Harley-Davidson Historie |
1909 - 2009
100 Jahre Harley-Davidson V-Twin
(Quelle: Harley-Davidson)
2009
sind es 100 Jahre her, dass Harley-Davidson den ersten V-Twin
präsentierte. Etwa 9 PS leistet das Triebwerk aus dem Jahr 1909. Es darf
zu Recht als Meilenstein der Technikgeschichte bezeichnet werden,
schließlich wartet es mit einer enormen Kontinuität auf. Arbeitsprinzip,
Zylinderzahl und -anordnung sowie Ventilanzahl haben sich bei
luftgekühlten Harley-Davidson Motoren seither nicht geändert. Schon bei
dem Modell des Jahres 1909 handelte es sich um einen
Viertakt-Zweizylinder-V-Motor mit einem Zylinderwinkel von 45 Grad und
mit zwei Ventilen pro Zylinder. Doch deren Steuerung wurde im Laufe der
Jahre prinzipiell modifiziert. |
Erste Harley-Davidson 1909 mit V-Motor
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Harleys erste V-Twins arbeiteten nach dem klassischen De Dion Prinzip:
Eine untenliegende Nockenwelle steuerte das neben dem Zylinder stehende
Auslassventil. Das im Zylinderkopf befindliche Einlassventil wurde
„atmosphärisch“ gesteuert. Wie beim Harley-Davidson Einzylinder handelte
es sich um ein sogenanntes „Schnüffelventil“, das öffnete, wenn im
Verbrennungsraum ein Unterdruck herrschte, und schloss, wenn der dortige
Luftdruck höher war als jener der Umgebung. |
V-Twin nach dem klassischen
De Dion Prinzip |
1911 wurde der Motor grundlegend überarbeitet. Nun betätigte die
Nockenwelle über eine Stößelstange auch das Einlassventil. Es befand
sich im Zylinderkopf über dem seitlich stehenden Auslassventil und gab
dem Prinzip den Namen „i.o.e“, „inlet over exhaust“; zu Deutsch „Einlass
über Auslass“ oder kurz „Wechselsteuerung“.
Der starke und zuverlässige V-Motor
trug entscheidend dazu bei, dass die Harley-Davidson Motor Company wuchs
und gedieh. Der Rest ist Geschichte. Es folgten so epochale V-Twins wie
Flathead (1929), Knucklehead (1936), Panhead (1946), Shovelhead (1966),
Evolution (1984), Twin Cam 88 (1999), Revolution (2002) und Twin Cam 96
(2007). Triebwerke, die zum einzigartigen Ruf von Harley-Davidson
beitrugen und die unterstreichen, dass sich das Unternehmen zu Recht die
„Motor Company“ nennt. |
Harley-Davidson "Flathead"
von 1933
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Harley-Davidson Model E "Knucklehead" von
1936
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Harley-Davidson Hydra-Glide
"Panhead" von 1949
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Bei aller Tradition ist eine Harley-Davidson auch stets ein modernes
Motorrad auf der Höhe der jeweiligen Epoche. Zu keiner Zeit verschloss
sich der Hersteller sinnvoller technischer Innovation, im Gegenteil: Oft
erwies sich das Unternehmen als Wegbereiter der Motorradtechnik. So
führte man bereits 1936 („Model E“; Knucklehead Motor) die seinerzeit
hochmoderne OHV-Ventiltechnik ein, seit 1948 („74 FL“; Panhead Motor)
verfügen die luftgekühlten Harley-Davidson Big Twins über hydraulischen
Ventilspielausgleich, der das Justieren der Ventile erübrigt, und seit
1965 („Electra Glide“; Shovelhead Motor) starten sie mittels eines
elektrischen Anlassers. 1980 schließlich war das „Jahr Eins“ für den
Harley-Davidson Sekundärzahnriemen („Sturgis“; Shovelhead Motor). Er
läuft leise, sauber und nahezu wartungsfrei. Zudem ist er wesentlich
leichter als ein Kettenantrieb und erzeugt im Gegensatz zum Kardan keine
störenden Lastwechselreaktionen.
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Innovationen an den aktuellen Harley-Davidson Modellen
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Twin Cam 96 |
Zu den praktischen technischen Errungenschaften, die eine moderne
Harley-Davidson des Jahres 2009 ausmachen, zählt die elektronische
Kraftstoffeinspritzung (Electronic Sequential Port Fuel Injection, ESPFI)
mit O2-Sensoren
und U-Kat im Auspufftrakt. ESPFI senkt den Kraftstoffverbrauch, sorgt
für ein spontanes Ansprechverhalten und problemloses Startverhalten und
passt sich automatisch an die jeweils vorherrschenden Umwelt-Variablen
an.
