Erinnerungen von Winni Scheibe an seinen ersten
Besuch
Anfang 1981 beim Schweizer Fahrwerks- und Tuner-Guru
Fritz W. Egli in Bettwil/Aargau.
Text: Winni Scheibe
Fotos: Scheibe, Archiv-Egli, Archiv-Lichte
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Motorradlegende
Fritz W. Egli
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Es gibt Erlebnisse, die brennen
sich fest ins Gedächtnis. Die erste Zigarette, das erste Bier, der
erste Joint, der erste Kuss, mit 16 das erste Moped und mit 18 dann der
große Führerschein und das erste Motorrad. Dazwischen liegen viele
besondere Momente. An solche kann ich mich noch gut im Frühjahr
1967 erinnern. Damals hatte ich mir als 15-jähriger Teenager unheilbar
und auch nicht mehr therapierbar den Motorradbazillus eingefangen. Alles
über mein neues Hobby habe ich verschlungen, wie ein Schwamm
aufgesogen.
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Die damals einzige Fachzeitung DAS MOTORRAD war für
uns zweiradbegeisterte junge Burschen die Bibel. Als ich im Heft
9/1967 von “Klacks“ den Bericht über die Egli-Vincent aus der Schweiz
gelesen hatte, gabs in meiner Moped-Clique wochenlang kein anderes Thema.
Auch kein Wunder. In den 1960er Jahren war das Motorradgeschäft bei uns
mausetot. Für 10 oder 20 Mark (5 – 10 Euro) bekamen wir “Halbstarke“
noch gut intakte Maschinen regelrecht nachgschmissen.
Unser Fuhrpark bestand neben ein paar abgerittenen Mopeds aus einer 250er
NSU Max mit 17 PS und einer 19 PS starken Horex 350 Regina. Ohne
Zulassung, Kennzeichen, Führerschein, Helm und Furcht bretterten wir
volle Lotte querfeldbeet durch die Pampa.
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“Schweizer Meisterwerk"
Zur Sensation bei der ZÜS im Frühjahr 1967
wurde die 1000er Egli-Vincent.
In DAS MOTORRAD Heft 9/1967 hatte Ernst
“Klacks“ Leverkus
eine tolle Reportage über die Egli-Vincent vom erst 29-jährigen
Eidgenossen Fritz W. Egli gebracht.
(Zeitungsausriss DAS MOTORRAD 9/1967)
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Dagegen wirkte auf uns die
Egli-Vincent wie vom anderen Stern. Eine bildschöne, nur 163 kg leichte
Spezial-Maschine. Die 1000er hatte einen frisierten englischen
V2-Vincent-Motor, war 75 PS stark, über 200 Sachen schnell und
unglaubliche 6500 Schweizer Franken teuer. Mehr ging einfach nicht, für
uns ein unerreichbares Traummotorrad.
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“King of the Road"
In den 1960er Jahren war bei uns die BMW R69S das Maß der Dinge.
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Das einzige schwere Motorrad,
das wir weit und breit kannten, war eine 600er BMW R69S. Das 42 PS Krad
gehörte dem wohl letzten Motorradhändler in unserer Gegend. Er war mit
Herzblut bei der Sache, spendierte uns Ersatzteile und konnte alle
Motorrad-Fragen beantworten. Zu unserem neuen Hobby hatte er allerdings
seine eigene Einstellung: “...ein Motorrad darf jede Farbe haben,
vorausgesetzt sie ist schwarz...“. Oder: “...mit einer Boxer-BMW kann
man bis ans Ende der Welt fahren...“. Und über die damals aufkommenden
japanischen Motorräder: “...alles billige Kopien, Spielzeuge und
Wegwerf-Sachen, nix für echte Kerle...“. Um seine Meinung über die Egli-Vincent wagten wir
ihn erst gar nicht zu fragen.
Das Rad der Zeit drehte sich bald immer schneller. Ab Anfang der 1970er
Jahre war ein gewaltiger Motorradboom im Anrollen. Vollkommen neue,
pfiffige, starke, schnelle und zuverlässige Modelle kamen aus Japan von
Honda, Yamaha, Suzuki und Kawasaki. Marken, die bisher bei uns kaum einer kannte.
Schlagzeilen über die Egli-Vincent gab
es nicht mehr. Der Eidgenosse hatte inzwischen umgesattelt und pflanzte
nur noch hochmoderne Vierzylinder-Motoren von der Honda CB750 Four und
Kawasaki Z900 in sein exzellentes Chassis ein.
Für mich hatte sich die Interessenlage ebenfalls geändert. Englische
Bikes, eben noch die großen Favoriten schlechthin, und besonders
Spezial-Motorräder mit Triebwerken von Triumph oder Vincent, waren
inzwischen nur noch etwas für überzeugte und hartgesottene
Klassiker-Fans. Der Fokus lag eindeutig auf den brandneuen Feuerstühlen
aus Japan, aber auch auf denen von BMW, Ducati, Laverda, Moto Guzzi und
Benelli.
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"Breakfast in Amerika"
Mein Hobby hatte ich mittlerweile zum Beruf
gemacht.
Ab 1979 war ich Redakteur beim Motorradmagazin MO.
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Bei MO in Esslingen war richtig
was los, alles drehte sich nur um Motorräder. Es wurden neue Modelle
getestet, Zubehör kritisch unter die Lupe genommen, über aktuelle
Ereignisse berichtet, zu Pressevorstellungen neuer Maschinen um die
halbe Welt gedüst und zu Sportveranstaltungen gejettet.
