Hondas Miniflitzer
Monkey, Dax & Co.
"Affenbande"
Der
sensationelle Aufstieg von Honda begann in den 1950er
Jahren
mit Leichtmotorrädern. Die ersten Verkaufsrekorde erzielte
Japans heute größter Motorradhersteller mit 50 Kubik Mopeds.
Die
Super Cub ist das meist gebaute, die Monkey
die kleinste
Serienmaschine und die Dax das erste
Fun-Bike der Welt.
Text:
Winni Scheibe
Fotos: Scheibe, Honda, Archiv
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Ist vom "Meilenstein" in
der Motorradgeschichte die Rede, so ist die Honda CB750Four gemeint.
Japans erstes Großserien-Vierzylinder-Bike bringt 1969 nachhaltig
frischen Wind in die Motorradszene. Dass allerdings der fernöstliche
Hersteller mit einem ganz anderen Modell bereits einen
"Meilenstein" gesetzt hat, findet weniger Beachtung. Mit der
C100 "Super Cub" war Honda im August 1958 ins große
Zweiradgeschäft eingestiegen. In der Zeit, als das Wirtschaftswunder
weltweit noch auf sich warten ließ, ermöglichte das flinke Mopedle
preisgünstige Mobilität. Der Wunsch nach Unabhängigkeit und Freiheit
geht schließlich quer durch alle Bevölkerungsschichten.
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Honda Super Cub C100 von 1958
(Foto:
Honda)
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Vom Fließband weg etablierte sich
die Super Cub zum Verkaufshit. Mit Recht. Das Konzept ist denkbar
einfach, aber ebenso neu. Der Flitzer mit dem "freiem
Durchstieg" wird als "Scooterette" oder "step-thru"
bezeichnet. Ohne akrobatische Körperverrenkungen läßt sich auf dem
bequemen Sattel Platz nehmen. Schutz vor Regen und Straßenschmutz
bieten die serienmäßig montierten Beinschilder. Hinter dieser
Verschalung werkelt ein robuster Fahrtwind gekühlter
Einzylinder-Viertakt-ohv-Motor. Das Triebwerk mit 49 ccm Hubraum ist
fast waagerecht liegend eingebaut und verfügt über satte 4,5 PS bei
9000/min. Problemlos verkraftet der Stoßstangen-Motor diese hohe
Drehzahl. Der Clou ist zweifellos das Dreiganggetriebe mit automatischer
Kupplung. Draufsetzen, Motor ankicken, Gang rein, Gas geben und ab geht
die Post. Fahrzeugbedienung und -beherrschung sind kinderleicht. Zum
Gangwechsel genügt ein Tritt auf die Schaftwippe. Eine patentierte
Doppelkupplung übernimmt das Aus- und Einkuppeln. Dieses System ist so
pfiffig gelöst, dass man das Vehikel sogar anschieben kann. Eine
Notstarteinrichtung, die bei anderen Fahrzeugen mit Automatik in der
Regel nicht funktioniert. Den Endantrieb erledigt eine Rollenkette, die
zeitgemäß im geschlossenen Kettenkasten läuft.
Für Fahrkomfort sorgen vorne eine
Kurzarm-Schwinge und hinten zwei Federbeine. Im Fahrwerk drehen sich
vorne und hinten 2.25x17 große Räder. Mit 60 Sachen Spitze lässt sich
auf den japanischen Straßen recht gut vorwärts kommen. Die Wartung ist
einfach, die Technik robust und die Qualität im Vergleich zu den
Mitbewerbern erheblich besser. Mit diesem "Moped" beschließt
der agile Firmenboss Soichiro Honda, den Weltmarkt zu erobern. Hätte er
zu diesem Zeitpunkt das Vorhaben lauthals verkündet, wären sicherlich
die Reaktionen amerikanischer und europäischer Fahrzeughersteller
interessant gewesen. Aber weder sie noch die restliche Motorradwelt ahnen, was in der nächsten Zeit auf sie zukommen wird.
