Praxis


"Duales-Perfektions-Training"

1. Teil: Die Trockenübungen

"Bewegte Theorie"


Motoren brummen, der Asphalt glüht. Außenstehende glauben
an Wunder, Schutzengel schieben Überstunden. Auf der Gass´ ist
die  Hölle los. Es wird Frühjahr und Bike-Time ist angesagt!
Doch  bevor  es losgeht, sollten wir uns auf die Saison einstellen.
Ist das Bike neu, gilt es die Betriebsanleitung zu studieren, hat der
Feuerstuhl im Winter geruht, muss er fit gemacht werden.
Es gibt einiges zu tun, doch schön der Reihe nach....

Text&Fotos: Winni Scheibe



Bevor es losgeht, sollte die Handhabung studiert werden


Motorrad fahren ist eine äußerst dynamische Angelegenheit und mit nichts vergleichbar. Beschleunigen, Schräglage, cruisen, Topspeed, bremsen, und das mitten in der Natur. Man riecht und schmeckt förmlich das Wetter. Dazwischen liegt jede Menge Fahrspaß. Moderne Bikes sind zuverlässig und technisch ausgereift. Im Prinzip müssen sie nur zur vorgeschriebenen Inspektion in die Werkstatt, ansonsten ist angasen Angesagt.



Kurven sind für viele Motorradfahrer das Salz in der Suppe

Dennoch, regelmäßige Technik-Checks sind weiterhin immens wichtig. Egal, ob nach dem "Winterschlaf", vor der ersten Ausfahrt, vor einer "Spritztour" am Wochenende oder wenn die große Urlaubsreise bevorsteht. Hat man sich einen neuen Feuerstuhl gekauft, sollte man sich zunächst mit der Handhabung vertraut machen. "Alte Hasen" wissen das längst. Durchs Hobby sind sie jung geblieben, haben unvergessene Stunden erlebt, haben aller Herren Länder gesehen, viele Freundschaften geschlossen, sind toleranter und weltoffener geworden. Bis es jedoch so weit war, hat man vieles ausprobiert, sammelte Erfahrungen und bezahlte natürlich auch sein Lehrgeld. Das ist überall so und beim Hobby Motorrad nicht anders. Neu-Aufsteiger haben alles noch vor sich. Sie können mit Ratschlägen und Tipps gut etwas anfangen. Für sie, und für alle andern natürlich auch, haben wir einige Ratschläge zusammengestellt.


Recht & Pflicht

Warten, pflegen und reparieren sind längst nicht immer nur Angelegenheiten der Fachwerkstatt. Will der Biker mit seiner Maschine sicher über die Runden kommen, ist er für einige Checks selbst verantwortlich. Diese Routine-Checks und Wartungsarbeiten lassen sich in drei Rubriken unterteilen.


Erstens:
 
Dinge, für die jeder selbst verantwortlich ist

Zweitens: 
Checks, die man selbst durchführen kann,
oder einem Fachmann anvertraut

Drittens:

Basteleien, von denen man besser die Finger lässt



Für was ist der Biker verantwortlich?
Grundsätzlich für den verkehrs- und betriebssicheren Zustand des Motorrades!

Insbesondere aber für:
Die Bremsanlage! Sicht-Check der Bremsbeläge und Bremsflüssigkeit.
(Alle erforderlichen Arbeiten an der Bremsanlage nur in der Fachwerkstatt ausführen lassen)
Ordnungsgemäßer Zustand der Bereifung: Reifengrößen, Reifenhersteller und -typ, müssen mit den Angaben in den Fahrzeugpapieren übereinstimmen. Reifenprofiltiefe, nicht weniger als 2 mm!
Reifenluftdruck, Herstellerangabe beachten, bei schneller Autobahnfahrt, zu zweit und mit Gepäck den Luftdruck um 
0,2 Bar erhöhen.
Beleuchtungsanlage, Hupe, TÜV.


Die Profiltiefe sollte nicht weniger
als 2 mm betragen


Was lässt sich selbst erledigen?
Kontrolle der Betriebsmittel: Motoröl, Getriebeöl, Kühlflüssigkeit, Batterie.
Antriebsketten: Pflege und Spannung.
Outfit: Putzen und Pflegen.
Kleine Wartungsarbeiten: , z.B. Zündkerzen wechseln.
Fahrwerkseinstellung: z.B. Federvorspannung und Dämpferabstimmung ändern.

Je nach Motorradmodell lassen sich für die Bedürfnisse des Fahrers Einstellungen vornehmen. Brems - und Kupplungshebel, Fußrasteneinstellung, Schalt- und Fußbremshebel, Lenkerstellung, Spiegeleinstellung, Sitzbankhöhe.


Das Motoröl lässt sich schnell 
selbst kontrollieren

Welche Arbeiten gehören in die Fachwerkstatt?
Prinzipiell alle Wartungs-, Inspektions- und Reparaturarbeiten, Tuning/Umbauarbeit.

Was sollte nicht gemacht werden?
Alle Änderungen am Fahrzeug, durch
die die Verkehrs- und Betriebssicherheit beeinflusst oder sogar gefährdet werden, sowie alle Änderungen am Fahrzeug,
durch die die Betriebserlaubnis erlischt!