Im März 1980 standen die 200-Meilen von Daytona im Terminkalender. Es
war mit 28 Lenzen mein erster Ausflug in die USA. Reisebegleiter und “Tourguide“
war mein Berufskollege von MOTORRAD Siegfried “Sigi“ Güttner. Sigi
hatte jahrelang in den Staaten gelebt, gearbeitet und war AMA-Rennen
(American Motorcyclist Association) gefahren. Beim AMA 200-Meilen-Rennen
1972 in Daytona landete er mit seiner Yamaha 354 Rennmaschine, umringt
von weitaus schnelleren 750er Racern, auf dem sensationellen 5. Platz.
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“High-Speed-Arena"
Mit keiner anderen Rennstrecke auf der Welt ist
das Superspeedway
in Dayton Beach vergleichbar. Der Kurs wird als Tri-Oval mit drei
überhöhten Steilwandkurven, mit einer Rundenlänge von
2,5 Meilen (4 km), bezeichnet. Im Innenbereich gibt es einen
geschlängelten Streckenabschnitt. Wird dieses Teilstück bei
Rennen mit genutzt, beträgt die Streckenlänge 3,56 Meilen (5,73
km).
Bei ausverkauftem Haus fasst die gigantische Sportarena
101,500 Zuschauer.
(Quelle Daytona Beach)
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Im weltberühmten Daytona-
International-Speedway an der Ostküte vom Sunshine-State Florida war Sigi
bekannt wie ein bunter Hund und er kannte Gott und die Welt. Er machte
mich mit den Rennstars Don Vesco, Garry Nixon, Wes Cooley, Yvon DuHamel,
Gene Romero und vielen weiteren bekannt. Im 250er Rennen drückte ich
unserm Anton “Toni“ Mang die Daumen. Um ein Haar hätte der schnelle
Bayer die AMA-250-Lightweight gewonnen. Hinter dem Sieger Eddie Lawson
(später 4facher 500er Weltmeister) und vor dem drittplatzierten Freddie
Spencer (später 250er und 2facher 500er Weltmeister), konnte Toni Mang
auf einen verdienten 2. Platz rauschen.
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“Boxen-Talk"
Sigi Güttner (rechts) im Gespräch mit US-Rennlegende Don Vesco.
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"Bayern-Kurier“
Toni Mang konnte mit seiner Werks-Kawasaki KR250
in Daytona 1980 im 250er Rennen auf den 2. Platz fahren.
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In den USA ist vieles anders.
Übernachtet wird meist im günstigen Motel, das Breakfast gibts im
Fastfood-Restaurant around the corner. Eines Morgens wurde unser
gemütliches 8:00 o´clock-Snack plötzlich gestört. Mit Gedonnere fuhr
eine Korona Vincent-Fahrer direkt vor die Futterbude. Sigi erkannte gleich
einige Fahrersleute. Sie waren vom Vincent-Owners-Club aus seiner
ehemaligen Heimatstadt Detroit. Das Hallo war groß, es gab viel zu
erzählen. Mir dagegen verschlug es fast die Sprache. Vergleichbares hatte
ich im alten Europa noch nicht erlebt. Wie aus dem Ei gepellt standen
über ein Dutzend Vincent-Oldtimer, von der 500er Comet über die 1000er
Rapide bis hin zur sagenumwobenen 1000er Black Shadow, vor uns. Das
Größte für mich aber war mittendrin eine blitzblanke 1000er
Egli-Vincent. Gleich erinnerte ich mich an den MOTORRAD-Bericht von 1967.
Es wurden Fotos gemacht und wir verabredeten uns mit Sigis amerikanischen
Freunden zum Dinner - der Besitzer der exklusiven Egli-Vincent war auch
dabei. Selten hatte ich wie an diesem Abend in so kurzer Zeit so viel
über eine Motorradmarke, die Owners-Szene und den Kult um die
Egli-Vincent erfahren. Schnell reifte bei mir der Gedanke, einen
ausführlichen, historischen MO-Bericht über Vincent (The Vincent
H.R.D.
Company Ltd., Stevenage England, 1926-1955), aber vor allem über die
Egli-Vincent, zu machen.
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“Edelwerk"
1000er Egli Vincent
“Meilenwerk“
Der gewaltige Smiths-Tacho wurde bei den großen 1000er Vincent
zum Markenzeichen. Die Skala reichte bis 150 Meilen (240
Stunkilomerter)!
"Eidgenössisches Glanzwerk"
Fritz W. (Walter) Egli bestand darauf, als Mechaniker bezeichnet zu
werden.
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Beim
Langstreckenrennen auf dem Nürburgring im Sommer 1980 traf ich Fritz W.
Egli. Bei dieser Gelegenheit sprach ich den mittlerweile erfogreichen und
in der Szene weltberühmten Schweizer Sportmotorrad-Hersteller auf meine
Idee an, doch er wiegelte ab. In seiner ruhigen und bestimmenden
eidgenössischen Art antwortete er mir, dass unter die Vincent-Ära ein
dicker Schlussstrich gezogen sei. Alle Motorräder und das ganze
Ersatzteillager seien schon lange verkauft. Zu diesen alten Kamellen bitte
keine weiteren Fragen, Ende der Vorstellung.
Doch es sollte ganz anders kommen. Vier
Wochen später testeten wir von MO auf dem Nürburgring eine 1000er
Egli-Kawasaki. Auch der Chef war mit dabei. Diesmal ging ich mein Anliegen
geschickter an. Beim Abendessen schwärmte ich vom Daytona-Besuch und
besonders euphorisch vom Treffen mit dem Vincent-Owners-Club. Mehr
beiläufig fragte ich Herrn Egli, Jahrgang 1937, ob ich bei einem Besuch
in Bettwil ihn zu den “alten Vincent-Zeiten“ befragen dürfte.
