Technik |
Plattfuß? Reifen
verschlissen oder beschädigt? |
|
|
|
|
|
Doch
zunächst zur grauen Theorie: Wir unterscheiden Reifen mit Schlauch (TT
– Tube Type) von solchen, die ohne Schlauch (TL – Tubeless)
auskommen. Die meisten Drahtspeichenräder bedingen die Verwendung von
Schlauchreifen, da die Befestigung der Speichen eine große Zahl von
Bohrungen in der Felge mit sich bringt, durch die sich ohne einen
Schlauch die Luft aus dem Staub machen würde. Doch wie immer
bestätigen auch hier Ausnahmen die Regel. Bei verschiedenen Bikes mit
Drahtspeichenrädern finden die Speichen nämlich ihre felgenseitige
Aufnahme außerhalb der Luftkammer, was den Einsatz von
Schlauchlosreifen ermöglicht. Da dabei die Verwendung eines Schlauchs
entfällt, kommt ein Ventileinsatz aus Hartgummi zur Anwendung. Der muss
allerdings bei jedem Reifenwechsel erneuert werden. Luftverluste sind
meist die Folgen eines Fremdkörpers, der in den Reifen eingedrungen
ist. Ist nur der Schlauch beschädigt, genügt es, diesen zu ersetzen.
Bei Schlauchlosreifen freut sich der Reifenhändler, denn in diesem Fall
wird ein neuer Pneu fällig. |
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
Nun wird es ernst: Um den Reifenwulst ins Tiefbett der Felge zu drücken, treten wir mit dem Absatz unserer Motorradstiefel die Reifenflanke nieder, bis der Wulst ringsum ins Tiefbett gesprungen ist. Je nach Steifigkeit oder Bauart des Reifens (zum Beispiel schlauchloser Radialreifen) und Breite der Felge kann das ein sehr anstrengendes Unterfangen werden. Wehrt sich der Pneu hartnäckig, so stellt man eine zweite Maschine mit dem Seitenständer auf die Reifenflanke. Vorsicht ist dabei allerdings geboten, falls der Reifen weiterverwendet werden soll. Jetzt drehen wir das Rad um und wiederholen das Procedere vorsichtig (Bremsscheibe!) mit dem gegenüberliegenden Wulst. |
|
|
|
Je 20 Zentimeter links und rechts des Ventils setzen wir nun die Felgenschoner auf das Felgenhorn, um beim Hebeln mit den Montier-Eisen keinen Schaden anzurichten. Die Kordeln an den Felgenschonern dienen dazu, die Felgenschoner zu entfernen oder auf dem Felgenhorn Stück für Stück zu versetzen. Mit dem löffelähnlichen Ende des Montier-Eisens setzen wir nun unter dem losgetretenen Reifenwulst an und hebeln sie Stück für Stück über das Felgenhorn. |
|
|
|
Nachdem wir das Ventil aus seiner Öffnung gefädelt haben, entnehmen wir den Schlauch und die Reifenhalter aus der Felge. Soll nur der Schlauch gewechselt werden, so kann der zweite Wulst auf der Felge bleiben. Um den Reifen gänzlich vom Rad zu entfernen, kommen abermals die Montierhebel zum Einsatz. Von der mittlerweile freien Seite her setzen wir die Eisen mit der flacheren Seite an und hebeln den zweiten Wulst über das Felgenhorn – Felgenschoner nicht vergessen, sonst gibt’s Kratzer und Grate an dem schönen Bauteil! Zum Schluss erscheint das Felgenband, das den Schlauch vor dem Aufreiben durch die Speichennippel bewahrt. |
|
|
|
Nachdem die Komponenten
voneinander getrennt sind, steht eine eingehende Kontrolle aller
Bauteile an. Risse in der Felge? Speichen gebrochen? Felgenband in
Ordnung? Mit einer Messingbürste befreien wir die Felge von
Korrosionsansätzen und den Überresten alter Montagepaste. Jetzt sind
die Speichennippel an der Reihe: Mit dem Finger lassen sich scharfe
Kanten und Grate aufspüren, die das Felgenband und schließlich den
Schlauch in Mitleidenschaft ziehen könnten und daher mit
Schmirgelleinen geglättet werden müssen. |
|
|
|
|
|
|
|
Die Montage erfolgt in umgekehrter Reihenfolge. Es bedarf etwas Montagepaste an den Wülsten, damit der Reifen leichter über das Felgenhorn gleiten kann. Zunächst drücken wir einen Teil des ersten Reifenwulstes über das Felgenhorn und drehen dabei den Reifen. Anschließend hebeln wir den Rest des Wulstes mit den Montagehebeln über das Felgenhorn. Auch hier wiederum die Felgenschoner nicht vergessen und darauf achten, die Wulstbereiche, die bereits über das Felgenhorn gerutscht sind, möglichst weit ins Tiefbett zu drücken! Danach die Reifenhalter, sofern vorgesehen, wieder einsetzen und mit der Mutter auf zwei bis drei Gewindegängen gegen Herausrutschen sichern. Nach dem leichten Anpumpen des Schlauchs folgt der kniffeligste Teil der Montage, nämlich das Einführen des Ventils ins Ventilloch der Felge, was durch den steifen Reifen eine fummelige Angelegenheit werden kann. Wenn ein Helfer den Reifen an der entsprechenden Stelle etwas aufbiegt, geht es deutlich leichter. |
