Motorrad-Marken
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Kawasaki 1400GTR
"100.000 Kilometer in 100 Tagen"
"In einem Rutsch"
Der Plan stand für 50
Braunschweiger Polizisten im Sommer 2007 fest:
100.000 Kilometer wollte man in 100 Tagen fahren. Bereits nach
83 Tagen war das Pensum geschafft. Und das vollkommen ohne
Bußgeld und Strafzettel.
Text: Winni Scheibe
Fotos: Scheibe, Polizei-Team, Wolfgang Fromm |
Marathon-Tour 100.000 km in 83 Tagen.
Kawasaki 1400GTR vom 28. Juli bis 18. Oktober 2007 on the road.
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Die Ambiente vermittelt Gemütlichkeit,
strahlt Behaglichkeit aus. Bis auf den letzten Platz ist das Gastzimmer
im "Braustübchen" des Brauschweiger Hofbrauhaus Wolters GmbH besetzt.
Die Stimmung ist ausgelassen, die Küche hervorragend, man prostet sich
zu, es gibt viel zu erzählen. Andi Seiler, Pressesprecher von Kawasaki
Motors Europe N.V. in Friedrichsdorf, schlägt dezent ans Glas. Er bittet
um Ruhe, kommt sofort auf den Punkt: "Liebe Motorradfahrer, wir sind von
Euch enttäuscht. Ihr habt das angepeilte Ziel leider nicht erreicht. Ihr
wolltet mit unserer neuen Kawasaki 1400GTR in 100 Tagen 100.000
Kilometer fahren." Andi Seiler seufzt, seine Sätze saßen. Für einen
Moment herrscht atemlose Stille im Saal, aber gleich setzt er seine Rede
fort und lacht. "Ihr habt die 100.000 Kilometer bereits in 83 Tagen
bewältigt. Unfallfrei, pannenfrei, ohne besonderen Vorkommnisse. Das ist
eine Super-Leistung, ihr habt die Herausforderung beispiellos bewältigt,
wir sind stolz auf euch." |
"Team-Pokal"
Andi Seiler, Ingolf Zekalle, Rudi Müller
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Die Gäste im Saal applaudieren
begeistert. Besser hätte Kawasaki-Pressesprecher Seiler seine Laudatio
zu dem gelungenen 100.000-km-Test der 50 Braunschweiger Polizeibeamten
kaum beginnen können. Ein lustiger Spaß, den alle mit Humor nehmen. In
seiner weiteren Rede würdigt Andi Seiler das Engagement der Sponsoren Bridgestone, Shell, Rukka, Schuberth, Signum und Hofbrauhaus Wolters,
stellt die Kompetenz der medizinisch-wissenschaftlichen Untersuchungen,
sowie die ifz-Studie "Risikosituationen beim Motorradfahren" heraus.
Ohne den Einsatz der motorradbegeisterten Polizisten wäre die
Marathonfahrt allerdings nicht möglich gewesen und wie bei sportlichen
Leistungen üblich, werden die Akteure mit einer "Siegerehrung" belohnt.
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Der "Kilometer-Fresser No.1"
Andi Seiler, Ingolf Zekalle, Peter Matschi |
Pokal für die "häufigsten
Fahreinsätze"
Andi Seiler, Ingolf Zekalle, Wolfgang Marthaus |
Hans "Pauli“ Lier bekommt einen Präsentkorb
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Sponsoren des 100.000-km-Tests
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Für alle Teilnehmer gibt es einen großen Team-Pokal, Peter Matschi
erhält für die am meisten gefahrenen Kilometer einen Pokal mit der
Auszeichnung "Kilometer-Fresser", Wolfgang Marthaus wird für die meisten
Fahreinsätze geehrt und Thomas Werner für die höchste Tagesfahrleistung.
Einen schmucken Präsentkorb überreicht Kawasaki Verkaufsleiter Ingolf
Zekalle dem Firmenchef von der Braunschweiger Kawasaki-Vertretung Popko,
Hans "Pauli" Lier, für die professionelle technische Betreuung der GTR
während des Dauertestes.
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Dauertest 1989 Kawasaki 1000GTR
100.000 Kilometer in 84 Tagen
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1989 mit der Kawasaki 1000GTR 100.000 km in
84 Tagen |
Gänzlich neu war die Idee zu
dieser Langstreckenfahrt nicht.