Bereitwillig sagte er jetzt zu, wir sollten uns diese Konferenz aber für
die Wintermonate aufheben.
In der ersten Februarwoche 1981 stand
der Termin in der Schweiz an, für mich war der Freitagnachmittag
reserviert. Oft kommen Journalisten ja nur etwas zu spät. Bei mir wurde
es jedoch kurz vor Feierabend, bis ich endlich in Bettwil eintrudelte.
Entgegen meiner Befürchtung gleich wieder nach Haus fahren zu müssen,
wurde ich ausgesprochen freundlich begrüßt. Der Chef führte mich
zunächst durch den Betrieb, stellte mich seinen Mitarbeitern vor.
Zwischendurch vertraute er mir an, dass bei dieser winterlichen Wetterlage
eigentlich keiner mehr mit meinem Besuch gerechnet habe, ich wäre ja bei
diesem Schneetreiben bestimmt stundenlang unterwegs gewesen. Ich musste
lachen und zählte auf, wie oft ich die Schneeketten auf- und
wieder abmontiert hatte. Meine Verspätung war somit entschuldigt.
Im Familienkreis gabs das Abendessen.
Genau so, wie ich es mir gewünscht hatte, drehte sich unser Gespräch
fast nur um die “alten Zeiten“. Dabei verriet mir mein Gastgeber, dass
ich der erste Journalist überhaupt sei, der von ihm wissen wollte, wie er
zum Motorrad fahren und zu Vincent gekommen sei. Und dann plauderte er
freimütig in seinem symphatischen schweizerdeutschen Dialekt aus dem
Nähkästchen - so dass mir bald die Ohren glühten. Weit nach 21 Uhr
sagte er dann, dass wir nun in den Nachbarort zu einem guten Freund
fahren. Er hätte ein gut sortiertes Vincent-Archiv und sei ein
exzellenter Kenner der altehrwürdigen englischen Nobelmarke.
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Vom firmeneigenen Chevrolet
Blazer waren rasch die Fenster vom Neuschnee befreit. Im festen Vertrauen
auf die amerikanische Gelände- und Allwetter- Allradtauglichkeit und den
bärenstarken 5,7-Liter V8-GM-Motor gings über die verschneite
Verbindungstraße zum Vincent-Experten. Für mich Flachlandjodler wars das
reinste Schneechaos, für den alteingesessenen Eidgenossen ein ganz
normaler Schweizer Winter. Aber schon kurz hinter Bettwil wars mit dem
Pistensurfen vorbei. Ein Fahrzeug schlitterte direkt auf uns zu,
geistesgegenwärtig wich Chauffeur Egli aus. Der Ami-Schlitten rutschte in
den Graben und mit der rechten Fahrzeugseite auch noch in eine mannshohe
Schneeverwehung. Wir sassen fest, nichts ging mehr, der Verursacher war
lämgst über alle Berge. Fritz Egli entschied sofort: “...der Wagen
darf hier nicht stecken bleiben, der Schneepflug braucht unbedingt freie
Bahn, wir müssen den Blazer um jeden Preis hier wegbekommen...“.
Zuerst versuchten wir das tonnenschwere
Vehikel frei zu schaufeln, jedoch vergeblich. Es schneite unentwegt, dazu
pfiff ein eiskalter Wind. Für den nächsten Bergungsversuch wurden aus
Eglis Werkstatt stabile Autowagenheber und Stahlroste geholt. Aber auch
dieses Manöver brachte kein Erfolg. Das Monsterauto hatte sich durch die
wiederholten Vor- und Rückwärts- Ausparkversuche inzwischen tief
eingebuddelt. Doch Aufgeben kam für den Schweizer nicht in Frage, geht
nicht, gab es für ihn nicht. Vom Schaufeln, Hebeln, Schieben und Drücken
waren wir, sowie weitere freiwillige Bergungshelfer, mittlerweile
durchgeschwitzt und vom Schneetreiben aufgeweicht. Für die nächste
Rettungsaktion wurde ein benachbarter Bauer aus den Federn geklingelt.
Weit nach Mitternacht kam Hoffnung ins Drama. Im Tandemgespann, der
schwere Trecker als Zugpferd und der Blazer mit seiner Allradpower,
bekamen wir das havarierte Unglücksauto endlich wieder flott. Mit eigener
Motorkraft gings in den Heimathafen zurück.
Gegenüber in der Dorfkneipe brannte zum
Glück noch Licht und alle ehrenamtlichen Helfer bekamen Jägertee
spendiert. Rasch kehrte in die durchgefrorenen Körper wieder Leben ein.
Die Stimmung stieg, es wurde gescherzt und laut lachend versicherte man
mir, vom bisschen Schnee lasse man sich so schnell nicht unterkriegen.
Mir blieb dieser Besuch in Bettwil
unvergessen. Für mich jungen Motorradjournalist war es damals eine große
Ehre, von einer so hoch respektierten Person wie Fritz Egli persönlich
seinen beruflichen Werdegang zu erfahren. Neben den vielen spannenden
Geschichten, hatte ich darüber hinaus einen willensstarken Mann
kennengelernt, der, wenn er sich mal etwas in den Kopf gesetzt hatte und
ein Ziel erreichen wollte, einfach nicht aufgab. Seit diesem gemeinsam
gemeisterten Bergungsabenteuer waren wir beim DU.
Der winterliche Ausflug in die Alpen war
ein voller Erfolg, ich hatte über Vincent und Egli mehr erfahren, als ich zu hoffen wagte. Einen
Teil meiner Neugierde hatte sogar vor mir noch kein anderer Journalist bei
Fritz Egli recherchiert. Ich durfte es erstmalig im Rahmen meines Berichts
“Schweizer Präzision“ veröffentlichen.
