Erinnerungen von Winni Scheibe an seinen ersten Besuch
1990 im neuen Triumph-Werk und die Begegnung mit
Firmeneigner John Bloor in Hinckley/England.
"Mission Top Secret"
Fotos: Winni
Scheibe, Triumph
John Bloor
gehört seit 1983 die Motorradmarke Triumph.
Die 1980er Jahre brachten nicht nur in der
Pop-Musik ständig neue Superhits ins Radio, die Kinofilme
"Blues Brothers", "Männer" und "Kramer
gegen Kramer" gehörten zum absoluten Muss. Und auch in der
Motorradbranche fuhr gehörig die Post ab. Es herrschte ein
regelrechtes Wettrüsten: "Schöner, Bunter, Besser,
Sportlicher, Größer, Stärker, Schneller".
Harley-Davidson versetzte 1983 mit der neuen
1340er Evo-Softail die Chopper-Fraktion in verzücken, es war der
erste echte "Easy Rider" aus Milwaukee. Im gleichen Jahr
präsentierte BMW mit der 90 PS starken K100 das erste bayrische
Modell mit einem wassergekühlten Vierzylinder-Rehenmotor. Frei
nach dem Kawasaki-Motto "stärker, schneller, besser als die
anderen" kam 1984 von der japanischen Motorradschmiede die
GPZ900R Ninja mit 115 PS und 250 Sachen Spitze auf den Markt. Was
ein Jahr später folgte, begründete 1985 die neue 750er
Superbike-Klasse. First Lady war die Suzuki GSX-R750 mit
100-PS-Motor im federleichten Alu-Rahmen und rasanter
Rennverkleidung. Yamaha konterte sofort mit der FZ750 Genesis,
1985 weltweit das erste Bike mit Fünfventil-Technik. Den Vogel
schoss allerdings 1987 Honda mit der 112 PS starken RC30 ab.
Dieser 750er Asphaltfeger mit V4-Motor hatte das Zeug zum
Champion. Zu Recht, 1988 und 1989 konnte Fred Merkel mit der
Werks-RC30 die neu geschaffene Superbike-Weltmeisterschaft
gewinnen. Durch und durch hightech war die 1988 präsentierte
Ducati 851. Die Italienerin hatte erstmalig in der
Ducati-Geschichte einen wassergekühlten V2-Motor mit 112 PS,
jeweils zwei obenliegenden Nockenwellen pro Zylinder,
Vierventil-Technik mit Desmo-Steuerung und
Kraftstoff-Einspritzanlage. Was im Bella-Italia-Bike steckte,
zeigten die nächsten drei Jahre. Raymond Roche wurde 1990
Superbike-Weltmeister und 1991 und 1992 brachte es Doug Polen mit
der FBF-Ducati 851 zum SB-Champion. Diese großen
Motorradhersteller aus Italien, Japan, USA und Deutschland ließen
damals ordentlich frischen Wind über die Piste pfeiffen.
Harley-Davidson 1340 Evo-Softail
BMW K100
Kawasaki GPZ900R Ninja
Suzuki GSX-R750
Yamaha FZ750 Genesis
Honda RC30
Ducati 851
Und die Engländer? Eine berechtigte Frage.
Schließlich waren die Traditionsmarken auf der Grünen Insel in
den 1950er und 1960er Jahren Weltmarktführer. Denken wir nur an
die ruhmreichen Namen wie Ariel, AJS, BSA, Norton, Matchless,
Royal Enfield, Vincent, Velocette und Triumph, um hier nur einige
zu nennen. Alle obsolet, Vergangenheit, Geschichte, ausgedient.
Bis auf Triumph. Die frühere Weltmarke baute
nur noch die legendäre Bonneville. Ein "Oldtimer-Twin",
den es wie einst taufrisch im Laden zu kaufen gab.
Die MO-Testmannschaft konnte 1987 vom damaligen
deutschen Triumph-Importeur Lohrig & Kölle eine 750er
Bonneville T140 standesgemäß, bei einer Tour zur berühmten TT
auf der Isle of Man, ausführlich testen.
Als Les Harris die Bonneville baute, waren
Bernd Lohrig und Udo Kölle
in Syke bei Bremen deutscher
Triumph-Importeur.
Engländer-Experte Udo Kölle (links) übergab
MO-Tester Peter Frohnmeyer die Bonni-Testmaschine.
