Werkstatteinrichtung
"Möbliertes Zimmer"
Für die eingeschworene
"Schraubergilde" ist das Werkeln am
eigenen Bike das Salz in
der Suppe. Voraussetzung für gute
Arbeit ist aber eine optimal
eingerichtete "Bastelbude".
Wie solch ein Hobbyraum aussehen
kann,
soll ein Beispiel zeigen.
Text & Fotos: Winni Scheibe |

"My home is my Castle"
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Mal
ganz ehrlich, wer sein Bike selbst hegt und pflegt, wünscht sich eine
picobello eingerichtete Werkstatt. Wer sich diesen Traum jedoch von
einem Tag auf den anderen erfüllen will, muss entweder im Lotto
gewinnen, eine dicke Erbschaft machen oder sich hoffnungslos
verschulden. Eine Werkstattausrüstung ist nämlich verdammt teuer. Und
so wundert es auch nicht, dass bei den meisten Hobbyschlossern viele
Jahre vergehen, bis sie alles zusammenhaben. Werden alle Kosten
irgendwann doch mal zusammengerechnet, hätte man sich für den Spaß
locker eine neue Ducati Supersport-Maschine kaufen können. Doch so ist
es nun mal in der Szene. Billige Schraubenschlüssel aus dem Baumarkt
haben im erlauchten Kreis nichts zu suchen, Qualitätswerkzeug ist
angesagt. Beim Kauf von hochwertigen Sachen kann man aber immer wieder
mal ein Schnäppchen machen. Ein Preisvergleich lohnt sich allemal. Gute
Markenartikel gibt es im Zubehörhandel oder sogar als "Kundenfang"
im Supermarkt. Besonders zu empfehlen sind die Verkäufe bei
Werkstattauflösungen. Oftmals wird so etwas in der Tageszeitung
angekündigt. Hier lassen sich Werkzeuge sowie Werkstattausrüstung für
relativ wenig Geld beschaffen. Die Sachen sind zwar gebraucht, doch für
den "Hausgebrauch" genügen sie immer noch vollauf.
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Bevor
es allerdings so weit ist, plagen den Akteur jedoch ganz andere Sorgen.
Ohne geeignete Räumlichkeit geht nämlich nichts. Wer keinen geeigneten
Platz zu Hause hat, muss sich was suchen. Doch aufgepasst! Garagen sind
offiziell nur zum Abstellen der Fahrzeuge erlaubt. Wer diese Räume
klammheimlich zur Hobby- oder Reparaturwerkstatt umfuckelt, kann nicht
nur mit dem Vermieter, sondern auch mit dem Ordnungsamt mächtig Ärger
bekommen. Ideal für die geplanten Aktivitäten sind stillgelegte
Tankstellen oder ehemalige Auto- oder Motorradwerkstätten.
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Grundausstattung
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Überblick:
Das Werkzeug hängt an einem selbstgezimmerten Haltebrett an der Wand
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Beginnt
der Schrauber-Novize bei Null, benötigt er zunächst eine
Werkzeuggrundausstattung. Damit die Sachen von vornherein gleich ihren
richtigen Platz bekommen, steht auf dem Einkaufszettel eine
Werkzeugkiste oder sogar ein Werkzeugwagen. Als weiteres wird auf der
Checkliste vermerkt: Satz Maulschlüssel, Satz Ringschlüssel, Satz Inbusschlüssel, Kerzenschlüssel, Nusskasten, Drehmomentschlüssel,
Schraubendreher und Kreuzschlitzschraubendreher in verschiedenen
Größen, Kombizange, Seitenschneider, Universalzange, Spitzzange,
großer und kleiner Hammer, Plastikhammer, Satz Durchschläge,
Drahtbürste, Messschieber, Maßband, Fühlerlehre, Prüflampe,
Eisensäge und Montagehebel. Mit dieser Kollektion, die zwischen 800
und 2000 Euro kostet, lässt sich jetzt loslegen.
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Gut eingeräumt:
Die "Schraubenschlüssel" liegen geordnet im Werkzeugwagen
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Auswahl:
Mit der Zeit kommt so etliches an
Werkzeug zusammen... |