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Die Fritz W. Egli Story
"Schweizer
Präzision"
In einer Zeit, als Fahrwerke wie "Lämmerschwänze wackelten",
baute ein Schweizer einen Rahmen, der es zu Weltruhm brachte:
Das
Egli-Chassis. Und da die Leistung nie genug sein konnte,
kümmerte sich Fritz W. Egli auch um das Motortuning.
Ein Perfektions-Mythos war
geboren.
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Fitz W. Egli auf einer 1000er Egli-Vincent
(Foto: Archiv-Egli)
Egli-Prospekt: "Ein Fahrwerk wie auf
Schienen"
(Foto: Archiv-Egli)
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Die
Premiere seiner beiden neuen Maschinen sollte standesgemäß
stattfinden. Ohne wenn und aber! Und das konnte natürlich nur bei der
Züspa sein. Der größten und wichtigsten Schweizer
Motorrad-Ausstellung (vergleichbar mit unserer damaligen IFMA) im
Frühjahr 1967 in Zürich. Als aber Fritz W. Egli den Preis für seinen
geplanten Messestand erfuhr, verschlug es ihm die Sprache. Diesen Betrag
wollte und konnte er niemals bezahlen. Aus der Traum. Doch schon wenig
später kam ihm eine rettende Idee. Genau einen Tag vor dem
Eröffnungstermin telefonierte er mit der Messeleitung und bot für
Dekorationszwecke "zwei außergewöhnliche Motorräder" an.
Und da er für die Leihgabe auch nichts haben wollte, wurde das Angebot
selbstverständlich gerne angenommen.
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Egli-Vincent für die Straße und
Egli-Vincent für die Rennstrecke
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(Fotos: Archiv-Egli) |
Irgendwie hatten
wir aber aneinander vorbeigeredet. Als ich nämlich mit meinen Maschinen
bei der Messehalle ankam und nach dem Weg fragte, hieß es, der Platz
für die Dekorationsblumen wäre ganz hinten in der Ecke. Doch ganz
gleich, ob Blumen oder Motorräder, das war mir in diesem Moment
ziemlich egal. Wichtig war nur, meine Maschinen standen auf der
Messe", erinnert sich der Schweizer mit einem verschmitzten
Schmunzeln an das damalige Missverständnis. Dass sie die Hauptattraktion
werden sollten, hatte sich der junge Motorradhersteller in seinen
kühnsten Träumen nicht auszumalen gewagt. Ohne es gewollt zu haben,
stahl die kleine "Spezial-Werkstatt für Vincent-Motorräder"
aus Oberwil/Aargau, in der neben dem Chef nur noch zwei weitere
Mechaniker beschäftigt waren, allen etablierten Herstellern die Show.
Die beiden 1000er Egli-Vincent waren die Sensation schlechthin.
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Mythos: Vincent Black Shadow
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Meilen-Tacho! |
Vincent-Kraftwerk: 1000 ccm und 55 PS
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Dabei war es längst
nicht nur der Name Vincent, der für Aufregung sorgte. Vincent
Motorräder, einst die stärksten, schnellsten und teuersten Maschinen
der Welt, gab es ja schon seit 1955 nicht mehr.
Vergessen hatte sie aber
keiner und die British-bike verrückten Schweizer schon ganz und gar
nicht. Die beiden blinkenden und blitzenden Bikes im letzten Winkel der
Messe hatten allerdings nur noch wenig mit den bekannten Vincents aus
den ruhmreichen Fünfzigern zu tun - bis auf das gewaltige 1000er
V-Triebwerk von der sagenumwobenen Black Shadow.
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Schweizer-Motorradtraum: Egli-Vincent
(Foto: Archiv-Egli)
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Das hatte
Fritz Egli nach allen
Regeln der Tuning-Kunst modifiziert und auf rund 75 PS gebracht. Der
Rest war so neu, dass den Messebesuchern der Atem stockte. Solche
Motorräder hatte die Welt noch nicht gesehen. Es waren reinrassige
Sportmaschinen, nichts für Anfänger, brave Familienväter oder Leute,
die gemütlich über die Chaussee bummeln wollen. Genau wie echte
Rennmaschinen hatten die Egli-Vincents Stummellenker und hinten liegende
Fußrasten, GFK-Sporttank, Ein-Mann-Höcker, schmale Schutzbleche und
Speichenräder mit Hochschulterfelgen aus Aluminium. Im Vorderrad sorgte
eine Ø 210 mm Fontana Doppelduplex-Trommelbremse und hinten eine
Simplex-Trommelbremse für atemberaubende Verzögerungswerte. In der
zweiten Egli-Vincent, eine echte Rennmaschine, waren sogar moderne
Scheibenbremsen verbaut.
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Egli-Chassis
(Zeichnung:
Archiv-Egli)
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Der Oberknaller jedoch
war der Rahmen. Eine Konstruktion, die nicht durch ein aufwendiges
Rohrgeflecht, sondern durch seine schlichte Einfachheit bestach.
Das Chassis bestand
lediglich aus einem 100 mm starken Zentralrohr aus Präzisionsstahl
direkt über dem V-Motor, das gleichzeitig als Öltank diente, und einem
Rohrdreieck für das Rahmenheck, diese Rohre hatten 30 mm
Außendurchmesser. Der Motor war mittragendes Teil, er war am vorderen
Zylinder mit dem Zentralrohr verschraubt und hinten über stabile
Halteplatten mit dem Rahmenheck verbunden. Die Führung der
Hinterradschwinge aus Profilstahlrohr mit zwei Ceriani-Federbeinen
erledigten Kegelrollenlager, die Ceriani-Telegabel war ebenfalls in
großzügig dimensionierten Schrägrollenlagern gelagert.