MO-Tester Peter Frohnmeyer mit seiner
Beifahrerin Sieglinde Zerwer
1987 mit dem Triumph-Twin auf dem Weg
zur TT auf der Isle of Man. 1987
Test Triumph Bonneville
Phönix aus der Asche
Ende der 1980er Jahre kamen immer wieder
Gerüchte auf, dass es bald brandneue, supermoderne Modelle von
Triumph geben soll. Wir von der Presse wussten allerdings auch
nichts Genaues, es herrschte Schweigen im britischen Forst.
Im Sommer 1990 flatterte dann eine Einladung zu
Triumph nach England in die MO-Redaktion. Handverlesen gings mit
ein paar Berufskollegen nach Hinckley, dem neuen Triumph-Stammsitz
in der Nähe von Birmingham auf die Grüne Insel.
Die Spannung war enorm; was würde man uns
zeigen, was erfahren wir? Ein vollkommen neues Kapitel in der
Motorradgeschichte würde aufgeschlagen, hatte man uns bei der
Anreise vorab verheißen, und so ein Ereignis würde man nicht
alle Tage miterleben.
Und tatsächlich, da stand ein eben erst
errichtetes, hochmodernes Motorradwerk, ausgestattet für große
Aufgaben. Besitzer der neuen Triumph-Manufaktur in Hinckley war
Branchen-Seiteneinsteiger John Bloor, Jahrgang 1943. Ein
charismatischer, bodenständiger, wohlhabender Geschäftsmann, der
es als Bauunternehmer zu einem stattlichen Vermögen gebracht
hatte. Ohne Allüren oder Neureichemgehabe stand er uns
neugierigen Journalisten für alle Fragen persönlich Rede und
Antwort. Ehrlich und freimütig verriet er uns, dass er bis zum
Ersteigern der insolventen Traditionsmarke 1983 mit Motorrädern
eigentlich nichts zu tun hatte. Doch als patriotischer Britte
durfte so ein großer Name nicht einfach von der Bildfläche
verschwinden. Und der bloße Gedanke, dass ein Ausländer sich
Triumph an Land ziehen könnte, ließ dem englischen Unternehmer
keine Ruhe.
Wie es unter John Bloors Leitung mit Triumph
genau weitergehen sollte, war zunächst unklar. Im alten Trott
weitermachen, kam für den cleveren Visionär Bloor allerdings
nicht in Frage. Der Name Triumph war zwar weltbekannt, doch
englische Motorräder hatten damals im Vergleich mit japanischen
Maschinen hinsichtlich Qualität, Haltbarkeit und Zuverlässigkeit
einen sehr schlechten Ruf. Da fortfahren, wo Triumph 1983
aufgehört hatte, schied schon aus nüchternen
betriebswirtschaftlichen Überlegungen somit aus. Doch ein neues
konkurrenzfähiges, eigenes und unverkennbar britisches Konzept
brauchte sorgfältige Vorbereitung und ausreichende
Entwicklungszeit. Es sollte nichts überstürzt werden.
Damit die Triumph Motorräder zwischenzeitlich
aber nicht vergessen wurden, verkaufte John Bloor
Fertigungseinrichtungen aus dem alten Stammwerk in Meriden dem
Motorradexperten Les Harris in Newton Abbot im Südwesten
Englands. Mit ihm wurde ein fünfjähriger Lizenzvertrag
geschlossen, der es Les Harris ermöglichte, die 750er Bonneville
T140 in gewohnter Bauweise weiter zu produzieren und unter dem
Markennamen Triumph zu verkaufen. In dieser Vereinbarung war
allerdings jegliche technische Weiterentwicklung untersagt. Selbst
den thermisch viel besseren Alu-Zylinderblock für den Twin-Motor
durfte Les Harris "seiner Bonneville" nicht spendieren.
Der Lizenzvertrag zwischen dem neuen Triumpheigner John Bloor und
"Aushilfshersteller" Les Harris war bis 1988 befristet.
Derweil sollte ein neues Triumph-Werk in Hinckley aufgebaut und
brandneue 750er, 900er, 1000er und 1200er Modelle mit modernen
Drei- und Vierzylinder-Motoren zur Marktreife entwickelt werden,
so die damalige, streng geheime Planung von John Bloor.
Prospekt von der "Les Harris"
Bonneville Modelljahr 1985
Mit einem verschmitzten Schmunzeln erfuhren
wir, dass die Geheimniskrämerei geschickt gewählt war und von
Bloors Vorhaben ablenkte, keiner kümmerte sich um ihn. Als
nämlich Les Harris mit der Produktion der Triumph Bonneville in
Newton Abbot los legte, feierte die englische Presse ihn 1987
euphorisch als "Retter der britischen
Motorradindustrie". Les Harris stand plötzlich im
Rampenlicht, wurde sogar in den Buckingham Palace eingeladen und
von Premierministerin Margaret Thatcher in den Houses of
Parliament empfangen.
