Szenen-News Februar 2009


100 Jahre Harley-Davidson V-Twin

2009 sind es 100 Jahre her, dass Harley-Davidson den ersten V-Twin präsentierte. Etwa 9 PS leistet das Triebwerk aus dem Jahr 1909. Es darf zu Recht als Meilenstein der Technikgeschichte bezeichnet werden, schließlich wartet es mit einer enormen Kontinuität auf. Arbeitsprinzip, Zylinderzahl und -anordnung sowie Ventilanzahl haben sich bei luftgekühlten Harley-Davidson Motoren seither nicht geändert. Schon bei dem Modell des Jahres 1909 handelte es sich um einen Viertakt-Zweizylinder-V-Motor mit einem Zylinderwinkel von 45 Grad und mit zwei Ventilen pro Zylinder. Doch deren Steuerung wurde im Laufe der Jahre prinzipiell modifiziert.



Erste Harley-Davidson 1909 mit V-Motor


Harleys erste V-Twins arbeiteten nach dem klassischen De Dion Prinzip: Eine untenliegende Nockenwelle steuerte das neben dem Zylinder stehende Auslassventil. Das im Zylinderkopf befindliche Einlassventil wurde „atmosphärisch“ gesteuert. Wie beim Harley-Davidson Einzylinder handelte es sich um ein sogenanntes „Schnüffelventil“, das öffnete, wenn im Verbrennungsraum ein Unterdruck herrschte, und schloss, wenn der dortige Luftdruck höher war als jener der Umgebung.


V-Twin nach dem klassischen De Dion Prinzip


1911 wurde der Motor grundlegend überarbeitet. Nun betätigte die Nockenwelle über eine Stößelstange auch das Einlassventil. Es befand sich im Zylinderkopf über dem seitlich stehenden Auslassventil und gab dem Prinzip den Namen „i.o.e“, „inlet over exhaust“; zu Deutsch „Einlass über Auslass“ oder kurz „Wechselsteuerung“.

Der starke und zuverlässige V-Motor trug entscheidend dazu bei, dass die Harley-Davidson Motor Company wuchs und gedieh. Der Rest ist Geschichte. Es folgten so epochale V-Twins wie Flathead (1929), Knucklehead (1936), Panhead (1946), Shovelhead (1966), Evolution (1984), Twin Cam 88 (1999), Revolution (2002) und Twin Cam 96 (2007). Triebwerke, die zum einzigartigen Ruf von Harley-Davidson beitrugen und die unterstreichen, dass sich das Unternehmen zu Recht die „Motor Company“ nennt.



Harley-Davidson "Flathead" von 1933



Harley-Davidson Model E "Knucklehead" von 1936



Harley-Davidson Hydra-Glide "Panhead" von 1949


Bei aller Tradition ist eine Harley-Davidson auch stets ein modernes Motorrad auf der Höhe der jeweiligen Epoche. Zu keiner Zeit verschloss sich der Hersteller sinnvoller technischer Innovation, im Gegenteil: Oft erwies sich das Unternehmen als Wegbereiter der Motorradtechnik. So führte man bereits 1936 („Model E“; Knucklehead Motor) die seinerzeit hochmoderne OHV-Ventiltechnik ein, seit 1948 („74 FL“; Panhead Motor) verfügen die luftgekühlten Harley-Davidson Big Twins über hydraulischen Ventilspielausgleich, der das Justieren der Ventile erübrigt, und seit 1965 („Electra Glide“; Shovelhead Motor) starten sie mittels eines elektrischen Anlassers. 1980 schließlich war das „Jahr Eins“ für den Harley-Davidson Sekundärzahnriemen („Sturgis“; Shovelhead Motor). Er läuft leise, sauber und nahezu wartungsfrei. Zudem ist er wesentlich leichter als ein Kettenantrieb und erzeugt im Gegensatz zum Kardan keine störenden Lastwechselreaktionen.


