Kawasaki-Lifestyle


"flach & ausgestreckt"

Stangenware ist out. Streetfighter in. Selbst eine
ehrenwerte Kawasaki Z1000J muss herhalten.

Text&Fotos: Winni Scheibe



Sergio Rubio mit seiner ganz persönlichen Kawa


Kawasakis Marketingstrategie war und ist unverändert: die besten, stärksten und schnellsten Motorräder zu bauen. Als das japanische Werk 1972 die 900 Super Four Pilot, kurz "Z1", vorstellte, war die Welt geplättet. Und als fünf Jahre später die Z1000 auf den Markt kam, hatte sie ihren Titel gleich weg: "Frankensteins Tochter". Kawasaki hat mit der "Z-Serie" Geschichte geschrieben, die Maschinen sind heute Klassiker und beliebte Sammlerstücke.



Kawasaki Z 1000


Die Streetfighter-Manie kommt aus England. Was zählt ist Stärke, Leistung und Aussehen. Und davon hat die Z1000 bekanntlich reichlich, so dachte jedenfalls Sergio Rubio. Doch so, wie die Z1000 war, durfte sie dennoch nicht bleiben. Die Zeiten haben sich schließlich geändert, die Messlatte liegt heute erheblich höher. Die Streetfighter-Szene diente als Vorbild, die eigenen Vorstellungen waren "flach" - "lang" - "breit". "Flach" bedeutete niedrige Sitzposition, Stummellenker, "lang" sollte mit einer anderen Schwinge erreicht werden und "breit" durch neue Speichenräder und dicke Gummischlappen. "Breit" bedeutete aber auch ein stärkeres Drehzahlband, also war ein Motortuning angesagt. Soweit die Notizen im Lastenheft. Der Rundumschlag konnte beginnen, und die gute alte "Tante-Z" lag bald in tausend Teilen zerlegt in der Schrauberbude.




Gnadenlos flexte Streetfighterfan Rubio alle Streben und Halterungen, die nicht unbedingt erforderlich waren, vom Rahmen ab. Gabel, Lenker Armaturen, Tank, Sitzbank, Schwinge, Federbeine, Hauptständer, Schutzbleche, Laufräder, Auspuffanlage, Luftfilterkasten und wer weiß was sonst noch, verstaute er im Speicher auf dem Dachboden. Vom Gebrauchthändler organisierte er eine Suzuki GSX-R1100 Upside-down-Gabel, samt dazu gehörigen Stummellenkern und Stoppern. Die Alu-Superbike-Schwinge lieferte "speed-products" aus Münster, die Federbeine sind echte Konis, die Sitzbank ist von Giuliari. Klassisch, aber mit zeitgemäßen Schlappen, lautete der Anspruch an die Laufräder. Das Ergebnis: wunderschöne Speichenräder mit vorne 3.75-18 und hinten 5.75-18 Akront-Alu-Felgen. Der vordere 120/70 ZR 18 und der hintere 180/55 ZR 18 Pneu stammen von Metzeler. Das Obendrauf ist wiederum original Kawasaki: Z650 Tank und Z1-Bürzel. Spritfass, Seitenabdeckungen und Bürzel wurden "British-racing-green" lackiert.






Die Vorstellung vom spitzen Streetfighter-Chassis waren somit erfüllt. Fehlte nur noch die Triebwerkskur. Da der Motor über 50000 Kilometer auf dem Buckel hatte, war eine sorgfältige Begutachtung angesagt. Die Kurbelwelle erhielt eine Feinwuchtung sowie neue Lager. Zylinder und Kolben waren unversehrt, nur der Zylinderkopf wurde in die Mache genommen. Kanäle, Brennräume und Ventilsitze mussten sich ein Tuning gefallen lassen. Von außen sorgten frische Farbe sowie polierte Motordeckel für strahlenden Glanz. Auf die Mikuni-Gleichdruck-Vergaser kamen K&N-Filter, für streetfightermässige Optik und Sound ist eine Marvic-Anlage verantwortlich.




Große Mühen stecken in den Detailarbeiten. Cockpit, Scheinwerfer, Blinker, Fußrastenanlage und viele Kleinteile sind entweder selbst gemacht, umgebaut oder angepasst. Insgesamt werkelte Sergio Rubio knapp ein Dreivierteljahr an seinem Traumbike und steckte rund 15.000 Euro ins Liften von "Frankensteins Tochter". Wer allerdings in der Streetfighter-Szene mitmischen will, darf sich darüber nicht aufregen. Stark, schön und schnell zu sein, hat eben seinen Preis.




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