100-Jahre-Triumph
1902 - 2002
Triumph - ein
Stück Britannien
1902 fertigte
Triumph das erste Bike und schon in den 20er Jahren
war die
Firma eine der weltgrößten Motorradhersteller. Diese
Position
konnten die Engländer bis in die 60er Jahre halten,
dann
folgte
allerdings der große Durchhänger.
Mit brandneuen Modellen
meldete sich die
Traditionsmarke 1990 erfolgreich zurück.
2002
konnte Triumph ihren 100. Geburtstag feiern.
Text: Winni Scheibe,
Fotos: Scheibe, Werk
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Triumph-Legende: 650er Bonneville
von 1968
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Die Ursprünge von Triumph
gehen auf den 1884 aus Deutschland nach England eingewanderten
Siegfried Bettmann zurück. Bereits ein Jahr später begann der
clevere Geschäftsmann mit dem Handel von Fahrrädern und schon
1886 ließ er sich "Triumph" als Firmen-Logo
schützen.
Im Jahr 1887 erlaubten es die Geschäfte, den
deutschen Ingenieur Mauritz Schulte einzustellen. Ein Jahr
später kaufte Triumphchef Bettmann eine kleine Fabrik in
Coventry, damals das Zentrum der britischen Fahrradindustrie.
Vom Fahrrad zum Motorrad war es dann nur noch ein kleiner
Schritt. Mauritz Schulte setzte diese Idee um und ab 1902 begann
die Produktion von Triumph Motorrädern mit
Einzylinder-Einbaumotoren von Minerva aus Belgien, Fafnir aus
Deutschland und JAP aus England. Aber schon drei Jahre nach dem
Einstieg ins Motorradgeschäft konnte 1905 die erste Triumph mit
eigenem Triebwerk angeboten werden. Der 363 ccm
Einzylinder-Viertakt-Motor brachte es auf satte 3 PS.
In den nächsten Jahren ging es bei Triumph, aber auch bei den
anderen englischen Motorradherstellern, mit Sieben
Meilen-Stiefeln vorwärts.
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Bereits 1907 waren über 60.000
Motorräder auf der grünen Insel registriert und zum ersten Mal
fand auf der Isle of Man die "TT" (Tourist Trophy)
statt. Auf dem zweiten und dritten Platz landete natürlich eine
Triumph! 1908 gewann die "TT" Jack Marshall auf einer
Triumph. Nirgendwo ließen sich Zuverlässigkeit und Ausdauer
besser unter Beweis stellen, im nächsten halben Jahrhundert
waren es immer wieder Maschinen von Triumph, die nicht nur bei
der "TT" für sensationelle Siege sorgen sollten. Alle
Erfolge der schnellen Ladys hier aufgezählt, würden Bücher
füllen.
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Werksprospekt von 1908
(Foto:
Werk)
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Mit Ausbruch des Ersten
Weltkrieges erfolgte die Umstellung auf Kriegsproduktion. Zu
dieser Zeit war Triumph bereits einer der bedeutendsten
Motorradhersteller in England und konnte so über 30.000
Militärmaschinen liefern.
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Modell LS 350 von 1924
(Foto:
Werk)
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Nach dem Krieg ging es bei Triumph
wirtschaftlich weiterhin steil bergauf. Das Werk in Coventry
beschäftigte über 3000 Mitarbeiter, die pro Woche gut 1000
Einzylinder Zwei- und Viertakt- Maschinen von 98 bis 500 ccm
fertigten.
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Mit dem "Speed Twin" zur Weltspitze
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Speed Twin 500 von 1938
(Foto:
Werk)
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Waren bis Mitte der 30er Jahre
kernige Einzylinder-Dampfhämmer das Maß der Dinge, brachte
Triumph im Herbst 1937 eine vollkommen neue Motorradgeneration
auf den Markt: Die T5 mit Speed Twin-Motor. Eine 27 PS starke
und 150 km/h schnelle 500er Zweizylinder-Viertaktmaschine. Mit
dem Speed Twin-Motor hatte Edward Turner sein Meisterwerk
geschaffen, dieses Baukonzept sollte genau 50 Jahre das Bild der
englischen Ladies prägen. Aber längst nicht genug, mit der
neuen Baureihe katapultierte der Chefkonstrukteur Triumph an die
Spitze des Weltmarktes.
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Sensation 1937: 500er Speed Twin
Motor
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Konstrukteur: Edward Turner
(2
Fotos: Werk)
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Doch zunächst wurde der Triumphzug für fast
zehn Jahre unterbrochen, 1939 wurde England in den Zweiten
Weltkrieg verwickelt und für Triumph sollte es das tragischste
Kapitel in der Firmengeschichte werden. Am 14. November 1940
legte die deutsche Luftwaffe das Werk und halb Coventry in
Schutt und Asche. Einen Platz für das neue Werk fand man vor
den Toren Coventrys in Meriden. Bis Ende des Zweiten Weltkrieges
wurden hier 49.700 überwiegend Militär-Motorräder produziert.
