BMW-Lifestyle |
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Als
ich am 6. April 1972 meine brandneue BMW R60/5 in Korbach zugelassen
habe und das Kennzeichen WA-H249 bekam, hätte ich mir damals niemals
träumen lassen, dass dies einmal etwas ganz Besonderes sein wird,"
erzählt Hans Schotte, Jahrgang 1930. |
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Den
Waldeckern passte die neue Ordnung jedoch überhaupt nicht. Schließlich
konnte man auf eine außergewöhnliche Geschichte zurückblicken.
Nachdem 1813 Napoleon besiegt worden war, kam ganz Deutschland wieder
unter preußischen Einfluss, allerdings mit einer Ausnahme: In der neu
geordneten Landkarte gab es, mitten zwischen den Flüssen Eder und
Diemel, einen weißen Fleck. Das Fürstentum Waldeck hatte seine
Selbständigkeit behalten! Einen Anspruch, den das Herrscherhaus bereits
seit 1717 zu verteidigen wusste. Graf Friedrich Anton Ulrich zu Waldeck
wurde in diesem Jahr vom Deutschen Kaiser Karl VI. mit dem erblichen
Fürstentitel beehrt, und sein Land stieg zum Fürstentum auf. Nach
Bauplänen vom Reißbrett entstand 1719 für den zukünftigen
Fürstensitz die Stadt Arolsen und nach Versailler Vorbild ein
prachtvolles Schloss. Das im Spätbarock- und Rokokostil gebaute
Städtchen war ab 1728 Haupt- und Residenzstadt des Fürstentums und bis
zum 1. April 1929 blieb das Fürstentum Waldeck sogar selbständig. Im
"neuen" Waldeck wurde dann Korbach die Kreisstadt. |
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Bis
heute sind die Waldecker verdammt stolz auf ihre Geschichte und
natürlich auf ihre Fürstenfamilie, die immer noch im Arolser
Residenz-Schloss wohnt. |
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Motorradfahren war für den bodenständigen Waldecker schon immer Hobby, Sport und Freizeit. Der Radio- und Fernsehtechniker konnte den Weg zur Arbeit zu Fuß bewältigen oder fuhr, wenn er Lust und Laune hatte, mit seiner Maschine in den Betrieb. Einen Autoführerschein hat er nie besessen und auch nie gewollt. "Mein erstes echtes Motorrad habe ich mir 1952 gekauft, das war die Adler MB200. Die Maschinen davor zähle ich jedoch nicht, das waren alles irgendwelche Zweitakt-Möhren. Aber auch die Adler mit ihrem hochdrehenden Zweizylinder-Zweitaktmotor war nicht mein Fall, da war die BMW R26 doch gleich ganz etwas Anderes. Der 250er Einzylinder-Motor schnurrte wie ein Uhrwerk, war zuverlässig und brauchte im Vergleich zur Adler viel weniger Sprit. Das eigentlich Sensationelle war allerdings der Vollschwingenrahmen. Mit der Maschine konnte man richtig die Sau raus lassen, das Fahrwerk war erstklassig gefedert, die R26 lag wie ein Brett auf der Straße und auch die Bremsen waren Spitze", schwärmt Motorradfan Schotte noch heute von seiner ersten BMW, die er 1954 gekauft hatte. |
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Gehörten
bei uns in den 50er Jahren Motorradfahrer zum gewohnten Straßenbild,
hatte sich die Situation Anfang der 60er Jahre grundlegend gewandelt.
Von Krädern wollte keiner mehr etwas wissen. Das
"Wirtschaftswunder" hatte nach den kargen Nachkriegsjahren der
westdeutschen Bevölkerung wieder Wohlstand beschert und wer etwas auf
sich hielt, fuhr ein Automobil. |
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Hans Schotte machte da keine Ausnahme. Zwar trug er nun voller Stolz seine Harro Lederkombi, Lederstiefel und Handschuhe, doch an einen Helm dachte auch er noch nicht. Wollmütze und Motorradbrille gehörten weiterhin zur Pflichtausstattung. Und dabei war vom gemütlichen Motorrad fahren bestimmt keine Rede, es wurde geheizt, was das Zeug hergab. "Bestimmt habe ich einen guten Schutzengel. Abgesehen von zwei Ausrutschern, einem auf Kopfsteinpflaster und einem auf einer verschmutzten Landstraße, hatte ich bis heute, teu-teu-teu, keinen nennenswerten Unfall", betont der Boxer-Fan. |
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Die
BMW Vollschwingen-Modelle R50, R60, R50S sowie die legendäre R69S
genossen einen hervorragenden Ruf. In England und den USA wurden sie
sogar ehrfurchtsvoll als "King of the Road" bezeichnet. Als
Ende der sechziger Jahre das Motorradfahren auch bei uns wieder
"in" wurde, präsentierte BMW 1969 drei vollkommen neu
entwickelte Maschinen: Die R50/5, R60/5 und R75/5. Sie lösten die
"Vollschwingen-Generation" ab und wurden nun auch nicht mehr
in München, sondern im Berliner BMW-Werk produziert. |
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Mit dieser Maschine habe ich genau das Motorrad gefunden, das zu mir und meinen Ansprüchen passt. Alle Wartungsarbeiten kann ich selbst erledigen. Wer jedoch denkt, ich hätte den Boxer längst mit einer elektronischen Zündanlage ausgestattet, liegt falsch. Sind Kontaktzündanlage, Ventilspiel und Vergaser exakt eingestellt, brummt der Boxer wie eine Eins. Und sollte es unterwegs tatsächlich mal ein Problem geben, habe ich sicherheitshalber immer ausreichend Werkzeug und einen Ersatzzündkontakt dabei. Mit den Fahrleistungen und dem Fahrkomfort bin ich bis heute zufrieden. Und da ich am liebsten alleine wegfahre, brauche ich mich auch keinem anderen anzupassen, kann mein Tempo selbst bestimmen und anhalten, wo immer ich will und Lust habe", lässt Hans Schotte wissen. |
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Inzwischen stehen nach 32 Jahren 92.500 km auf dem R60/5-Tacho, wobei das Gros in den Siebziger und Achtziger Jahren abgespult wurde. Touren nach Österreich, zu Rennveranstaltungen am Nürburgring und Hockenheimring, zu Motorradtreffen sowie Urlaubsfahrten an die Nord- und Ostsee waren die Ziele der jeweiligen Saisonfahrten. "Beim Elefantentreffen am Nürburgring war ich jedoch nie, im Winter steht die Maschine abgemeldet in der Garage," verrät der Waldecker und freut sich schon auf die nächste Motorradsaison mit Besuchen bei alten Motorrad-Freunden und bei Oldtimer-Treffen im Ferienland-Waldeck und den angrenzenden Landkreisen. |