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60 PS Feuerstuhl: Kawasaki
500 H1 von Bodo Meinke im Sommer
1972
Christa Jost, Wolfgang Köhn und Winni Scheibe
im Winter 1971
mit einem Horex-Gespann beim Elefantentreffen in der Eifel. |
Super-Sportbike Anno 1971: BMW R75/5 Eigenumbau von
Winni Scheibe.
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Das Maß der Dinge 1972: Honda CB750
Four von Dieter "Ditz" Henike.
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Yamaha XS650 von Peter Fuchs im Sommer 1971.
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Münch-4 TTS 1200 im Sommer 1972 von Winni
Scheibe.
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"Münch-Mammut-Parade" 1972:
Von Lothar Gräb, Winni
Scheibe und Werner "Obelix" Behrens..
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Mit ihrer 250er Zweitakt-Yamaha war Gisela
"Schwesterchen" Gröticke Anfang
der 1970er Jahr in unserer damaligen Motorrad-Clique das "Nesthäkchen".
Rechts neben ihr Münch-Mammut-Fahrer Werner "Obelix" Behrens.
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BMW R75/5 Touren-Sportfahrer Sommer 1972:
Friedhelm "Freddy" Gabriel.
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Honda CB450 von Wolfgang Köhn, 1971 verbessert mit
Münch-Rennbremse im Vorderrad.
"Fotomodell" Anne und beste Beifahrerin die man sich als
Motorradfahrer wünschen konnte.
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Saison 1972: BMW R75/5 "Sport" von Wolfgang "Wolly"
Herbst.
.Hinten im Bild Münch-Fahrer Winni Scheibe.
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BMW R75/5 vom "Kümmel" 1972.
Gerhaed "Dotzer" Thielemann und Jürgen "Kümmel" Kummrow.
(Fotos: Archiv-Scheibe)
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Zur
Erinnerung. Anfang der 1970er Jahre
kam bei uns das Motorradgeschäft nach
einer Talfahrt wieder in Schwung. Mächtig Wind ins Gebälk brachten die
Japaner, allen vorweg Honda mit der CB750 Four, die als "Meilenstein" in
die Geschichte eingehen sollte. Von Yamaha gab es flinke 250er und 350
Zweitakt-Maschinen sowie den 650er Viertakt-Twin XS-1. Suzuki lockte die
Kundschaft mit den Zweitakt-Modellen T250 und T500. Ebenfalls auf
pfeilschnelle Zweitakter setzte Kawasaki. Die A1 250 und A7 350 Twins
verfügten über
Drehschiebersteuerung, das Highlight war aber die 60 PS starke
Dreizylinder 500 H1 "Mach III". Europäische Traummotorräder waren die BMW
R75/5, Moto Guzzi V7, Laverda 750 und nicht zu vergessen, die schnellen
Ladies von BSA, Triumph und Norton. So schnell die Briten-Bikes allerdings
auch waren, so schnell waren sie auch kaputt. Ohne fachkundige
Schrauberkünste war der Kradler aufgeschmissen, dazu war die
Ersatzteilversorgung mangelhaft.
Mit den japanischen Bikes
war dieser Alptraum vorbei. Der "traditionelle Ölfleck" unter den
englischen Motoren oder abvibrierte Bauteile gab es bei den modernen Bikes aus Nippon nicht.
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Traumbikes Anfang der 1970er Jahre
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Sehr selten und zum Teil auch unerschwinglich
waren Harley-Davidson, die Münch-4 und andere Exoten wie die MVs. Das
Angebot war überschaubar, Motorradwerkstätten an ein paar Händen
abzählbar.
Begegneten sich Motorradfahrer hob man zum Gruß die Hand oder blieb zum
"Benzingespräch" stehen, bei Pannen half man sich. Autofahren kam nicht in
Frage, Motorradfahren war Weltanschauung und Lebenseinstellung.
So jung wie der damalig aufkeimende Motorrad-Boom war, so jung war die
Kundschaft. Kaum 18 Jahre alt stand eine schwere Maschine vor der Tür.
Motorräder unter 500 Kubik wurden als "Mopeds" abgetan und Kerle über 25
mitleidig als "Opas" belächelt. Die Gesellschaft befand sich im Umbruch,
die Jugend motzte auf, ließ sich nichts mehr gefallen. Der Nachwuchs trug
lange Haare, verwaschene Jeans und US-Parkas. Hoch im Kurs standen
neumoderne Pop- und Beat-Musik und die "ganz Wilden" fuhren Motorrad und
genossen die Freiheit und Unabhängigkeit - "Easy Rider" ließ grüßen. So
einen Halbstarken oder Rocker als Schwiegersohn hätte für viele Eltern
den Weltuntergang bedeutet.
