Motorrad-Marken |
Die Dreizylinder Yamaha
XS 750 war 1976, nach der Honda GL 1000, |
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Im
Vergleich zur Genesis-Generation mit Fünfventil-Technik steckte die
Viertakterfahrung der Yamaha-Ingenieure Anfang der siebziger Jahre noch
in den Kinderschuhen. Yamaha, zweitgrößter japanischer
Motorradhersteller, war damals Spezialist im Bau von Zweitaktmotoren.
Neben den agilen Alltagsbikes mit Zweitakt-Triebwerken gewannen
Yamaha-Zweitakt-Rennmaschinen auf dem Asphalt und Off-Road alles, was an
nationalen, internationalen und Weltmeisterschaftsläufen zu gewinnen
war. |
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Getriebespezialist Getrag erwies sich als der richtige Partner für die japanischen Motorradkonstrukteure, und gemeinsam wurde der Endantrieb entwickelt. Gemäß deutscher Gründlichkeit verbauten die Techniker bei Getrag anstelle eines einfachen Kreuzgelenkes ein teures homokinetisches Gelenk zwischen den Winkeltrieb, der an das Fünfganggetriebe angeflanscht war, und die Kardanwelle. Die Fertigung erledigte ebenfalls die deutsche Firma. |
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In den
Detailausführungen entsprach sie dem damaligen japanischen Standard.
Die jeweils zwei Ventile pro Zylinder wurden über Tassenstößel direkt
betätigt. Drei Mikuni Gleichdruckvergaser sorgten für optimale
Gemischaufbereitung. Per Kick- oder Elektrostarter konnte der Motor
angelassen werden. Gleichmäßig entwickelte das Triebwerk über das
gesamte Drehzahlband seine Leistung. Für die Betätigung des
Kupplungshebels war nur wenig Handkraft erforderlich, und das
Fünfganggetriebe ließ sich exakt schalten. Die Anordnung der
Lichtschalter war so ausgelegt, dass sie auch mit dicken Handschuhen
tadellos bedient werden konnten. Nach Betätigung des Blinkschalters
schnappte er in die Mittelstellung zurück und das Blinklicht wurde
durch leichtes Aufdrücken wieder abgestellt. Genügend Platz für zwei
Personen bot die 660 mm lange Sitzbank. Die als Zubehör angebotenen
Kofferträger und Packtaschen ließen sich problemlos montieren und
fertig war das Reisebike. |
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Besonderes Augenmerk musste dem Motorölstand geschenkt werden. Ein überdurchschnittlich hoher Verbrauch konnte dazu führen, dass sehr schnell in der Ölwanne die Minimalmenge erreicht wurde und aufgrund von Ölmangel Lagerschäden entstanden. Auch die Primärkette war offensichtlich der harten Fahrweise bei uns nicht gewachsen. Die Zahnkette litt unter frühzeitigem Verschleiß, längte sich und schlug im Primärgehäuse an. Im Rahmen einer kostenlosen Umrüstaktion vom Yamaha Importeur wurden die Zahnkette, Kolben und Kolbenringe ausgewechselt. Eine größere Ölwanne, die die Füllmenge von 3,5 auf 4,5 Liter vergrößert, sorgte für mehr Ölhaushalt. Die verstärkte Primärkette und die modifizierten Kolbenringe flossen sofort in die Serienherstellung in Japan ein. Entgegen der oft vertretenen Meinung, dass diese Umrüstaktion für die `77er Modelle bis heute Gültigkeit hat, bezog sich die Tauschaktion nur auf dieses Jahr. Wer heute eine `77er XS 750 kauft, kann an der großen Ölwanne sofort erkennen, ob die Umrüstaktion durchgeführt worden ist. |
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Bereits ein Jahr später musste sie sich bedeutender Modellpflege unterziehen und erhielt hinter das XS 750 ein E. Geändert wurden Zylinderkopf, Schalldämpfer, Luftfilterkasten, Steuerzeiten und neue Kolben samt Kolbenringen, wodurch sich die Motorleistung von 64 auf 74 PS bei 8350/min steigerte. Für einen korrekten Zündfunken sorgte nun eine kontaktlose Hitachi-Zündanlage. Eine stärkere Ölpumpe erhöhte den Durchsatz von 3,7 l/min auf 5,4 l/min, was wiederum der Motorinnenkühlung zugute kam. Ein geändertes Choke-System, der Bedienungshebel ließ sich nun in zwei Stellungen positionieren, verbesserte die Warmlaufphase. Das Fahrwerk der XS 750 E wurde insgesamt straffer ausgelegt, und die Vordergabel mit deutlich besserem Ansprechverhalten ließ sich zusätzlich per Federvorspannung dreifach einstellen. Äußerlich blieb sie unverändert. |
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Im Fahrbetrieb machte
sich die Modellpflege sehr positiv bemerkbar. Das Bike lag jetzt satter
auf der Fahrbahn und ließ sich solo oder auch vollbeladen recht
sportlich bewegen. Deutlich macht sich der Leistungszuwachs von 10 PS
bemerkbar. Das Triebwerk dreht spielend über die Nenndrehzahl von
8350/min bis in den roten Bereich von 9000/min. Mit knapp 200
Stundenkilometer Spitze war sie nun Klassenschnellste. Ohne spürbaren
Leitungsabfall zog das Aggregat die Fuhre auch im großen Gang und mit