1959 errichtet das Unternehmen in
den USA eine Werksniederlassung. Im folgenden Jahr bekommt die SuperCub
Konkurrenz aus dem eigenen Haus. Die C102 ist baulich identisch, aber
bereits 1960 mit E-Starter und Batterie-Spulenzündung ausgestattet. In
Europa erfolgen die ersten Verkäufe im gleichen Jahr, und 1961 wird
Honda Deutschland in Hamburg gegründet. Das Geschäft mit der Super Cub
C100 und C102 läuft auf vollen Touren. Bis Mitte 1983, also 25 Jahre
nach Produktionsbeginn, sind weltweit exakt 15 Millionen Mopeds
verkauft. 1988 steigt die Zahl auf 18 Millionen, und bis 2018 wurden
über 100 Millionen (!) Super Cubs gebaut.
Anfang der 1960er Jahre liegt
das Augenmerk japanischer Firmen auf dem US-Markt. Mit aufwändigen
Reklamefeldzügen erobert Honda allen vorweg das Land der unbegrenzten
Möglichkeiten. Der Werbeslogan "You meet the nicest people on a
Honda" geht in die Geschichte ein. Aber auch die Musikszene macht
sich der fernöstliche Motorradhersteller als Imageträger zunutze. Der
Song "Little Honda" von der bekannten kalifornischen
Beatgruppe `The Beach Boys` wird ein Welthit. Insider behaupteten, Honda
hätte die Musiker "gesponsort"
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Monkey Time: Honda
CZ100
(Foto:
Honda) |

Honda Monkey Z100
(Foto:
Honda) |
Was liegt nach dem Verkaufserfolg
der Super Cub näher, als das 50er Programm um ein Modell zu erweitern.
Welche Überlegungen zu der Produktion der CZ100 führten, lässt sich
im Nachhinein kaum ergründen. Vielleicht wollte Soichiro Honda 1960 mit
dem kleinsten Serienmotorrad der Welt das "Park & Ride-System"
einführen. Das Fünfzigerle ist nämlich so winzig, dass sie nicht nur
in den Kofferraum eines amerikanischen Straßenkreuzers passt, sondern
auch in einen kleinen Toyota reingeht. Es gibt keine Ecke, wo der
"Zwerg" nicht noch ein Plätzchen findet. Unter den Arm
geklemmt lässt sich der "Zwerg" zur Not auch mit ins
Wohnzimmer nehmen.
Der Rohrrahmen ist schlicht und
einfach. Ohne Vorder- und Hinterradfederung, drehen sich knubblige 3.50
x 5 Zoll Reifen im Chassis. Der bullige Kraftstoffbehälter stammt von
der 125er C92 "Benly". Nur für eine Person reicht die kurze
Sitzbank. Auf dem Hüpfer Platz genommen, stoßen die Knie fast an den
Lenker. Nur knapp einen halben Meter hoch holpert der Pilot über den
Asphalt. Für kräftigen Vorwärtsdrang sorgt das robuste
50ccm-ohv-Triebwerk von der C100 mit der bewährten Dreigangautomatik.
Die CZ100 ist gern auf abgesperrten Grundstücken, Campingplätzen oder
im Renn-Fahrerlager unterwegs. Im Straßengewühl bereitet der Knirps
seinem Herrchen dagegen erheblichen Stress. Das Fahrzeug ist nämlich so
klein, dass sein Fahrer samt der Maschine schnell übersehen werden
kann.
Nur eine Handvoll
"Zwerge" kommt nach Deutschland. Heute ist Hondas erstes
"Mini-Bike" ein begehrtes Sammlerstück und kann durchaus bis
zu 4000 Euro und mehr kosten. Sie gilt als Urahne aller späteren "Monkeys".
Bis Ende 1967 bleibt die CZ100 im Programm.
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Monkey Z50M |
Offensichtlich ist das Interesse
nach dem Asphalt-Maulwurf so gewaltig, dass Honda 1967 das
Nachfolgemodell Z50M auf den Markt bringt. Die "Monkey" ist
geboren. Kaum größer als der "Zwerg". Der neue Rohrrahmen
ist weiterhin starr wie ein Brett, und immer noch drehen sich 3.50x5
Zoll unter dem Fahrer. Zwar sieht die Vorderradführung einer
"Telegabel" sehr ähnlich, sie ist aber weder gefedert noch
gedämpft. Der Tank ist um einiges geschrumpft. In den Vorratsbehälter
passen gerademal 2,5 Liter Treibstoff. Für den Transport lassen sich
die Arretierungen der Lenkerhalterungen losschrauben und die beiden
Griffstangen herabklappen. Auch die Sitzbank kann man im Handumdrehen
auf den hinteren Rahmenausleger herabklappen.
