Harley-Davidson
Klassiker
2004: 20 Jahre Evo-Softail
"Evo-Revolution"
Modellwechsel lassen sich
bei Harley-Davidson an einer Hand abzählen. Tradition, Beständigkeit
und Werterhalt stehen im Vordergrund. Zum Meilenstein in der Firmengeschichte wurde
1984 die
Evolution-Generation. Zeitgleich brachte die
"Motor Company"
die Evo-Softail auf den Markt.
Sie war damals der erste echte Fließband-Chopper.
Text: Winni Scheibe
Fotos: Scheibe, Werk |
Erste Evo-Softail im Sommer 1983 in Deutschland
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Wenn
es um den Nationalstolz geht, kennen die Amis kein Pardon. Das war
eigentlich schon immer so. Als aber vor rund 20 Jahren die Japaner das
gelobte Land mit dreisten Harley-Kopien, sogenannten Soft-Choppern,
überschwemmten, sahen die Firmenbosse in Milwaukee, aber auch etliche
US-Politiker dies wie einen Angriff auf eines ihrer
Nationalheiligtümer. Das wollte und durfte man sich natürlich nicht
bieten lassen. Und so erhöhte der damalige Präsident der Vereinigten
Staaten von Amerika, Ronald Reagan, am 15. April 1984
den Einfuhrzoll auf japanische Bikes über 700 ccm von 4,4 auf 49,4
Prozent. Das saß!
Prompt kam vom japanischen Ministerium für internationalen Handel und
Industrie das Angebot: "...sowohl Harley-Davidson Lagerbestände zu
kaufen, als auch technische Hilfe zu gewährleisten...". Wauuuuu!
Man stelle sich die Gesichter in Washington und Milwaukee vor.
Harley-Davidson Präsident Vaughn Beals reagierte cool und antwortete
ironisch: "...ihr Angebot, Harley-Davidson Maschinen zu kaufen, hat
uns sichtlich verblüfft. Im Gegensatz zu den Motorradherstellern in
ihrem Land produziert unser Werk nur soviel Maschinen, wie der Markt
verkraftet. Und daher können wir die gesamte Produktion exklusiv über
unser Händlernetz vertreiben. Aber auch eine technische Hilfe haben wir
nicht nötig. Bereits seit einigen Jahren entwickeln wir ein optisch und
technisch vollkommen neues Motorrad, mit der bald ein neues
Harley-Davidson Zeitalter beginnen wird...".
Vaughn Beals hatte nicht
übertrieben. Bereits ab 1984 brachte die brandneue Evolution-Generation
frischen Wind ins Harley-Geschäft - doch schön der Reihe nach. |
Auslöser für einen neuzeitlichen Motorradboom
waren vor gut
40 Jahren die USA
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Motorrad-Revolution aus Japan:
Honda-Bikes
(Prospektbild) |
Als
bei uns das Zweiradgeschäft am Boden lag, begann Anfang der 60er Jahre
in den USA ein gewaltiger Motorradboom. Die verrückte amerikanische
Jugend hatte das Bike als Spaß- und Freizeitfahrzeug entdeckt. Der Kick
kam allerdings nicht aus dem eigenen Land oder gar dem "alten
Europa", sondern aus Japan. Allen vorweg Soichiro Honda. Der agile
Firmenboss hatte sich nämlich vorgenommen, erst die USA und dann den
restlichen Weltmarkt zu erobern! Für diesen Schachzug gründete er
bereits im Juni 1959 eine Werksniederlassung in Los Angeles. Mit einer
rund zwei Millionen Dollar teuren Werbekampagne eroberte er das Land der
unbegrenzten Möglichkeiten. Der Werbeslogan "You meet the
nicest people on a Honda" ging in die Geschichte ein. Aber
auch die Musikszene machte man sich als Imageträger zunutze. Der Song "Little Honda" von der bekannten
kalifornischen Beatgruppe `The Beach Boys` wurde ein Welthit. Insider
behaupteten, Honda-san habe die populäre Gruppe "gesponsert".
Zunächst handelte es sich bei den Japan-Bikes allerdings um kleine
Flitzer mit bis zu 350 ccm Hubraum. Die echten "Männer-Maschinen"
mit über einem halben Liter Hubraum lieferten weiterhin BSA, Norton,
Triumph, AJS, Royal Enfield, Velocette, BMW und natürlich
Harley-Davidson. Doch das sollte sich aber schon nach ein paar Jahren
gründlich ändern.