Im Sommer 1989 hatten sich 43 Braunschweiger Polizeibeamte während
ihrer Freizeit eine beachtliche Fahrstrecke vorgenommen. Damals wurden
mit dem Kawasaki Touren-Flaggschiff 1000GTR in 84 Tagen 100.000
Kilometer zurückgelegt. Unfall- und pannenfrei,
wissenschaftlich-medizinisch begleitet und für die Teilnehmer mit
unvergessenen Erinnerungen verbunden.
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Treibende Kraft des Unternehmens vor
18 Jahren war der Autobahnpolizist
und begeisterte Motorradfahrer Rudi Müller. "Als ich im Sommer 2006
von der neuen Kawasaki 1400GTR erfuhr, dachte ich sofort an unsere
damalige Marathontour und beschloss, die Fahrt zu wiederholen. Viele
meiner ehemaligen Team-Kollegen haben sofort zugesagt und dann ging es
schon an die Planung. Kawasaki war von der Idee begeistert und
Sponsoren,
ohne die solch ein Mammutprojekt überhaupt nicht möglich wäre,
waren bald gefunden. Als Schirmherr für unser Vorhaben konnten wir Dr.
Hans-Joachim Stelzl, den stellvertretenden Vorsitzenden der
Sportgemeinschaft Deutscher Bundestag e.V. und Direktor des Deutschen
Bundestags, er ist bekennender Motorradfahrer, gewinnen",
lässt Rudi
Müller wissen.
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Reichstagsbesuch:
Rudi Müller, Frank Lange, Dr. Hans-Joachim Stelzl
(v.l.n.r.) |
On Tour:
Robert Lammers und Astrid Unverzagt
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Im Tourensektor ist die Kawasaki
1400GTR zur Zeit das Maß der Dinge.
Mit 155 PS Spitzenleistung und über 250 km/h Höchstgeschwindigkeit waren
außergewöhnliche Fahrleistungen zu erwarten. Wobei die Ordnungshüter
weder einen Geschwindigkeitsrekord aufstellen noch ins Guinnessbuch
der Rekorde aufgenommen werden wollten. Vielmehr wollten sie beweisen,
dass sich ein Motorrad mit der richtigen Einstellung sicher und
zuverlässig fahren lässt.
Um allerdings alle Beteiligten
unter einen Hut zu bekommen,
war enorm viel Logistik erforderlich. Dienst- und Urlaubsplanungen
mussten berücksichtigt werden, falls ein Tester ausfiel, kam sofort ein
Joker-Fahrer zum Einsatz. Bei einer Panne stand ein Rücktransport
abrufbar,
die Braunschweiger Kawasaki Vertretung Popko hatte extra eine "GTR-Hotline"
eingerichtet.
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Biker-Treff "Spinnerbrücke" in Berlin Dr. Hans-Joachim Stelzl und Frank
Lange |
Kleine Pause für Ralf
Thielemann,
Tochter Isabell machte das Foto |
Boxenstopp: Jörg Krause |
Nürburgring-Besuch: Lutz Gebauer
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1. Olsberger Motorrad- und Open-Air-Festival |
Peter Matschi auf Testfahrt in
Österreich |
An alles war gedacht, jeder konnte
kreuz und quer durch Deutschland
und das angrenzende Ausland seine Fahrstrecke selbst wählen.
Da jedoch vereinbart war, die GTR nur mit Shell V-Power zu betanken,
Co-Sponsor Shell sei Dank, mussten die gewählten Routen an
Shell-Tankstellen vorbeiführen. So ergaben sich moderate Etappen
von 150 bis 250 Kilometer. Den Boxenstopp nutzten viele Testfahrer
gleichzeitig für Kaffee- und Mittagspausen. Ansonsten standen neben dem
Kilometerfressen für viele bei ihren Ausflügen die Erlebnisse rechts
und links an der Strecke im Vordergrund. Einige besuchten Freunde oder
Verwandte, andere steuerten gezielt sehenswerte Ausflugsziele an. Manche
fuhren an der Mosel und am Rhein entlang, einige waren in Dänemark,
andere in Holland, oder sogar bis in Österreich.