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Monkey-Kraftei: 50 ccm ohc-Motor
(Foto:
Honda) |
Die Viertaktbegeisterung von Honda-san ist hinreichend bekannt. Auch in den kleinen Klassen scheut er sich
nicht davor, die Motoren mit einer oben liegenden Nockenwelle
auszustatten. Erstes japanisches Einzylinder-ohc-Triebwerk ist 1964 die
90er CS90. Der Eintopf leistet beachtliche 8 PS bei 9500/min. 1967 kommt
die SS50 auf den Markt. Aus 39 mm Bohrung und 41,4 mm Hub resultierten
49ccm Hubraum. Die Betätigung der beiden Ventile im Zylinderkopf
erfolgt über eine Ketten getriebene oben liegende Nockenwelle und
Kipphebel. Ihre Motorleistung ist sensationell. Stolze 6 PS bei 11000/min
bringt das 50 ccm-ohc-Triebwerk mit dem Fünfganggetriebe. Und genau
diesen Motor haben die Honda-Techniker in die "Starrrahmen-Monkey"
eingebaut. Allerdings ist er fürs Mini-Bike gedrosselt. Die
Höchstleistung liegt bei 2,5 PS bei 6000/min, und anstelle der Schaltbox
ist das erprobte Dreigang-Automatikgetriebe aktiv. Mit angelegten Ohren
rennt der Floh gute 50 Sachen. In der offiziellen Preisliste taucht die
Z50M allerdings weder in den USA noch in Deutschland auf.
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Ende der sechziger Jahre ist bei
uns auf dem 50er Markt mächtig was los. Die europäischen Firmen
Kreidler, Zündapp, Hercules, KTM, Jawa, Garelli, Maico und Puch rüsten
ihre Mofas, Mopeds, Mokicks und Kleinkrafträder mit agilen, für manche
Mitbürger allerdings nervigen, Einzylinder-Zweitakt-Motoren aus. Wer
die damalige Zeit miterlebt hat, wird sich sicherlich mit Schmunzeln an
die abenteuerlichen Ausfahrten mit seiner "Kiste" erinnern. Im
wilden Gerangele der lärmenden, stinkenden und qualmenden und über 6PS
starken Zweitakt-Kleinkrafträder übernimmt Honda die
Außenseiterrolle. Die SS50 sieht nicht nur verdammt spritzig aus, sie
hat auch einen Mords-Sound ...
In der "Mini-Bike"
Klasse bietet Honda-Deutschland 1970 erstmalig die neue Z50A "Monkey",
als Mokick mit 1,7 PS bei 6000/min an. Sie ist das Nachfolgemodell der
starren Z50M. Eine ungedämpfte "Upside down" Telegabel mindert
vorne die Fahrbahnstöße. Hinten dreht sich das Rad aber weiterhin auf
einer Starrachse. Die Reifen sind dagegen groß geworden. Von 3.50 x 5
Zoll auf 3.50 x 8 Zoll sind sie gewachsen. Winzige, verchromte
Schutzbleche, eine fest verschraubte Sitzbank, ein Scheinwerfer mit
eingebautem Tacho und ein Rücklicht werten den Straßenfloh mächtig
auf. In den Tank passen 2,5 Liter Treibstoff. Eine Blinklichtanlage oder
6 Volt Batterie sucht man dagegen vergeblich. Ansonsten bleibt Honda dem
Monkey-Konzept treu. Für knapp 1000 Mark steht die einen Zentner
schwere Monkey beim Händler im Schaufenster oder als
"Gepäckstück" im Kofferraum. Wie bereits beim
Vorgängermodell lassen sich zum Transport die Lenkerhälften
herabklappen. Es gibt sogar eine spezielle Haltevorrichtung, mit der man
das Mini-Bike im Kofferraum fest verschrauben kann. Damit während der
Spazierfahrt im Auto kein Benzin aus dem Tank oder der Schwimmerkammer
fließt, lässt sich der Einfülldeckel mit einem Schließhebel auf
"OFF" stellen und der Sprit via Ablass-Rändelmutter aus dem
Vergaser ablassen. Auch ans Motoröl haben die Hondatechniker gedacht.
