Motorrad-Marken |
"Lime Green" Anfang der 80er Jahre
dominierte Kawasaki in |
|
|
|
Es gibt Erlebnisse, die gehen einem so schnell nicht aus dem Kopf. An die Weltpremiere der neuen Kawasaki GPZ900R Ende 1983 erinnere ich mich noch so, als sei es gestern gewesen. Auch kein Wunder. Zur Vorstellung des neuen Wetzhobels jetteten Journalisten von Rang und Namen ins sonnige Kalifornien. Nirgendswoanders als auf der berühmten Rennstrecke "Laguna Seca" durften wir dem neuen Superbike gehörig auf den Zahn fühlen. |
|
|
|
Tief
beeindruckt von der Landschaft im "Carmel-Valley", der neuen
Kawa und dem anspruchsvollen Raceway, werde ich den Abend, an dem ich
Wayne Rainey kennengelernt habe, nicht vergessen. Von meinen Speedway
Besuchen Anfang der 80er Jahre in Daytona Beach war mir der Name Rainey
bereits ein Begriff. Er gehörte schon damals zu den amerikanischen
Top-Piloten, persönlich war ich mit ihm jedoch noch nicht in Kontakt
gekommen. Jetzt saßen wir in der Hotelbar zusammen, tranken Budweiser
Bier und unterhielten uns über Motorräder, Rennsport und den Rest der
Welt. |
|
Der sympathische Kalifornier war 1983 mit Kawasaki in der prestigeträchtigen AMA-Superbike-Serie Champion geworden. Mit sieben ersten Plätzen hatte Wayne eine Siegesserie auf den Asphalt gebrannt, die vor ihm noch keinem anderen in der Meisterschaft gelungen war. Längst zählte der Schräglagekünstler in den Staaten zu den Superstars, bei uns in Europa kannten ihn dagegen nur Insider und das wenn überhaupt. Vom Champion erfuhr ich, dass die Superbike-Rennen in den letzten Jahren in Nordamerika zur Nummer eins geworden waren. |
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
Doch zurück in die 80er Jahre. Parallel zum Siegeszug in der AMA-Superbike-Meisterschaft gab es damals die Kawasaki Z1000R. Die "Eddie Lawson Replica" leistete 98 PS und brachte es auf gut 225 Sachen. |
|
|
|
|
|
|
|
|
|
So,
und was hat das nun alles mit der aktuellen Kawasaki ZRX1200R zu tun?
Viel, sehr viel sogar. Kawasaki erinnert sich nämlich gerne an diese
ruhmreiche Vergangenheit. Und weil der Sprung in die Zeit "von
damals" technisch recht einfach ist, hat man die ZRX1200R auf die
Räder gestellt. Anders als bei den bekannten Superbikes mit
Upside-down-Gabel, federleichten Alu-Rahmen, schnittiger Rennverkleidung,
ausgeklügeltem Hinterradfedersystem, rassigem Triebwerk mit mindestens
170 PS und einem Topspeed von gut 300 km/h, zeigt sich die ZRX1200R im
klassischen Motorradbau. Fast schon so, als sei die Zeit hier Mitte der
80er Jahre stehen geblieben. Aber genau das hat Kawasaki mit Absicht so
gewollt. |
|
|
|
![]() |
![]() |
![]() |
|
![]() |
![]() |
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
Doch
dann passiert etwas, im Geiste versteht sich, was man überhaupt nicht
gewollt hat. Alle guten Vorsätze werden über Bord geschmissen. Wie im
Motorrad-Schlaraffenland breitet sich vor einem ein kurviger
Streckenabschnitt aus, dass man denken könnte, man ist auf der
Nordschleife des Nürburgrings oder gar in Laguna Seca. Bikerherz, was
willst du noch mehr. Doch die Idylle ist getrübt. Eben noch wurde man
nämlich von zwei Heißspornen auf Supersportlern überholt. Respektlos
und mit viel zu hoher Geschwindigkeit waren sie an einem
vorbeigepfiffen. Will, nein darf man sich so etwas bieten lassen?
Natürlich nicht! Ähnlich wie Eddie Lawson und Wayne Rainey, als sie
auf ihren PS-strotzenden Superbike-Monstern Anfang der 80er den
damaligen Rennkollegen Wes Cooley, Freddie Spencer, Mike Baldwin, David
Aldana, Fred Merkel oder wie sie alle hießen, gezeigt haben, wo der
Hammer hing, wird die Verfolgung aufgenommen. Man könnte auch sagen,
der Schalter wird auf "Road-Racing pur" umgelegt. Auf die
technische Performance der Kawa kann man sich verlassen, was jetzt
zählt, ist einzig und alleine fahrerisches Können. Und da kann man auf
einen jahrelangen Erfahrungsschatz zurückgreifen. Der Sprung von
"gestern" in die Gegenwart sind zwei Mal zurückschalten, Gas
geben und schon befindet man sich in einer anderen Welt. Von der
Landschaft sieht man nichts mehr, Bremspunkte werden neu bestimmt,
Kurvenlinien optimal angepeilt, aus den Ecken früh Gas gegeben. In
einigen Straßenbiegungen glaubt man zu spüren, dass sich das Fahrwerk
"verwindet", man bleibt trotzdem am Gas. Der Abstand zu den
Heizern wird immer kleiner, in einer langgezogenen Rechtskurve geht man
außen an den beiden vorbei. Damit haben sie bestimmt nicht gerechnet.
Es folgen noch ein paar engere Kurven, im Rückspiegel ist bald
"vom Gegner" nichts mehr zu sehen. Das war's, ein schöner
Traum, oder war's doch so? Egal, schön war's trotzdem. |
|
Kawasaki ZRX1200R |
|
Flüssigkeitsgekühlter Vierylinder-Viertakt-Reihenmotor, vier Ventile pro Zylinder, zwei obenliegende Nockenwellen, Leistung 90 kW (122 PS) bei 8500/min (Lieferbar auch in 34 PS-Ausführung), max. Drehmoment 112 Nm bei 7000/min. Bohrung x Hub 79 x 59,4 mm, Hubraum 1165 ccm, Verdichtung 10,1:1, digitales Motormanagement, vier Keihin-Gleichdruckvergaser Ø 36 mm, Abgasreinigung KLEEN (Katalysator/KCA-System) Euro2, Batterie 12V/14Ah, E-Starter, Fünfganggetriebe, Endantrieb über O-Ring-Kette Fahrwerk: Doppelschleifen-Stahlrohrrahmen. Telegabel mit Ø 43 mm Standrohren, Cartridge-System, voll einstellbar, Federweg 120 mm. Zweiarmschwinge mit zwei Federbeinen, voll einstellbar, Federweg 123 mm. Bereifung vorn 120/70ZR17 (58W) TL, hinten 180/55ZR17 (73W) TL. Vorne Doppelbremsscheibe Ø 320 mm, hinten Scheibenbremse Ø 250 mm. Nachlauf 106 mm, Nachlaufwinkel 25 Grad, Radstand 1465 mm, Sitzhöhe 790 mm. Tankinhalt 19 Liter. Gewicht vollgetankt 240 kg, zulässiges Gesamtgewicht 430 kg
|