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AMCA-Meeting 2004 in Dessau


"Werte-Gemeinde"

Dessau ist als historische Stadt und für das Bauhaus-Projekt berühmt. Diese Architektur, die hier in der "Kunst und Technik" verknüpft sind, ist weltbekannt.
Wen wundert es da, dass das 2. internationale AMCA-Meeting im Sommer 2004 ausgerechnet hier statt fand.

Text&Fotos: Winni Scheibe



"Klassiker Festival"
2. AMCA-Meeting 2004 in Dessau


Motorradtreffen gibt es eigentlich überall. Bei uns und natürlich auch in den USA. Ein rühriger Veranstalter für Oldtimer-Meetings ist der "Antique Motorcycle Club of America", kurz "AMCA"”. In diesem erlauchten Kreis mit immerhin rund 11000 Mitgliedern widmet man sich ausschließlich den Motorradgenerationen, die bereits 35 Jahre und noch viel älter sind. Von welchem Hersteller diese Klassiker stammen, spielt dabei keine entscheidende Rolle. Die meisten haben allerdings  eindeutig ihre Wurzeln in den USA.



"
Volles Haus"
Über 50 rollende "Museums-Stücke" in Dessau


Durch meinen langjährigen Kontakt zum AMCA in den Staaten kam ich auf die Idee, solch ein Treffen auch bei uns zu organisieren. Der Erfolg gab mir Recht, im Sommer 2004 war der AMCA zum zweiten Mal Gast bei uns in Dessau", lässt Günter Russek, AMCA Vice-President vom European Chapter, nicht ohne Stolz wissen.



"Die Macher"
AMCA Team Steve Slocombe, Peter Gagan, Günter Russek (v.l.n.r)


Dass beim AMCA-Treffen am zweiten Juni-Wochenende 2004 nicht die Quantität, sondern maßgeblich die Qualität der etwas über 50 präsentierten Kostbarkeiten im Vordergrund stand, braucht nicht besonders betont zu werden.
"Die Resonanz auf das diesjährige Meeting überstieg unsere Erwartungen. Teilnehmer aus USA, Kanada, England, Holland, Belgien, Frankreich, Dänemark, Schweden Finnland, Litauen und natürlich Deutschland waren mit ihren, zum Teil einmaligen, Maschinen gekommen. Neben vielen erstklassigen Harleys und Indians ließen sich Modelle  von Henderson, ACE und Pope bewundern", verrät AMCA-President Peter Gagan, der extra aus Kanada angereist war.



"Ältestenrad"
Harley-Davidson T18 1000 mit i.o.e.-Steuerung von 1918


Sein Kollege Steve Slocombe zeigte auch gleich auf die Highlights. "Das Modell T18 aus dem Jahr 1918 mit wechselgesteuertem 1000er V-Motor gehört Erich und ist die älteste Harley-Davidson bei unserem AMCA-Meeting. Die Maschine kam im Ersten Weltkrieg als Militär-Krad nach Deutschland, sie wurde als Zivilfahrzeug umgerüstet und befindet sich in tadellosem Zustand. Ebenfalls ein sehr seltenes Exemplar ist die 1000er Harley-Davidson  Knucklehead aus dem ersten Produktionsjahr 1936 von unserem englischen Clubfreund Peter Reeves. Sie gehört zu den ganz wenigen Harleys, die noch vor dem Zweiten Weltkrieg nach Europa kamen. Diese Maschine ist unrestauriert, befindet sich aber im absoluten Originalzustand. Ein echter Hingucker ist die Harley-Davidson Panhead DeLuxe Modelljahr 1948 von Norbert Mattis", doziert der englische AMCA-Experte.



"Technisches Kulturgut"
Harley-Davidson 1200 Knucklehead Jahrgang 1936 von Peter Reeves



"Familienausflug"
Harley-Davidson 48F Panhead  Modelljahr 1948 von  Norbert Mattis.
In der AMCA-Wertung bekam dieses Prachtstück 97 ¼ von maximal 100  Punkten!


Die Klassiker-Veranstaltung auf dem gepflegten Rasen direkt hinter dem Parkhotel Dessau kommt fast einem Familientreffen gleich. Man kennt sich, es wird gefachsimpelt, man tauscht Erfahrungen aus und wundert sich immer wieder aufs Neue, welche tolle Oldtimer die Clubfreunde mitgebracht haben. Meist haben die Sammler nämlich nicht nur ein oder zwei kostbare Schätze, sondern vielfach einen "ganzen Stall voll".
Die Atmosphäre ist ganz besonders, man könnte meinen, hier hat ein rollendes Museum seine Pforten geöffnet. Alle Motorräder sind im fahrbereiten Zustand, allerdings auch eine Voraussetzung, um überhaupt an der AMCA-Wertung teilzunehmen.



"Sachverstand"
AMCA-Experten bewerten die kosbaren Klassiker


Bei der Begutachtung wird in ´restaurierte´ und ´unrestaurierte Maschinen´ unterschieden", erklärt Organisator Günter Russek und verrät weiter: "Eine Jury mit sehr hohem Sachverstand begutachtet nach einem Punktesystem jede einzelne Maschine, in wieweit sie original ist. Hierbei kommt es auf jedes Detail an. Wurden zum Beispiel von Haus aus für die Auspuffhalterung vernickelte Schrauben verwendet, dürfen nach einer Restauration auch nur solche Muster das Bauteil am Rahmen halten. Sind im Übereifer verchromte oder gar Edelstahl-Schrauben verschraubt worden, bedeutet das Punktabzug. Genauso penibel wird alles Weitere, über die Lackierung bis hin zu den Sattlerarbeiten, unter die Lupe genommen. Maximal kann ein Oldtimer 100 Punkte erreichen, was einem Zustand von fabrikneu entspricht. Für die Fahrzeugbesitzer hat diese Bewertung mehrere Bedeutungen. Eine hohe Punktzahl ist gleichzeitig das schönste Kompliment für die oft mit großer Mühe durchgeführte Restauration, es ist aber auch eine Sachverständigen-Einschätzung des ideellen sowie materiellen Fahrzeugwertes der vielfach 50 bis 80 Jahre alten Klassiker."



""Familienkutsche"
Harley-Davidson FD 1200 Gespann, Jahrgang 1923


Für mich und viele Freunde hier ist die Zeit irgendwann zwischen den 1950er und 1960er Jahren, und für einige Andere noch viel früher, einfach stehen geblieben. Neumoderne Hightech-Bikes interessieren uns nicht. Mit meiner Harley-Davidson Panhead von 1956 fahre ich jeden Tag. Ich kenne ihre Stärken und Schwächen, pflege und warte sie selbst und kann mich nicht erinnern, dass sie mich je im Stich gelassen hat", betont Christoph, kickt seine Harley an und fährt via Achse zurück nach München.