Museen


Münch Ausstellung im Technik Museum Speyer

Mammut Parade


Von 1994 bis Anfang 2010 galt das private "Friedel-Münch-Museum" von
Wilhelm Groh in Walldorf als Kultstätte der legendären Münch Mammuts.
Seit Mitte September 2010 ist die außergewöhnliche Motorradsammlung
im Technik Museum Speyer untergebracht.

Text: Winni Scheibe
Fotos: Scheibe, Fromm, Museum-Speyer



Im ersten Moment könnte man fast glauben, es wäre abgesprochen. Innerhalb von nur ein paar Tagen stehen ein modernes Münch-Elektro-Bike, eine klassische Münch Mammut und eine beachtliche Münch-Motorradsammlung in den Schlagzeilen.
Am 10. September 2010 gewann Matthias Himmelmann mit dem Elektro-Racer Münch TTE-1 das Rennen in der "e-Power International Championship" FIM-WM auf dem Circuit de Nevers Magny-Cours in Frankreich. Dieser Erfolg war für das junge Münch-Racing-Team von Thomas Petsch der Beweis, dass man in der in diesem Jahr erstmalig veranstalteten Rennklasse für Elektro-Bikes auf dem richtigen Weg ist. Pilot Himmelmann und das Team haben Großartiges geleistet, der Stromer funktionierte perfekt, alles war bestens aufeinander abgestimmt, ein verdienter Sieg!



Münch-4 TTS 1200 "Mammuth"


Gut eine Woche später, am 16. September 2010, startete der Film "Mammuth" bei uns in ausgewählten Kinos. Der französische Filmheld und Haudegen Gérard Depardieu fährt mit einer klassischen Münch TTS 1200, die ihm auch seinen Spitznamen "Mammuth" eingebracht hatte, in skurriler wie abenteuerlicher Weise in seine Lebensvergangenheit zurück. Im wirklichen Leben ist Gérard Depardieu bekennender Biker, er hat einen Stall voller Feuerstühle und wenn es die Zeit zulässt, besucht er Motorradrennen.
Das Wochenende darauf, am 19. September 2010, eröffnete Motorradkonstrukteur Friedel Münch höchstpersönlich im Technik Museum Speyer die "Münch Ausstellung".



Münch-Racing-Team Besitzer
Thomas Petsch


Der 26. September 2010 ging in die Geschichte ein. Für die E-Mobilität und
für das Münch-Racing-Team von Thomas Petsch. Beim finalen Rennen der FIM e-Power Weltmeisterschaft in Imola (Italien) sichert sich das deutsche Unternehmen den wichtigen Konstrukteurs-Weltmeistertitel. Münch-Fahrer Himmelmann, der als Zweiter ins Ziel kam, konnte sich den dritten Platz in der Einzelwertung sichern.

 


Ein besseres Timing für diese vier Ereignisse hätte es kaum geben können, auch wenn nichts geplant oder untereinander abgesprochen war. Alle Welt sprach urplötzlich mal wieder von Münch Motorrädern.


Die Münch "Mammut" war Ende der 1960er Jahre das
größte, stärkste und schnellste Motorrad der Welt.

 


Münch-4 TTS-E 1200


Münch Motorräder sorgten seit 1966 regelmäßig für Sensationen. Kaum hatte Friedel Münch Anfang 1966 sein Supermotorrad mit einem Vierzylinder-NSU-Automotor auf die Räder gestellt, hatte das weltweit erste Big-Bike aus der Wetterau in Hessen seinen Spitznamen "Mammut" weg. Offiziell nennen durfte Meister Münch sein Motorrad so allerdings nicht. Der Markenname war bereits vergeben. Den Münchfahrern und Fans war das aber egal. Für sie war und ist bis heute das stählernde Urviech die „Mammut“. Während der 14jährigen Produktionszeit wurden 478 „Mammuts“ gebaut. Auf Wunsch mit 88 PS starkem 1200-ccm-Vergasermotor oder 105 PS starkem 1200-ccm-Einspritztriebwerk. Jede für sich ein Unikat, keine Münch Mammut glich der anderen. Nach 1980 wurde es still um das Geschoss. DBH in Lüneburg, rechtlicher Münch-Nachfolger, kümmerten sich rührig um Service und Ersatzteilversorgung.