Selbst wenn die Monkey flach im Kofferraum liegt, kann der kostbare
Schmiersaft nicht auslaufen.
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Little Monkey und netter Dax
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Im gleichen Jahr holt Honda ein
weiteres As aus dem Ärmel. Die ST50 und ihre große Schwester ST70
leiten eine vollkommen neue Motorradgeneration ein. Ab sofort gibt es
"Fun-Bikes". Mit dem Zweisitzer "Dax" schließt die
asiatische Firma die Lücke zwischen der SS50 und der Monkey. Die ST50
"Dax" kommt 1969 zunächst als Kleinkraftrad nach Deutschland.
Die Basis des ohc-Triebwerks stammt von der SS50, das
Dreigangautomatik-Getriebe ist aus der C100/Monkey-Baugruppe. Der agile
Motor leistet stramme 5,1PS bei 9960/min. Pfiffig ist die verchromte
Auspuffanlage an der rechten Fahrzeugseite schräg nach oben verlegt.
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Aufbau und Ausstattung sind fast
wie bei einem richtigen "Motorrad". Im stabilen Pressstahlrahmen sind der 2,5 Liter große, oder besser gesagt kleine,
Kraftstofftank und die 6 Volt Batterie untergebracht. Eine ungedämpfte
"Upside down" Telegabel übernimmt die Führung des 3.50 x 10
Zoll Vorderrades. Soll die Dax im Kofferraum mitgenommen werden, lassen
sich, genau wie bei der Monkey, die beiden Lenkerhälften herabklappen.
Für Fahrkomfort sorgt hinten eine Schwinge mit zwei Federbeinen. Das
Hinterrad entspricht der gleichen Abmessung wie vorne. Nur in der
US-Ausführung, CT70 "Trail" drehen sich vorne und hinten 4.00
x 10 Zoll Pneus. Für die Amis sind die Schutzbleche hochgesetzt und
verchromt. Bei den Modellen für den deutschen Markt sind die
Stahlschutzbleche schlicht lackiert.
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Dax CT70 Trail US-Modell
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Abgesehen vom Hubraum, ST50 mit
49ccm und ST70 mit 72ccm, gleichen sich die beiden Fun-Bikes wie ein Ei
dem anderen. Auch beim Hochheben macht sich kein Unterschied bemerkbar.
Die ST50 wiegt 64 kg, die ST70 ist ein Kilogramm schwerer. Wer allerdings
mit der ST70 herumkutschieren will, muss mindestens 18 Jahre alt sein
und den Führerschein Klasse1 besitzen. Der Motor leistet 5,2 PS bei
8000/min und soll die Fuhre laut Werksangabe auf 75 km/h beschleunigen.
In der Praxis kann man aber froh sein, wenn die große Dax auf 70 Sachen
kommt.
Ab 1973 wird die 50er Dax vom
Kleinkraftrad zum Mokick degradiert. Über ein geändertes Polrad in der
Zündanlage erfolgt die Motordrosselung auf 2,5PS bei 5000/min. Nun
genügt der Führerschein Klasse5, um mit dem 40 km/h schnellen Daxli in
die Schule oder zur Lehrstelle zu fahren.
