Allrad-Bike von
Yamaha
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DAS ERSTE
ZWEIRAD-ANTRIEBSSYSTEM FÜR SERIENMOTORRÄDER
Text&Foto: Yamaha
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Allrad: WR450F 2-Trac
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Die Motorrad-Technik hat sich in den letzten
Jahren enorm entwickelt und die Motorräder haben sowohl
hinsichtlich Fahrwerk als auch Motor ein Niveau erreicht, von dem
man vor ein paar Jahren nicht einmal zu träumen wagte.
Seit den Anfängen des
Motorrades als der erste Motor in ein verstärktes
Fahrrad-Chassis implaniert wurde, hat sich fast alles geändert
– mit einer fundamentalen Ausnahme: Nach
wie vor wird bei Motorrädern ausschließlich das Hinterrad
angetrieben.
Nach hundert Jahren
Hinterradantrieb stellt Yamaha jetzt die revolutionäre WR450F
2-Trac vor, ein Rallye Motorrad, das als Wettbewerbsfahrzeug
angeboten wird. Sie ist das erste
Serienmotorrad mit Zweirad-Antrieb.
Die WR450F 2-Trac basiert auf
der erfolgreichen WR450F und ist das Ergebnis jahrelanger
Kooperation auf dem Sektor der Forschungs- und
Entwicklungsarbeit zwischen YAMAHA und der
schwedischen Tochterfirma Öhlins Racing AB.
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2-TRAC
ENTWICKLUNGSGESCHICHTE
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Yamaha hat sich in den
vergangenen fünfzig Jahren einen exzellenten Ruf als
Motorrad-Hersteller mit einem hohen Maß an Innovation und
Kreativität erworben. Diese bedingungslose
Einstellung zur Entwicklung neuer innovativer und radikaler
Konzepte hat unter anderem so Atem beraubende Modelle wie eine
YZF-R1 auf dem Motorrad-Sektor oder auch
einen TMAX im Rollerbereich hervorgebracht.
Die Geschichte der Entwicklung
eines Zweirad-Antriebs für Motorräder geht zurück bis ins
Jahr 1985, wo die Zusammenarbeit mit Öhlins Racing AB begann.
Die beiden Firmen haben eine ganze Reihe
mechanischer und hydraulischer Systeme entwicklt und getestet. 1998
wurde der Presse und auch dem Publikum der Prototyp einer YZ250
2-Trac Motocross-Maschine vorgestellt und schon ein Jahr später
folgte eine TT600R 2-Trac, die von den
Fahrern Antonio Colombo und Angelo Signorelli vom Team Yamaha
Belgarda beim UAE Desert Challenge eingesetzt wurden.
2001 fuhr Jean-Claude Olivier,
President von Yamaha Motor France mit einer WR426F 2-Trac den
fünften Rang bei der Shamrock Rally heraus und ein Jahr später
siegte sogar der YMF-Fahrer David
Fretigné bei der Shamrock Rally, Jean-Claude Olivier wurde
Zweiter im Gesamtklassement – beide waren mit einer WR426F
2-Trac am Start.
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DIE
ARBEITSWEISE DES WR450F 2-TRAC SYSTEMS
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Das patentierte 2-Trac-System arbeitet mit einer Hydraulikpumpe,
die über dem Getriebeausgang sitzt und die über eine im Ölbad
laufende Kette angetrieben wird. Das System
pumpt Hydrauliköl durch Hochdruckschläuche zur vorderen
Radnarbe, in die der Hydraulikmotor integriert ist. Dieser
arbeitet mit einer einzigen Übersetzung.
Wenn das Öl den Motor
durchlaufen hat, gelangt es über einen Filter wieder zurück
zur Pumpe. Das 2-Trac-System ist ein
intelligentes, selbst regulierendes System. Der Hydraulikdruck
auf das Vorderrad erhöht sich, sobald das Hinterrad auf
lockerem Untergrund an Traktion verliert.
Die Antriebskraft, die auf das Vorderrad übertragen wird,
verändert sich permanent im jeweils bestmöglichen Verhältnis.
Das System ist so
ausgerichtet, dass die Rotationsgeschwindigkeit des Vorderrades
niemals größer ist als die des Hinterrades. Die Kraft, die an
das Vorderrad übertragen wird, ist
niemals größer als die tatsächlich benötigte Menge an
Traktionskraft. Das System ist selbstregulierend und stellt
sicher, dass im gleichen Augenblick, in dem die Traktion
des Hinterrades wieder zunimmt, die Kraftübertragung auf das
Vorderrad im entsprechend reduziert wird.
Wenn der Fahrer mit seinem
Motorrad im normalen Fahrbetrieb unterwegs ist, wird keine Kraft
an das Vorderrad übertragen. Stellt sich aber durch abruptes
Gasgeben am Hinterrad Schlupf ein, wird
durch die plötzliche Steigerung der Rotation der Pumpe im
selben Augenblick Hydraulikflüssigkeit in das System gepumpt
und ein signifikanter Anteil der Kraft
wird an das Vorderrad umgeleitet. Je größer der Schlupf ist,
der sich am Hinterrad einstellt, um so größer ist die
Kraftmenge, die an das Vorderrad
übertragen wird. Die Motorkraft, die das System an das
Vorderrad abgibt, wird durch die Position der Drosselklappe und
die Schlupfrate des Hinterrades bestimmt.