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Schauschnell und spottbillig: Kawasaki A1
250 Samurai von 1968
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Harley-Davidson traf die japanische Offensive verheerend. 1968
ließen sich gerade noch 26.600 Bikes verkaufen, die Firma stand
kurz vor dem Bankrott. Im Januar 1969 erfuhr die verblüffte Fachwelt,
dass der Mischkonzern AMF (American Machine & Foundry) das Werk
geschluckt hatte. Die Traditionsmarke war damit zwar gerettet, doch die
Belegschaft war zutiefst frustriert. Zunächst war der Dampf raus, bei
der Fertigung wurde geschludert, erst kam es zu Bummelstreiks und
später sogar zu ausgedehnten Streiks. Von der einst so berühmten
HD-Qualität blieb bald kaum noch etwas übrig. Zur Ehrenrettung muss
jedoch gesagt werden, ohne AMF würde es Harley-Davidson längst nicht
mehr geben. Der neue Besitzer investierte Millionen von Dollars,
straffte das Management und erhöhte "auf Teufel komm raus"
die Jahresproduktion. Und schon gab es das nächste Problem, das Werk
schien buchstäblich aus allen Nähten zu platzen. AMF, landesweit mit
Firmen vertreten, handelte und ließ eine ehemalige Fabrikanlage für
Waffen und Bowling-Sportartikel im gut 1200 km entfernten York/
Pennsylvania zu einem Motorradwerk mit moderner Fertigungsstraße
umbauen. Anfang 1974 rollten die ersten Harleys aus den Hallen in
York, der Firmenstammsitz blieb weiterhin in Milwaukee.
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Amerikanischer Motorrad-Traum:
Harley-Davidson als Chopper oder Electra Glide
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Harley-Davidson: "Knucklehead-Chopper" |
Harley-Davidson: "Shovelhead"
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Trotz aller Bemühungen wurde die einzig verbliebene
US-Motorradmarke das "Schrauber-Image" nicht los. Ganz böse
Zungen sprachen gar vom "amerikanischen Kernschrott". Im
direkten Vergleich mit den technisch-pfiffigen japanischen Bikes war es
bei aller Liebe zum Urgestein mit der Qualität und Zuverlässigkeit
auch nicht weit her. Ebenfalls zum großen Problem sollten für
zukünftige Harleys die immer schärfer werdenden Geräusch- und
Abgasvorschriften werden. Mitte der 70er Jahre begann, dank der schier
unerschöpflichen Kapitalstärke vom AMF-Konzern, unter der Leitung von
Chefingenieur Jeffrey L. Bleustein in Milwaukee die Entwicklung neuer
Triebwerkskonzepte. Von denen letztendlich sich der "Evolution-Motor"
durchsetzte.
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Evo-Motor für die nächsten 20
Jahre "plus"
Harley-Davidson "Evolution-Motor"
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Erfinden brauchten die
Harley-Techniker im Grunde nichts Neues. Wie eh und je handelte es sich
um ein luftgekühltes 45-Grad-V2-Aggregat mit einer untenliegenden
Nockenwelle, Hydrostößel, Stoßstangen, Kipphebel und je zwei Ventilen
pro Brennraum. In bewährter Harley-Tradition liefen die Pleuel
weiterhin auf einem gemeinsamen Hubzapfen und genau wie bei dem
bekannten "Shovelhead"-Motor verfügte das neue Kraftpaket
über 1340 ccm Hubraum, das Bohrung x Hub-Verhältnis ließ man
ebenfalls bei 88,8 mm x 108 mm. Damit hatte es sich im Großen und
Ganzen aber auch schon.
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Harley-Davidson Softail
Modelljahr 1984
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Im Lastenheft für die Weiterentwicklung des klassischen Bauprinzips
standen neben mehr Motorleistung, kräftigerem Drehmoment und
ausgewogener Laufruhe, hohe Passgenauigkeit aller Bauteile, eine
beständige Thermik, Langlebigkeit und Wartungsfreundlichkeit, aber vor
allem Öldichtigkeit. Schmierige Öllachen unter geparkten Harleys
sollten in Zukunft der Vergangenheit angehören.
