Motorrad-Marken

DKW-Firmenhistorie

"Das kleine Wunder"


 

Die Ursprünge von DKW gehen auf den Dänen Jörgen Skafte Rasmussen
zurück. 1906 kaufte der junge Ingenieur eine leerstehende Tuchfabrik in Zschopau.
Zunächst wurden dort Geräte für Haushalt, Werkstätten und Kraftfahrzeuge
produziert. Bis zum ersten Moped-Motor sollte es jedoch noch bis 1920
dauern. Es war ein kleines 1 PS Einzylinder-Zweitaktaggregat, das als
Hilfsmotor an fast jedes Fahrrad geschraubt werden konnte. Weil der Motor
jedoch auf Anhieb so gut funktionierte, hatte er schnell den Spitznamen
“Das Kleine Wunder”
weg. Zeitgleich wurde die Firmen in
"Zschopauer Maschinenfabrik J.S. Rasmussen" umbenannt.

Text: Winni Scheibe
Fotos: Werk, Scheibe


 

1920: DKW Fahrrad-Hilfsmotor
Fahrrad fahren fördert die Kondition und ist gut für die Gesundheit.
Nur wenn es richtig ans Strampeln geht, hört der Spaß auf. Jetzt müsste man einen
Motor haben. Diese Idee setzte Jörgen Skafte Rasmussen 1920 in die Tat um.
Das 1 PS starke 118 ccm Zweitakt-Motörchen packte er hinten auf den Gepäckträger,
den Antrieb übernahm ein Riemen aufs Hinterrad.
Fertig war die DKW, “Das Kleine Wunder”.
(Foto: Werk)


Das erste eigene DKW Motorrad war nach dem Golem 1922 das Reichsfahrtmodell mit 148 ccm Einzylinder-Zweitaktmotor und 2,25 PS. Den Namen erhielt der kleine Flitzer nach der gewonnenen "ADAC-Reichsfahrt". Ab nun ging es in atemberaubender Geschwindigkeit vorwärts. Der Zweitaktmotor wurde von DKW weiterentwickelt und bis 1924 hatte die junge Motorradfirma bereits 50.000 Maschinen gebaut. Als eine geniale Geschäftsidee erwies sich für die Geschäftsleitung der Ratenkauf, für guten Service gab es eine eigene Kundendienst-Schulung.



1920: DKW Golem
(Foto: Werk)


1922: DKW Reichsfahrtmodell
Das erste Motorrad brachte DKW 1922 auf den Markt. Zwar hatte
die leichte Einzylinder-Zweitakt-Maschine mit 2,25 PS Leistung noch starke
Ähnlichkeit mit einem Fahrrad, doch mit angelegten Ohren brachte es der 148 ccm
Flitzer auf 60 Sachen und wurde auf Anhieb im Rennsport erfolgreich.
DKW gewann mit dem Leichtmotorrad 1922 die prestigeträchtige Reichsfahrt.
(Foto: Werk)


Um die Produktion weiter zu steigern, wurde erstmalig im Motorradbau 1926 eine Fließbandfertigung eingerichtet und das erste Zweizylinder-Zweitakt Motorrad verließ das Werk. Im Rennsport blieb DKW weiterhin erfolgreich: Sieg in der Deutschen Straßenmeisterschaft, Sieg beim Großen Preis von Deutschland.
Die Geschäfte liefen erstklassig, 1928 übernahm DKW die Audi-Werke Zwickau. Im gleichen Jahr wurde DKW mit rund 2.400 Beschäftigten und gut 45.000 produzierten Maschinen weltgrößter Motorradhersteller und 1929 waren es bereits 60.000 Motorräder, doch dann kam die Weltwirtschaftskrise. Mit nur noch 850 Beschäftigten und günstigen Zweitakt-Maschinen rettete man sich durch die schweren Zeiten.



1926: DKW Z500, Zweizylinder-Zweitakt-Motor, 500 ccm, 12 PS
(Foto: Werk)



1928: DKW ZSW 500, wassergekühlter Zweizylinder.Zweitakt-Motor, 500 ccm, 14 PS



1928: Eine DKW-Werbeanzeige
(Foto: Werk)



Ab 1932: "Auto Union"
(Foto: Werk)


1932 schlossen sich Audi, Horch, Wanderer und DKW zusammen, die Motorräder wurden weiterhin als DKW gebaut und verkauft. Ein Meilenstein in der Zweitakttechnik war der Erwerb der Allein-Lizenz des von Prof. Schnürle entwickelten Umkehrspülungsverfahren.
1936 betrug der Marktanteil in Deutschland 35%, 1939 rollte das 500.000 DKW-Motorrad vom Band. Aber auch bei DKW wurde die Fertigung bald immer mehr auf Rüstungsgüter umgestellt, die Produktion "ziviler Luxusfahrzeuge" kam im Zweiten Weltkrieg schließlich ganz zum Erliegen.



1938: DKW RT 100, 100 ccm, 3 PS, 60 km/h
(Foto: Werk)



1939: DKW ORS Spezialgeländemotorrad, 250 ccm, 12,5 PS, 120 km/h
(Foto: Werk)



DKW-Werk nach dem Zweiten Weltkrieg
(Foto: Werk)


Fast wie ein Wunder überstand das Werk in Zschopau unbeschädigt den Krieg, dafür wurden die Produktionsanlagen demontiert und in die Sowjetunion geschafft. In der Nachfolgezeit entstanden in der jungen DDR in einer "Friedensproduktion" wieder Motorräder, und ab 1952 hieß das ehemalige DKW Werk nun VEB Motorradwerk Zschopau oder kurz MZ.



1957: DKW RT 200 VS
Die logische Fortsetzung der DKW Zweitakt-Tradition erfolgte nach 1945
im Osten bei MZ in Zschopau und im Westen bei DKW in Ingolstadt. Aus Bayern
kam 1955 als echte Komfort-Maschine die DKW RT 200 VS. Das “VS” stand für
Vollschwingen-Rahmen, die RT ließ ihre Fahrer “wie auf einer Wolke schweben”.


In der Bundesrepublik wurde die langjährige ostdeutsche Zweitakttradition 1949 bei DKW in Ingolstadt mit der RT125 fortgesetzt. Bei dem Zweitakt-Konzept sollte es bis zum Ende der Motorrad-Fertigung 1958 dann auch bleiben. Der RT125 folgten Einzylinder-Maschinen mit 175, 200 und 250 ccm Hubraum und 1955 sogar als Topmodell die RT350S mit Zweitakt-Twin. Doch schon in dieser Zeit war das Ende des Motorradgeschäftes abzusehen, immer mehr Leute konnten sich ein Auto leisten. 1958 verschwand die berühmte Motorradmarke DKW ein für alle Male vom Markt, die Motorrad-Produktion ging in die neugegründete Zweirad-Union in Nürnberg über.


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