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Wartungs- und
Pflegearbeiten erledigte Kawasaki Vertragspartner Popko in Braunschweig |
Trotz der hohen Fahrleistung von
im Schnitt gut 1200 Kilometern pro Tag, reduzierten die vielen Pausen so
den Geschwindigkeitsschnitt auf 120 bis 130 Stundenkilometer. Was
selbstverständlich dem Sicherheitsaspekt und der abgeklärten
Grundeinstellung des Test-Teams zugute kam. Unnötige Risiken wurden so
von vornherein ausgeschlossen.
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"on the road again"!
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Startschuss am 28. Juli 2007 bei Popko in
Braunschweig |
Am 28. Juli 2007 fiel bei Popko in
Braunschweig der Startschuss.
Nun waren die Fahrer gefordert. Jeder sollte in den nächsten 100 Tagen
zweimal zum Einsatz kommen, 50 hochmotivierte GTR-Tester, von denen 30
motorradbegeisterte Polizisten bereits 1989 mit dabei waren. Der jüngste
Teilnehmer war 27, der älteste 57 Jahre alt.
"Einige Ungewissheiten gaben uns im Vorfeld jedoch zu denken",
erzählt Popko-Firmenchef `Pauli´, "bei der Bereifung vertrauten wir
weiterhin auf die Erstausstattung BT 021 von Bridgestone. Da wir aber
noch keine Erfahrungen in punkto Reifenverschleiß hatten, legten wir uns
vorsorglich einige Reifen-Sätze auf Lager. Geplant war, alle 10.000
Kilometer einen Reifenwechsel durchzuführen. Mit dieser Einschätzung
kamen wir gut hin, ein Satz Reifen hat sogar 15.000 Kilometer
verkraftet."
In die GTR-Technik setzte man großes Vertrauen, was sich rückblickend
voll bestätigte. Der neue Supertourer lief die gesamte 100.000-km
Distanz wie ein Uhrwerk.
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Popko Firmenchef Hans
"Pauli" Lier und Kawasaki Verkaufsleiter Ingolf Zekalle
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Als einen willkommenen Praxistest
nutzen die Zubehörexperten Schuberth
und Rukka die Marathontour. "Sicheres und komfortables Motorradfahren
hängt entscheidend von einer praxisgerechten Fahrerausstattung ab.
Wackelt, beziehungsweise drückt, der Helm auf dem Kopf oder verursacht
er nervige Windgeräusche, kann die Aufmerksamkeit im Straßenverkehr
erheblich gestört werden", betont Schuberth-Produktmanager Sven Bloch.
"Das Gleiche gilt natürlich auch für den Fahreranzug", pflichtet
Matthias Kroner von Rukka bei, „besonders dann, wenn er bei langen
Touren getragen wird. Dabei ist es aber nicht nur wichtig, dass man sich
in ihm wohl fühlt, er muss zudem vor Kälte und Regen schützen. Und wenn
es heiß wird, darf man sich nicht wie in einer Sauna fühlen. Ein
Anspruch, den wir mit unserer High-Tech-Bekleidung in allen Bereichen zu
erfüllen versuchen. Die Langstreckenfahrt hat rundherum ein positives
Testergebnis geliefert."
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"Back to the Roots"
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Eigentlich könnte der Bericht mit dem Fazit hier enden: Prüfung
bestanden, Note Eins, bitte setzen! Auch beim Durchblättern des
Fahrtenbuches ist nichts Erwähnenswertes zu finden. Es liest sich
jedenfalls nicht gerade wie ein Thriller-Roman. Keine Pannen, kein
Crash, einfach nichts. Außer Fahrzielen, Kilometerangaben, Spritmengen
und Verbrauchswerten sowie Werkstattstopps für Reifenwechsel und
Inspektionsarbeiten lassen sich von den Extremtestern keine
nennenswerten Eintragungen finden. Bis auf die durchweg positiven
Statements zur 1400GTR natürlich: „Die Fahrdynamik und das Handling des
Traumschiffs ist eine Klasse für sich".