Für tadellosen
Korrosionsschutz, aber auch für eine bestechende Optik, hatte der
rührige Konstrukteur das hartgelötete Fahrwerk auf Hochglanz
vernickeln lassen. Eine Maßnahme, die zum Markenzeichen aller folgenden
Egli-Rahmen werden sollte. Bis auf wenige Ausnahmen, wie sich mit der in
diesem Bericht gezeigten, originalgetreu restaurierten, 1000er
Egli-Vincent mit schwarz lackiertem Fahrwerk aus dem Jahr 1969 von Bernd
Stutz belegen lässt.
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Bernd Stutz und seine Egli-Vincent von
1969
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Und dann gab es noch
etwas, was die Schaulustigen bei der Züspa vom Hocker riss: der
riesige original Vincent Smiths-Tacho mit einer Ziffereinteilung bis
250
Stundenkilometer!
In einer Zeit, als die 42
PS starke BMW R 69 S als Maß der Dinge galt, brachte die Egli-Vincent
die Motorradwelt mächtig durcheinander. Dabei stand der Schweizer
Spezialmaschinenhersteller erst am Anfang seiner Karriere, die er so
eigentlich gar nicht gewollt hatte.
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Fritz W. Egli:
"Handwerk von der
Pike auf gelernt"
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Vincent Black Shadow: "Schneller als
ihr Schatten" |
Sein Handwerk hat Fritz
W. Egli von der Pike auf gelernt und schon früh begann er, sich für
Motorräder zu interessieren. Besonders beeindruckte ihn die schwere
Maschine eines älteren Arbeitskollegen. Wie er richtig hieß, wusste eigentlich keiner, alle nannten ihn nur Blacky: er fuhr nämlich eine 55
PS starke und 200 Stundenkilometer schnelle 1000er Vincent Black Shadow.
Immer wieder beobachtete der junge Egli wie Blacky beim Starten des
mächtigen V-Motors Probleme hatte. Handwerklich begabt, wie er war,
konnte er seinem Arbeitskollegen helfen. Es dauerte nicht lange und
zwischen dem alten und jungen Motorradfan entstand eine
Motorradfahrerfreundschaft. Und was nun folgte, klingt zurückblickend
fast wie ein modernes 1001-Nacht-Märchen. Blacky bekam mit der Zeit
ernsthafte gesundheitliche Probleme, was ein Weiterfahren mit seiner Vincent
unmöglich machte. Verkaufen wollte er das Bike aber nicht, und so
fragte er seinen jungen Freund eines Tages, ob er die Black Shadow haben
möchte. Bei ihm wüsste er sie in guten Händen und weil er seine
Fahrerausrüstung nun auch nicht mehr brauchte, verschenkte er sie
gleich mit. Für den stolzen Nachbesitzer war es viel mehr als nur ein
Geschenk, es sollte seinen weiteren Lebensweg maßgeblich beeinflussen.
Dass Blacky kurz darauf verstarb, gab der Angelegenheit eine Tragik, die
den jungen Egli tief berührte und er beschloss, die Black Shadow nie
wieder herzugeben, er besitzt sie tatsächlich noch heute.
Die Ausbildung zum
Feinmechaniker schloss er in seinem Jahrgang als Bester in der ganzen
Schweiz ab und als Lohn für diese herausragende Leistung durfte er für
drei Jahre zu einem Montageaufenthalt auf die Baja California. Neben
vielen Eindrücken und Erfahrungen hatte der Eidgenosse eine schöne
Stange Fränkli zusammengespart, die es ihm ermöglichte, eine kleine
Motorrad-Schrauberbude einzurichten. Tagsüber arbeitete er weiterhin
als Mechaniker in seiner ehemaligen Lehrfirma, nach Feierabend und am
Wochenende wurde an seiner Vincent und anderen eigenen Maschinen sowie
den Motorrädern von Freunden gewerkelt. Fast alle fuhren englische
Bikes und da gab es schließlich immer etwas zu reparieren, zu
verbessern oder umzubauen. Es war eine eingeschworene Clique, das
gemeinsame Motorradhobby verband zu einer festen Freundschaft, bezahlen
ließ sich Egli für seine Arbeit nicht. "Es war eine wunderschöne
Zeit. Wir hatten viel Spaß zusammen, und wenn wir nicht irgendwo
unterwegs waren, wurde an den Motorrädern geschraubt", erzählt
der Schweizer über früher. Im Prinzip hätte es bis ans Ende der Welt
so weitergehen können. Beruflich stand ihm eine gesicherte Karriere
bevor, die genügend Zeit für die feierabendliche Motorradfahrerei und
natürlich die Motorradbastelei ließ. Doch längst hatte er sich andere
Ziele gesteckt: eine Motorradwerkstatt. Er wollte sich selbst die Arbeit
einteilen und sich von niemandem mehr sagen lassen, was und wie es zu
machen war. Wenn es um Motorradsachen ging, entwickelte Fritz W. Egli
seinen eigenen Kopf.
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1000er Egli-Vincent mit Scheibenbremsen
am Vorderrad
(Foto: Archiv-Egli)
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Geht nicht, gab es für
den zum Perfektionismus strebenden Techniker nicht und wenn ein Problem
zu lösen war, sinnierte er so lange, bis er es gelöst hatte. In seiner
Welt drehte sich alles um Motorräder, er war Techniker, Tüftler und
Konstrukteur in einer Person, der "Geschäftsmann" stand hintenan.
