Mobilität und Umwelt |
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"Das ist die Zukunft!" |
Motorrad und Umwelt war in der alten
"Bonner-Regierung" Text&Foto: Winni Scheibe |
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Abgasmessung |
Als Parlamentarische Staatssekretärin im
Bundesumweltministerium (B90/Grüne) ist Gila Altmann
in der Regierung für Motorradangelegenheiten
zuständig. In ihrer Freizeit fährt sie eine Yamaha
650 Drag Star mit nachgerüstetem G-Kat, sie kennt die
Problematik und weiß, wovon sie spricht. |
Gila Altmann |
Gila Altman mit japanischen Honda Managern |
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Weltweit 1993 die erste Vergaser-Honda mit G-Kat |
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Was Autohersteller können, darf und muss von der Motorradindustrie auch erwartet werden", stellte Dr. Axel Friedrich vom Umweltbundesamt unumwunden fest. Und das ist ernst gemeint. Ein Konzept für eine "Umwelt-Untersuchung-Motorrad", kurz UU-Motorrad, ist in Vorbereitung. Ähnlich wie bei der AU für Autos will man bei Motorrädern regelmäßig von TÜV und DEKRA Abgas und Lautstärke überprüfen lassen. |
Dr. Axel Friedrich |
Dr. Markus Braunsperger |
Dr.
Markus Braunsperger, Entwicklungsleiter bei BMW,
widersprach in einigen Punkten. Zu Recht verwies er
auf das freiwillige Umweltengagement seines
Unternehmens. Alle BMW Motorräder sind inzwischen
serienmäßig mit modernem Motormanagement,
Einspritzanlage und G-Kat ausgestattet. BMW darf sich
auf diesem Gebiet weltweit getrost als Vorreiter
bezeichnen. Auch Michael Thiem von Honda R&D
konnte zwölf Honda Modelle benennen, die bereits
heute die Euro2 (ab 2003 gültig) erfüllen, und bis
2001 will Honda bereits die Hälfte aller bei uns
angebotenen Maschinen nur noch mit G-Kat verkaufen.
Die anderen Motorradhersteller und Importeure |
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Neben hohen Abgas- und Verbrauchswerten wurde auch das
Lärmproblem diskutiert. Einen Praxisbeitrag lieferte
Albert Lechner vom Polizeirevier Hechingen. "Bis
Mitte der 90er Jahre war es für uns kein Problem,
sogenannte Knalltüten von Serienauspuffanlagen zu
unterscheiden. Bei Kontrollen ließen sich die
schwarzen Schafe schnell herausfiltern",
referierte der engagierte Polizist, der seit über 20
Jahren aktiver Motorradfahrer ist. |
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Vorweg das Positive: Noch nie hatten wir eine Generation von Politikern und Regierungsbeamten, die so eng mit dem Motorrad verbunden sind. Sie wissen, wovon sie reden, sie verfügen über Sachverstand und Kompetenz, und sie lassen sich kein X für ein U vormachen. Alles können sie aber auch nicht wissen, und wenn doch, hätte man es ihnen ruhig noch mal sagen können. Zum Beispiel, dass außer BMW und Honda auch Triumph und Yamaha erste G-Kat Maschinen im Programm haben. Dass andere Hersteller mit Sekundär-Luftsystem oder U-Kat den Schadstoffausstoß beachtlich reduzieren. Es gibt viele weitere Gründe, die fürs Motorrad sprechen: die vielen Sicherheits-, Fahrer- und Renntrainings sowie Hobbyrennen, Heizer brauchen sich so nicht auf der Landstraße austoben, ein ständiger Rückgang der Unfallzahlen, Fahrschulen, die ökologisch ausbilden, und, und, und... Zum Schluss eine ganz persönliche Anmerkung. Seit Jahren veraltet die Motorradszene, es fehlt der Nachwuchs. Vielleicht deswegen, weil es kaum umweltverträgliche Bikes mit G-Kat gibt. Hat darüber schon mal einer nachgedacht? |
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In einer Podiumsdiskussion verkündete SPD-Starpolitiker Oskar Lafontaine Ende 1989 selbstbewusst: "Sobald wir an die Macht kommen, drehen wir euch Motorradsportlern den Hahn zu. Der Nürburgring wird dichtgemacht, und das ist erst der Anfang". Geschockt über diese
