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Sportster-Umbau 2004

Chopper auf Sportster Basis,
ein Jugend-Traum

Mit einfachen Mitteln zum Traum-Chopper? Die Werkstatt-Crew des deutschen Harley-Davidson Importeurs zeigt mit ihrem Custom-Chopper, mit wie wenig Aufwand auf Basis der XL 883 C ein Unikat auf die Räder gestellt werden kann. Mittendrin im Projekt stand der 19-jährige Auszubildende Pascal Eckert, der seine eigenen Vorstellungen vom Custom-Bike einfließen ließ.


Text&Fotos: Harley-Davidson




Als die Werkstatt-Mannschaft des deutschen Harley-Davidson Importeurs in Mörfelden den Gedanken entwickelte, eine Sportster zum echten Chopper aufzupeppen, fiel die Wahl des Modells nicht schwer. Seitdem die XL 883 Custom die Sportster Baureihe von Harley-Davidson bereichert, stellt sie eine Top-Basis für individuelle Umbauten dar: Schon von Haus aus ist sie mit vorverlegten Fußrasten und freistehendem Scheinwerfer ausgerüstet, das 21-Zoll-Vorderrad an der schlanken Telegabel stellt eine reizvolle Kombination zum Scheibenrad am Heck dar. Der günstige Einstandspreis tut das seine dazu, dass gerade Einsteiger die XL 883 C für Chopper-Umbauten in die engere Wahl ziehen.




Erst recht, nachdem allen Modellen der Sportster Baureihe mit dem 2004er Modelljahrgang umfangreiche Verbesserungen zuteil wurden. Der komplett überarbeitete Motor der XL 883 C sorgt mit reichlich Punch für jede Menge Fahrspaß, zudem ist er über Silentblöcke mit dem neuen Fahrwerk verbunden – störende Vibrationen bei höheren Geschwindigkeiten gehören damit der Vergangenheit an.

 

Maßgeblich beteiligt an Projektierung und Ausführung war Pascal Eckert, 19 Jahre alt und Auszubildender in der Mörfeldener Werkstatt. Die Ansichten und Vorstellungen der kommenden Biker-Generationen waren wichtig und beeinflussten die Realisierung deutlich. Schon bevor die XL 883 Custom auf die Montagebühne gerollt wurde, war sich die gesamte Werkstatt-Crew über das Grundkonzept einig: Ein waschechter Chopper sollte es werden – aber einer, der bezahlbar war. Deshalb fasste das Team einfache, aber effektive Modifikationen ins Auge, die aufzeigen sollten, dass gelungenes Customizing nicht zwangsläufig mit einem hohen Preis erkauft werden muss.



Pascal Eckert und Stefan Hohmann


Als Vorbilder dienten die Chopper der 60er und 70er Jahren. Die Kunst des choppens (engl. to chop = abhacken) besteht im Weglassen und ein Apehanger-Lenker war schon damals der Garant für eine relaxte Sitzposition. Lang und schlank sollte die Maschine aussehen, flach und mit fließenden Linien. Ein Blick in den umfangreichen Katalog mit den Original Parts & Accessories von Harley-Davidson bot sich förmlich an, ebenso der Griff zu Screamin’ Eagle Performance Parts.




Schon als die Maschine für den Umbau gestrippt wurde, war klar, dass der hintere Kotflügel und die Sitzbank in den Fundus wandern würden. Statt dessen fand ein Bobtail Fender Kit für die Sportster Verwendung, der zusammen mit der flachen Badlander Sitzbank die Optik des Hecks stärker betont. Pascal Eckert erklärt: "Dadurch, dass sich der Schwung der Tank-Sitzbank-Linie nach hinten fortsetzt, wirkt die Maschine gleich ein gutes Stück länger.“ Der serienmäßige Pull Back Lenker musste einem Apehanger weichen – Nostalgic Griffset und Rundspiegel komplettieren die neue Steuereinheit. Die schon beim Original am Lenker befestigten Blinker wurden mit Bullet-Blinkergläsern versehen, beim Blick auf den Tacho fällt die verchromte Tachometerhalterung ins Auge. Die Fußrasten blieben zwar in ihrer ursprünglichen Position, Rasten und Hebel wurden jedoch gegen verchromte Billet Pendants aus dem Parts & Accessories Programm von Harley-Davidson getauscht. Und am Motor wich das Derby Cover einer verchromten Variante aus dem Zubehörprogramm.

Auch das Fahrwerk musste einige Modifikationen über sich ergehen lassen. Um die Verwendung eines 160er Reifens zu ermöglichen, wurde das Originalhinterrad der Sportster gegen ein 17-zölliges Pendant der Softail Deuce ausgetauscht. Keine Zahnriemenabdeckung versperrt mehr die Sicht auf den geriffelten Felgenkranz, breit und wuchtig betont das Rad in Verbindung mit dem Fender das Heck. In den Gabelbrücken fanden um zwei Zoll verlängerte Standrohre ihren Platz, was den langgestreckten Eindruck der Sportster noch unterstützt. Die Bremsscheiben wurden vorn wie hinten gegen schwimmend gelagerte Vivid Black Exemplare ausgewechselt. "Die Bremsen können gar nicht gut genug sein. Die Zeiten, als man wie Peter Fonda ganz auf die Vorderradbremse verzichtet hat, sind einfach vorbei. Dafür ist der Verkehr heute zu dicht,“ meint Pascal.