Einsortiert:
Wer Ordnung hält braucht nicht
lange zu suchen... |
Gängige Pflege- und
Wartungsarbeiten lassen sich mit diesem Sortiment bereits prima
erledigen. Abmontierte Bauteile werden fürs erste auf einen
ausrangierten Küchentisch gelegt, Kleinteile und Schrauben in
Pappkistchen verstaut. Auch der mittlerweile organisierte Schraubstock
ist auf der Arbeitsplatte befestigt. Doch auf die Dauer wird sich ein
gewissenhafter Monteur mit dieser Lösung kaum zufrieden geben. Eine
richtige Werkbank muss her und eine Motorradmontagebühne. Doch damit
ist es noch nicht getan. Die Handbohrmaschine mit Bohrer-Set und
Bohrmaschinenständer, ein Feilen-Set, eine Handlampe,
Druckluftkompressor sowie Gewindeschneider und Gewindebohrer sind die
nächsten Anschaffungen.
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... hier lässt sich was schaffen... |

... immer das richtige Werkzeug |
Langsam
nimmt die Kreativbude Gestalt an. Im Regal neben der Werkbank stehen
inzwischen Rostlöser, Schmierfett, Kriechöl, Kettenspray, Verdünner
und einige Liter Motoröl. Auch verschiedene Klebstoffe,
Dichtungsmittel, Maßbecher, Trichter, Isolierband, Bindedraht,
Spachtelmasse, Schleifpapier und ein Kistchen randvoll mit allen
möglichen Schrauben, Muttern und Unterlegscheiben sind vorhanden. An
den Wänden hängen Poster, und sogar einen Feuerlöscher und Erste-Hilfe-Kasten gibt es.
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...Prüfen und Messen... |

...Gewinde überholen... |
Bald liegen die Schrauben, Muttern
und Federringe nicht mehr bunt zusammengewürfelt in der Holzkiste. Bei
einem Metallhändler hat man einen tadellosen gebrauchten
Sortimentskasten erstanden. Roststellen werden abgeschliffen und der
Schrank neu gestrichen. Jede Schraubengröße hat nun ihr eigenes Fach.
Auch die Splinte, Sicherungen, Lüsterklemmen, Kupfer- und
Gummidichtringe, Ventileinsätze, Ventilkäppchen und Isolierband sind
ordentlich eingeräumt. In den Schubfächern liegen die kostbaren Messwerkzeuge. Rechts im Fach Schublehre, Maßband, Zollstock,
Bügelmessschraube und Innenmessgerät. Links im Fach Prüflampe,
Universalmessgerät, Quetschverbinderzange, Kabelbinder, einige Rollen
Kabel und der Lötkolben.
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Im
Laufe der Zeit verwandelt sich die Schrauberbude zur echten
Profi-Werkstatt. Im Ersatzteillager stapeln sich Reifen, Batterien,
Tanks, Vergaser, Sitzbänke, Rahmenteile, Schutzbleche und wer weiß was
sonst noch. Eine zweite Werkbank ist speziell für die
Motorenüberholungen reserviert. Im selbst reparierten Waschknecht
lassen sich verschmutzte Bauteile umweltgerecht auf neuen Glanz bringen.
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Flüssige Schraubensicherung wird immer mal wieder gebraucht
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Schweißarbeiten gehören schon bald
zum
1x1 des Hobby-Schraubers
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Kumpels,
die man die Werkstatt mitbenutzen lässt, spendieren für den Fußboden
einen Fliesenbelag. Gemeinsam werden sie an einem Wochenende verlegt. Im
gleichen Aufwasch bekommen die Wände einen weißen Anstrich. Mit dem
Werkzeug ist man mittlerweile bestens bestückt, an Elektrogeräten
herrscht auch kein Mangel, und ausgedrehte vergammelte Schrauben werden
grundsätzlich gegen neue Schraubverbindungen aus Edelstahl ersetzt.
Trotzdem, irgendwas fehlt immer wieder. Sei es ein Spezialwerkzeug, ein
Druckluftschrauber, den man sich schon lange wünscht oder nur noch ein
weiteres Regal, um endlich eine separate Stellfläche für die Farb- und
Spraydosen zu haben.
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Vorratslager:
...es könnte ja mal etwas kaputt gehen...
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Pflegen&Warten:
Bremsflüssigkeit erneuern
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Schrauberbuden werden jedoch nie komplett ausgestattet sein. Und
ausgerechnet in dem Moment, wenn man dringend einen Schlüssel braucht,
fehlt dieser. Dann heißt es wieder improvisieren. So wie vor Jahren,
als man nur mit der winzigen Werkzeugkiste auskommen musste. Echte
Schrauber betrachten solche Situationen allerdings als Herausforderung: "Geht nicht, gibt es nicht". Und es wird solange getüftelt, bis
das Problem gelöst ist. Aber spätestens am nächsten Tag wird der
verflixte Schlüssel doch gekauft. Auch wenn man ihn in den nächsten
zehn Jahren nicht mehr braucht, aber egal. Wichtig ist nur, man hat das
Werkzeug, und das beruhigt...
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