Donnerstag, den 18. Oktober 2007, schreibt Peter Ruppert gegen 14:00 Uhr
das letzte Protokoll: "Nach 83 Tagen sind die 100.000 km voll (dahinter
ein dickes Ausrufezeichen), Ende einer außergewöhnlichen Testfahrt, hat
riesigen Spaß gemacht".
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Bevor der Langstreckentest wirklich los
ging,
wurden für verschiedene Vorabtouren 2315 km abgespult.
Nach dem 100.000 km-Marathon wurde die GTR
zerlegt und auf verschleiß überprüft.
Ergebnis: "taufrisch, eben Eingefahren"
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Am 9. November 2007 feiern die
Langstreckenfahrer mit Helfern, Sponsoren und Vertretern der Presse im
"Braustübchen" bei Wolters ihr gelungenes Unternehmen. Seit der
Marathontour sind einige Wochen vergangen, in Deutschland ist es bereits
sehr winterlich. Beim Wolters alkoholfreiem Bier und leckerer
Hausmacherwurst schwelgt man in den Erinnerungen und plötzlich werden
bemerkenswerte Geschichten zum Besten gegeben.
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Längst nicht der langsamste, dafür aber mit 57 Jahren der älteste GTR-Tester ist Georg Winter. Bei seiner Tour an den Bodensee ist er früh
morgens bei Tempo 220-230 km/h hinter Kassel volle Lotte in eine
Nebelbank gebrettert. Zeitgleich ist mit einem deutlich spürbaren "blob-blob"
das Blutdruckmessgerät angesprungen, Georg Winter grinst: "Ich denke,
mein Blutdruck war in diesem Moment auf 300. Nach einer kurzen
Schrecksekunde hatte ich zum Glück wieder Fernsicht."
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Georg Winter |
Ebenfalls eine Schocksituation gibt Dirk Havekost
zum Besten. Betont aber, dass er manchmal ein loses Mundwerk habe und
sich damit selbst hin und wieder in Verlegenheit bringe. Wie auch immer.
Genau in dem Moment, als er nach dem Tanken bei einer ausgesprochen
attraktiven, jungen Kassiererin bezahlen wollte, sprang mit einem gut
hörbaren "blob-blob"
das Blutdruckmessgerät an. "Mir fiel natürlich nichts Besseres ein, als
total cool auf das Kabelgewirr und das Messgerät vor meinem Bauch zu
deuten und, „is ne Bombe", zu sagen. Die junge Frau wurde kreidebleich,
ich dachte, sie fällt gleich in Ohnmacht. Am Liebsten wäre ich im Boden
versunken, mein makabrer Spaß tat mir unendlich leid. Mit Engelszungen
entschuldigte ich mich bei ihr, erklärte ihr den wissenschaftlichen
Auftrag und wer weiß was sonst noch. Zum Glück wurde kein Überfallalarm
ausgelöst, sonst säße ich zu Recht sicherlich noch heute hinter
Gittern", gibt sich Dirk Havekost reuig.
Ins Philosophische reicht die Erkenntnis von Rüdiger Denecke: "Vor 18
Jahren war ich auch schon mit dabei. Inzwischen ist man 18 Jahre älter
geworden und steigt immer noch mit 56 Lenzen gerne auf so einen
Feuerstuhl. Motorrad fahren hält einfach jung, es hat richtig Laune
gemacht, hoffentlich dauert es bis zur nächsten Tour nicht wieder 18
Jahre."
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Marcel Pein kann da nicht mithalten:
"Mein Gag war es, in Flensburg vor
die Flensburger Brauerei zu fahren und vom Pförtner ein Bild mit mir und
der GTR schiessen zu lassen. Erst als er mir die Kamera zurück gab, las
er das Wolters-Logo auf der Verkleidung. Er sah mich
mit strengem Blick
an und sagte: "Mach, dass du Land gewinnst". Meine Quittung bekam ich
auf der Rückfahrt, den ganzen Weg hat es geschüttet wie aus Kübeln."
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Marcel Pein bei "Flens" |
Längst ist es im Braustübchen Mitternacht. Die Geschichten wollen kein
Ende nehmen, immer wieder fällt den Marathontestern etwas Neues ein und
alle sind sich einig, bis zum nächsten Großeinsatz in vielleicht 18
Jahren will keiner warten. |
Wissenschaft und Forschung
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Im Rahmen des 100.000-km Marathons wurde eine Reihe
von interessanten Langzeituntersuchungen hinsichtlich der
Energiestoffwechselforschung, Ernährungsmedizin, Prävention
Sportmedizin, Risikosituationen beim Motorradfahren und
Stressbewältigung, durchgeführt.