Den selbst gesetzten Zeitplan konnten derweil
die Triumph-Manager in Hinckley bis 1990 gut einhalten. Die
Weltpremiere der neuen Triumphs war im Herbst 1990 bei der IFMA in
Köln vorgesehen. Damit begann ein Neustart für die
altehrwürdige Motorradmarke Triumph, bei der nur noch der Name
"Yesterday" war. Eine spannende Geschichte, deren
entstehen ich im Sommer 1990 miterleben durfte. Was damals jedoch
kaum einer wirklich ahnen konnte, dass es eine außergewöhnliche
und beachtenswerte Erfolgsstory werden sollte. Schon bald hatte
sich Triumph einen festen Platz auf dem Motorradmarkt erobert. Mit
Triumph wollte John Bloor vollkommen neue Maßstäbe setzen. Auf
Augenhöhe mit japanischen Bikes agieren, aber am liebsten etwas
anders und etwas besser. Triumph-Bikes sollten charaktervolle,
eigenständige, britische Motorräder für überzeugte
Motorradfahrer sein. Die fast 90 Jahre alte ruhmreiche
Triumph-Historie passte dabei nicht in die zeitgemäße
Firmenphilosopie. Alle Blicke richteten sich nach vorne. So
jedenfalls John Bloors Marketingstrategie für die ersten
Firmenjahre.
Doch dann erinnerte man sich (zum Glück) in
Hinckley an die gute alte Lady Bonni mit dem traditionell
britischen Twin-Motor. Und genau diese "new" Bonneville,
optisch im klassischen Outfit, aber mit aktueller Technik
ausgestattet, gehört seit Anfang der 2000er Jahre zum
Erfolgsmodell im Trimph-Angebot: "Bonneville
- Best British Bikes".
Bericht: Firmenbesuch 29. Juni 1990
Neues Triumph-Werk in Hinckley
"Back to the roots"
Einst war die britische Motorradindustrie
Trendsetter und Weltmarktführer
Das war einmal. Aus und vorbei. So dachte man jedenfalls. Inzwischen
kommen gute Nachrichten von der grünen Insel, demnächst soll es
neue Triumph Motorräder geben. Firmenboss John Bloor schloss
für ausgewählte Journalisten das Tor zu seinem Werk auf.
Eine Reportage von Winni Scheibe
Neues Triumph-Werk 1990 in Hinckley/GB
(Foto: Triumph)
Die Kölner IFMA im Herbst 1990 wird in vieler Hinsicht einiges an Überraschungen
präsentieren. Neben dem gewaltigen Modellangebot aus Fernost setzt BMW,
aber auch namhafte italienische Hersteller, verstärkt auf Umweltbewusstsein.
Einige von den neuen Maschinen sind mit Einspritzanlagen und
Kat-Auspuffsystemen ausgestattet. Doch die echten IFMA-Knüller werden die
neuen Drei- und Vierzylinder "Roadster" und "Sport Tourer" von Triumph
sein. Abgesehen von dem Namenszug haben die neuen Bikes aus England aber
kaum noch etwas mit den legendären Triumph Twin-Modellen oder der
extravaganten Dreizylinder Trident gemeinsam. Eingefleischte
Engländerfans, die eine Fortsetzung der alten Tradition erwartet haben,
werden bitterlich enttäuscht sein, denn die neuen Triumphs sind
hochmoderne Konstruktionen, die mit der bekannten britischen
Motorradbauweise überhaupt nicht mehr zu vergleichen sind.
Klassiker: 650er Triumph T120 Bonneville
von 1968
Drilling: 750er Triumph T150V Trident
von 1973
Mit Hightech zu neuen Ufern
Brandneuer Dreizylindermotor
(Foto: Triumph)
Verantwortlich für diese Wende ist John Bloor, ein wohlbetuchter
englischer Unternehmer, der bereits 1983 alle Rechte von Triumph erwarb.
Mit zeitgemäßem Management und dem Einsatz von modernster Technologie
wurde ein Konzept erarbeitet, mit dem die Maschinen einerseits den
Wünschen der heutigen Motorradfahrer- generation gerecht werden, aber auch
auf dem internationalen Motorradmarkt im Preisgefüge konkurrenzfähig sein
sollen. Ein ausgetüfteltes Baukastensystem ermöglicht es, die
flüssigkeitsgekühlten Drei-und Vierzylinder-Viertakt-Motoren in ein
Basis-Fahrgestell einzubauen und somit interessante Modellvarianten
zuschaffen. Die Antriebs- aggregate und das Chassis sind englische
Konstruktionen und werden im Triumphwerk gefertigt, alle weiteren Bauteile
kommen zum Großteil von Zulieferfirmen aus Japan oder der restlichen Welt.
