Praxis |
"Duales-Perfektions-Training"
3. Teil: Lenkimpuls & Kurvenfahren
"Drücken und Legen"
Ein Phänomen beim Motorradfahren ist das Lenken. Anders als
beim
Autofahren müssen wir beim
Motorrad "gegensteuern".
Für das bewusste "Erfahren"
dieser Lenktechnik
empfiehlt sich
ein abgeschlossener Übungsplatz.
Unser Tipp, zu zweit
trainieren
und sich gegenseitig beobachten.
Text: Winni Scheibe
Fotos: Wolfgang Fromm, Winni Scheibe
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(Foto: Wolfgang Fromm) |
"Lenkimpulsgebung" oder
"Gegenlenken" |
Diskutiert man mit Motorradfahrern das Kurvenfahren, ist vielen das
Phänomen des "Gegenlenkens" kaum bewusst. Der Handlungsablauf ist durch
die zurückliegende Fahrpraxis in Fleisch und Blut übergegangen. Soweit
die gute Nachricht.
Muss man allerdings in einer Paniksituation urplötzlich einem Hindernis
ausweichen, kann die sicher geglaubte Routine versagen. Der Schreck
fährt einem dermaßen in die Knochen, dass ein blitzschnelles Reagieren
versagen kann.
Nur mit einem bewusst eingesetzten Lenkimpuls lässt sich die Situation
meistern und diesen Lenkimpuls gilt es zu trainieren. Voraussetzung
dafür ist:
Die Hände umfassen gefühlvoll, ohne Kraft, die Lenkergriffe!
Rechts fahren = rechts am Lenker drücken = "Impulsgebung"!
Links fahren = links am Lenker drücken = "Impulsgebung"!
In Kurven den "Lenkimpuls" halten! |
Der Lenkimpuls wird bewusst auf einem
Übungsplatz trainiert
(Foto: Wolfgang Fromm)
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Für alle, die nun ungläubig den Kopf schütteln und es nicht glauben
wollen, sei folgende Übung empfohlen. Auf einem großen, freien Platz
fährt man im Uhrzeigersinn, also rechts herum, einen Kreis. Das Tempo
sollte zwischen 30 und 50 Sachen (oder etwas mehr) liegen, man fährt dabei leichte
Schräglage. Die linke Hand umfasst das Lenkerende ganz feinfühlig, so
als ob man mit dieser Hand fast freihändig fahren würde. Mit der rechten
Hand bestimmt man behutsam mit dem Gasgriff die Geschwindigkeit und
trainiert gleichzeitig durch sanften Druck auf den Lenker, durch den
sogenannten "Lenkimpuls", die Kurvenfahrt nach rechts. Hat man sich auf
eine saubere Kreisbahn eingeschossen, wird man schnell spüren, dass nur
durch das "Lenkimpuls halten" dieser Kreis gefahren werden kann. Nimmt
man den Handdruck vom Lenkerende, richtet sich das Motorrad sofort
wieder auf und die Maschine fährt geradeaus. Erhöht man dagegen den
Handdruck oder auch den "Lenkimpuls" auf die rechte Lenkerseite, nimmt
die Schräglage zu und man fährt einen kleineren Kreis.
Um es hier noch einmal ganz deutlich zu betonen: Mit diesem Training
soll das Kurvenfahren nicht neu erlernt werden, sondern der
unterbewusste Handlungsablauf des "Lenkimpulsgebens" bewusst gemacht
werden.
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"Kurvenfahren"
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In der freien Wildbahn kann das Kurvensurfen süchtig machen.
Rechtsherum, linksherum, mal mit mehr, mal mit weniger Schräglage.
Kurven sind für viele Motorradfahrer das Salz in der Suppe.
Um die Kurventechnik zu perfektionieren, sind die bereits besprochenen
Übungen, "locker Sitzen", "Blickführung" und "Fahrbahn lesen", wesentlicher Bestandteil des Trainings. Zum Kurvenfahren selbst ist besagter
"Lenkimpuls" unumgänglich - ohne den
Druck auf den Lenker kommt keiner um die Ecke.
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Will man genussvoll durch die Straßenwindungen
bügeln, sei folgende Technik empfohlen: Gefühlvoll, mit etwas mehr
Schräglage (nur wenige Grad) als die Maschine einnimmt, legt sich der
Fahrer in die Kurve. Dabei wird das kurveninnere Knie leicht nach vorne
geschoben, mit dem kurveninneren Stiefel wird die Fußraste belastet. Der
Kopf wird in den Verlauf der Kurve gedreht, "Blickführung", dabei bleibt
der Kopf aber horizontal, und mit der kurveninneren Hand wird Druck auf
den Lenker, "Lenkimpuls", ausgeübt.
Wer alle diese Handlungsabläufe unter einen Hut bekommt, fühlt sich mit
dem Motorrad bald eins. Man fährt vorausschauend und bewusster, die
Fahrdynamik wird flüssiger und der Fahrstil vor allen Dingen auch
sicherer.
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