Für die Fertigung der Zylinderköpfe und Zylinder war Harley kein
Material zu teuer. Als Rohstoff für diese Teile diente eine hochwertige
Aluminiumlegierung. Auf die Idee, präzise gefertigte Mahle Kolben aus
Stuttgart zu verwenden, brachten die Harley-Techniker die
Versuchsingenieure aus der Edelschmiede Porsche in Weissach. Für das
zukunftsweisende Projekt hatten die Amis nämlich keinen Geringeren als
gerade dieses renommierte Entwicklungszentrum als Partner gewonnen. In
aufwändigen Prüfstandsversuchen, insgesamt sollten es über 5600
Stunden werden, wurde der Motor mit unterschiedlichen Ventilgrößen,
Ventilwinkel, Brennraumformen und Zündkerzen-Platzierung sowie
verschiedenen Verdichtungsverhältnissen in Hinsicht auf
Leistungssteigerung, Laufcharakteristik, Abgasentwicklung und
Benzinverbrauch auf ein Optimum getrimmt. Ebenfalls gründlich
überarbeitet wurde das Schmiersystem sowie die kontaktlose
Transistorzündanlage. Über gut sieben Jahre erstreckte sich die
Entwicklungsarbeit, in der Fahrerprobung musste der Motor bis zum
endgültigen Serienstart zusätzlich über eine viertel Million
Testkilometer absolvieren.
Das Ergebnis konnte sich sehen lassen. Im Vergleich zum
Shovelhead-Triebwerk war das Evo-Aggregat leichter und kompakter und sah
dazu auch noch bildschön aus. Nach modernster Herstellung, gekoppelt
mit strengen Fertigungskontrollen, brachte es das 65 PS starke Triebwerk
tatsächlich auf japanisches Niveau. Bei aller Euphorie für die
amerikanische Legende wollte das schon etwas heißen!
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"Neuer HD-Anfang nach
AMF-Ende"
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Anfang
1981 verdichteten sich die Gerüchte, dass die ehemaligen Firmenbesitzer
das HD-Werk zurückkaufen wollten. Nach einigen Monaten wildester
Spekulationen bestätigte sich im Juni 1981 der angekündigte
Deal. Mit einem 80 Millionen schweren Bankkredit konnte die "Motor
Company" vom AMF-Konzern freigekauft werden. Neben den Direktoren
Vaughn Beals, Willie G. Davidson und Charles Thompson blieben einige
AMF-Manager weiter Harley-Davidson treu. Doch selbst nach der AMF-Ära
musste sich die neue HD-Führung einiges an Kritik gefallen lassen. Von
Kunden, Händlern aber auch in Testberichten waren immer wieder Klagen
hinsichtlich der Verarbeitung und Standfestigkeit zu hören. Auf diese
Verstimmung reagierten die Firmenbosse umgehend. In allen Abteilungen
wurde das Management sowie Fertigungsabläufe neu organisiert, von
ursprünglich 3500 Mitarbeitern blieben letztlich nur noch 2000
Beschäftigte übrig. Viele Produktionsmethoden wurden überdacht und
genaue Qualitätskontrollen eingeführt. |
Bis auf den Tag Mega-Verkaufserfolg:
Harley-Davidson Softail
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Die
Früchte der noch unter AMF-Regie stattgefundenen Weiterentwicklung des
legendären V2-Triebwerkes konnte die neue Firmenleitung für das
Modelljahr 1984 ernten. Gleich fünf Modelle wurden mit dem
Evolution-Motor ausgestattet: Low Glide, Tour Glide Classic, Electra
Glide Classic, Sport Glide und, das war der Überhammer, die Softail.
Bei den vier Reise-, Touren- und Sport-Harleys war das
Evo-Fünfgang-Triebwerk im Chassis in Gummielementen gelagert, das
verschonte die Passagiere vor nervenden Vibrationen. Ganz
anders bei der Softail. Hier rumorte ein 65 PS starke Evo-Motor mit
Vierganggetriebe ungefiltert unter dem Tank, er war im Doppelrohrrahmen
fest verschraubt. Nichts für "Warmduscher", sondern für
Biker, die das Triebwerk nicht nur hören, sondern auch spüren wollten.
Die Marktpositionierung der Softail war klar und unmissverständlich:
die Chopper-Fraktion. Und denen brauchte man mit einem weichgespülten
Highwayglider erst gar nicht kommen.