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500er TWA 1949
(Foto:
Werk)
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Werks-Offroad: TR5 1949
(Foto:
Werk)
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TR5 von 1949
(Foto:
Werk)
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Werksteam: Six-Days-Trial 1953
(Foto:
Werk)
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350er "Twenty One" von
1958
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Ab 1946 konnte die Herstellung ziviler
Maschinen wieder anlaufen. Exportschlager waren die bekannten
Speed Twin-Modelle mit 350er und 500er Motor. Auf Grund der
guten Verkaufserfolge in Amerika und auf vielfachen Wunsch der
US-Biker nach mehr Hubraum wurde im September 1949 die 650er
Thunderbird 6T vorgestellt. Wieder hatte Triumph gegenüber der
Konkurrenz die Nase vorne, eine vergleichbare 650er hatte weder
BSA noch Norton im Programm. Das Triumph-Angebot setzte sich in
den nächsten Jahren in der kleinen Klasse aus 150er, 200er
sowie 250er Einzylinder-Viertakt-Motorrädern, in der
Mittelklasse aus der 350er und 500er Zweizylinder-Baureihe und
in der Prestige-Klasse aus den 650er-Twins Thunderbird und Tiger
zusammen. Für den "Otto Normalverbraucher" baute Triumph
allerdings auch Zweitakt-Scooter.
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Bonneville von 1965
(Foto:
Werk)
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Den eigentlichen Überhammer stellte das Werk
jedoch Ende 1958 vor, die 650er Bonneville. Damals war die
"Bonnie"
das Supersport-Motorrad schlechthin, 42 PS stark und 180 km/h
schnell.
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Wurden bis Anfang der 60er Jahre die
Twin-Motoren in klassisch englischer Motorenbaukunst mit
separatem Primärtrieb und Getriebegehäuse gefertigt, gab es ab
1963 die Triumphs nur noch mit dem neuen Blockmotor - der "unit
construction" - Kurbelwelle, Primärantrieb und Getriebe
waren in einem gemeinsamen Motorgehäuse untergebracht.
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"unit
construction"
(Foto:
Werk) |
500er Trophy von 1968
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Sensation 1968
750er-Dreizylinder-Motor
(Foto:
Werk)
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Um auch in Zukunft "gute
Motorräder bauen und gut verkaufen" zu können, schuf das
Firmenmanagement eine neue Abteilung für "Forschung und
Entwicklung" in Umberslade Hall in Warwickshire. Es wurde
allerdings auch höchste Zeit, immer mehr japanische Bikes
drangen auf den Markt. Und selbst eingefleischte
"Engländerfahrer" überlegten sich den Umstieg auf
einen "Reiskocher". Die Talfahrt der englischen
Motorradindustrie und natürlich auch von Triumph, war im
Prinzip bereits damals vorprogrammiert. Die Entwicklung
zeitgemäßer Modelle hatte man gründlich verschlafen. Auch die
neue 750er Dreizylinder-Trident, die 1969 auf den Markt kam,
sollte am ständig schwindenden Kaufinteresse der einst so
begehrten Ladys wenig ändern.
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T150V Trident von 1973
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Es sollte aber noch viel schlimmer kommen. In
den nächsten Jahren legten immer wieder Streiks die Produktion
lahm. Und als die wirtschaftlichen Schwierigkeiten so groß
wurden, dass sich Triumph am 17. Juli 1973 dem Norton-Villiers
Unternehmen anschließen musste, war die Stimmung bei der
Belegschaft auf dem Nullpunkt angekommen. Als die Mitarbeiter
die Neuigkeit erfuhren, besetzten sie noch am selben Abend das
Werk.
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Triumph X75 750 von 1973
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Erst zwischen Juli und November 1974 wurde
die Blockade zur Auslieferung von etwa 100 Motorrädern sowie
einigen Ersatzteilen aufgehoben. Am 6. März 1975 war der
Arbeitskampf endlich ausgestanden und in Meriden kehrte man zum
Alltag zurück. Doch der Schaden war gewaltig, irreparabel. Die
Motorradfans wollten von Triumph nichts mehr wissen, wer Spaß
am Motorradfahren hatte, saß längst auf einem japanischen Bike.
Triumph war inzwischen bis über die Hutschnur verschuldet, eine
Zukunft gab es nicht. 1983 ersteigerte John Bloor das
Triumph-Werk.
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John Bloor |
750er Harris-Bonneville von 1987 |
Zwar baute von 1984 bis 1987
Les Harris in
Newton Abbot die Tiger und Bonneville in Lizenz weiter, aber
auch
dann kam für ihn und die einst so beliebten Ladys das Aus.
John Bloor wollte den Lizenzvertrag nicht verlängern.
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Längst
hatte der neue Triumphboss nämlich beschlossen, die
Traditionsmarke neu auferstehen zu lassen. Bei der IFMA 1990 in
Köln standen brandneue Drei- und Vierzylinder-Modelle auf dem
Messestand. Das zweite große Kapitel in der 100 jährigen
Firmengeschichte hatte begonnen.
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