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Nach der Honda CB750 Four 1969 wurde die Kawasaki 900 Z1
1972 zum zweiten Meilenstein in der Motorradgeschichte
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Kawasaki 900 Z1 von
1973
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Genau
in diese Zeit platzte 1972 die Kawasaki 900 Z1. Galt die Honda CB750 Four
als revolutionär, setzte die "Z1" noch einen oben drauf. Der 903 ccm
Vierzylinder-Motor mit zwei oben liegenden Nockenwellen leistete 79 PS und
brachte den Feuerstuhl auf weit über 200 Sachen. Mit 7.200 DM war die neue
Kawasaki zwar kein Schnäppchen, dafür bewegten sich die Z1-Treiber in
einer eigenen Liga. Zum besseren Verständnis sei angemerkt, dass Kawasaki
mit dem Slogan "stärker und schneller als die anderen" kräftig die
Werbetrommel rührte. Es dauerte nicht lange und die "Z1" hatte ihren
Spitznamen "Frankensteins Tochter" weg. Kawasaki fahren bedeutete Power
und Speed, dazu gehörte Mut und Draufgängertum. Der Motor war eine Wucht,
dagegen wackelte das Fahrwerk wie ein Lämmerschwanz. Nichts für Weicheier
oder Warmduscher. Im Reigen der damaligen Motorradzunft waren die
Kawa-Fahrer die "wilden Hunde". Sie hatten die besten Sprüche drauf, oft
die schönsten Mädchen auf dem Sozius und wenn es um die Musik ging, war
Hard-Rock von AC/DC und Deep-Purple angesagt, mit den Beatles oder Beach
Boys brauchte keiner kommen.
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Die 40 jährige
Anniversary-Party am Edersee
wurde zum größten Z-Treffen in Europa
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Am zweiten Juli Wochenende 2012 war es soweit. Am "Zündstoff" glühte zu Ehren
Frankensteins Tochter bei der "European Kawasaki Z-Anniversary Party" der
Asphalt. Der Edesee im Ferienland Waldeck liegt fast mitten in Deutschland
und somit zentral für die Z-Fans. Neben zahlreichen deutschen
Z-Stammtischen kamen Z-Delegationen aus Holland, Belgien, Frankreich,
Schweiz, Österreich und Skandinavien. Auch Besucher aus Kroatien und Japan
wurden gesehen.
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Kawasaki Z-Stammtisch Kassel
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Für den Z-Stammtisch aus Kassel ein Campingurlaub
direkt um die Ecke. Seit 10 Jahren gibt es mit gut 20 Leuten diese lockere
Interessengemeinschaft, mit Vereinsmeierei hat hier keiner etwas am Hut.
Initiiert wurde die Clique von Michael Wieder. Von den Z-Freunden wird er
"Präs" genannt. Ein Titel, auf den er keinen Wert legt, den er aber kaum
mehr los wird. Im Mittelpunkt stehen die legendären 900 und 1000 Z-Modelle
aus den 1970er Jahren, aber auch der damalige Zeitgeist. |
"Präsi": Michael Wieder |
Der Präsi lacht und gibt unumwunden zu: "Für uns junge Kerle
drehte sich die Welt auf einmal anders. Wir widersetzten uns den Normen,
trugen abgewetzte Lederjacken, feierten fetzige Parties und hörten
leidenschaftlich Hard Rock von AC/DC und Deep Purple. Motorrad fahren
bedeutete für unsere Generation Ausbruch aus dem verspießten Alltag, dazu
ein unbeschreibliches Freiheitsgefühl, Unabhängigkeit und Abenteuerlust.
Unser Traumbike war die Kawa 900 Z1. Leisten konnte sie sich von uns
50er-Fahrern kaum einer, das kam erst später. Auf den Z´s beamen wir uns
bei unseren Ausfahrten und bei Z-Treffen in diese wilde und emotionale
Zeit zurück." |
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Schwer aktiv ist der Z-Stammtisch seit 2009
bei der Technorama in Kassel. Mit einer Klassiker-Ausstellung sorgen die
rührigen Z-Enthusiasten für einen regelrechten Publikumsmagneten. Es wird
gezeigt, erklärt, Fragen beantwortet und Benzin geredet. In einem dieser
Gespräche mit Z-Vormann Peter Krauss wurde seine Idee zu einer
40-jährigen-Z1-Fete diskutiert. Mit Stefan Brede ließ sich ein
Veranstalter finden, der bereit war, die Party beim "Zündstoff" am Edersee
abzuhalten. Das war im Februar 2011. Was danach folgte, entpuppte sich für
Peter Krauss als Kraftakt. Zahlreiche Z-Stammtische und Europäische
Z-Clubs mussten kontaktiert und eingeladen werden. In persönlichen
Besuchen europaweit sowie in Foren wurde intensive Werbung gemacht.
Präsi Michael schmunzelt: "Das 40jährige Z-Meeting war für uns ein
Heimspiel. Mit allem ausgerüstet, was ein langes Wochenende lustig und
angenehm macht, schlugen wir bereits am Donnerstagabend unsere Zelte auf."