Münch Mammut 2000


Mit Thomas Petsch kam Ende der 1990 Jahre Bewegung ins Gebälk. Der engagierte Unternehmer und Münch-Fan hatte sich in den Kopf gesetzt eine neue Münch auf den Markt zu bringen. Genau wie Friedel Münch 1966 wollte der Würzburger Geschäftsmann, der inzwischen die Münch-Markenrechte besaß, ein unverwechselbares und leistungsstarkes Superbike auf die Räder stellen. Seine "Münch-Mammut-2000" hatte das Zeug dazu. Das Vierzylindertriebwerk schickte 260 PS ans Hinterrad, aus politisch-diplomatischen Gründen war die Höchstgeschwindigkeit elektronisch auf 250 Sachen begrenzt. Billig war der Spaß allerdings nicht, 86.000 Euro wollte Bauherr Petsch für den Überhammer haben. Es sollte allerdings nicht sein. Die Kosten liefen Thomas Petsch aus dem Ruder, um aber in den schwarzen Zahlen zu bleiben, hätte er das Bike zum doppelten Preis verkaufen müssen. Nach nur 15 gebauten Exemplaren wurde Anfang 2002 die Produktion eingestellt. Die Motorradleidenschaft hat Thomas Petsch damit jedoch nicht verlassen. Er gründete für 2010 das Münch-Racing-Team. Mit dem Elektrorenner Münch TTE-1 hat am 10. September 2010 zum ersten Mal eine Münch einen WM-Lauf gewonnen.

 


Eine Münch ist ein technisches Kulturgut






Ebenfalls vom Münchvirus befallen war Wilhelm Groh. Der Walldorfer sammelte alles, was mit Münch zu tun hatte. Prospekte, Werbemittel, Testberichte, Bücher, Zeitschriften und natürlich Münch-Motorräder. Bald war es so viel, dass er sich 1994 ein privates Museum einrichten konnte. Das mit Liebe, Fachwissen und Herzblut zusammengetragene Material war überwältigend. Es war Wilhelm Grohs ganz persönliche Sammlung. Kein Museum für Laufpublikum von der Straße. Freunde, Fans und Verehrer von Friedel Münch waren dagegen immer herzlich willkommen. Mit dem "Friedel-Münch-Museum" schuf Wilhelm Groh ein Denkmal, das den Namen eines Mannes trägt, für den Motorräder stets der Mittelpunkts eines Lebens waren. Die Münch "Mammut" ist ein Meilenstein in der Motorradgeschichte und ein technisches Kulturgut in der deutschen Zweiradhistorie. Viel zu früh verstarb Wilhelm Groh am 5. August 2005.


Im würdigen Rahmen für die Öffentlichkeit zugänglich

 


Andreas Hemmer (Technik Museum Speyer), Ralf Ernst und Thomas Petsch (Münch Racing Team), Karin Groh, Ulrich Ciala, Dipl.-Ing. Hermann Layher (Museumsleiter), Jan Schneider (Münch-4-Club)
vorne: Friedel Münch, Reiner Münch, Manfred Münch, Lotti Münch (v.l.n.r.)


Wilhelms Grohs Frau Karin hatte in den folgenden Jahren immer wieder dafür gesorgt, dass das Museum zu besonderen Anlässen geöffnet wurde. Zum Lebenswerk wollte sie es sich jedoch nicht machen. Und so kam es, dass die Sammlung als Leihgabe in Form einer Dauerausstellung im Technik Museum Speyer eine neue Heimat fand. Gleichzeitig ist es eine Hommage an Friedel Münch. Das Lebenswerk des genialen Konstrukteurs kommt somit zu der öffentlichen Ehre, das es längst verdient hat.
Neben 26 Unikaten präsentiert sich die Ausstellung mit einer Vielzahl Dokumenten und Zeitzeugnissen rund um das Thema Münch. Untergebracht ist die Sammlung in der Raumfahrthalle des Technik Museums Speyer, gleich neben pfeilschnellen Düsenjets und Raumfahrkapseln. Ein würdiger Platz!


Galerie

Eröffnung der Münch Ausstellung am 19. September 2010



Friedel Münch eröffnet die Ausstellung
Hermann Layher, Thomas Petsch, Friedel Münch, Manfred Münch (v.l.n.r.)





 


 



Marie und Karin Groh


Lotti und Friedel Münch



 



Jan Schneider vom Münch-4 Club



Andreas Hemmer, Technik Museum Speyer


 


 



Münch-Buch Autor Winni Scheibe und Jan Schneider vom Münch-4 Club





Die Münch Ausstellung ist in der Raumfahrthalle untergebracht


Technik Museum Speyer "Münch Ausstellung"


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