt über den "Chapman`s Peak Drive"
zum "Kap der Guten Hoffnung" fahren, eine unvergleichliche Küstenstraße.



Meist besuchtes Ausflugsziel in Südafrika:
"Kap der Guten Hoffnung"



Reisegruppe am Cape:
Dr. Jasper Hein, Ulrike Hein, Winni Scheibe, Bernd Lange, Ute Vogt, Christina Bosch, 
Dr. Peter Struck, Brigitte Struck, Dr. Hans Stelzl, Dieter Schliek, 
Prof. Dr. Wolfgang Zeh, Klaus Zobel (v.l.n.r.)
(Foto: Lothar Waterfeld)



Erinnerungsbild am Cape...


Fahrstrecke:
Walküste - Hermanus - Cape Agulhas


Traumhaft:
Küstenstraße R44 von Gordon`s Bay nach Hermanus



Biker-Treff:
Rooielsbaai direkt an der R44 und nur einen Katzensprung von der Küste



Naturschauspiel an der Küste vor Hermanus:
Von Juli bis November lassen sich von hier aus gewaltige Wal Schwärme beobachten



Provinz-Tour:
Nach der atemberaubenden R44 Küstenstraße verläuft die Strecke ab Hermanus durchs Landesinnere. Die Straßen sind gut ausgebaut, es herrscht wenig Verkehr.



Idyllisch:
Rastplatz an der R316

Süd-Ende:
Cape Agulhas



Längst nicht so aufregend wie das "Kap der Guten Hoffnung", aber auch sehenswert ist Cape Agulhas. Hier ist man nun am tatsächlich südlichsten Punk von Südafrika. Den Leuchtturm fotografiert eigentlich jeder und zur Erinnerung wird am Aussichtspunkt mit Blick auf das Zusammentreffen von Indischem und Atlantischem Ozean ein Foto gemacht.








Fürs Familienalbum:
Prof. Dr. Wolfgang Zeh, Direktor im Deutschen Bundestag 
(Foto: Lothar Waterfeld)


Fahrstrecke:
Garden Route - Tsitsikamma National Park


Natur pur:
Blick auf Wilderness an der "Garden Route"

 


Ab Mossel Bay verläuft die Strecke wieder relativ dicht an der Küste entlang, und ab hier beginnt Südafrikas berühmteste Touristenstrecke: Die "Garden Route". Die Gegend hat allerdings nicht wegen fruchtbarer Obst- und Gemüseplantagen ihren Namen bekommen, sondern wegen der üppigen grünen Berglandschaft mit dichten Wäldern, Bächen und Seen. Die Niederschlagswahrscheinlichkeit ist ziemlich groß, und prompt können die Biker ihre Regenkombis auf Dichtigkeit prüfen.



Echte Biker fahren bei jedem Wetter - auch bei einem Regenschauer!
(Foto: Lothar Waterfeld)


Tsitsikamma Park:
Eine Landschaft wie im Schwarzwald





Empfehlenswert:
Tsitsikamma Village Inn
(2 Fotos: Lothar Waterfeld)


Fahrstrecke:
Addo Elephant National Park - Halbwüste - Graaff Reinet




Offroad-Spaß:
GS-Fahrer unter sich, rechts im Bild Ute Vogt

Im Prinzip sind die Straßen in Südafrika gut  in Schuss. Zum Wochenende ist der Addo National Park erreicht. Die letzten Kilometer zum "Zuurberg Mountain Inn" im Addo Park führen jedoch über eine abenteuerliche Offroad-Strecke. Der Regen der letzten Tage hat die Piste an einigen Stellen für die Straßenfahrer zu einer wahren Herausforderung verwandelt, die GS-Treiber lachen sich dagegen ins Fäustchen und lassen ihre stollenbereiften Boxer-Maschinen ordentlich fliegen.



BMW GS-Fan:
Ute Vogt, stellv. Bundesinnenministerin



Fast wie im Märchen:
"Zuurberg Mountain Inn" im Addo Park
(Foto: Lothar Waterfeld)


...im Addo Park trifft man "große" und "kleine" Tiere....

Der Addo Park nennt sich auch "Big Five". "Five" wegen der klassischen fünf Großtiere: Löwe, Leopard, Elefant, Nashorn und Büffel.
Die unendliche Weite und vor allem die Stille im Park, strahlen eine längst vergessene Ruhe aus. Schon nach kurzer Zeit lässt man die Seele einfach baumeln und genießt die Eindrücke. Es ist ein außergewöhnliches Erlebnis.


(Foto: Lothar Waterfeld)



                                         So weit das Auge reicht: 
                                                      Addo Park
                                             
(Foto: Lothar Waterfeld)



                                       (Foto: Lothar Waterfeld)                                                  



                                       (Foto: Lothar Waterfeld)



(Foto: Lothar Waterfeld)                                                      





















(Foto: Lothar Waterfeld)                                                     


Südafrikanische Barbecue-Party auf der Chrislin-Farm


(Foto: Lothar Waterfeld)



Peter Struck mit Farmer David Pickels


Halbwüste
Addo Park - Graaff-Reinet


(Foto: Lothar Waterfeld)



         Günter "Mister-BMW" Meier und Klaus "Harley-Davidson" Zobel
                                          (Foto: Lothar Waterfeld)




                                                        Oase in der Halbwüste:
                                           Graaff-Reinet, drittälteste Stadt in Südafrika



                                            (Foto: Lothar Waterfeld)                                                         


                          Blick auf Graaff-Reinet und in die Halbwüste



Fahrstrecke:
Graaff-Reinet - Hout Bay



                                              Meiringspoort:
                               Überwältigende Schlucht bei De Rust
                                               
(Foto: Lothar Waterfeld)



Weinland bei Stellenbosch                               

 

Von Graaff-Reinet führte die Strecke über die legendäre Route 62 (siehe oben) nach Paarl und dann durch das Weinland nach Hout Bay. Tourguide für den letzten Streckenabschnitt war der deutsche Journalist und Buchautor Dieter Losskarn, der mit seiner Familie seit Mitte der 90er Jahre in Südafrika lebt.  
Den Abschlussabend organisierten Elke und Dieter Losskarn mit afrikanischem Trommeln als Highlight. Für alle ein unvergessliches Erlebnis.


Dieter und Elke Losskarn, Peter Struck
(Foto: Lothar Waterfeld)



                                       (Foto: Lothar Waterfeld)



   Prof. Dr. Wolfgang Zeh, Dr. Jasper Hein, Dr. Hans Stelzl (v.l.n.r)
 (Foto: Lothar Waterfeld)                                                    



... und Tschüß...

Über Land und Leute

Ohne in diesem Bericht eine ausführliche Information über Südafrika zu geben, sei für alle, die sich für Land und Leute interessieren, der Reiseführer vom
Know-How Verlag
"Kapstadt, Garden Route&Kap-Provinz"
ISBN 3-89662-343-5
von Elke und Dieter Losskarn empfohlen.

Der Reiseführer ist topaktuell, und es wird  alles beschrieben, was erlebnislustige Weltenbummler wissen möchten und für einen Südafrika-Trip wichtig ist.




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