Das intelligente aktive Ansaug- und Auspuffsystem in allen
Harley-Davidson Big Twins arbeitet mit einem Ventil im
Ansaugtrakt und einer Klappe im Abgastrakt. Sie werden automatisch
betätigt und verbessern nicht nur Leistung und Drehmoment, sondern
bürgen auch für den typischen
Harley-Davidson Sound und dafür, dass das Bike zugleich die europäischen
Geräusch- und Emissionsnormen einhält. Selbstverständlich erfüllen alle
Typen mühelos die Anforderungen der Euro III Norm.
Die
Rechenleistung der modernen Harley-Davidson Motorsteuergeräte, die auch
zur Regelung dieses Systems dienen, stellt jene der meisten anderen
Systeme in den Schatten. Das ECM dirigiert die nicht auf den ersten
Blick sichtbare Technik des Bikes – von der Kraftstoffeinspritzung bis
hin zum Klopfsensor, einem fortschrittlichen System, das Motorklingeln
und -klopfen unterbindet und so für noch mehr Laufkultur und einen
niedrigeren Verbrauch sorgt. |
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Alle Twin Cam 96 und Twin Cam 96B Motoren übertragen ihre Kraft über das
Cruise Drive Getriebe mit einem Drehzahl reduzierenden sechsten Gang.
Die Hinterräder sämtlicher Modelle werden von Kohlenstofffaser
verstärkten Sekundärzahnriemen der jüngsten Generation angetrieben, die
extrem belastbar und reißfest sind.
Anstelle eines konventionellen Kabelbaums kommt in den elektrischen
Anlagen ein System mit serieller Datenbus-Technologie zum Einsatz, das
verschiedenste elektrische Signale – zum Beispiel für Bremsleuchte,
Rücklicht und Blinker – über eine einzige Leitung transportiert und
dabei noch leichter ist und zuverlässiger arbeitet als herkömmliche
Systeme.
An den Touring Modellen ersetzt der elektronische Gasgriff
konventionelle Lösungen mit Bowdenzügen und sorgt für eine präzise und
sanfte Gassteuerung sowie einen „cleanen“ Look am Lenker. Er ermöglicht
zudem die Integration des Harley-Davidson Geschwindigkeitsregelsystems
Cruise Control in die Elektronik. Ebenfalls serienmäßig bei den Touring
und VRSC Modellen der aktuellen Generation vorhanden: das
Antiblockiersystem ABS, das Harley-Davidson in Kooperation mit dem
Zulieferer Delphi entwickelte. Der Raddrehzahlsensor ist dabei in die
Radnabe integriert, damit die klassische Linienführung der Maschinen
nicht gestört wird.
Harley-Davidson Windschutzscheiben bestehen aus Lexan, das auch
zur Herstellung kugelsicherer Autoscheiben verwendet wird. Es zeichnet
sich durch eine enorme Festigkeit und Flexibilität aus, so dass Objekte,
die Scheiben aus anderem Material zerschlagen würden, einfach abprallen.
Harley-Davidson versieht die Scheiben obendrein mit einer Schmutz
abweisenden Beschichtung.
Auch im Detail präsentiert sich eine Harley-Davidson als sehr
durchdachtes Fahrzeug. So verfügen alle Modelle über praktische Features
wie eine Warnblinkanlage und die intelligente automatische Rückstellung
der Blinker. Der Harley-Davidson Blinker deaktiviert sich tatsächlich
erst, wenn der Abbiegevorgang beendet ist. Er berechnet den korrekten
Abschaltzeitpunkt aus Geschwindigkeit, Fahrtstrecke und
Schräglagenwinkel – präzise und zuverlässig. Ebenfalls serienmäßig
vorhanden ist eine Restkilometeranzeige im Tachometer der meisten
Harleys, die dem Fahrer anzeigt, wie viele Kilometer er noch mit der
vorhandenen Kraftstoffmenge zurücklegen kann. Zudem ist jede
Harley-Davidson ab Werk mit einem Security System mit
Keyless-Fernbedienung, Wegfahrsperre und Alarmanlage ausgestattet. Das
System kommuniziert mit dem „Key Fob“ genannten Schlüsselanhänger. Es
schaltet sich automatisch scharf, sobald der Fahrer sein Fahrzeug
verlässt und deaktiviert sich wieder, wenn der Fahrer sich dem Fahrzeug
nähert.
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