Helmut Fath
Verstorben am 19. Juni 1993
Der Perfektionist
Helmut Fath
wurde 1960 auf einer selbst getunten Einspritz-BMW
und 1968 mit
seiner URS Gespannweltmeister. Geprägt war das
Leben des
genialen Rennfahrers und außergewöhnlichen
Motorradkonstrukteurs von Höhen und Tiefen, von Erfolgen
und
Rückschlägen. Eine vergleichbare Karriere im Rennsport
lässt sich heute wohl kaum noch finden.
Text: Winni Scheibe
Fotos: Archiv Helmut Fath, Archiv-Münch, Archiv Frank Rönicke, Scheibe
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Helmut
Fath wurde am 24. Mail 1929 in Ursenbach im Odenwald geboren.
Nach seiner Schulausbildung absolvierte er eine
Feinmechanikerlehre im Kaiser-Wilhelm-Institut (dem heutigen Max
Planck-Institut) im nahe gelegenen Heidelberg. Den täglichen
Weg zu seiner Arbeitsstelle legte Helmut Fath
selbstverständlich mit dem Motorrad zurück. In seiner Freizeit
beteiligte er sich an Orientierungs- und
Geschicklichkeitsfahrten. Seinen ersten Rennerfolg verbuchte er
1952 mit einer 500er BMW R51 in Lorsch. In der damals bis 750
ccm ausgeschriebenen Gespannklasse belegte er den dritten Platz.
Nach vier siegreichen Rennen bekam Fath 1954 die Internationale
Rennfahrerlizenz. Um mit konkurrenzfähigem Material antreten zu
können, kaufte er von dem Schweizer Gespannfahrer Florian
Camathias einen 500er BMW RS Rennmotor. Camathias wurde später
bei den Weltmeisterschaftsläufen sein größter Gegner, obwohl
sie sich privat immer gut verstanden haben.
Helmut Fath
konstruierte für diesen BMW Rennmotor ein extrem niedriges
Fahrgestell. Um den Schwerpunkt möglichst tief zu bekommen,
verwendete Fath keine herkömmlichen Fußrasten, sondern
Knieschalen. In dieser Position "lag" er regelrecht in
seinem Gespann. So entstand eine neue Renngespann-Generation,
die "Kneeler".
In der
Weltmeisterschaft 1956 wurde Helmut Fath mit seinem Gespann
bester Privatfahrer. Der Übermacht der Werksfahrer setzte Fath
neue Ideen entgegen. Er stattete seinen Motor unter anderem mit
einer Direkteinspritz-Anlage und von ihm entwickelten
Ventilfedern aus. Die Früchte seiner langjährigen Arbeit
erntete Helmut Fath 1960. Mit seinem Freund und Beifahrer Alfred
Wohlgemuth wurde er Gespannweltmeister.
Während eines Rennens auf dem
Nürburgring verunglückte er 1961,
wobei sein Beifahrer Alfred Wohlgemuth getötet und er selbst
schwer verletzt wurde. Nach diesem folgenschweren Unfall
verkaufte Helmut Fath seine gesamte Rennausstattung.
Doch der
Rennbazillus saß zu tief. Gemeinsam mit Dipl. Ing. Peter Kuhn,
der ihm schon bei der Entwicklung seiner Ventilfedern zur Seite
stand, baute Fath einen damals revolutionären
Vierzylinder-Reihenmotor und das Fahrwerk gleich dazu. Mit dem
selbstgebauten URS-Renngespann und seinem neuen Beifahrer
Wolfgang Kalauch wurde er 1965 in der Weltmeisterschaft erneut
bester Privatfahrer. 1968, mit 39 Jahren, wurde Helmut Fath zum
zweiten Mal Weltmeister. Im folgenden Jahr verkaufte Fath den
gesamten Rennstall an Friedel Münch. 1971 errang sein
ehemaliger Mechaniker Horst Owesele mit dem Münch-URS-Gespann
den Weltmeistertitel.