In einer Zeit, als auch
in der Schweiz bald keiner mehr etwas vom Motorrad wissen wollte, setzte
er Mitte der Sechziger diese Vorhaben in die Tat um.
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Vincent Black Lightning
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Schlecht standen seine
Aktien nicht. Im Mikrokosmos der Vincent-Motorradwelt hatte er sich in
der Schweiz längst einen guten Ruf erworben. Als Black Shadow Besitzer
und Fahrer kannte er alle Stärken, aber auch die Schwächen des
legendären Bikes. Mit geschlossenen Augen konnte er das Triebwerk
auseinander- und wieder zusammenbauen. Und weil man die Ersatzteile
nicht an jeder Ecke bekam, war im Laufe der Zeit ein gut sortiertes
Lager angewachsen. Bei der Pflege, Wartung und Reparatur von Vincent
blieb es natürlich nicht. Was die Kunden brachten, wurde
instandgesetzt. Und als einige Freunde anfingen Moto Cross und
Grasbahnrennen zu fahren, sprang der Rennbazillus auch auf den
Jungunternehmer über. Für ihn kamen aber nur die in der Schweiz
typischen Bergrennen in Frage. Die Black Shadow war längst mit
Leistungsteilen der Black Lightning-Rennmaschine auf gut 80 PS getunt
und ging, wie er noch heute versichert, "wie die Hölle". Doch
über den dritten Rang kam er nicht hinaus. Schuld daran war das
veraltete Fahrwerk, das Philip C. Vincent bereits kurz nach dem Zweiten
Weltkrieg konstruiert hatte. Die Vorderradführung erledigte eine
Girdraulic-Trapezgabel, der Rahmen bestand im Prinzip nur aus einem
kurzen Vierkant-Rohr über dem Motor, und lange bevor Yamaha die
Erfindung der Cantilever-Hinterradfederung für sich in Anspruch nahm,
sorgte bei der Vincent exakt solch ein System für Fahrkomfort. Im
kommoden Straßenbetrieb mochte das Fahrwerk seiner Aufgabe ja
nachkommen, doch im scharfen Renneinsatz war es hoffnungslos
überfordert.
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Logo für Präzision, Leistung und
Schnelligkeit
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Um auch weiterhin Spaß
an der Rennerei zu haben, musste etwas passieren und das konnte nur ein
neues Fahrwerk sein. Da es aber so etwas nirgends zu kaufen gab, blieb
keine andere Wahl als es selbst zu bauen. Doch leichter gesagt, als
getan. Ein Vorbild für ein gutes Chassis war nicht das Problem, und
sich ausgerechnet nach dem Rahmenlayout des berühmten Norton
Manx-Rahmens zu orientieren, kam Egli erst gar nicht in den Sinn. Da
blieb er lieber beim Vincent-Vorbild. Nur musste dieses Rahmenprinzip
vollkommen neu überdacht und gemäß dem aktuellen Stand der Technik
umgesetzt werden. Der Clou des neuen Rahmens war seine Einfachheit und
die möglichst verdrehsteife Verbindung zwischen Lenkkopf und
Hinterradschwinge. Aus dieser Idee entstand der bis heute legendäre
Egli-Zentralrohrrahmen.
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Da es Mitte der Sechziger allerdings noch
kein brauchbares Federbein gab, das für den Einsatz einer
Centilever-Schwinge geeignet gewesen wäre, entschied ich mich zunächst
für eine konventionelle Hinterradschwinge mit zwei Federbeinen",
verrät Fritz Egli. Alles weitere war handwerkliche Meisterarbeit, wobei
er jedoch nichts dem Zufall überließ. Bauteile, die nicht selbst
gefertigt wurden, bezog er ausschließlich von renommierten
Zulieferfirmen. Perfektionist wie er war, wurde aber kein Bauteil
einfach nur angebaut, sondern penibel überarbeitet und exakt in das
System eingepasst. Die Flut von sündhaft teuren und passgenauen
Zubehörteilen, die man heute von jedem Motorrad-Versandhandel bekommen
kann, gab es vor 30 Jahren nämlich noch nicht.
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Fritz W. Egli
(Foto: Archiv-Egli) |
Schweizer Bergmeister 1968: Fritz W. Egli
(Foto: Archiv-Egli)
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Anfang 1968 stand die
erste 1000er Egli-Vincent Rennmaschine für die Schweizer
Bergmeisterschaft startbereit. Acht Läufe waren ausgeschrieben, sieben
Mal wurde Fritz W. Egli Erster, einmal Dritter. Der Name "Egli-Vincent"
war in der Rennszene bald nicht mehr wegzudenken, am Ende der Saison war
der Konstrukteur und Rennfahrer Egli Schweizer Bergmeister!
Dass Fritz W. Egli ein
talentierter Rennfahrer war, hatte er nachhaltig bewiesen, doch seine
wirkliche Stärke war die des Motorradkonstrukteurs, Tuners und
Mechanikers. Und so überließ er im folgenden Jahr seinem Freund Fritz
Peier die Rennerei. Auch hier das gleiche Bild, die Kombination Egli/Vincent/Peier
war 1969 unschlagbar. Peier wurde Schweizer Bergmeister, darüber hinaus
brach er alle Rekorde und erzielte etliche Achtungserfolge bei
internationalen Rennen in England. "Unsere damaligen Einsätze lassen
sich mit dem heutigen Motorradrennsport nicht mehr vergleichen. Der
Fritz Peier und ich haben uns alles geteilt, Essen, Benzin und
Reisekosten. Rennsport war noch Idealismus, außer ein paar Fränkli
Preisgeld war kein Geld damit zu verdienen. Dafür war die Kameradschaft
im Fahrerlager um so besser, oft waren wir bei englischen Rennkollegen
zum Tee eingeladen", plaudert Fritz Egli von früher. "Unsere
Renn-Vincent hat damals sehr viel Aufmerksamkeit erregt. Oft konnten wir
sogar so bekannten Werksfahrern wie Phil Read und Giagcomo Agostini
mächtig einheizen. Rennfertig brachte die Vincent knapp 160 kg auf die
Waage, und je nach Abstimmung leistete das Triebwerk zwischen 80 und 85
PS bei 7000 Touren."