|
|
|
|
|
Nun die Kontermutter zwei bis drei Gewindegänge auf das Ventilgewinde aufdrehen, damit das Ventil beim Hantieren nicht wieder herausrutscht. Nun rundum den Schlauch in die Felge legen und darauf achten, dass sich keine Falten bilden. Die Reifenhalter ganz in den Reifen einschieben, denn nun soll der zweite Wulst seinem ersten Pendant über das Felgenhorn folgen. Dazu vergewissern wir uns, dass der erste Wulst nach wie vor im Tiefbett sitzt, ansonsten ist es fast unmöglich, den steifen Reifen über das Felgenhorn zu hebeln. Vorsicht ist hier das A und O, denn sehr schnell zwickt man beim Montieren den Schlauch zwischen Montier-Eisen und Wulst oder zwischen Wulst und Felge ein. Das Procedere gestaltet sich wie gehabt: mit aufgesetzten Felgenschonern Stück für Stück mit den Montier-Eisen den Wulst über das Felgenhorn hebeln. Anschließend den Reifen drehen, bis das Gewinde des Ventils gerade aus der Felge herausragt. |
|
|
|
Nun sitzen alle Komponenten an ihrem angestammten Platz – zumindest wenn alle Arbeitsschritte richtig ausgeführt wurden. Es bietet sich an, den Reifen schrittweise aufzupumpen und immer wieder kräftig durchzuwalken, um den korrekten Sitz sicher zu stellen. Spätestens bei einem Druck von drei Bar sollten die Reifenwülste durch ein vernehmbares Ploppen in ihren Sitz an der Innenseite des Felgenhorns springen. Ob der Reifen ordnungsgemäß sitzt, lässt sich an den Ringmarkierungen oberhalb des Reifenwulsts ablesen. Die müssen konzentrisch zum Felgenhorn verlaufen. Wenn nicht: Luft nochmals ablassen, Wülste wieder mit Montagpaste einpinseln und wiederum walken. Nun können die Reifenhalter mit den Muttern gegen die Felge fixiert werden, außerdem schrauben wir nach dem Anpassen des Reifendrucks die Ventilkappe auf und kontern die Mutter gegen die Kappe, nicht gegen die Felge! Denn das stellt einerseits sicher, dass die Kappe sich nicht löst, andererseits lässt sich an der Stellung des Ventils ablesen, ob sich der Schlauch gegen die Felge verschoben hat. |
|
|
|
Dunlop "Crescent Mousse" |
|
Bei Geländefahrern ist das sogenannte Mousse in den letzten Jahren immer mehr in Mode gekommen. Dahinter verbirgt sich keine französische Süßspeise, sondern ein Reifeninlay aus Moosgummi, das gegen Fremdkörper von außen unempfindlich ist. Da die Endloswurst für einen recht weichen Reifen sorgt und damit verminderte Stabilität und Walkresistenz an den Tag legt, taugt sie für den Straßenbetrieb freilich nicht. |
|
|
|
Das von Dunlop vertriebene Crescent Mousse ist ein geschlossenporiges Moosgummi mit einem dünnen Schlauch im inneren Drittel, sprich an der Anlagefläche am Tiefbett. Der Schlauch erlaubt es, den vom Mousse aufgebauten Druck im Reifen nochmals um etwa 0,4 bis 0,5 bar zu erhöhen. Vor der Montage muss sich der Geländefreak überzeugen, dass das entsprechende Mousse zu Felge und Reifen passt. Die Montage und Demontage des Mousse ist mitunter eine fummelige, glibberige Angelegenheit und gestaltet sich eigentlich wie das Montieren eines Schlauchreifens mit aufgepumptem Schlauch. Die Demontage erfolgt also wie oben beschrieben. |
|
|
|
Zur Montage: Zunächst wandert das Felgenband wieder an seinen angestammten Platz – nicht vergessen, das Loch auf die Ventilöffnung der Felge auszurichten! Nun kommen die Reifenhalter – Mousse sollte immer mit mindestens einem Reifenhalter montiert werden – in ihren Sitz in der Felge: durch die entsprechende Bohrung führen und mit der Haltemutter fixieren. |
|
|
|
Zum Lieferumfang des Mousse
gehört im Normalfall ein Schmiergel, das auf der Innenseite des Reifens
verteilt wird, bevor man das Mousse in den Reifen einsetzt. Da dieses
Gel im Gegensatz zur Montagepaste seine Schmierwirkung dauerhaft
behält, müssen Reste am Reifenwulst unbedingt abgewischt werden. Das
Crescent Reifenmousse von Dunlop besitzt am Schlauchsitz eine praktische
Aussparung für das Ventil. Den Schlauch setzen wir nun so in das Mousse
ein, dass sich das Ventil an dieser Stelle befindet und pumpen ihn
leicht auf. |
|
|
|
Wer es problemlos bis an diese Stelle geschafft hat, darf sich guten Gewissens als Crack im Reifenwechsel bezeichnen und wird auch bei einer Reifenpanne im Hinterland keine größeren Schwierigkeiten haben. Doch wie in allen Dingen gilt auch hier: Übung macht den Meister. |