Altes Triumph-Firmenlogo
Neues Triumph-Firmenlogo ab 1990
Für die Weltpräsentation auf der IFMA 1990
sind drei Modellreihen geplant
Die Trident Roadster-Baureihe mit 750er und 900er
Dreizylinder-Triebwerk
90 PS starke Triumph Trident 750
100 PS starke Triumph Trident 900
(Foto: Triumph)
Die Daytona Sporttourer-Modelle mit 750er und
1000er Dreizylinder-Motor
90 PS starke Daytona 750
(Foto: Triumph)
100 PS starke Daytona 1000
(Foto: Triumph)
Die Trophy Tourer-Generation mit 900er und 1200er Vierzylinder-Triebwerk
100 PS starke Triumph Trophy 900
(Foto: Triumph)
100 PS starke Triumph Trophy 1200
(Foto: Triumph)
Im
September 1990 beginnt die Produktion
Triumph-Werk in Hickley im Juni 1990
(Foto: Triumph)
Eine
gute halbe Autostunde von Birmingham stehen in Hinckley die neuerrichteten
Triumph-Fabrikationshallen, in die bis heute über 100 Millionen Mark
investiert wurden. Bis Ende September 1990 soll das Werk endgültig eingerichtet
sein, und 200 Beschäftigte sorgen dann in drei Schichten dafür, dass die
neue Triumphgeneration vom Band rollen kann. Ohne Rücksicht auf englischen
Nationalstolz sind etwa 45 Prozent der CNC-Bearbeitungsmaschinen
japanischer Herkunft und noch einmal 45 Prozent des Maschinenparks kommt
aus Deutschland. Die restlichen Produktionseinrichtungen stammen vor allem
aus England oder wurden von anderen Märkten geordert. Im Vergleich zu
japanischen Motorradwerken braucht sich Triumph bestimmt nicht zu
verstecken, die Produktionsanlagen entsprechen dem neuesten Stand der
Technik und gewährleisten so absolute Fertigungsgenauigkeit und höchste
Qualität.
Die Produktionseinrichtungen waren im Juni
1990 noch im Aufbau
Triumph-Dreizylindermotor
Die nach
dem gleichen Konstruktionsprinzip aufgebauten Drei- und Vierzylinder
Motoren sind vollkommen eigenständige Triumphentwicklungen, die dem
japanischem Standard in nichts nachstehen. In dem horizontal geteilten
Motorgehäuse dreht sich die Kurbelwelle in Gleitlagern, und damit die
lästigen Motorvibrationen vermieden werden, hat der Dreizylindermotor eine
Ausgleichswelle, die vor der Kurbelwelle untergebracht ist und mit
gleicher Drehzahl läuft. In dem Vierzylindermotor sorgen gleich zwei
Ausgleichswellen, die unter der Kurbelwelle platziert sind und mit
doppelter Drehzahl rotieren, für den Massenausgleich. Eine Zahnkette
treibt die beiden obenliegenden Nockenwellen an, die via Tassenstößel vier
Ventile pro Zylinder betätigen. Damit die Motorbreite möglichst schmal
bleibt, ist die Lichtmaschine hinter dem Zylinderblock angeordnet.
Zylinderkopfbearbeitung und Motoren montage
Die
hydraulisch betätigte Kupplung und das Sechsganggetriebe sind bei beiden
Aggregaten identisch, und den Endantrieb übernimmt eine O-Ring-Kette.
Bevor jedes Triebwerk eingebaut wird, muss es es sich einem "Kaltlauftest"
unterziehen. In diesem, vom Computer überwachten Testlauf werden die
Funktionen von Wasser- und Ölpumpe sowie Lichtmaschine, Anlasser und
Zündanlage geprüft, Kompressionsdrücke gemessen, der Motor auf Dichtigkeit
gecheckt, zusätzlich die Bedienbarkeit der Kupplung sowie
des Getriebes
überprüft.