Innovationen an den aktuellen Harley-Davidson Modellen

 


Twin Cam 96


Zu den praktischen technischen Errungenschaften, die eine moderne Harley-Davidson des Jahres 2009 ausmachen, zählt die elektronische Kraftstoffeinspritzung (Electronic Sequential Port Fuel Injection, ESPFI) mit O
2-Sensoren und U-Kat im Auspufftrakt. ESPFI senkt den Kraftstoff­verbrauch, sorgt für ein spontanes Ansprechverhalten und problemloses Startverhalten und passt sich automatisch an die jeweils vorherrschenden Umwelt-Variablen an. 
Das intelligente aktive Ansaug- und Auspuffsystem in allen Harley-Davidson Big Twins arbeitet mit einem Ventil im Ansaugtrakt und einer Klappe im Abgastrakt. Sie werden automatisch betätigt und verbessern nicht nur Leistung und Drehmoment, sondern bürgen auch für den typischen
Harley-Davidson Sound und dafür, dass das Bike zugleich die europäischen Geräusch- und Emissionsnormen einhält. Selbstverständlich erfüllen alle Typen mühelos die Anforderungen der Euro III Norm.

Die Rechenleistung der modernen Harley-Davidson Motorsteuergeräte, die auch zur Regelung dieses Systems dienen, stellt jene der meisten anderen Systeme in den Schatten. Das ECM dirigiert die nicht auf den ersten Blick sichtbare Technik des Bikes – von der Kraftstoffeinspritzung bis hin zum Klopfsensor, einem fortschrittlichen System, das Motorklingeln und -klopfen unterbindet und so für noch mehr Laufkultur und einen niedrigeren Verbrauch sorgt.



Alle Twin Cam 96 und Twin Cam 96B Motoren übertragen ihre Kraft über das Cruise Drive Getriebe mit einem Drehzahl reduzierenden sechsten Gang. Die Hinterräder sämtlicher Modelle werden von Kohlenstofffaser verstärkten Sekundärzahnriemen der jüngsten Generation angetrieben, die extrem belastbar und reißfest sind. 
Anstelle eines konventionellen Kabelbaums kommt in den elektrischen Anlagen ein System mit serieller Datenbus-Technologie zum Einsatz, das verschiedenste elektrische Signale – zum Beispiel für Bremsleuchte, Rücklicht und Blinker – über eine einzige Leitung transportiert und dabei noch leichter ist und zuverlässiger arbeitet als herkömmliche Systeme.
An den Touring Modellen ersetzt der elektronische Gasgriff konventionelle Lösungen mit Bowdenzügen und sorgt für eine präzise und sanfte Gassteuerung sowie einen „cleanen“ Look am Lenker. Er ermöglicht zudem die Integration des Harley-Davidson Geschwindigkeitsregelsystems Cruise Control in die Elektronik. Ebenfalls serienmäßig bei den Touring und VRSC Modellen der aktuellen Generation vorhanden: das Antiblockiersystem ABS, das Harley-Davidson in Kooperation mit dem Zulieferer Delphi entwickelte. Der Raddrehzahlsensor ist dabei in die Radnabe integriert, damit die klassische Linienführung der Maschinen nicht gestört wird. 

Harley-Davidson Windschutzscheiben bestehen aus Lexan, das auch zur Herstellung kugelsicherer Autoscheiben verwendet wird. Es zeichnet sich durch eine enorme Festigkeit und Flexibilität aus, so dass Objekte, die Scheiben aus anderem Material zerschlagen würden, einfach abprallen. Harley-Davidson versieht die Scheiben obendrein mit einer Schmutz abweisenden Beschichtung.

Auch im Detail präsentiert sich eine Harley-Davidson als sehr durchdachtes Fahrzeug. So verfügen alle Modelle über praktische Features wie eine Warnblinkanlage und die intelligente automatische Rückstellung der Blinker. Der Harley-Davidson Blinker deaktiviert sich tatsächlich erst, wenn der Abbiegevorgang beendet ist. Er berechnet den korrekten Abschaltzeitpunkt aus Geschwindigkeit, Fahrtstrecke und Schräglagenwinkel – präzise und zuverlässig. Ebenfalls serienmäßig vorhanden ist eine Restkilometeranzeige im Tachometer der meisten Harleys, die dem Fahrer anzeigt, wie viele Kilometer er noch mit der vorhandenen Kraftstoffmenge zurücklegen kann. Zudem ist jede Harley-Davidson ab Werk mit einem Security System mit Keyless-Fernbedienung, Wegfahrsperre und Alarmanlage ausgestattet. Das System kommuniziert mit dem „Key Fob“ genannten Schlüsselanhänger. Es schaltet sich automatisch scharf, sobald der Fahrer sein Fahrzeug verlässt und deaktiviert sich wieder, wenn der Fahrer sich dem Fahrzeug nähert.


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