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Monkey und Dax
und nun auch noch Chaly
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Mit der "Chaly 50" will
Honda 1978 gezielt Vielfahrer und die Damenwelt ansprechen. Die
Artverwandschaft zur kleinen Dax ist unverkennbar. Räder, Telegabel
sowie Hinterradschwinge mit zwei Federbeinen sind identisch. Der Motor
ist zum Mokick-Triebwerk mit Zweigang-Automatik umfunktioniert und
steckt in einem neuen Pressstahlchassis mit freiem Durchstieg. Diese
Ausführung erleichtert das Aufsitzen, und Beinverkleidungen schützen
weitgehend vor Wind und Wetter. Unverändert bleibt das etwa 1400 Mark
teure "Damenrad" bis 1979 offiziell beim deutschen Honda
Importeur im Programm. Bis die letzten Neufahrzeuge verkauft sind, soll
es aber noch ein, zwei Jahre dauern. In anderen Ländern läuft das
Geschäft besser, und sie bleibt dort weiter im Angebot. Abgesehen von
den neuen Farbgebungen bleibt die Fun-Bike Clique von einer jährlichen
Modellflut oder den üblichen technischen Änderungen - so gesehen -
weitgehend verschont. Das Dax-Mokick und die 70er Dax werden bis 1980
verkauft.
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Komforthüpfer: Monkey Z50J mit
Hinterradfederung |
In der Monkey Horde ist dagegen
mehr los. 1976 kommt ein modifizierter "Grasnarbensucher" auf
den Markt. Endlich erhält der Piefke ein neues Einrohr-Chassis mit
einer Hinterradschwinge und zwei Federbeinen. Neu sind die etwas
verlängerte Telegabel, die abgerundeten Schutzbleche, der 4 Liter Tank,
die Sitzbank und der größere Auspufftopf. Ab diesem Zeitpunkt lautet
die Modellbezeichnung des Affen Z50J. Wahlweise gibt es den 1400 Mark
teuren Hüpfer in gelber,rot, weißer oder grüner Lackierung.
Im gleichen Jahr, als Honda das
Überbike CB900Bold`Or auf den Markt bringt, vermehrt sich 1979 die
Affenbande weiter. Die Z50J trägt nun die Bezeichnung Z50JZ und kostet
1500 Mark. Sie wird mit neuem 5 Liter Tropfentank, einer 6 Volt Batterie
sowie Blinkanlage und serienmäßigem Gepäckträger ausgeliefert.
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Neben dem modifizierten
Krabbeltier gibt es jetzt auch noch die Z50GZ für 1550 Mark und Z50R
für 1250 Mark. Das "G" steht für "Gorilla". In der
Wildnis ist er der Chef von den Monkeys, doch diesen Posten gönnen ihm
die deutschen Honda-Manager offensichtlich nicht. Und aus diesem Grund
darf das Mini-Bike auf diesen affigen Name nur im Ausland hören. Bei
uns wird der Hüpfer schlicht als Z50 "G" bezeichnet. Dafür
darf er mit einem dicken 9 Liter Tank und einem zusätzlichen
Gepäckträger über dem Scheinwerfer angeben.
Die "R" ist eine
reinrassige Wettbewerbsmaschine ohne 6 Volt Batterie und
Beleuchtungsanlage. Wie bei der "ZG" ist auch bei der
"R" die Lenkstange fest verschraubt. Das Abklappen
funktioniert nicht mehr. Auf das vordere Kunststoffschild der
"R" läßt sich die Startnummer kleben. Diese Kennzeichnung
ersetzt allerdings keineswegs das Nummernschild. Auf öffentlichen
Straßen hat die "Cross" nichts zu suchen. Wie es in unseren
Gefilden übrigens mit fast allen wilden Tieren üblich ist, darf die
Renn-Monkey auch nur im abgesperrten Gehege toben.
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(Foto: Archiv)
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Kommt von diesen wilden Monkeys
eine Meute zusammen, gehts rund. Damit das Treiben einen Sinn ergibt,
wurde 1975 der "Göppinger-Monkey-Cross-Club" gegründet. Den
Gewinn aus dem ersten Monkey-Rennen spendete der rührige Verein
"Aktion Sorgenkind". Aus dem ursprünglich nur für Kinder
gedachten Monkey-Cross entwickelt sich im Laufe der Jahre eine eigene
Sportart mit weit über 100 Teilnehmern. In der Klasse O starten 8 bis
12jährige auf serienmäßigen Monkeys bis 50ccm. Das Tuning ist auf
wenige Ausnahmen begrenzt. In der Klasse 2 dürfen Prototypen bis 75 ccm
über den Parcours flitzen. Motorbasis muss das Monkey-Triebwerk sein.