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WARUM
HAT SICH YAMAHA FÜR EIN HYDRAULISCHES SYSTEM
ENTSCHIEDEN?
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Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten, das Vorderrad eines
Motorrades anzutreiben – ein mechanisches oder ein
hydraulisches System.
Bei einem dreidimensionalen
Fahrzeug wie einem Auto ist es relativ einfach, seitlich Zugriff
auf die Radnarbe zu nehmen und selbst die voluminösen
Komponenten eines mechanischen Antriebs
lassen sich leicht integrieren.
Bei einem zweidimensionalen
Fahrzeug – und ein Motorrad muss als solches betrachtet werden
– ist es sogar noch weitaus schwieriger, Kraft an das
Vorderrad zu übertragen. Die Telegabel
und die bei vielen Motorrädern verbauten Doppelscheibenbremsen
machen den Zugriff auf das Vorderrad auch nicht gerade leichter.
Es gab in der Vergangenheit
eine Reihe von Zweirad-Antrieb-Prototypen, aber diese Systeme
nutzten üblicherweise mechanische Systeme zur Kraftübertragung
an das Vorderrad – so zum Beispiel
Ketten oder Antriebswellen. Jedoch brachten diese Systeme eine
ganze Reihe gravierender Nachteile mit sich.
Sie waren nicht nur sehr
komplex und schwer, sondern verlangten auch nach einem hohen
Aufwand an Pflege und Wartung. Aber der weitaus größte
Nachteil war, dass sie sich nur durch
massive Eingriffe in das Design von Rahmen und Federelementen
integrieren ließen. Am Ende sahen die Fahrzeuge in der Regel
sehr unorthodox und wenig attraktiv aus.
Im Gegensatz dazu ist ein
Hydraulik-System relativ einfach, kompakt und leicht. Dies waren
auch die ausschlaggebenden Gründe, weshalb sich Yamaha und
Öhlins für diese effiziente Lösung zum
Antrieb des Vorderrades entschieden. Immer,
wenn bei einem konventionell angetriebenen Motorrad das
Hinterrad anfängt, auf losem Untergrund durchzudrehen, wird
Kraft vergeudet, das bedeutet, die Kraft wird
in diesem Moment nicht optimal in Vortrieb umgesetzt. Das
2-Trac-System gibt in diesem Augenblick bis zu 15% der Kraft an
das Vorderrad weiter und ermöglicht somit
bessere und gleichmäßige Traktion.
Als Gesamt-Paket verbessert
das 2-Trac-System die Kraftübertragung entscheidend und
verbessert somit die Vorwärtsbewegung ganz entscheidend.
Ein anderer einscheidender
Vorteil des 2-Trac-System ist, dass es sich relativ einfach und
ohne schwerwiegende Eingriffe in die Funktionalität eines
Motorrades integrieren lässt.
Aus diesen Gründen ist Yamaha
davon überzeugt, dass das 2-Trac-System bei Motorrädern die
Zweirad-Antriebstechnologie der Zukunft ist.
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2-TRAC
– WIE SPÜRT MAN ES?
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Das WR450F 2-Trac Rallye Motorrad ist die seit Jahren
herausragendste Innovation bei Off-Road-Motorrädern und kann
mit Fug und Recht mit der Markteinführung des ersten
4WD Rallye Autos verglichen werden.
„Das Fahren der WR450F
2-Trac wird den Piloten besonders bei extrem schwierigen
Bedingungen wie Sand und Schlamm beeindrucken. Das Motorrad
zieht auch dann noch unbeirrt seine Bahn,
wenn ein konventionelles Motorrad schon tiefe Löcher gegraben
hat und stecken bleibt!", kommentiert Jean-Claude Olivier,
Präsident von Yamaha Motor France seine
Eindrücke.
Er fährt fort: „Neben der
hervorragenden Traktion auf losem und feuchtem Untergrund stellt
das 2-Trac-System auch eine hohe Stabilität beim
Geradeausfahren und in Kurven sicher.
Selbst in Schräglage folgt das Hinterrad der Linie, die das
Vorderrad eingeschlagen hat. Wenn man bei einem konventionellen
Motorrad schon mit dem ausbrechenden
Hinterrad zu kämpfen hat, ist die WR450F 2-Trac noch leicht zu
kontrollieren – ein Riesenvorteil, für Anfänger und Experten
gleichermaßen."
Tests haben bewiesen, dass die
Höchstgeschwindigkeit der WR450F 2-Trac auf Sandpisten ca. 10%
höher ist als bei einem konventionell angetriebenen Motorrad.
Die verbesserte Traktion bietet also ganz
entscheidende Vorteile in der Leistungsumsetzung.
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