Alu-Hinterradschwingen
Baukastensystem
In das Einheitschassis passen die Drei- und Vierzylindermotoren
(Foto: Triumph)
Auch das
Fahrgestell ist "made in England" und besteht lediglich aus einem
Rückgrat-Stahlrohrrahmen, in das der Motor als tragendes Element eingebaut
wird. Damit bei der Herstellung des Rahmens höchste Präzision
gewährleistet ist, werden erst nach allen Schweißarbeiten die Bohrungen
für Steuerkopf und Schwingenlagerung durchgeführt. Anschließend wird das
Fahrgestell mit einer Spezialbehandlung gegen Korrosion geschützt und im
vollautomatischen Verfahren lackiert. Wie bereits erwähnt, stammen alle
weiteren Anbauteile von Zulieferfirmen. Auch hier hat sich John Bloor
keineswegs gescheut, bewährte Produkte aus dem Fernen Osten und
europäischen Ländern zu ordern. Bauteile, die abertausendmal ihre Funktion
unter Beweis gestellt haben, werden auch in seinen Triumph Motorrädern
zuverlässig Dienst tun. Die Vergaseranlage kommt von Mikuni, Lichtmaschine
und Anlasser sind ebenfalls japanische Markenprodukte. Für den exakten
Zündfunken sorgt eine deutschen AFT Transistorzündanlage. Bei den
Fahrwerkselementen haben die Japaner auch die Nase vorn. Von Kayaba kommt
die Telegabel mit 43mm Standrohrdurchmessern und das Monofederbein. Die
Bremsanlage liefert Nissin und welche japanische oder deutsche Firma die
Leichtmetallfelgen liefern wird, ist noch nicht entschieden. Auf den von
uns fotografierten puristischen 750er Roadster und vollverkleidete 900er Sporttourer waren Metzeler Pneus vorn 120/70 VB 17 ME 1 MBS und hinten
160/60VB 18 ME 1 MBS montiert.
Werksbesuch im Juni 1990
Winni Scheibe im Gespräch mit Klaus Schrader, Geschäftsführer Triumph
Deutschland
Bei dem
Werksbesuch im Juni 1990 war es leider nicht möglich, mit einer der beiden
Prototypen eine Testfahrt durchzuführen, geschweige denn den Motor laufen
zu hören. Aus diesem Grund müssen wir uns an dieser Stelle nur auf einen
optischen Eindruck der beiden Bikes beschränken: Da sich bekanntlich über
den Geschmack lange streiten lässt, tendiert die Sympathie des Autors
eindeutig zu der "Roadster". Das unverkleidete Bike ist
dunkelgrün-metallic lackiert, eine Farbe, die stark an das traditionelle
"British Racing Green" erinnert. Aber nicht nur die Lackierung hebt sie
von vergleichbaren Maschinen aus Japan oder sonstwo ab. Eine Augenweide
ist zweifellos das Dreizylinder-Triebwerk. Hier liegt ein weiteres Stück
Tradition verborgen, mit der sich die Triumph von den Mitbewerbern abhebt.
Mit dieser Maschine ist es den Triumph-Leuten tatsächlich gelungen, ein
neues Motorrad auf die Räder zu stellen, das in jeder Hinsicht auch erst
einmal ohne Probefahrt begeistern kann. Dagegen erscheint der "Sporttourer"
auf den ersten Blick eher etwas nach japanischer oder italienischer
Machart und ob dieses Modell so den Geschmack der "British-Bike-Kunden"
trift, wird sich zeigen.
Trident und Daytona 1990 noch als Prototypen
Bei aller
Euphorie für die neuen Triumph stellen sich aber bereits nach dem ersten
Beschnuppern schon einige Fragen. Jetzt haben die Engländer, mit allem
Respekt für das Engagement, diese Fabrik mit den modernsten
Produktionseinrichtungen hochgezogen, haben ein Modellkonzept auf die
Räder gestellt, das bestimmt bis in das Jahr 2000 Überlebenschancen hat,
doch das i-Pünktchen bei den neuen Triumph Motorrädern fehlt. Weder ein
serienmäßiges ABS, noch eine spritsparende Einspritzanlage, geschweige
denn ein G-Kat, zeichnet diese neuen Bikes aus. Dabei stehen die Zeichen der
Zeit ganz deutlich in dieser Richtung. Über kurz oder lang werden auch die
Motorradhersteller um diese Sicherheits- und umwelttechnischen
Einrichtungen nicht mehr herumkommen. Wenn also schon soviel Geld und Zeit
in diese Neuentwicklungen gesteckt wird, warum werden dann nicht gleich
Nägel mit Köpfen gemacht?
Aber
vielleicht werden wir auf der IFMA 1990 doch noch ganz große Augen bekommen,
wenn nicht nur Moto Guzzi Einspritzmodelle mit G-Kat präsentiert, sondern
auch Triumph einige weitere Asse aus dem Ärmel zieht.