Portrait


Münch- Kultfilm
"Das Mammut kehrt zurück"

Der Reichstag bebt...

Ganz so schlimm wurde es jedoch nicht. Man drehte die Lautstärke etwas
zurück und vom Sound der berühmten Münch Mammut blieb ein dumpfes
Grollen. Verantwortlich für das Spektakel war Tobias Heilmann. Vor rund
60 Mitgliedern der Sportgemeinschaft Deutscher Bundestag präsentierte
er Ende 2003 im Reichstag in Berlin seinen Münch-Film 
"Das Mammut kehrt zurück".

Text: Winni Scheibe
Fotos: Scheibe, SG-Archiv, In Touch Media Entertainment GmbH




Berlin ist längst Deutschlands Motorrad-Stadt Nummer eins. Schließlich werden in der Metropole an der Spree die BMWs gebaut. Und das bereits seit Ende der 60er Jahre. Das Hobby Motorrad fahren zieht sich bei uns durch alle Gesellschaftsschichten, auch Politiker haben ihren Spaß daran. Seit die Bundesregierung in Berlin residiert, kann es durchaus passieren, dass ein hoher Beamter oder Bundestagsabgeordneter mit seinem Bike neben einem an der Ampel steht oder man trifft sie zufällig an einer Tankstelle.



Sportgemeinschaft Deutscher Bundestag "Gruppe Motorsport" on Tour


In der Sportgemeinschaft Deutscher Bundestag e.V. wird das "Easy Riding" regelmäßig gepflegt. Einmal im Jahr gehen prominente Biker und Bikerinnen auf Achse. Die 4. Int. Freundschaftsfahrt 2003 führte die Motorradfreunde in einer Vier-Tages-Tour von Berlin nach Schweden und Dänemark und wieder zurück in die Hauptstadt.
Die erste große Motorradtour mit über 100 prominenten Teilnehmern aus Politik, Motorradindustrie und Presse fand im Sommer 1999 statt. Es war der symbolische "Motorrad-Umzug" von Bonn nach Berlin. Aus dieser Idee entstanden die "Freundschaftsfahrten" der Gruppe Motorsport. Im Mai 2000 waren bei der 1. Int. Freundschaftsfahrt rund 150 Biker von Berlin nach Wien unterwegs und im Mai 2001 bei der 2. Int. Freundschaftsfahrt, wiederum mit über 150 prominenten Teilnehmern, bewältigte man die Strecke Berlin - Warschau - Berlin. Die 3. Int. Freundschaftsfahrt im Mai 2002, wieder in einer Vier-Tages-Tour, führte die Kradler von Berlin nach Brüssel.

Die wohl bekanntesten Volksvertreter bei diesen Ausflügen sind Bundestagsvizepräsident 
Dr. Hermann Otto Solms, Bundesverteidigungsminister 
Dr. Peter Struck und die Parlamentarische Staatssekretärin im Innenministerium 
Ute Vogt.


Bundestagsvizepräsident
 Dr. Hermann Otto Solms


Motorradfans:
Jon Ekerold, 350er Weltmeister 1980, Verteidigungsminister Dr. Peter Struck, 
Dirk Raudies, 125er Weltmeister 1993 (v,l,n,r,)


Parlamentarische Staatssekretärin im Innenministerium Ute Vogt


Die Gruppe Motorsport umfasst inzwischen über 200 Mitglieder, von denen sich 40 bis 60 Biker regelmäßig einmal im Monat beim Stammtisch treffen. Hier wird Benzin geredet, von der letzten Urlaubsfahrt erzählt oder sich spontan für einen Wochenendausflug verabredet.


Münch-Kultfilm im Reichstag
"Das Mammut kehrt zurück"


Ralf Ernst, Münch Motorrad Technik Würzburg, Tobias Heilmann, Filmemacher Münchfilm,
Dr. Hans Joachim Stelzl, stellv. Direktor des Deutschen Bundestags und stellv. Vorsitzender der Sportgemeinschaft Deutscher Bundestag, Wilhelm Groh, 1. Vorsitzender des Münch-4-Clubs und Besitzer des Friedel Münch Museums, (v.l.n.r)
unten v.l.n.r:
Berliner-Motorsportler:
Manne Loth, Ex-dreifacher-Rennbootweltmeister und Martin Hüning, dreifacher Harley-Dragster-Champion 2003


Eine Abwechslung besonderer Art gab es kurz vor Weihnachten 2003. Filmemacher Tobias Heilmann aus München war eingeladen worden, um seinen neuen Münch-Film "Das Mammut kehrt zurück" zu zeigen. Alten Hasen braucht man über Friedel Münch und seine legendären Mammuts natürlich nichts mehr zu erzählen, neu in der Geschichte ist allerdings das Abenteuer von Thomas Petsch und seine Idee, mit der "Münch Mammut 2000" den Münch-Mythos auferstehen zu lassen. Geplant war ein gewaltiges Big-Bike mit 2 Liter Hubraum, das alles bisher Dagewesene in den Schatten stellen sollte. Eben genauso wie die Ur-Mammut vor fast 40 Jahren. Die Eckdaten ließen aufhorchen: 260 PS stark, 250 km/h schnell, 345 kg schwer und 86.000 Euro teuer.



Münch Mammut Testerin:
Ex-GP-Fahrerin Katja Poensgen
(Foto: In Touch Media Entertainment GmbH)


Bei aller Euphorie und Begeisterung vom Bauherren Thomas Petsch stellte sich aber bald betriebswirtschaftliche Nachdenklichkeit ein. Die Fertigungskosten liefen voll aus dem Ruder. Von einer halbwegs kostendeckenden Produktion konnte keine Rede sein, die neue "Münch Mammut 2000" hätte zum doppelten Preis verkauft werden müssen. Nur 15 dieser Asphalt-Brenner wurden gebaut, dann zog der Würzburger Unternehmer im April 2002 die Notbremse und stellte die Fertigung ein. Das Mammut hatte ausgebrüllt.



Münch-Mammut-2000 Hersteller Thomas Petsch, Friedel Münch, Wilhelm Groh



Spektakuläre Filmszene
(Foto: In Touch Media Entertainment GmbH)


Ein Filmstoff, der wie für Hollywood gemacht schien. Doch Hollywood ist weit und München nah. Nach dreijähriger Produktionszeit hatte Tobias Heilmann alles im Kasten. Seine Dokumentation, verpackt in einen spannenden Kult-Streifen, über Friedel Münch und seine Ur-Mammuts und den Idealisten Thomas Petsch und seine Münch Mammut 2000 war fertig. Dieser Film ist allerdings viel mehr als nur das Erzählen einer Geschichte über Menschen, die motorradverrückt sind, wie zum Beispiel Luigi Colani oder Gunter Sachs. Es ist die Schilderung von Träumen, die zur Wirklichkeit werden. Man muss nur fest daran glauben und dann geht es auch. Ohne diesen unerschütterlichen Optimismus hätten weder Friedel Münch noch Thomas Petsch je eine Mammut gebaut. Und genau mit diesem Benzin im Blut hat Tobias Heilmann seinen Film gedreht, ohne die Träumerei zu vergessen, ein ganz außergewöhnliches Werk schaffen zu wollen. Und das ist ihm, mit allem Respekt, gelungen. Die Motorradfreunde der Sportgemeinschaft Deutscher Bundestag waren jedenfalls begeistert, andere mögen sich ihr Urteil selbst bilden. Der Film verdient das Prädikat "besonders wertvoll".


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