zwei Personen besetzt die Berge hoch. Der Spritverbrauch senkte sich von
durchschnittlich 8 auf 7 Liter pro 100 Kilometer. Doch durch die
Anhebung der Verdichtung von 8,5 auf 9,1 : 1 musste ab nun Superbenzin
getankt werden. Insgesamt war die XS 750 E jetzt der ausgewogene
Tourensportler, der sie bereits vor einem Jahr sein sollte. Der Preis
betrug in diesem Jahr 7540 Mark für das Kardanbike. |
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Damit der Dreizylinder den Anschluss an die vergleichbaren Mitbewerber mit Kardanantrieb, BMW R 80/7, Moto Guzzi 850 T3 und Suzuki GS 850, nicht verliert, war für 1980 eine intensive Modellpflege angesagt. Herausragendste Maßnahme war die Erweiterung des Hubraumes. Bei gleichem Hub vergrößerten die Yamahatechniker die Bohrung von 68 mm auf 71,5 mm, was einen Hubraum von exakt 826 Kubikzentimetern ergab. Entsprechend änderte sich die Modellbezeichnung auf XS 850. Neue 32er Unterdruckvergaser von Hitachi verbesserten die Abgaswerte, und gemeinsam mit der neuen Motorabstimmung steigerte sich die Leistung auf 79 PS bei 8.500 /min. Eine vergrößerte Ölwanne mit 3,7 Liter Inhalt und ein zusätzlicher Ölkühler sorgte nun für noch bessere Motorölkühlung. Ab dieser Modellreihe fertigten die Yamahaleute den Endantrieb selber. Anstelle des teuren homokinetischen Gelenks setzten sie ein preisgünstigeres aber ebenso wirkungvolles Kreuzgelenk zwischen den Winkeltrieb am Getriebeausgang und die Kadanwelle. Die Auspuffanlage lief jetzt leicht nach oben abgeknickt, was dem Motorrad nicht nur optisch gut stand, sondern auch mehr Schräglage ermöglichte. Auch die Fahrwerksabstimmung wurde nochmals eine Spur härter ausgelegt. Die Telegabel konnte per Luftdruck individuell eingestellt werden, und die hinteren Federbeine stammten aus der großen Schwester XS 1100. |
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Gegenüber der XS 750 war die 850er nun ein rundherum ausgewogener Sporttourer. Die Drehfreudigkeit des Dreizylinder-Triebwerks hatte sich noch einmal verbessert, und ab 7000 Umdrehungen legte das Aggregat richtig zu. In punkto Sicherheit war jetzt ein großer 200 Millimeter Scheinwerfer mit H 4 Licht montiert. Der Preis für die XS 850 betrug in diesem Jahr 7915 Mark. |
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Soft-Chopper XS 750 SE |
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Neben dem Sporttourer XS 850 gab es 1980 das Sondermodell XS 750 SE. Sie basierte auf der bereits bekannten XS 750 und war durch einige technische und optische Tricks auf die damalige Soft-Chopper Modeerscheinung zugeschnitten. Die XS 750 SE Spezial oder auch "U.S. Custom" sollte jene Käuferschicht ansprechen, die weder ein Sport- noch Tourenbike wollten. Gemäß dem Motto "aufrecht sitzend die Nase im Wind" war der Chopper mit einem Hochlenker ausgestattet. Weitere Eckdaten für das Chopper Outfit waren: Stufensitzbank, 19 Liter Tropfentank, geänderte Telegabel mit vorversetzter Achse, kurze Endschalldämpfer, neu gestylte Seitendeckel und verchromte Instrumenten-, Scheinwerfer- und Luftfiltergehäuse. Aufgrund der neuen Auspuffanlage und dem geänderten Luftfilterkasten verringerte sich die Motorleistung von ursprünglich 74 auf 69 PS. Doch das ist noch immer genug Leistung um das Bike auf über 170 Stundenkilometer zu beschleunigen. Unterstrichen wurde das Chopperfeeling durch den eigenwilligen Motorlauf des Dreizylindertriebwerkes und dem satten Ton aus den beiden Endrohren. |
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Der Chopper kostete 8195 Mark und blieb technisch und preislich bis 1981 unverändert im Yamaha Programm.
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Unter den Tourenfahrern
hat sich die XS 850 inzwischen fest etabliert. Ohne technische und
preisliche Änderungen bleibt sie `81 und `82 im Yamaha Programm.
Nachdem die anfänglichen Schwachstellen bei den XS 750 ausgemerzt
waren, hat das Kardanbike einen ausgesprochen zuverlässigen Ruf
erworben. Sie hat zwar nie irgendwelche Weltrekorde oder
Langstreckenrennen gewonnen, dafür aber ihre Besitzer bis an das Ende
der Welt getragen. Laufleistung von weit über 100.000 Kilometern waren
mit der XS keine Seltenheit. Unauffällig, ohne Pseudosportlichkeit oder
Machoimage, ist die XS 750/ 850 ein puristisches Motorrad, das auch
heute noch viel Fahrspaß bereiten kann. Alle gängigen Ersatzteile sind
erhältlich. Gebrauchte XS 750/XS 750 SE kosten zwischen 1.5000 und 3.500
Euro, die XS 850 steht mit 1.500 bis 4.000 Euro etwas höher im
Wiederverkaufswert. Wer sorgfältig sucht, kann recht preiswert ein
solides gebrauchtes Motorrad erwerben. |