Fast immer Zweiter in der
damaligen Schweizer-Meisterschaft wurde Florian Bürki auf einer
Triumph-Métisse. Fritz Egli erinnerte sich eines Tages an die
Geschichte mit seinem alten Arbeitskollegen Blacky und fragte Bürki, ob
er mal Lust hätte die Ersatz-Vincent auszuprobieren. Es kam wie
erwartet: im Ziel trennten die beiden "Egli-Werksfahrer" nur
Zehntelsekunden voneinander. Fritz Peier wurde 1971, Florian Bürki 1972
und 1973 Schweizer Bergmeister auf Egli-Vincent.
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Egli-Vincent mit 500er
Einzylinder-Comet-Motor
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In seinem Betrieb hatte
sich Fritz W. Egli längst auf die Herstellung von Rahmen-Kits und
kompletten Egli-Motorrädern spezialisiert.
Zwischen 1968 und 1972
entstanden etwa 50 Egli-Vincent mit dem 500er Einzylindermotor und rund
200 Egli-Vincent mit dem 1000er V-Triebwerk.
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Egli-Vincent mit 1000er Black
Shadow-Motor
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Von einer Serienfertigung
konnte dabei allerdings keine Rede sein. Jede Maschine wurde exakt nach
Absprache des Kunden in Handarbeit aufgebaut. Wobei bei den
Zubehörkomponenten grundsätzlich nur Spitzenerzeugnisse von Ceriani,
Grimeca, Campagnolo, Lockheed, Brembo, Orlandi, Fontana, Lucas, Kröber,
Dellorto und Borrani zum Einsatz kamen.
Die Sonderwünsche
beschränkten sich allerdings nicht nur auf das Chassis, auch
Motortuning war in der nach oben offenen Leistungsskala grundsätzlich
möglich. Vom ursprünglichen Vincent-Motor waren außer den Gehäusen
sowieso kaum noch ein Teil original. Die durchgeführten Modifikationen
und Veränderungen begannen beim Kurbeltrieb und dessen Lagerung, es gab
unterschiedlich "scharfe" Nockenwellen, verbesserte Kolben,
komplett überarbeitete Zylinderköpfe, Stoßstangen aus Alu und eine
modifizierte Kupplung. Bei allen Tuningarbeiten wurde größter Wert auf
Zuverlässigkeit und Langlebigkeit gelegt. Egli-Motorräder waren durch
die Bank weg alltagstauglich und wer wollte, konnte damit sogar ans
Nordkap oder nach Sizilien fahren.
Aus heutiger Sicht ist
diese Vielfalt für Restaurateure und Egli-Kenner allerdings ein
schwieriges Unterfangen, wenn es darum geht, genau zu beurteilen, was
nun original ist und was nicht. Hinzu kommt, dass im Laufe der Zeit
viele Eglis um- oder nachgerüstet worden sind. Denn genau hierauf legte
Fritz W. Egli immer großen Wert. Modifikationen, Weiterentwicklungen
sowie hochwertigere Anbauteile ließen sich problemlos nachrüsten - so
dass eine Egli immer auf dem neuesten Stand der Technik war.
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Egli-Kawasaki mit 750er H2-Motor
(Foto: Archiv-Lichte)
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Das Rennsportengagement
machte die "Egli-Schmiede" weit über die Schweizer Grenzen
bekannt. Von überall aus Europa, aber auch aus Übersee trudelten
Aufträge ein. Dieser Erfolg brachte es mit sich, dass Fritz W. Egli
1971 nun schon zum zweiten Mal mit seinem Betrieb umziehen musste. Um
ein für allemale Ruhe zu haben, kaufte er in Bettwil/Aggrau ein altes
Bauernhaus und baute den Hof nach und nach für seine Bedürfnisse um.
Die Zeit, in der man sich überwiegend mit dem Aufbau von den
Egli-Vincents beschäftigte, ging im Wechsel der Sechziger zu den
Siebzigern langsam aber sicher dem Ende zu. Die Kundschaft fuhr
mittlerweile Triumph Bonneville, Honda CB 450, Kawasaki Mach III oder
Mach IV oder Laverda 750 SF. Auch für diese Maschinen bot Egli
Fahrwerke an, wobei an große Stückzahlen nicht zu denken war. Je nach
Modell wurden nur zwischen 10 und 25 Rahmen-Kits hergestellt.
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Eine Revolution auf dem
Motorradmarkt löste die ab 1970 in Europa verkaufte Honda CB 750 Four
aus. Hondas "Meilenstein in der Motorradgeschichte" läutete eine
neue Generation ein, mit der Schlosserei vor der Ausfahrt war nun
endgültig Schluss. Das 750er Vierzylinder-Triebwerk war leistungsstark,
zuverlässig und langlebig. Nur die japanische Fahrwerkstechnik steckte
damals noch in den Kinderschuhen. Bei Egli reagierte man sofort. Bereits
Anfang 1971 stand die erste Egli-Honda CB 750 fahrbereit auf den
Rädern.
