"Königliches Imperium"
Wer von Horex redet,
meint die Regina.
Schon kurz nach dem Zweiten Weltkrieg
wurde der kernige Single zur
meistverkauften 350er Maschine überhaupt.
Text: Winni Scheibe,
Fotos: Scheibe, Werk, Archiv |
Der Name Horex war
bereits seit 1923 bekannt. Die Viertakt-Maschinen von Firmenchef
Fritz Kleemann aus Bad Homburg am Fuße des Taunus genossen einen guten
Ruf, waren solide verarbeitet und ausgesprochen zuverlässig.
Chefkonstrukteur war der talentierte Ingenieur Herrmann Reeb. Gemeinsam
mit dem nicht weniger genialen Konstrukteur Richard Küchen hatte er
noch kurz vor Kriegsausbruch einen 350er Einzylinder-ohv-Blockmotor
entwickelt, der ab 1938 in der Horex SB35, das "SB" stand für
"Sport-Block", seinen Dienst versah.
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In Westdeutschland
war Ende 1948 Horex die erste Firma, die für rund 1800 Mark eine 350er
Maschine anbieten konnte. In der damaligen Zeit allerdings ein teurer
Spaß, doch wirtschaftlich ging es in Deutschland schon bald rasant
bergauf. Es gab wieder Arbeit und es wurde Geld verdient. In den meisten
Fällen brauchten die Leute jedoch ein Motorrad, um überhaupt an die
Arbeit zu kommen. Ein Auto konnten sich die Wenigsten leisten. Über
eine rege Nachfrage brauchte sich Fritz Kleemann also nicht zu
beschweren. In den folgenden zwei Jahren konnte der Hesse immerhin weit
über 1000 Einheiten vom SB35 Modell verkaufen.
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Jedoch noch lange kein Grund, sich auf den Lorbeeren auszuruhen. Bereits
Anfang 1949 begann die Entwicklung eines neuen Motorrades. Ende 1949 war
es so weit. Horex stellte die 350er Regina vor. Eine wunderschöne
Einzylinder-Maschine mit toller Lackierung und vielen Chromteilen. Für
Ästheten unter den Motorrad-Fans war diese Ausführung die Show
schlechthin.
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Horex 350 Triebwerk
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Auf
Anhieb etablierte sich der 18 PS starke Dampfhammer zum Bestseller. Man
durfte nicht nur von einer besseren Zukunft träumen, der Traum auf zwei
Rädern ließ sich für 1975 Mark kaufen. Und wenn nicht in bar, dann
auf Raten. Mitverantwortlich für den tollen Verkaufserfolg waren auch
die sportlichen Erfolge. Bestes Pferd im Horex-Rennstall war Friedel
Schön. Der talentierte Rennfahrer war "Meister in allen
Klassen". Er wurde mit der Renn-Regina deutscher Zementbahnmeister,
auf der Straße und im Gelände holte Friedel Schön 1950 insgesamt 28
Goldmedaillen. |

Horex Regina 250 von 1952
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Horex Regina 400 von 1954
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Die Nachfrage nach neuen Motorrädern war damals ungeheuerlich. Bei
Horex reagierte man umgehend auf diese Bedürfnisse. Im Herbst 1951
präsentierten die Bad Homburger auf der IFMA die 500er "Imperator".
Eine moderne Zweizylinder-Maschine mit obenliegender Nockenwelle und 30
PS, die allerdings so nie in Serie gehen sollte. Erst 1954 brachte das
Werk die 26 PS starke 400er Imperator auf den Markt. Gleich neben dem
500er Prototyp von 1951 stand auf dem Podest die 350er Regina Sport und
die lief tatsächlich ab Anfang bis Ende 1952 vom Band.
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Regina-Triebwerk
(Zeichnung: Archiv)
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Ab 1953 brachte Horex die nächste 350-er Regina-Generation auf den
Markt. Den betagten Graugusskopf ersetzte man gegen einen
Aluminium-Zylinderkopf mit Doppelportsystem, die Leistung lag nun bei 19
PS. Der nächste Streich folgte zur IFMA 1953, hier präsentierte Horex
die neue 22 PS starke Regina 400.
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Horex Regina 400 von 1954
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Horex Imperator 400 von 1954
(Zeichnung: Werk)

Werksprospekt
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400er Imperator-Twin-Motor
(Zeichnung: Werk) |

350er Resident-Einzylindermotor
(Zeichnung: Werk) |

Horex Resident 350 von 1955
(Zeichnung: Werkbild)
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500er Münch-Imperator
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Doch die Zeichen der Zeit standen gegen das Zweirad, 1956 wurde die
Regina-Baureihe eingestellt. Zwar versuchte Horex mit der neuen Resident
und Imperator-Baureihe verlorenes Land wettzumachen, doch auch hier
umsonst. Im Oktober 1960 erfolgte der Verkauf der Horex-Werke an die
Daimler-Benz AG, an Motorräder glaubte bei uns in dieser Zeit schon lange
niemand mehr.
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