Motorrad-Marken


Triumph T120 Bonneville
Baujahr 1968
"Die beste Bonnie, die es je gab"

"Kult-Eisen"

Damals, in den 1950er und 1960er Jahren, war die "Bonnie",
wie sie liebevoll von ihren Fans genannt wurde, Triumphs Topseller.
Eine Supersport-Maschine, die im gleichen Atemzug mit der
berühmten 1000er Vincent Black Shadow, BSA Super-Rocket,
Norton 650SS und BMW R69S genannt wurde.


Text: Winni Scheibe
Fotos: Scheibe, Werk



Auch kein Wunder. Ihren Beinamen "Bonneville" hatte die T120, wie die offizielle Modellbezeichnung lautete, einer spektakulären Rekordfahrt zu verdanken. Mit einer frisierten Methanol-befeuerten 650er Triumph, "The Devils Arrow”, war im September 1956 der Texaner Johnny Allen mit 344 Sachen über den Bonneville Salzsee im US-Staat Utah gerast. Bei seinem ersten Versuch 1955 war der US-Rennfahrer auf "nur" 311 Spitze gekommen.
Zu Ehren dieses Erfolges brachte das Werk Ende 1958 die 42 PS starke T120 Bonneville auf den Markt. Eine Maschine, die sich in den nächsten 30 Jahre über 250.000 Mal verkaufen ließ. 
Basismodell für die neue Bonneville war die bekannte 650er T110 Tiger. Das modifizierte zwei-Vergaser-Bonneville-Kraftaggregat wurde allerdings auch weiterhin nach traditioneller "englischer Motorbaukunst" gefertigt: Motor mit separatem Primärkasten und eigenem Vierganggetriebe, sowie angeblockter Lichtmaschine und Zündanlage.
Auf Anhieb etablierte sich der Donnerbolzen zum Verkaufsschla
ger, besonders in den USA, wohin das Werk einen Großteil der Produktion lieferte. Bereits 1960 spendierte Triumph ihrem Paradepferd einen neuen Einrohrrahmen mit zwei Unterzügen, sowie eine sportliche Frontpartie mit verchromtem Rundscheinwerfer und darüber angeordneten Tacho und Drehzahlmesser. 


                Bonneville von 1965

Bonneville von 1967
 
(Foto Werk)  


 

Bonneville von 1968
(Foto: Werk)

Ab 1963 erhielt die Bonnie einen neuen Blockmotor - die "unit construction". Nun waren Kurbelwelle, Primärantrieb, Kupplung, Vierganggetriebe, Lichtmaschine und Zündung gemeinsam in einem vertikal geteilten Motorgehäuse untergebracht. Bis 1967 lief der 650-ohv-Parallel-Twin ohne wesentliche technische Änderungen vom Band. Ab 1968 sorgten zwei Amal Concentric-Vergaser für bessere Gemischaufbereitung und die Leistung stieg so auf 47 PS. Ebenfalls neu war die vordere Duplex-Trommelbremse mit 203 mm Durchmesser, die für bessere Innenkühlung mit einer Lufthutze ausgestattet war.

 



 (Foto Werk)



Bonneville von 1968




Generationswechsel: Bonneville T140 von 1987 und T120 von 1968   

 


T140-Triebwerk


T120-Triebwerk



           Peter Frohnmeyer mit der Bonnie von 1987 auf Tour:
                            Ziel die TT auf der Isle of Man




                          Café-Racer: Bonneville-Métisse


Die nächste entscheidende Modifikation musste sich die Bonnie 1971 über sich ergehen lassen. Ein neuer Rahmen, der gleichzeitig als Öltank diente, ließ die Sitzhöhe auf rund 900 mm wachsen. Aus der ehemaligen, zierlich wirkenden Sportmaschine war ein dicker Brummer geworden.
Neben der T120 Bonneville brachte das Werk 1973 die neue T140 Bonneville mit 750 ccm auf den Markt. Die T140V Bonneville war nun mit einem Fünfganggetriebe und erstmalig mit einer Scheibenbremse am Vorderrad ausgestattet.
Anläßlich dem 25ten Regierungsjahr der englischen Königin produzierten die Triumphleute 1977 die "Silver Jubilee". Diese "Bonnie" wurde mit Zertifikat nur 1400 mal gebaut. Die begeisterten Leser einer englischen Motorradzeitung wählten sie zum Motorrad des Jahres 1979.



Prospekt von 1987
(Foto Werk)

Für das kommende Jahr musste sich die Bonneville erneut einer gründlichen Kur unterziehen. Mit elektrischem Anlasser, Aluminiumgussfelgen und Hochlenker versehen sollte sie die Gunst der Käufer finden. Wirtschaftlich ging es Triumph inzwischen jedoch sehr schlecht. Auch das nächste Modell mit Vierventil-Zylinderkopf, die "TSS", änderte wenig an der Situation. Rechtzeitig zur Hochzeit von Prinz Charles mit seiner Lady Diana Spencer am 29. Juli 1981 wurde die "Royal" in limitierter Auflage präsentiert. Doch selbst mit diesem exklusiven Modell war Triumph nicht mehr zu retten. Nur an drei Werktagen wurde noch gearbeitet, die Firma stand vor dem Bankrott.
John Bloor, ein wohlhabender englischer Geschäftsmann, ersteigerte 1983 die Firma sowie die Namensrechte. Die Fertigungsanlagen überließ er Les Harris aus Newton Abbot, der ab 1984 die Bonneville in "alter Form" in Lizenz weiterbauen durfte. Bis 1987 konnte Les Harris etwa 1340 Motorräder fertigen. Aber dann kam auch für ihn das endgültige "Aus". Das erste große Firmenkapitel "Triumph-Motorräder" war damit endgültig zur Legende geworden. 


Technische Daten

Triumph T120 Bonneville von 1968

"Die beste Bonnie, die es je gab"


Motor:
Fahrtwind gekühlter Zweizylinder-Viertakt-Motor, 649 ccm, 47 PS bei 6700/min.




Fahrwerk:
Stahlrohrrahmen, vorne Duplex-Trommelbremse, hinten Simplex-Trommelbremse, 180 kg, 180 km/h


Text-Archiv: Triumph Klassiker


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