Praxis


Tipps für Winterfahrer


Früher nannte man sie "Windgesichter". Motorradfahrer, die auch im
Winter fuhren. Weder Schnee, Eis noch Kälte konnten ihnen was
anhaben. Und damit die Chose nicht auf jeder glatten Stelle umkippte,
baute man einfach einen Beiwagen ans Krad. Gespannfahrer waren in
der kalten Jahreszeit die "Könige der Landstraße".

Text&Fotos: Winni Scheibe

 

Längst haben sich die Zeiten geändert. Im Winter Motorradfahren braucht und muss schon lange keiner mehr, und die arschkalten und tiefverschneiten Winter gibt es bei uns auch nicht mehr.
Wer sein Bike das ganze Jahr über angemeldet lässt, kann von November bis März genügend trockene und sonnige Tage zum Motorradfahren nutzen. In der kalten Jahreszeit sollte man jedoch an einige Dinge denken. Zum Beispiel an eine tadellos intakte Batterie. Hat der Energiespender schon etliche Jährchen auf dem Buckel, kann er bei Minusgraden plötzlich seinen Geist aufgeben. Für die Fahrsicherheit sorgt der Grip der Reifen auf dem Asphalt, das ist im Sommer und im Winter so. Im Winter werden die Pneus jedoch nicht so warm und haben daher auch nicht den Grip wie im Sommer. Normal gewohnte Schräglagen lassen sich nur mit erhöhtem Risiko fahren. Einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf die Haftfähigkeit der Reifen hat auch das Reifenalter. Sind die Gummiwalzen von anno dazumal, ist die Lauffläche längst ausgehärtet, von sicherer Haftung auf der Fahrbahn kann keine Rede mehr sein. Wie alt die Reifen aber nun tatsächlich sind, lässt sich an der Zahl hinter der DOT-Kennzeichnung erkennen. Die letzten drei Ziffern verraten das Herstellungsdatum. Die "Hausnummer" 427 mit einem kleinen Dreieck hintendran besagt zum Beispiel, dass die Decke in der 42. Kalenderwoche 1997 gefertigt wurde. Ohne das Dreieck stammt der Reifen aus der 42. Kalenderwoche des Jahres 1987. Laut einer Empfehlung des Wirtschaftsverbandes der Deutschen Kautschukindustrie (WDK) sollten nur Motorradreifen verwendet werden, die nicht älter als zehn Jahre sind. Winterfahrer sollten die Zahl halbieren und nur Reifen benutzen, die nicht älter als fünf Jahre sind.

Sobald das Thermometer unter 5 Grad fällt, wird das Öl in der Telegabel merklich dickflüssig, das Ansprechverhalten wird zäher, man könnte auch sagen, die Gabel spricht schlechter an. Wer auf Komfort nicht verzichten möchte, muss auf dünneres Gabelöl umstellen.

Nicht immer hat man das Glück über trockene Straßen zu fahren. Hat es geschneit oder gefroren, kann Streusalz für ordentlich "Gammel" am Bike sorgen. Nur eine sofortige gründliche Reinigung kann Schlimmeres verhindern. Wer allerdings schludert, erlebt im Frühjahr sein blaues Wunder. Aus dem blitzblanken Feuerstuhl ist ein Rosthaufen geworden. Nur mit viel Mühe und Fleiß lässt sich die Sache wieder hinbekommen. Angenehmes Zubehör sind für "Eismänner" heizbare Griffe, Lenkerspoiler und Windschutzscheibe. Ohne großen Aufwand lassen sich die Sachen montieren, TÜV-Abnahme und eine Eintragung in die Fahrzeugpapiere sind nicht erforderlich.



Zuguterletzt noch einige Tipps zur Fahrerausstattung. Gefütterte Textil-Tourenanzüge halten im Winter gut warm, richtig kuschlig sind Thermokombis. Auf keinen Fall darf die Kleidung eng anliegen. Auch wenn ein dicker Pullover untergezogen wird, sollte der Fahreranzug immer noch locker sitzen. Das gilt auch für Handschuhe und Stiefel. Die Winterhandschuhe sollten so gewählt werden, dass man zusätzlich problemlos seidene Unterhandschuhe tragen kann und bei den Stiefeln auch mit dicken Socken noch reinkommt. So gut eingemummelt kann das Motorradfahren auch bei Frost riesigen Spaß machen. 

 

 

                                                   Gute Fahrt!


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