Vincent Black
Lightning
Baujahr 1950
"Schneller als der
Blitz"
Bikes, die heute
über 250 Sachen laufen, sind eigentlich "normal".
1950 war es allerdings eine Sensation.
Die Vincent Black Lightning
war sogar 252 km/h schnell!
Text: Winni Scheibe
Fotos: Scheibe, Archiv
(Foto:
Werk)
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Der
13. September 1948 ging in die Geschichte ein. Jedenfalls für die
Vincent-Leute und alle Speedfans. Rolli Free donnerte mit der 1000er
Vincent Black Lightning über den Bonneville Salzsee in Utah/USA. Um an
diesem Tag "das Letzte" aus dem 80 PS starken Donnerbolzen
herauszuholen, entschied er sich für einen luftigen Renndress. Aus
"aerodynamischen Überlegungen" legte sich der
Vincent-Rekordfahrer nur mit Halbschalenhelm, Badehose und Sandalen
bekleidet auf die Maschine. Das Ergebnis seines Mutes konnte sich sehen
lassen, mit 240 km/h stellte der tollkühne Vollgaspilot einen neuen
Geschwindigkeitsweltrekord auf. Genau zwei Jahre später schraubte der
Vincent-Treiber die Rekordmarke sogar auf 252 km/h!
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Dass
die Black Lightning damals die absolute Traummaschine war, versteht sich
von selbst. Nur 16 dieser Edelrenner wurden gebaut, Sagt die eine
Fraktion, andere dagegen gehen von 31 Exemplaren aus. Wie auch immer, da das englische
Werk mit der Höchstgeschwindigkeit nicht prahlen wollte, stand im
Prospekt lediglich "not-yet-tested".
Bei uns kannte man Vincent-Motorräder nur vom Hörensagen. Auch kein Wunder. Der britische
1000er V-Twin war nicht nur stark, sauschnell, sondern auch unverschämt teuer. 1950
kostete eine 500er BMW stolze 2750 Mark, für die Black Lightning musste
man dagegen 14.800 Mark aufbringen.
Eine dieser legendären Vincent Black Lightnings kam Anfang der 1950er
Jahre nach Berlin. Zunächst wollte Erich Hoffmann mit der
1000er Vincent rennfahren. Bis er die Maschine jedoch startklar hatte, war
die damalige "Königsklasse" bis 1200 Kubik abgeschafft. Dann hatte
Rennfahrer Hoffmann die Idee, ebenfalls einen Weltrekord zu fahren. Für dieses Vorhaben
wurde die Black Lightning radikal umgebaut und mit einer Verkleidung
ausgestattet. Bei der ersten Testfahrt erreichte Erich Hoffmann auf der
Berliner Avus-Rennstrecke sensationelle 310 Stundenkilometer! Doch um
den Weltrekord bis zum Erfolg durchzuziehen, war viel weiteres Geld
erforderlich, und dieses hatte Vollgas-Hoffmann nach all den Vorbereitungen
längst nicht mehr. Wohl oder übel musste er das Projekt vorzeitig
abblasen.
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Kurt Schupp und seine Black Lightning |
Von Berlin nach Hessen
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Anfang
der 1960er Jahre hörte Kurt Schupp von der Vincent in Berlin. Genau diese
Maschine war sein Traummotorrad, und so kam die Black Lightning nach
Niederwetz bei Wetzlar. Kurt Schupp baute sie zur "Straßenmaschine"
um und fuhr mit ihr zu Motorradtreffen und Rennveranstaltungen. Doch der
Spaß sollte nicht lange dauern. Ein kapitaler Motorschaden beendete das
Vincent-Spektakel auf deutschen Straßen und damit war der Black
Lightning-Traum fürs erste, und wenn man es genau nimmt bis heute,
ausgeträumt. Denn Kurt Schupp entschloss sich, die seltene ehemalige
englische Rennmaschine in den Originalzustand zurückzuversetzen. Bis es allerdings
so weit war, musste er zuvor den Motor reparieren, und hierfür brauchte
er dringend Ersatzteile. Auf der Suche nach den benötigten Teilen wurde
er in England fündig. Bei dieser Gelegenheit knüpfte er auch erste
Kontakte zu dem Vincent Owners Club. Es sollte aber bis 1964 dauern, ehe
er im Owners Club aufgenommen wurde. Inzwischen stand seine Black
Lightning top-restauriert im Wohnzimmer.
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Es
sollten noch einmal knapp zehn Jahre vergehen, bis Kurt Schupp zum zweiten
Mal vom "Vincentfiber" gepackt wurde. In der Schweiz kaufte er
1973 eine 500er Einzylinder Vincent Comet und 1976 folgte eine 1000er
Black Shadow. Mit diesem "Schwarzen Schatten" machte er nun
die Gegend um Wetzlar unsicher. Doch bei diesen Maschinen blieb es
nicht. Jetzt ging es Schlag auf Schlag, und bald hatte der Vincentfan so
viele Maschinen zusammen, dass er ein kleines Museum eröffnen konnte.
Seit dieser Zeit hat die Black Lightning ihren Ehrenplatz in der Welt
einmaligen Vincent-Sammlung.
Technische Daten
Vincent Black Lightning
Baujahr 1950
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Motor:
luftgekühlter Zweizylinder-V-Motor
Hubraum: 998 ccm
Leistung: 80 PS
Fahrwerk:
Vierkant-Rückgratrahmen
Bremsen: vorne und
hinten zwei Halbnaben-Trommelbremsen
Tankinhalt: 15
Liter,
Gewicht: 172 kg,
Höchstgeschwindigkeit:
245 km/h.
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