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"Easy Rider
vom Fließband"
Legende: Easy Rider
Bike
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Für
die Fans ist Harley-Davidson Kult, Mythos und Legende in einem.
Harley-Davidson bedeutet aber auch Chopper. Und das hat die "Motor
Company" eigentlich dem Kultfilm "Easy Rider" zu verdanken,
auch wenn man es in Milwaukee nicht gerne zugeben möchte. Nachdem Easy
Rider 1969 in die Kinos gekommen war, änderte sich die Biker-Welt
grundlegend. Die beiden Titelhelden Wyatt "Captain America",
alias Peter Fonda und sein Kumpel Billy, Dennis Hopper, fuhren auf
Choppern durch die Gegend. Genauer gesagt, von Los Angeles zum "Mardi
Gras" in New Orleans. Ihre Bikes waren allerdings keine Maschinen
aus der Harley-Davidson Vertretung gleich um die Ecke, sondern
Spezialanfertigungen, beinharte Chopper. Zu kaufen gab es damals
nämlich so etwas noch nicht. Weder von der "Motor Company" und
aus Japan schon ganz und gar nicht. Also half man sich selbst. Die
ursprünglichen Panhead-Harleys wurden phantasievoll "gechoppt",
was frei übersetzt "abhacken" bedeutet. Praktisch hieß das,
alles, was überflüssig war und nicht gebraucht wurde, flog im hohen
Bogen auf den Müll. Letztendlich übrig blieb ein dicker V-2-Motor mit
wunderschönen, offenen Auspuffrohren, ein Starrrahmen, ellenlange Gabel
mit spindeldünnem Vorderrad, mickriger Tropfentank, eigenwillige
Stufensitzbank, vorverlegte Fußrasten, ein abgesägtes hinteres
Schutzblech und darunter ein breiter Hinterradschlappen. Als
Zugeständnis für Fahrten im Dunkeln gab es eine Notbeleuchtung. Nicht
mehr und auch nicht weniger. Erfunden
haben Peter Fonda und Dennis Hopper die Chopper allerdings nicht. Diese
skurrilen Vehikel gab es im "Wilden-Westen" der USA bereits seit
etlichen Jahren. Was Harley-Davidson und die Biker-Szene den beiden
Filmhelden jedoch zu verdanken hat, das ist die Tatsache, dass erst
durch ihren Film Easy Rider die Chopper weltweit bekannt und
gleichzeitig zum Vorbild einer vollkommen neuen Motorradfahrergeneration
wurden.
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Optische Täuschung: "gefederter
Starrrahmen"
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Was
weniger bekannt oder vergessen wurde, das war die extrem
gewöhnungsbedürftige Fahrbarkeit der knüppelharten Ur-Chopper. Beide
Bikes hatten nämlich keine Hinterradfederung, die Gabelfederung war
mies, bei Captain Americas Bike fehlten die Vorderradbremse und das
vordere Schutzblech. Von guter Straßenlage oder gar Fahrkomfort konnte
also keine Rede sein, die Easy Rider-Chopper waren 100 Prozent
individuelle Bikes, nichts für Jedermann und für eine Großserie kaum
geeignet.
Bill
Davis, ein Designer aus St.Louis, hatte sich Jahre später dieses
Problems angenommen. Ähnlich wie bei den früheren "Panhead"
Starrrahmen von 1948 hatte Davis das Rahmenheck bei seiner Maschine
umgebaut. Doch der Schein trügte. Das Hinterrad wurde von einer
Schwinge geführt. Der Konstrukteur hatte das Federbein listig unter dem
Getriebeblock versteckt, und so entstand der Eindruck des Starrrahmens.
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Während eines Biker-Treffens im Süden der USA wurde HD-Designer Willie
G. Davidson auf den außergewöhnlichen Chopper aufmerksam und war auf
Anhieb von dieser Idee begeistert. Schnell wurden sich die beiden
Motorradfans einig und Bill Davis vergab seinen patentierten Rahmen in
Lizenz an Harley ab.