wundersamen Ansichten diskutierte ich mit Peter
Frohnmeyer, Rennfans als einer der erfolgreichsten 125er
GP-Privatfahrer aus den 70er Jahren im Gedächtnis,
über diese Offenbarung. Wir waren uns schnell einig,
dass die Zeiten, in denen der Motorsport
Entwicklungsgrundlage für eine spätere Serienfertigung
darstellte, längst vorbei waren. Es sei denn, man
ließe sich etwas vollkommen Neues einfallen. So kamen
wir auf die Idee für die “Petro-Formel“: eine
Rennklasse, die wir 1991 und 1992 im Rahmen der Moto
Aktiv Serienmaschinen-Meisterschaft organisierten. Sinn
der Petro-Formel war es, die Tuningtätigkeit in eine
andere Richtung zu lenken: sparsamer Benzinverbrauch bei
maximaler Leistung. Für das rund 50 Kilometer lange
Sprintrennen bekam jeder Teilnehmer kurz vor dem Start
nämlich nur vier Liter bleifreien Kraftstoff in den
Tank. Wer im gut besetzten Starterfeld mit dieser
Spritmenge als erster ins Ziel kam, war Sieger. Leider
standen die Zeichen der Zeit gegen die zukunftsweisende
Rennklasse; 1993 wurde sie ersatzlos gestrichen. Kaum
auszudenken, welche Vorbildfunktion und welchen
Stellenwert die Petro-Formel heute einnehmen könnte. |
Jetzt fehlte nur noch die sogenannte G-Kat Plakette. Wir erinnern uns an die damals landauf, landab geführten Diskussionen eines Fahrverbotes bei Smog-Alarm, nur Autos mit G-Kat Plakette waren ausgenommen. Motorräder hatte der Gesetzgeber bei diesem Vorhaben vergessen. Auch kein Wunder. Außer wenigen Modellen von BMW und Yamaha gab es ja auch noch keine Maschinen mit Abgasreinigung. Rund eineinhalb Jahre dauerte unser “Kampf“ mit den Behörden um den begehrten Aufkleber. Am 17. Oktober 1994 genehmigte dann aber doch das Hessische Umweltministerium die G-Kat Plakette und schrieb: "...darf ich ihnen alles Gute als Erster Motorradfahrer mit G-Kat Plakette in Hessen wünschen und danke Ihnen für Ihr Engagement in Sinne der Umwelt". Das ging runter wie Öl... Das Medieninteresse für unsere "Motorrad und Umwelt"-Aktionen war beachtlich. Über die Petro Formel sowie den G-Kat-Einbau erschienen gut ein Dutzend Veröffentlichungen in Motorrad-Magazinen, in AutoBild, und sogar das ZDF brachte einen Beitrag. Geändert hat sich damals dadurch jedoch so gut wie nichts. Steuervergünstigungen für abgasgereinigte Motorräder, wie es im PKW-Bereich praktiziert wurde, gab es nicht. Bei den Behörden interessierte sich kaum jemand für die Problematik. Ihre Meinung: unwichtig, vernachlässigbar und für eine Minderheit ein viel zu großer bürokratischer Aufwand. Auch die Motorradindustrie, abgesehen von wenigen Ausnahmen, sah keinen Handlungsbedarf. Biker wollen Power, Speed und Spaß. Mit Umwelt und G-Kat braucht man denen erst gar nicht zu kommen, so die Argumentation... |
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Organisiert hatte diese Freundschaftsfahrt die Sportgemeinschaft Deutscher Bundestag e.V. Damit aber kein falscher Verdacht aufkommt, den Spaß bezahlte nicht der Steuerzahler, bei der fraktionsübergreifenden Tour musste jeder Teilnehmer die Kosten selbst tragen. Das nur am Rande. |
Koch, Naue, Köpke, Braunsperger, Bescher, Kuroi |
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Das war die 4.
Ausfahrt der Motorradsportgruppe, aber die erste mit so
hochrangigen Persönlichkeiten aus der Motorradbranche
und der Bundesregierung. Eine bessere Lobbyarbeit für
unser Hobby kann man sich kaum wünschen. So etwas hat
es in Deutschland bisher noch nie gegeben; fast könnte
man glauben, alle säßen in einem Boot. |
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Wichtig! |