Auch die Reifengröße ist mit 10 Zoll festgeschrieben. Alle weiteren
Um- oder Eigenbauten sind erlaubt. Veränderte Rahmen mit großer
Bodenfreiheit und langen Federwegen, Fünfganggetriebe mit mechanischer
Handkupplung und Leistungssteigerungen bis über 15 PS bei 14000/min sind
inzwischen Standard. Eine Kosten- und Altersbegrenzung gibt es nicht.
Entsprechend dem freizügigem Reglement wird natürlich geschraubt,
verbessert und getunt, dass die Heide wackelt. Bis ein Motor rennfertig
ist, sind schnell über 4000 Mark ausgegeben. Von den Kosten für die
restlichen Teile ganz zu schweigen. Mit den ursprünglichen
Monkey-Crossern haben diese Maschinen allerdings kaum noch etwas
gemeinsam. Kein Wunder also, dass es mittlerweile sogar eine Deutsche
Monkey-Cross Meisterschaft gibt.
Ganz anders sieht es in den
anderen Dax&Monkey-Clubs aus. Hier legt man großen Wert auf
Originaltreue. Nur was echt und serienmäßig ist, zählt. Andere
Vereine sehen es nicht ganz so eng. Technische Verbesserungen, Tuning
oder optisch aufgemotzte Fahrzeuge sind ebenso willkommen. Ohne an
dieser Stelle auf die verschiedenen "Tuningstufen" vom
japanischen Spezialisten TAKEGAWA einzugehen, sei lediglich erwähnt, dass sich allerhand machen
lässt...
Bei den Club-Treffen stehen die
"Kleinen" den "Großen" um nichts nach. Ob per
Achse, oder gleich dutzendweise auf dem Anhänger verfrachtet, rollen
die Krabbeltiere zum Meeting. Gebiete, wo sich die kleinen Affen
besonders wohl fühlen, liegen um Frankenthal, Aachen, Dreieich,
Wiesbaden und Braunschweig. Dax&Monkey Treffen finden hier
regelmäßig seit Jahren statt. Zwischen 100 bis 150
Maschinen mit den kleinen Kullerrädern kommen. Fachmännisch werden die
Fahrzeuge begutachtet, Besitzer der schönsten Exemplare erhalten
Preise, es werden Erfahrungen ausgetauscht, alte Bekanntschaften gepflegt
und neue Freundschaften geschlossen. Händler bieten Neu- und
Gebrauchtteile sowie jede Menge Zubehör feil, und im Festzelt gibt es
was zu essen und trinken. Die gemeinsame Ausfahrt fehlt bei keinem
Treffen.
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Monkey als
"Klappstulle" |

Monkey Z50JE Baja |
Um 1986 ist großes Artensterben.
Gemäß dem neuen Antimanipulationskatalog ist es mit dem Frisieren
vorbei. Ausgeräumte Schalldämpfer, größere Vergaser und wer weiß
was sonst noch für viel versprechende Maßnahmen zur
Leistungssteigerung, sollen ein Ende haben. Mokicks, die über 70 Sachen
rennen, will die Polizei nicht mehr auf den Straßen dulden. Gemäß den
gesetzlichen Vorschriften, wesentliche Fahrzeugteile dem Zugriff von
Bastlerhänden zu untersagen, werden ab Werk aufwändige Änderungen
gefordert. Auch die Mini-Bikes von Honda sind betroffen. Das Werk zieht
es vor, die Fahrzeuge vom Markt zu nehmen.
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Schneller als
die Polizei erlaubt: Monkey Z50J mit 9 PS starken SS50-Triebwerk |
Zwei Jahre müssen die Fans in
Deutschland ohne Affen auskommen. 1988 haben sie ihn wieder. Eine neue
50er Generation rollt auf die Republik zu. Der Name und das Triebwerk
sind gleich geblieben. Die ZB50 und ST50 als moderne "Fun-Bikes"
mit den niedlichen Rädern gibt es wieder. Aber auch die
"alte" Z50RZ lässt sich inzwischen wieder fabrikneu über
freie Importeure beschaffen. An ein Produktionsende der echten "Monkeys"
denkt in Japan nämlich noch lange keiner.
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