Die Zeiten, dass sich die Biker-Gemeinde mit Hammer, Säge und Meißel
ihre eigenen Kreationen hinbogen, war Anfang der 80er Jahre dank
käuflicher Chopper vorbei. Auch das Klischee, "Chopper würden nur
von Rockern oder Drogen-Dealern gefahren", stand nicht mehr zur
Debatte. Der Biker im Sattel konnte der Hausarzt, Rechtsanwalt oder
Lehrer aus dem Nachbarhaus sein. |
Willie G. Davidson |
Die Markteinführung für einen echten Harley-Davidson Serien-Chopper
war reif. Und genau wie sich jeder "Easy Rider" sein "Langgabel-Bike"
vorstellte, wurde in Milwaukee die Softail geschmiedet. Mit einem
Rahmen, die beiden Federbeine für die Dreiecks-Schwinge lagen unter dem
Triebwerk, der optisch an die legendäre Panhead mit Starrrahmen
erinnerte, Stufensitzbank, Tropfentank, Hochlenker, vorverlegten
Fußrasten, schmalem Vorderrad, dickem Hinterreifen und einem Motor, der
Harley-typischer kaum seinen konnte. Und selbst an den Kickstarter hatte
man gedacht. Echte Männer brauchten schließlich so etwas. Das ganze
wurde in Schwarz lackiert und mit reichlich Chrom übergossen, und
fertig war der HD-Chopper.
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Alle Welt sprach
plötzlich vom "Retrostyling"
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Das Kunststück
klassische Optik mit moderner Technik zu verknüpfen war der "Motor
Company" in beispielloser Weise gelungen. Die Softail (übersetzt
etwa "Weichheck") kam wie früher daher, war aber dennoch ein
vollkommen neues Bike. Aber was das Schönste war, sie fühlte sich auch
so an und sie fuhr wie eine Neue. Trotzdem das Evo-Triebwerk starr im
Rahmen verschraubt war, hatten sich im Vergleich zum Shovelhead-Motor
die Vibrationen spürbar vermindert. Wer allerdings einen seidenweichen
Motorlauf, ähnlich eines Vierzylinder-Nippon Bikes, erwartete, war im
falschen Film. Das Gestabbele des gewaltigen V-2-Motors kam weiterhin
astrein rüber und wer mit der Softail flott unterwegs war, so über 120
Sachen, bekam dann die Motorvibrationen deutlich zu spüren. Zwar nicht
mehr so intensiv, aber immer noch so, dass man auf jedem Meter fühlt
"man sitzt auf einer Harley". Die Evo-Maschinerie hing gierig am
Gas, drehte flott hoch und vertrug sogar Vollgasfahrten über die
deutsche Autobahn. Auch die Fahrwerksabstimmung war den Harley-Leuten
gut gelungen, an der Straßenlage gab es nichts auszusetzen.
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Softail-Galerie
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Softail Custom |
Heritage Softail
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Softail Springer
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Fat Boy
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Bad Boy
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Heritage Softail Classic
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Heritage Softail Springer
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Night Train
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Softail Standard Twin Cam 88 B
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Softail Deuce
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Noch bevor ein Biker überhaupt vom "Cruising" träumte, wurde
die Softail zum Flanier-Bike schlechthin. Ganz gleich, ob in die
nächste Eisdiele oder zum Biergarten im Nachbarort oder für eine
gemütliche Spritztour am Sonntagmorgen. Der Weg wurde zum "American
Way of Life". Und mit etwas Phantasie verwandelte sich die Straße
zur "Route 66" oder zum Trip mit "Captain America"
aus Easy Rider zum "Mardi Gras" nach New Orleans.
Im Laufe der nächsten zwei Jahrzehnte entstanden aus der Ur-Softail
nicht weniger als zwölf weitere Softail-Modelle mit den klangvollen
Namen: Softail Custom (1986), Heritage Softail (1987), Heritage Softail
Classic (1988), Springer Softail (1988), Fat Boy (1990), Heritage
Softail Nostalgia (1993), Heritage Softail Special (1994), Bad Boy
(1995), Heritage Softail Springer (1997), Night Train (1998),
Softail Standard Twin Cam 88 B (1999) und Softail Deuce (2000).
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Seit
Einführung der Evolution-Generation 1984 hat Harley-Davidson seinen
guten Ruf zurückgewonnen. Bikes "Made in USA" brauchen sich
schon lange nicht mehr hinter japanischen oder europäischen
Motorrädern zu verstecken. Ganz im Gegenteil. Um keine andere Marke auf
der Welt wird soviel Rummel gemacht, und keine andere Motorradmarke
besitzt solch einen Mythos. Letztes Jahr hatte HD alle Gründe zum
Feiern, die "Motor Company" wurde 100 Jahre alt.
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