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Fritz W. Egli auf der Egli-Honda CB 750
(Foto: Archiv-Egli) |
Egli-Honda mit CB 750 Four Motor um
1970-71
(Foto: Archiv-Egli)
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Das Rahmenprinzip hatte
sich, abgesehen von den zusätzlichen zwei Motorhaltestreben vor dem
Zylinderblock, nicht geändert. Neu dagegen waren die Egli-Gussräder
aus Magnesium. Nach Friedel Münch war Fritz W. Egli der zweite
Motorradhersteller, der solche Räder im Serienbau einsetzte. Diese
neuen Laufräder waren nicht nur leicht, sondern auch enorm stabil. Im
Vergleich zu einem normalen Speichenrad, das sich bereits bei 3.03
Tonnen Belastung verformte, ertrug das Egli-Gussrad 7,45 Tonnen
Druckbelastung stellte die Eidgenössische Materialprüfungsanstalt bei
der statischen Festigkeitsprüfung beeindruckend fest.
Selbstverständlich gab
es die Egli-Honda auch in getunter Ausführung mit 810 ccm, 75 PS und
über 210 km/h schnell. Von allen je produzierten Eglis etablierte sich
dieses Modell zum Dauerbrenner. Von 1970 bis 1984 wurden 700 Egli-Hondas
mit CB 750-Motor gebaut. In der Egli-Geschichte bis heute absoluter
Rekord, lediglich die Egli-Kawasaki kommt mit 600 Einheiten an diese
Zahl heran.
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Egli-Rahmen-Kit
(Foto:
Archiv-Egli)
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Wobei wir schon beim
nächsten wichtigen Egli-Kapitel sind: Der Kawa-Ära. "Als 1973 die
Kawasaki 900 Z 1 auf den Markt kam, übertraf sie all unsere
Erwartungen", plaudert der Fahrwerks-Guru aus dem Nähkästchen,
"zuerst dachen wir, jetzt können wir unser Geschäft zusperren, gegen
solch ein Motorrad können wir nie und nimmer ankommen. Doch als wir mit
der Z1 gefahren waren, wussten wir, genau das Gegenteil wird der Fall
sein. Damals wussten wir allerdings noch nicht, welch fast
unerschöpfliches Potential in diesem Motor steckte."
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Egli-Langstrecken-Team 1974: Godier/Genoud
(Foto: Archiv-Egli)
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Es dauerte nicht lange
und es folgten Taten. Das Egli-Racing Team beteiligte sich mit den
französischen Starpiloten Godier/Genoud im prestigeträchtigen
Endurance-Langstreckenrennsport. 1974 gewann das Team auf der
Egli-Kawasaki im Prinzip alles, was zu gewinnen war und stand am Ende
der Saison als Champion fest.
"Bitterer Beigeschmack
an der Geschichte war", zeigt sich Egli noch heute über das
Engagement verärgert, dass Kawasaki überall mit diesem Erfolg
Werbung machte, der Namen Egli in der Reklame aber nirgendwo
auftauchte." Fritz W. Egli ging trotzdem seinen Weg, 1975 wandelte
er die Einzelfirma F. W. Egli in eine Aktiengesellschaft um. Seiner
Kawa-Aktivität setzte er 1979 mit der MRD 1 die Krone auf. Gemäß dem
selbst gewählten Motto "machen, was machbar ist", wurde die Egli
MRD 1 als optimale Fahr-, Leistungs- und Speed-Maschine auf die Räder
gestellt.
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1979 Eglis "Überhammer" MRD 1
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20 Jahre
bevor die
aktuelle Suzuki Hayabusa an der 300-km/h-Schwelle knabbert, schaffte die
MRD 1 bereits Anfang 1979 echte 297 Stundenkilometer! Auch kein Wunder.
Der auf 1016 ccm aufgebohrte Z 900 Kawa-Motor war mit einem
ATP-Abgasturbolader bestückt und zusätzlich durch alle möglichen
Tuningkunststücke auf beachtliche 180 PS bei 10000/min aufgepäppelt
worden. |
Zeitgleich wurde
erstmalig die patentierte Egli-Telegabel, mit zwei zusätzlichen
Verbindungsachsen, und die Cantilever-Hinterradschwinge mit
Monoshock-Federbein verwendet. Am Egli-Zentralrohr-Rahmensystem, um es
an dieser Stelle noch einmal ausdrücklich zu betonen, hatte sich
dagegen nichts verändert.
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Im Laufe der
Egli-Geschichte gab es eigentlich kaum einen Motor, der nicht irgendwann
einmal in das Schweizer Spezial-Chassis gebaut wurde. Das waren Honda,
Yamaha und Enfield Einzylinder-Triebwerke, Ducati-Motoren und sogar
Aggregate von BMW fanden sich im Zentralrohrrahmen wieder.
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Egli-Enfield
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Zweite Leidenschaft: US-Spielzeug
Corvette |
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Seit Anfang der neunziger
Jahre hat sich Fritz W. Egli einer neuen Aufgabe gewidmet: dem Import
der Enfield India. Und weil die Enfield längst nicht seinem
Qualitätsstandard entspricht, gibt es natürlich diverse Tuningstufen
für den Dampfhammer. Aber noch etwas ist interessant an dieser
Geschichte. Ausgerechnet die 350 Enfield Bullet war neben der Vincent
Black Shadow Fritz Eglis erstes Motorrad...
Adresse:
Egli Motorradtechnik AG
Hauptstraße 14/15
CH-5618 Bettwil
www.Egli-Racing.ch
Das Buch über Fritz
W. Egli
"Egli - The Official Book" |