Dem Händler des Vertrauens werden alle
wichtigen Arbeiten überlassen


Tipps für den Alltag



Beim Rangieren dahin schauen, 
wohin die Maschine geschoben wird

"Kraftrad schieben"
Ab- und Aufbocken und besonders Rangieren will geübt sein. Beide Hände gehören an den Lenker, der Blick wird dahin gerichtet, wohin man das Bike schieben möchte, und der rechte Oberschenkel hat leichten Kontakt zum Bike. Sollte man das Gleichgewicht verlieren, lässt sich das Bike mit dem Oberschenkel stabilisieren.


"Hebelstellung - Einstellung"
Auf dem Bike muss man sich wohlfühlen.  Dazu lässt sich vieles einstellen, z. B.
Spiegel, Lenker, Kupplungs- und Handbremshebel, Schalt- und Fußbremshebel, Fußrastenstellung, Sitzbankhöhe, Verkleidungsscheibe.

Die Abstimmdaten für das Fahrwerk (Federvorspannung und Dämpfereinstellung) lassen sich aus der Betriebsanleitung entnehmen, in der Fachwerkstatt erfragen oder durch Selbstversuche herausfinden.


Hebel lassen sich meist einstellen

"Richtig sitzen" 

Ist alles gerichtet, kommt es letztendlich noch auf einen selbst an: dass man nämlich richtig auf dem Bike sitzt. Die Hände unfassen gefühlvoll, nicht verkrampft, den Lenker, man sitzt locker und entspannt auf dem Bike, die Fußballen stehen auf den Fußrasten.


Richtig


Falsch



verschlissene Bremsbeläge lassen sich
 leicht erkennen


"Bremsbeläge prüfen"
Im Prinzip hat der Biker an der Bremsanlage nichts zu suchen. Doch sollte er wissen, dass sich mit einem kurzen Blick sofort erkennen lässt, wie es um die Stopper bestellt ist. An den Verschleißmarkierungen von Scheibenbremsklötzen oder der Hebelei von Trommelbremsen lässt sich deutlich ablesen, wie weit die Bremsbeläge abgenutzt sind. Wer sie bis aufs Eisen abhobelt, braucht nach einem Unfall nicht mehr nach Ausreden zu suchen.
Er trägt die Schuld!


"Bremsflüssigkeit  prüfen"
Auch dem Bremsflüssigkeitsstand muss Augenmerk geschenkt werden. Ein kurzer Blick aufs Schauglas im Vorratsbehälter lässt erkennen, ob noch genügend von diesem lebenswichtigen Saft vorhanden ist. Stellt man eine Unregelmäßigkeit fest, oder ist man unsicher, führt der nächste Weg in eine Fachwerkstatt. Denn: Hände weg, Arbeiten an der Bremsanlage dürfen nur dort ausgeführt werden! Zur Pflicht gehört es, einmal im Jahr die Bremsflüssigkeit vom Fachmann erneuern zu lassen.



Bremsflüssigkeitsstand checken


Der Luftdruck muss regelmäßig geprüft werden


"Reifen - Profiltiefe - Luftdruck"
Der richtige Luftdruck in den Reifen ist sehr wichtig. Besonders nach monatelanger Standzeit hat sich der Wert verringert. Die Folge: unsicheres Fahrverhalten. Fazit: sofort ran an die Tanke und erst mal den Luftdruck kontrollieren. Wie viel Bar korrekt in die Pneus kommt, steht im Fahrerhandbuch oder lässt sich beim Vertragshändler erfragen. Geprüft wird grundsätzlich nur bei kalten Reifen, aber nicht nur alle Jubeljahre, sondern alle zwei Wochen, am besten sogar vor jeder
 längeren Ausfahrt.
Genau wie zu geringer oder viel zu hoher Luftdruck gefährden auch abgefahrene Reifen das Fahrverhalten. Hat man das Gummi bis aufs Textil abgewetzt, ist bei einer Polizeikontrolle ein saftiges Bußgeld fällig. Die Märchen, komme gerade vom TÜV oder einer langen Urlaubsreise, ziehen bei den Beamten längst nicht mehr. Soll das Bike auf trockener wie auch auf nasser Straße Betriebs- und Fahrsicherheit gewährleisten, sind zwei Millimeter Profiltiefe der absolute Grenzwert.
Dass nur die Gummiwalzen auf-
gezogen sind, die auch in den Fahrzeugpapieren stehen,
versteht sich eigentlich von selbst.



"Betriebsstoffe prüfen"
Am einfachsten ist die Ölkontrolle. Manche Viertakt-Motoren verbrauchen mehr, andere weniger. Liegt der Konsum jedoch deutlich über einem Liter pro 1000 km, sollte man schleunigst die Fachwerkstatt aufsuchen. Als Faustregel für den Ölcheck gilt: bei jedem zweiten Tankstopp oder alle 500 Kilometer. Dazu muss das Motorrad genau senkrecht und mit beiden Rädern auf ebenem Asphalt stehen. Ist der betriebswarme Motor abgestellt und sind etwa zwei Minuten verstrichen, wird durch einen Blick ins Schauglas oder durch das Ablesen des Peilstabes die Höhe des Ölniveaus festgestellt. Zu wenig, aber auch zu viel Schmierstoff kann zu Motorschäden führen. Nicht nur beim Auto kann der "Kühler kochen", auch viele Motorradtriebwerke sind inzwischen flüssigkeitsgekühlt. Am Ausgleichsbehälter lässt sich der Kühlflüssigkeitsstand ablesen. Fehlt was, wird nachgefüllt.


Der Motoröl-Check ist kinderleicht


Gute Fahrt, Katharina! 


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