Portrait |
"BhF"
Bald´s historische Fahrzeugschau in Erndtebrück
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Der Geheimtipp
Motorradmuseen, die als Geheimtipp gelten, stehen selten im
Reiseführer. Werbung wird für sie kaum gemacht. Allenfalls Insider
kennen diese geheiligten Hallen. Mit etwas Glück erfährt man durch
"Mund
zu Mund Propaganda" davon. Rudolf Balds Fahrzeugmuseum
in Erndtebrück
ist solch eine Schatzgrube.
Text: Winni Scheibe
Fotos: Winn Scheibe, Archiv-Bald
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Rudolf Bald´s historische Fahrzeugschau in Erndtebrück
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Erndtebrück klingt ländlich, irgendwie nach Provinz.
Auch kein Wunder. Der idyllische Ort liegt am Südhang des Naturparks
Rothaargebirge, umgeben vom Ebbegebirge, Sauerland und Ederbergland,
mitten in Wäldern, Wiesen und Feldern. Eben da, wo die Welt noch in
Ordnung ist. Verwinkelte Sträßchen, wenig Verkehr und Natur bis zum
Abwinken machen die Gegend zum idealen Motorradfahrer-Paradies. Zum
Eldorado für die Cruiser-Fraktion, aber auch zum Austoben für die
Asphalt-Surfer.
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Rudolf Bald lacht: "Für meine BMW-Sammlung genau die
richtige Umgebung. Schließlich werden die BMW Schwingen-Modelle von
ihren Fans liebevoll Gummi-Kuh genannt. Mit Landwirtschaft hat das
allerdings nichts zu tun. Diesen Spitznamen haben sie ja wegen ihres
ausgesprochen komfortablen Fahrwerkes erlangt. Wer die Kuh allerdings
ordentlich fliegen lässt, kann in Kurven schon mal ins Schwitzen kommen.
Eine große Anerkennung ist dagegen die Bezeichnung `King of the Road´. So
werden die BMWs nämlich gerne wegen ihrer Zuverlässigkeit und des
bequemen Fahrkomforts in England und den USA genannt. Den Grundstein für
diesen legendären Mythos hat bereits die erste BMW R32 aus dem Jahr 1923
gelegt."
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Rudolf Bald |
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BMW R32 von 1923
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Rudolf Bald, Jahrgang 1931, kennt sich in der BMW-Geschichte bestens aus. Stolz zeigt er auf die älteste Maschine in
seiner Sammlung, es ist genau diese 500er Boxer-BMW R32. Picobello wie
aus dem Ei gepellt, steht das inzwischen 85 Jahre alte Kraftrad da. Der
Erndtebrücker Motorradexperte und bekennende BMW-Boxerfan ist vom Fach,
als gelernter Maschinenschlosser und Werkzeugmacher lässt er sich auch
handwerklich so schnell von Niemandem etwas vormachen.
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Privates Museum von Rudolf Bald
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Gut 10, der
inzwischen auf 40 Motorräder angewachsenen Sammlung, habe ich selbst
restauriert, einige konnte ich in sehr gutem technischen Zustand
erwerben. Nachdem diese Maschinen ordentlich mit Chromputz und
Lackpolitur wieder auf Vordermann gebracht waren, hätte ich sie glatt
für neu verkaufen können", verrät Rudolf Bald mit einem verschmitzten
Grinsen, fügt aber gleich unumwunden hinzu: "inzwischen bin ich 77 Jahre
alt, ellenlang an den Maschinen herumwerkeln, ist nicht mehr mein Ding.
In meinem Freundeskreis habe ich Fachleute, die anstehende
Restaurationsarbeiten für mich erledigen. Nicht zu kurz kommt dagegen
das Motorradfahren. Seit über 30 Jahren bin ich passionierter
Gespannfahrer. Mit Motorradfreunden mache ich mit meiner aktuellen BMW
R1150 GS mit EML-Boot regelmäßige Ausflüge, einmal im Jahr steht eine
große Tour über mehrere Tage im Terminkalender. Letztes Jahr waren wir in
Südtirol, in diesem Jahr soll es in den Bayerischen Wald gehen."
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Gespannfahrer Rudolf Bald mit Freunden auf
Achse
(Foto: Archiv-Bald)
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Den Motorradbazillus hat Rudolf Bald vom Vater geerbt
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Rudolf Bald mit seiner legendären
Königswellen-BMW RS 500 |
Auf die Frage wie Rudolf Bald zum Motorrad gekommen
ist, gerät er ins Schwärmen: "Mein Vater war begeisterter Motorradfahrer
und in den 20er Jahren sogar aktiver Rennfahrer. Er kannte den berühmten
Rennfahrer Rudolf Caracciola persönlich. Mein erstes großes Motorrad war
1955 eine BMW R51/2, seit dieser Zeit hatte ich immer irgendeine
schwere Maschine in der Garage stehen. Meine eigentliche
Sammlerleidenschaft begann allerdings erst Mitte der 90er Jahre. Damals
habe ich nach 33 Jahren meine Speditions-Firma an einen Mitarbeiter
übergeben und hatte nun endlich genügend Zeit für meine Hobbys. Mein
Herz hängt zwar an den klassischen BMW Boxer-Maschinen, inzwischen
stehen in meiner Sammlung aber auch Einzylinder-Maschinen, ein
Zündapp-Gespann und einige Autos. Besonders stolz bin ich auf das
BMW-Renngespann von Walter Schneider, mit dem der Dreiradakrobat 1958
und 1959 Seitenwagenweltmeister geworden ist, auf meine BMW RS 500 und
die beiden Muthig-Rennmaschinen."
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BMW-RS500-Renngespann von Weltmeister Walter
Schneider
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Rudolf Bald mit Museumsbesuchern
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BMW RS 500 Triebwerk
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Renn-BMW
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BMW R32 Motor von 1923
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Rudolf Balds Fahrzeugmuseum ist eine private Sammlung, feste
Öffnungszeiten gibt es nicht, Museumsführungen erfolgen nach Absprache.
Einen Eintritt verlangt der sympathische BMW Enthusiast nicht, Spenden
werden dagegen gerne angenommen. Am Jahresende wird der gesammelte
Betrag an die DRK-Kinderklinik in Siegen überreicht, im letzen Jahr
beachtliche 3600 Euro.
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Rudolf Bald: "Das Eintrittsgeld wird am Ende
des Jahres der DRK-Kinderklinik gespendet"
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Kontakt:
"BhF" Bald´s historische Fahrzeugschau
Rudolf Bald
Auerhahnbalz 3
57339 Erndtebrück
Tel.: 02753-3352
www.bald-online.de
Museumsbesuche nur nach Vereinbarung
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