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Highway-Patrol:
Original Z1000 Police-Bike aus den USA
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Der Camp-Ground glich einer
Z-Sonderausstellung. Standen die originalen 900er und 1000er Z-Kawasakis
aus den Jahren 1973 bis 1980 im Mittelpunkt, sorgten zahlreiche
beachtenswerte Umbauten für Aufmerksamkeit. Keine Berührungsängste gab es
mit allen Nachfolgemodellen bis hin zur neuen Z1000. Das Programm ließ mit
Stuntshow, Probefahrten mit aktuellen Kawa-Modellen, rockiger Livemusik,
Bike-Prämierung und Händler-Meile mit gut 20 Ausstellern kaum Wünsche
offen. Roland Lenden, ausgewiesener Z-Experte bringt es auf den Punkt:
"Für uns war es wichtig, alte Bekanntschaften zu pflegen, neue Kontakte zu
knüpfen und vor allen Dingen, mit unserer Kundschaft das Jubiläum
gebührend zu feiern."
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Erste Adresse in der Z-Szene
Roland Lenden
Lange Str. 92
61440 Oberursel
Lenden-Z-Service
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"Hochspannung"
Ralph-Peter Nagel zeigt einem Besucher seine kontaktlose Zündanlage
Fourever-Classic-Parts
Ralph-Peter Nagel
Plassweg 2
31855 Aerzen
www.fourever-classic-parts.de
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Immer wieder kam es zu interessanten Begegnungen.
Anton "Kawa-Toni" Wolf steht neben einer Kawasaki W2TT Scrambler
von 1966 und erzählte aus seinem Leben. Bereits 1966 war er in
Seligenstadt Kawasaki-Händler für das Versandhaus Neckermann in Frankfurt
am Main und verkaufte die ersten
650er W1-Viertakt-Twins. Als der Hamburger Motorradgroßhändler Detlev Louis 1968 den Import übernahm, blieb
er der Marke treu. Im November 1972 bekam er als einer der ersten Händler die
neue 900 Super Four Z1. "Für mich war es selbstverständlich, dass ich die
Z1 selbst in Hamburg per Achse abhole. Dieses Fahrerlebnis habe ich bis
heute nicht vergessen. Die Z1 eröffnete uns Motorradfahrern eine vollkommen
neue Welt. Noch nie gab es eine Maschine mit solch einer Kraft,
Beschleunigung, Topspeed und Sound. In meinem Geschäft stand die Kundschaft
Schlange, manch einer hat mir 300 DM über dem regulären Verkaufspreis
gegeben,
nur um möglichst schnell an das Bike zu kommen", lässt Toni Wolf wissen. |
"Alte Garde"
Anton "Kawa-Toni" Wolf von 1966 bis 2005 Kawasaki-Vertragshändler |
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Kawasaki W2 und W2TT Scrambler von 1966
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Das erste Big-Bike von Kawasaki war allerdings
nicht die Z1 sondern die W1. Das Werk brachte den 650er Twin 1966 auf den
Markt. Hauptabsatzland waren neben Japan die USA und Australien. Die
wenigen Maschinen, die damals nach Europa kamen, ließen sich an zwei Händen
abzählen. Heute gibt es einige mehr und dazu einen treuen Fankreis. Ausgewiesener W1-Spezialist
bei uns ist Ralf Gille aus Frankfurt. Keine Frage, auch er war bei der
Z-Fete vertreten, gab geduldig Auskunft und erzählt allen, die es wissen
wollten, was es mit der W1 auf sich hat.
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Kawasaki W1-Experten
Ralf Gille und Jeannette Schulz
Motorcycles & Engineering
Feuerbachstraße 21
D-60325 Frankfurt
rgjs@arcor.de
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So lebhaft die Kawasaki-Szene in der Z1-Ära war, so
schillernd ist sie noch heute. Nur mit einem Unterschied: die
Herrschaften sind inzwischen durch die Bank weg 30, 40 Jahre älter
geworden. An der Begeisterung für die Z-Modelle hat sich dagegen nichts
geändert und Heavy Metal wird weiterhin gedudelt.
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Galerie
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.. dem gibt es nichts hinzuzufügen! |
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Tuning-Spezial:
Der Schweizer Fritz W. Egli baute für den
Z1-Motor eines der besten Fahrwerke
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Allroundtalent:
Eine Z1000 A1 hat "Mick" in einen beachtenswerten "Road-Scrambler"
verwandelt |
UFO: Umgebaute Z1300 |
Überzeugungstäter:
Michael "Mick" ist bekennender Z-Fan
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Kawasaki-Experten:
Peter Krüger (links) war bis 2012 Schulungsleiter beim Importeur,
Andi Seiler ist seit 2003 für die Pressearbeit verantwortlich |
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Siegerehrung:
Bei der Bike-Prämierung wurden 21 Trophäen vergeben
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Kontakt
Z-Club-Germany e.V.
1. Vorsitzender
Peter Krauss
Haugweg 24
71711 Murr
www.z-club-germany.de
Z-Stammtisch Kassel
"Zündstoff" am
Edersee |
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