"Rock around the Clock"
Tacho und Drehzahlmesser haben
wichtige Aufgaben.
Sie informieren den Piloten über
Fahr- und Betriebszustand.
Ist ein Gerät kaputt, lässt es sich in der Fachwerkstatt reparieren.
Text&Fotos: Winni Scheibe
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Blättert
man im Geschichtsbuch, findet man Hinweise auf erste Tachos bereits im
letzten Jahrhundert vor Christi Geburt. Der geniale Techniker Heron von
Alexandrien beschreibt einen Wegmesser. Der Antrieb des über Zahn- und
Schneckenräder betätigten Gerätes erfolgte vom Wagenrad. Von einer
gleichzeitigen Weg- und Zeitmessung berichtet die römische
Geschichtschronik im Jahre 192 nach Christi. Luxuriös ausgestattete
Wagen, die, nach außen nicht sichtbar, von Sklaven geschoben wurden,
verfügten über einen Meilenzähler und eine Wasseruhr. Durch die
gemeinsame Weg- und Zeitmessung ließ sich die durchschnittliche
Fahrgeschwindigkeit bestimmen. In China wurden 1027 die ersten
Wegmesswagen konstruiert.
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Dann
wurde es zunächst ruhig um diese Technik. Erst als Anfang des 20.
Jahrhunderts Autos und Motorräder immer schneller wurden, erkannten die
Ingenieure, dass unterschiedliche Informationen über Fahr- und
Betriebszustände des Gefährtes sehr nützlich und hilfreich sein
können. Genau wie alle anderen Fahrzeugteile unterliegt diese filigrane
Technik dem Verschleiß.
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Harley-Davidson aus den 20er Jahren:
Tacho und Amperemeter |
Filigrane
"Uhrmechaniker-Technik"
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Eine
kaputte Kontrolllampe im Gerät kann im Prinzip jeder ersetzen. Wer
allerdings versucht, das Gerät selbst zu überholen, kann sein blaues
Wunder erleben. Winzig kleine Schrauben, haarfeine Federn, hauchdünne
Achsen, stecknadelkopfgroße Zahnradpaare und Nockenwellen gehören zum
Innenleben solch eines Instrumentes. Hat der emsige Monteur es bis in
alle Einzelteile zerlegt, ist es allerdings meist zu spät. Im hilflosen
Chaos liegen die Minibauteile verstreut auf der Werkbank. An eine
fachgerechte Reparatur und den richtigen Zusammenbau des Gerätes ist
nicht mehr zu denken. Im Prinzip lässt sich jedes Gerät instand
setzen. Wird uns aber ein bereits so zerlegtes Instrument angeliefert,
muss man sich den Zusammenbau wie das Zusammensetzen eines komplizierten
Puzzles vorstellen," können die Spezialisten vom
KA-JA-Tacho-Dienst in Neunkirchen bei Erlangen aus Erfahrung berichten.
"Reparaturanleitungen oder Funktionszeichnungen lassen sich für
alte oder ausgefallene Geräte auch kaum beschaffen. Das Überholen und
der Zusammenbau ist in solchen Fällen meist nur mit großem Zeitaufwand
und entsprechend hohen Kosten möglich. Bevor bei uns ein seltenes
Instrument überholt wird, schauen wir uns zunächst sehr sorgfältig
die Ausführung an. Beim Zerlegen werden Aufzeichnungen, Notizen und
gegebenenfalls Beschreibungen erstellt. Bei alten Geräten kommt es
häufig vor, dass es keine Ersatzteile mehr gibt. Aber ganz gleich was
fehlt, ob Achsen, Zahnräder, Schnecken, Chromringe oder Zifferblätter,
alle benötigten Bauteile können wir nachbauen."
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Bei vielen Tachos
verbirgt sich unter dem Zifferblatt filigrane Technik, die mit
Laufwerken einer Zeituhr vergleichbar sind. Aus der Vielzahl der verschiedensten Konstruktionen setzten sich zunächst drei
Antriebs-Systeme durch. Über ein drehzahlabhängiges Fliehpendel wird
die Hubbewegung des Pendels von einer ausgetüftelten Mechanik in die
Zeigerbewegung der Nadel umgesetzt. Beim englischen Chronometer hingegen
sind zahlreiche Zahnräder und winzige Nockenwellen für die
schrittweise Bewegung der Ziffernadel zuständig.
