Technik |
"Plastikbomber" Text: Winni
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Triumph ist mächtig stolz auf ihre Bonneville. Keine Verkleidung stört den Blick auf den wunderschönen Twin-Motor, das Outfit ist klassisch und die Speichenräder sind stilvoll. Ein Motorrad wie aus Chrom und Stahl, und das in einer Zeit, wo "light" in ist. Wer es nicht glauben will, darf ruhig mal aufs vordere Schutzblech klopfen - die Betonung liegt auf "blech" - , kein schnöder Plastik, sondern echt Stahl! |
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Und weil vom Motorrad nun
bald kaum noch mehr etwas zu erkennen war und man nur noch
auf "Plastik" guckte, erhielten diese Flitzer schnell den
Spitznamen "Joghurtbecher". Joghurtbecher deswegen, weil die
Verkleidungen eben aus dem gleichen Werkstoff wie besagte Quarkbottiche
waren. |
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Anno 1907 hatte Leo
Hendrik Baekeland durch Kondensation von Formaldehyd und Phenol das
Phenolharz (PF) erfunden. 1910 gründete er die Bakelite Gesellschaft
mbH in Erkner bei Berlin, und damit war das Unternehmen weltweit der
erste Hersteller vollsynthetischer Kunststoffe. Der Handelsname war
"Bakelit", gleichzeitig bürgerte sich im Sprachgebrauch der
Name „Bakelit" aber auch als Bezeichnung für andere Kunststoffe
ein. Dieser duroplastische Kunstharz war transparent oder gelb-braun
gefärbt, dunkelte aber mit der Zeit nach und hatte einen
langanhaltenden stinkenden Geruch, war hart und spröde, verfügte
dafür aber über gute Isolationsfähigkeit. Darüber hinaus war er als
Pressmischung bestens zur Produktion von Massengütern geeignet. Und
somit wurde er ein ideales Herstellungsmaterial für Bauteile in der
Elektrotechnik, z. B Gehäuse, Schalter und Trägerplatten. Beim
Hantieren dieser relativ leichten Bauteile bedurfte es allerdings
gewisser Sorgfalt. Das spröde Material zerbrach bei unsachgemäßer
Behandlung und war für eine Reparatur nicht schweißbar. Ein weiterer
Nachteil war die geringe Temperaturbeständigkeit. Wurde der Kunststoff
über längere Zeit hoher Temperatur ausgesetzt, verkohlte er. |
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Ab dieser Zeit gab es den
legendären Cromwell-Halbschalenhelm aus diesem glasfaserverstärkten
Polyesterharz, kurz GFK. Das Außenmaterial bestand aus mehreren
Schichten Glasfasergewebematten, die mit Kunstharz getränkt waren. Die
GFK-Schale wurde handlaminiert und zeigte hervorragende Eigenschaften.
Sie war außergewöhnlich stabil, unempfindlich gegen
Witterungseinflüsse und Lösungsmittel, ließ sich individuell
lackieren und nach Lust und Laune mit Aufklebern dekorieren. Heute hat
die "Knalltüte" Kultstatus. |
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GFK Bauteile werden in Handarbeit hergestellt - GFK-Matten werden handlaminiert |
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Ebenfalls "Plastik", aber von einem ganz anderem Schlag, ist der thermoplastische Kunststoff. Zu dieser Gruppe gehören zum Beispiel die Polycarbonate. Der Boom dieses Werkstoffs begann Mitte der sechziger Jahre. |
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Gab es jahrelang kaum eine Möglichkeit, thermoplastische Bauteile zu reparieren, lassen sich mittlerweile Risse und Brüche durch moderne Schweißverfahren wieder zusammenflicken. |
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Duroplastische Kunststoffe |
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Glasfaserverstärkter-Kunststoff
(GFK) Bauteile aus GFK lassen
sich in Einzelanfertigung oder Kleinserie herstellen. Die Preise für
diese Bauteile werden maßgeblich von der aufgewendeten Arbeitszeit
bestimmt. Die Materialkosten sind nicht so teuer. GFK-Bauteile werden
handlaminiert, sind einfach weiterzuverarbeiten und lassen sich in jeder
Farbe lackieren. |
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Bauteile aus
Aramid, auch
Kevlar genannt (Kevlar ist ein Markenname der Firma Du Pont), sind
gegenüber GFK leichter, bruchfester und schlagzäher. Die Herstellung
erfolgt in der gleichen Arbeitsweise wie GFK. Aramidbauteile lassen sich
in jeder Farbe lackieren. |
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Anwendungsbeispiele: |
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Dieses Gewebe ist eine Mischung aus Aramid und C-Faser. Je nach Verwendung ist die Zusammensetzung der beiden Faseranteile unterschiedlich. Kohlefaser ist superleicht, hochzugfest und besitzt eine hohe Steifigkeit, hat aber eine geringe Bruchdehnung und ist spröde. Dieses Manko fängt das Aramidgewebe auf, es ist schlagzäh und schleiffest. Bauteile aus Hybrid-Gewebe sind passgenau und stabil. Durch die hochwertigen Eigenschaften des Materials sind weniger Lagen erforderlich, was wiederum bedeutet, dass das Bauteil bei gleicher Stabilität weniger Gewicht auf die Waage bringt. Die Bauteile werden ebenfalls handlaminiert und je nach Einsatzzweck lackiert. Anwendungsbeispiele: |
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Neben Glasfaser, Aramid
und Hybrid-Gewebe hat die C-Faser inzwischen einen hohen Stellenwert
eingenommen. Sie ist das High-Tech Material unter den Kunststoffen und
entsprechend teuer. Der große Vorteil ist das geringe Gewicht. Die
Elastizität von C-Faser-Bauteilen wird durch die Faserrichtung
bestimmt. Bauteile aus diesem Material können in Faserrichtung hoch
belastet werden. Quer zur Faserrichtung besteht allerdings Bruchgefahr.
Aufgrund dieser Eigenschaft müssen die Kräfte, die auf das Bauteil
wirken, unbedingt bekannt sein. |
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Anwendungsbeispiele:
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Thermoplastische Kunststoffprodukte werden immer unter Temperatur und hohem Druck maschinell hergestellt. Für jedes Bauteil ist eine kostspielige Stahlform erforderlich. Thermoplastische Bauteile lassen sich individuell einfärben oder nachträglich lackieren, sind gegenüber Bauteilen aus Stahl um ein Vielfaches leichter, Temperatur und UV-Licht beständig, beidseitig glatt, 100prozentig baugleich sowie passgenau, sie sind pflege- und wartungsfrei. Auf Grund der Massenfertigung lassen sich selbst hochkomplizierte Bauteile kostengünstig herstellen. |
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