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Rainer Nietschke, Hartmut Marquardt, Björn Goltz,
Dr. Thomas Rebe |
Hierzu Dr.
Thomas Rebe von der MHH (Medizinische Hochschule Hannover), Abteilung
Arbeitsmedizin: "Bis jetzt liegen kaum Erkenntnisse über
Stressbelastungen von Motorradfahrern bei Langstreckenfahrten vor. In
einer Studie wollen wir die Beanspruchung bei den Fahrern erfassen.
Dabei wird unter anderem die Höhe der Stresshormone im Urin untersucht
und in einem auf den Dauerfahrtest abgestimmten Fragebogen der subjektiv
erlebte Stress erfasst. Die Ergebnisse sollen dann mit den verschiedenen
Charaktertypen der Fahrer zur Stressverarbeitung verglichen werden."
Für diese Studie wurde jeder Fahrer mit jeweils zehn Urin-Monovetten
ausgestattet, um – vor dem Start beginnend über die Fahrzeit hinaus bis
zu 24 Stunden – Urinproben abliefern zu können. Das "Biomonitoring" wird
durch die Erfassung der körperlichen Belastung, den Ergebnissen aus den
Fahrtprotokollen, den Fragebögen zu den individuellen und
arbeitsplatzbezogenen Parametern sowie psychosozialen Belastungen, und
mit den Positions- und Fahrdaten aus einer "Blackbox" ergänzt.
"Das ist für die Wissenschaft hochinteressant", betont Dr. Rebe,
"aber
auch für die Motorradfahrer. Aus der Untersuchung wird sich ableiten
lassen, was Stress bedeutet, wie er individuell ansteigt und wieder
abnimmt, wie man damit umgeht und ihn regulieren kann."
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Rainer Nietschke, Student für Sportmedizin an der Uni Freiburg,
verkabelte die Tester bei der Marathonfahrt: "Bei den Fahrern wurden
während der täglichen Fahrzeit über ein Langzeit-EKG der Blutdruck und
die Herzfrequenz erfasst. Damit soll Aufschluss über die körperliche
Dauerbelastung auf den gut 1000 Kilometern täglich gegeben werden." Die
gesammelten Daten wird Rainer Nietschke als Basis in seine Doktorarbeit
einfließen lassen.
Das ifz (Institut für
Zweiradsicherheit e.V.) in Essen nutzte den Langstreckentest für die
Studie "Risikosituationen beim Motorradfahren". Gleich nach ihrer Tour
füllten die Tester einen ausgeklügelten, vierseitigen Fragebogen aus.
"Die 100.000 km-Fahrt bot sich für unsere Studie geradezu an. Die Fahrer
bilden einen repräsentativen Querschnitt durch die Motorradszene. Auch
lässt sich erwarten, dass durch ihre berufliche Praxis als Polizeibeamte
sowie als engagierte Motorradfahrer ein bisher nicht vergleichbares
professionelles Untersuchungsergebnis zustande kommen wird", verrät
Forschungsleiter Matthias Haasper.
In 83 Fahrtagen hat sich eine
wahre Flut von Informationen und bergeweise ausgefüllter Fragebögen
aufgetürmt. Alle beteiligten Mediziner und Wissenschaftler sind sich
bewusst, dass sie Wochen, wenn nicht sogar Monate, für die Ausarbeitung
ihrer Forschungsprojekte benötigen. Nach erster Sichtung sind sie sich
aber alle einig, Motorradfahren ist eine sportliche Herausforderung, zu
der Fitness, Reaktionsfähigkeit, gute Ernährung und eine große Portion
Selbsteinschätzung und Selbstdisziplin gehört. Nur wer vorausschauend,
passiv und partnerschaftlich sich im Verkehr bewegt, kommt sicher an das
Ziel. Die 50 GTR-Tester haben bewiesen, dass es funktioniert, vollkommen
unfallfrei und dazu mit großer Fahrfreude.
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