Technik


"Tankbauer"

Ist nach einem "Abflug" das Spritfass so zerbeult,
dass man ein neues kaufen muss,
kann es in manchen Fällen ein teurer Spaß werden. 
Erheblich günstiger ist ein Nachbautank aus Aluminium.

Text&Fotos: Winni Scheibe 



Augenweide:
Handgefertigter und auf Hochglanz polierter Alu-Tank


Der Motorradtank hat nicht nur die Aufgabe als Kraftstoffbehälter zu dienen, er bietet auch - von einigen Ausnahmen abgesehen, zum Beispiel Choppermodelle - für die Sitzposition den richtigen Knieschluss auf dem Bike. Er ist aber auch ein wichtiges Stilelement. Stahltanks sind lackiert oder sogar verchromt, Tanks aus Aluminium werden gerne auf Hochglanz poliert. Die Größe des Tanks ist darüber hinaus für die Reichweite des Bikes ausschlaggebend. Wer den Stahltank in den winterlichen Ruhepausen bis zum Stehkragen auffüllt, verhindert so, dass sich im Inneren Rost bilden kann. Im Prinzip ist bisher fast alles über die Spritfässer gesagt. Außer einer gelegentlichen Lack- oder Alupolitur brauchen sie kaum Pflege.



Nachbautanks gibt es für alle Marken und Modelle


Doch wehe, der Tank wurde nach einem "Ausrutscher" stark verbeult. Ist er so zerschunden, dass eine Reparatur nicht machbar ist, bleibt dem Biker nur der Neukauf. Handelt es sich um ein klassisches Fahrzeug, kann es passieren, dass Nachschub kaum beschaffbar oder sehr teuer ist. Experte auf diesem Gebiet ist WBO in Bohmte. Ein Tank für eine legendäre Bimota kostet zum Beispiel den Pappenstiel von 1500 Euro.



Die Herstellung von Alutanks erfolgt in "Maßanfertigung"


In diesem Fall ist der Biker sicherlich gut beraten, sich einen Nachbautank aus Aluminium zu besorgen. Nicht nur, dass diese Tanks erschwinglich sind, sie wiegen auch durchweg 50 bis 80 Prozent weniger. Im Schnitt liegt nämlich das Gewicht von einem Originaltank bei 5 bis 6 kg, dagegen bringt ein Alutank nur rund 2,5 kg auf die Waage. Für Biker, die sich mit ihren Maschinen auf Rennstrecken austoben, sicherlich ein Argument, denn im knallharten Renngeschäft wird jedes Kilogramm, das vom Fahrzeuggewicht reduziert werden soll, mit 1000 Euro Kosten veranschlagt!


WBO in Bohmte bietet für über 40 Maschinentypen Alutanks an. Ein Tank für die heute bereits legendäre Yamaha SR 500 kostet 395 Euro, für die Ducatis oder Guzzis rund 400 Euro, und für Sondermodelle wie eine MV Agusta gut 500 Euro. Zu jedem Tank wird ein TÜV-Gutachten mitgeliefert, und auf Wunsch kann er auf Hochglanz poliert werden. Da alle Tanks in der hauseigenen Werkstatt gefertigt werden, sind aber auch Sonderausführungen oder Einzelanfertigungen möglich.
"Die Herstellung unserer Alutanks erfolgt in reiner Handarbeit," plaudert der Firmenchef aus dem Nähkästchen. "Handelt es sich um einen Nachbau, können wir prinzipiell jeden Tank fertigen, komplizierter wird es nur, wenn es sich um eine Einzelanfertigung ohne Muster handelt, aber auch in diesen Fällen haben wir schon die ausgefallensten Wünsche realisieren können."



Zuerst werden aus starker Pappe Schablonen angefertigt. Je nach Tankform sind für den Boden eine, drei oder sogar fünf einzelne Schablonen erforderlich. Für das Seitenteil wird ein oder bei Rundungen für den Knieschluss zwei Schablonen und für das Oberteil eine Schablone ausgeschnitten. Nachdem die einzelnen Schnittmuster auf das 1,5 mm starke "halbharte" Aluminiumblech aufgezeichnet sind, werden die benötigten Teile ausgeschnitten. 

"Entsprechend der gewünschten Tankform werden die Alublechteile nun gebogen oder von Hand mit dem Hammer vorgedengelt," wird weiter verraten. "Haben sie ihre spätere Form angenommen, wird das Grundgerüst erst einmal an einigen Punkten schweißtechnisch zusammengeheftet. Mit dieser Arbeitsweise wird vermieden, dass sich die Bleche beim Schweißen verziehen."


Zwischendurch wird der Tankrohling aber immer wieder auf den Rahmen gehalten um die Passgenauigkeit zu kontrollieren. Stimmt an einigen Stellen die Formgebung nicht, wird das Blech mit gezielten Hammerschlägen nachgedengelt. Steht der Unterbau, wird ins Oberteil die Aufnahme für den Tankstutzen eingepasst und rundherum verschweißt. Wahlweise lässt sich ein verschließbarer Standarddeckel oder ein teurer Flugzeugverschluss einsetzen. Genau wie bei den Vorarbeiten wird das Oberteil erst mit dem Unterbau geheftet. Jetzt hat der Tank im Prinzip bereits seine endgültige Form angenommen. Stimmt die Passform, werden alle Nähte nun komplett verschweißt und anschließend erst grob und danach fein verschliffen. Nun fehlt noch der Stutzen für den Benzinhahn und die Tankhalterungen. Soll der Tank aber auf Hochglanz poliert werden, wird diese Schweißarbeit erst nach dem Polieren ausgeführt. Beim Polieren ist es nämlich wichtig, dass keine Ecken und Kanten herausstehen, je glatter die Aluflächen sind, um so einfacher lässt er sich an der Schwabbelscheibe auf Hochglanz bringen. Soll der Tank eine Lackschicht bekommen, braucht die Oberfläche natürlich nicht poliert werden. Je nach Tankausführung dauert die Herstellung gut sechs Stunden, fürs Polieren muss zusätzlich mit zwei Stunden gerechnet werden. Abschließend wird der Kraftstoffbehälter mit 0,3 bar abgedrückt und so auf Dichtigkeit überprüft.



Glanz & Gloria:
Klassiker mit Alutank


Ein nicht zu unterschätzender Faktor hinsichtlich der Lebensdauer ist die Tankbefestigung. Die Lagerung muss immer in Silentblöcken oder mit Gummiunterlegscheiben erfolgen. Ist er nämlich direkt mit dem Rahmen verschraubt, besteht die Gefahr, dass er mit der Zeit Risse bekommt und so zwangsläufig undicht wird. 

Ob für Oldies oder klassische Sportracer, ein blitzblank polierter Alutank gibt dem Motorrad eine bestechende Optik. Soll die Oberfläche allerdings immer glänzen, muss sie regelmäßig aufpoliert werden.


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