Neben den beiden
mechanischen Ausführungen hat sich bis heute ganz klar der zwei,- vier-
oder sechspolige Wirbelstrom-Antrieb etabliert. Über dem mit
Wellendrehzahl laufenden Magnetring sitzt eine durch Luftspalt getrennte
federgespannte Aluglocke, die wiederum die Tachonadel betätigt. Dreht
sich der Magnetring und damit sein magnetisches Feld, werden im
Glockenmaterial Wirbelströme erzeugt. Mit zunehmender Drehzahl
verstärkt sich das magnetische Feld, und die Glocke wird mitgenommen.
Damit die Drehbewegung der Glocke gleichmäßig erfolgt, wirkt die
Federkraft der Spiralfeder gegen das Drehmoment des rotierenden Magnets.
Eine gleichmäßige und ruhige Bewegung der Tachonadel ist so
gewährleistet.
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Längst ist vom Gesetzgeber für jedes Fahrzeug im öffentlichen
Straßenverkehr ein Tacho und Kilometerzähler vorgeschrieben. Lediglich
10% plus 4 km/h vom jeweiligen Anzeigewert darf die Abweichung von der
tatsächlich gefahrenen Geschwindigkeit betragen. Die Grundeinstellung
und ein späteres Nacheichen des Tachos erfolgt durch Vorspannen der
Rückholfeder oder Verändern der Magnetkraft.
Für die Funktion des
Kilometer- oder Meilenzählers sind in allen Tachoausführungen kleine
Schneckenantriebe und winzige Zahnradgetriebe zuständig. Abgesehen von
dem Wegstreckenzähler funktionieren die Drehzahlmesser nach dem
gleichen Prinzip.
Zusammengehalten werden
die Bauteile im Gerät von Schrauben in den gängigen Abmessungen M1.7
bis M3, vielfach kommen auch Nietverbindungen zum Einsatz. Die
Wellenlagerung erfolgt in kleinen Kugel- oder Gleitlagern. Waren früher
Achsen, Zahnräder und Schneckengetriebe ausschließlich aus Stahl und
Messing gefertigt, kommen heute Zahnräder aus Kunststoff zum Einsatz.
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Aber ganz gleich um
welches Anzeigeinstrument es sich handelt, von einem allgemein gültigen
Standardaufbau kann nicht die Rede sein. Besonders bei sehr alten
Geräten vertrauten die Hersteller auf eigene Konstruktionen. "Aus
diesem Grund lässt sich auch keine allgemein verbindliche
Reparaturanleitung für die Instrumente geben," betonen die
Tachodoktoren. "In unserem Beruf zählt die jahrelange Erfahrung,
ist handwerkliches Geschick, ruhige Arbeitsweise und viel Geduld
erforderlich."
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Je nachdem, um welches
Fabrikat es sich handelt, wie alt das Gerät ist und welche Teile
gegebenenfalls nachgefertigt werden müssen, kann eine Reparatur gut
einen Tag Arbeit in Anspruch nehmen. Die Kosten können dann schnell
auf 150 bis 300 Euro oder noch höher klettern. Bei ausgefallenen
Geräten empfiehlt es sich, vorab einen Kostenvoranschlag einzuholen.
Bei kleinen Reparaturen muss man mit
etwa 40 bis 80 Euro kalkulieren. Eine häufig durchgeführte Arbeit ist
das Umrüsten eines Meilentachos zum Kilometerzähler. Im Schnitt ist
hierfür mit 300 Euro zu rechnen. Kommt allerdings noch ein neues
Zifferblatt hinzu, sind noch einmal 80 bis 120 Euro zu veranschlagen.
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Adresse
KA-JA Tacho-Dienst
Industriestraße 4
91077 Neuenkirchen a. Br.
Tel.: 09134-99 33 68
Fax: 09134-9282
www.ka-ja-tacho.de
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