Im gleichen Jahr
betreute Helmut Fath den vierfachen Weltmeister Phil Read.
Mit
dem von Fath getunten 250er Yamaha Production Racer erreichte
Phil Read 1971 seinen fünften Weltmeistertitel. Für die Saison ’72
waren schon alle Weichen gestellt. Fath wollte die Yamaha
Motoren auf Wasserkühlung umstellen. Doch Read bekam von MV
Agusta ein verlockendes Angebot und wurde so ’73 und ’74 mit
der 500er MV Weltmeister.
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Meistermacher 1971:
Helmut Fath mit Champion Phil Read
(Foto: Archiv Frank
Rönicke) |
Anfang
der 70er konstruierte und baute Helmut Fath einen wassergekühlten
Vierzylinder-Zweitakt-Boxermotor. Ab 1975 setzte Siegfried
Schauzu mit Beifahrer Wolfgang Kalauch den Fath-Motor ein. Das
von dem ARO-Teppichmulti Michael Roth gesponserte Team gewann
’76 die Deutsche Meisterschaft und wurde in der
Weltmeisterschaft Fünfter.
1977 und ‘ 78
verwendete der vierfache Gespann-Vizeweltmeister Werner
Schwärzel den Fath-Rennmotor, der über 126 PS leistete.
Schwärzel erreichte den dritten und vierten Platz in der
Gespannweltmeisterschaft.
1980 verlagerte
Helmut Fath sein Engagement. Als Tuner im
Nava-Kucera-Racing-Team betreute er Reinhold Roth. Mit einer
500er Suzuki konnte Roth Deutscher Vizemeister werden. Im
folgenden Jahr erreichte er auf dem von Helmut Fath
vorbereiteten 250er Yamaha Production Racer den
Europameistertitel. Auf der 500er Suzuki wurde er Deutscher
Meister. Ab 1983 fuhr Reinhold Roth im Römer Racing Team.
Helmut Fath betreute weiter seine 250er Yamaha Rennmaschine und
Roth konnte Deutscher Meister werden. Im nächsten Jahr stieg
Roth auf eine 500er Dreizylinder-Honda-Produktions-Rennmaschine
um. Ohne einen Ausfall erreichte Roth mit der von Fath getunten
Honda überlegen den deutschen Meistertitel.
1985 stellte Fath
sein Know-how Martin Wimmer zur Verfügung. Wimmer, der im
deutschen Mitsui-Racing-Team auf einem Production-Racer alle
Weltmeisterschaftsläufe bestritt, konnte die 250er Saison als Vierter beenden. 1986 und ‘ 87 bekam Martin Wimmer die
Möglichkeit, im Yamaha-Marlboro-Team Agostini eine 250er Yamaha
Werksrennmaschine zu fahren.
Helmut Fath
betreute ’86 die 250er und 500er Honda-Werksrennmaschinen im
Racing Team von Ex-Weltmeister Takazuni Katayama. Jean-Francois
Baldé wurde mit der 250er Werksrennmaschine WM-Fünfter und
Raymond Roche erreichte mit der 500er Werksmaschine den achten
WM-Rang. 1987 tunte Helmut Fath den 250er Yamaha Production-Racer von Jochen Schmid, der mit diesem Motorrad die Deutsche
Meisterschaft gewinnen konnte. Ein Jahr später war Helmut Fath
für die Vorbereitung der beiden 250er Yamaha Production-Racer
von Martin Wimmer im Hein-Gericke-Team verantwortlich.
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Martin Wimmer und Hemut
Fath
(Foto:Winni Scheibe) |
Dem GP-Zirkus
konnte der engagierte Tuner nie Ade sagen, Rennsport und schnelle
Motorräder waren für den Odenwälder das Leben. Helmut Fath
verstarb am 19. Juni 1993 im Alter von 64 Jahren. Seine URS macht ihn jedoch
unsterblich.
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