Optisch ein Genuss und gleichzeitig eine Hommage an die offenen Endrohre der wilden 60er Jahre ist die Auspuffanlage, die dem Screamin’ Eagle Programm entnommen wurde. Als Abgas-Leitrohre kommen nun kurze SE II Slip-Fit Schalldämpfer im Baloney Cut Style zum Einsatz. Pascal grinst und sagt: "...sind schon laut – aber geil.“ Auf der Ansaugseite lässt ein Screamin’ Eagle High Flow Luftfilter Kit den Vergaser etwas freier atmen.




Das i-Tüpfelchen stellen die Lackteile dar, die von der Firma Mobilart in Hünfelden-Heringen bearbeitet wurden. Der mit einem verchromten Billet Cross Verschluss ausgestattete Tank, die Seitenblenden sowie die beiden Fender glänzen nun in einer Lackierung im Deadhead-Design. Weiß-blaue Tribals und Flames auf schwarzem Untergrund machen den Chopper auf Sportster Basis endgültig zum Unikat.




Für den reinen Umbau müssen etwa zweieinhalb Tage einkalkuliert werden – auch Laien, die über technisches Verständnis verfügen, werden nicht viel länger benötigen. Alle aus dem Harley-Davidson Parts & Accessories Programm stammenden Teile sind für den Straßenverkehr zugelassen bzw. können problemlos eingetragen werden. Die Screamin’ Eagle Performance Parts machen sich zwar ausgesprochen gut an diesem Chopper, sind jedoch in Deutschland nicht für den öffentlichen Straßenverkehr vorgesehen. 




Ein Blick auf die Kosten belegt, dass die ursprünglichen Vorstellungen gut in die Tat umgesetzt werden konnten. Mit einem Teileaufwand von 4.500 Euro inklusive der Lackierung liegt der Preis für den Umbau der XL 883 C deutlich unter dem, was sonst oftmals für Chopper-Umbauten kalkuliert wird. Hinzu kommen noch die Montagekosten – die allerdings entfallen, wenn der Eigner selbst Hand anlegt.




Und Pascal? Der wirkt zufrieden mit dem Ergebnis. Die Frage, ob er sich noch weitere Veränderungen gewünscht hätte, wenn es möglich gewesen wäre, beantwortet er lakonisch: "Klar könnte man noch mehr dran bauen. Aber wir wollten ja grad’ zeigen, dass man auch mit wenig Einsatz viel bewirken kann. “Planziel erreicht, kann man da nur sagen – vor uns steht ein Schmuckstück, das zeigt, wie viel Potenzial in einer XL 883 C steckt und wie einfach es ist, seine Traum Harley aufzubauen. Pascal drückt es noch simpler aus: "Also, ich fahr voll drauf ab“, strahlt er und greift nach seinem Helm...


Kontakt

Zurzeit befindet sich die Maschine in der Werkstatt der Harley-Davidson GmbH in Mörfelden – fahrbereit, versteht sich. Termine zur Probefahrt können mit Nicolas Stiller aus der Marketing-Abteilung bei der Harley-Davidson GmbH 
(Tel. 06105/284-234) vereinbart werden.





Chopper auf Sportster Basis – Verwendete Custom-Teile:


- Apehanger (Fehling/ CRC)

- Badlander Sitzbank; P&A 52379-04

- Bobtail Fender-Kit; P&A 69714-04

- Bremsscheibe hinten, Vivid Black, schwimmend gelagert; P&A 44357-00

- Bremsscheibe vorn, Vivid Black, schwimmend gelagert; P&A 44358-00

- Bremsscheibenträger hinten; P&A 43837-00

- Blinkerglas-Kit Bullet; P&A 69303-02

- Derby Cover, verchromt; P&A 25130-04

- Deuce Hinterrad; P&A 41079-00

- Fußrasten und Schalthebel, Billet, verchromt; P&A 49234-98

- Gabelstandrohre um 2 Zoll verlängert

- Kupplungszugklemme, Billet, verchromt; P&A 91249-04

- Lenkergriffe Nostalgic; P&A 56275-96B

- Reifen Dunlop K591 160/70B-17; P&A 43169-00A

- Rundspiegel; P&A 91931-92T

- Screamin’ Eagle High Flow Luftfilter-Kit; SE 29042-04

- Screamin’ Eagle II Slip-Fit Schalldämpfer Baloney Cut; SE 80424-04

- Tachometerhalterung, verchromt; P&A 67293-95

- Tankdeckel, Billet Cross; P&A 62816-03

- Züge (Gas und Kupplung); Bremsleitung

- Tribal & Flames-Lackierung mit Deadhead-Design

Die Lackierung wurde von der Fa. Mobilart in Hünfelden-Heringen ausgeführt.

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