Lexikon
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Moto Morini-Firmengeschichte

"Der Falke von Bologna"
Motorräder vom kleinen Familienunternehmen
Moto Morini aus Bologna nehmen
eine Sonderstellung ein. Zunächst waren es sportliche
Einzylinder-Maschinen,
später folgten Bikes mit robusten V-Motoren. Die Moto Morini 3½
genießt längst
Kultstatus. Nach einer Auszeit hat sich das Werk 2005 nun mit der
Corsaro 1200
und 9½ auf den Markt zurück gemeldet.
Text: Winni Scheibe
Fotos: Winni Scheibe, Werk |

Moto Morini Corsaro 1200
Modelljahr 2007
(Foto: Werk)
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Moto Morini 3½ K2
Modelljahr 1984
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Ähnlich wie viele seiner Altersgenossen hatte Alfonso Morini, Jahrgang
1898, Benzin im Blut. Nach reichlichen Erfahrungen im Motorrad- und
Rennmaschinenbau, gründete der clevere Techniker 1937 eine Firma zur
Herstellung von Lastendreirädern, in der auch Rüstungsgüter für die
Luftwaffe gefertigt wurden. Nach dem Zweiten Weltkrieg, das Werk lag
nach Luftangriffen der Alliierten in Schutt und Asche, begann man bei
der Stunde Null. Im Wiederaufbau waren preisgünstige Leichtmotorräder im
Lande gefragt. Nach Vorbild der DKW RT 125 fertigte man bei Morini die
"Butter und Brot" Zweitakt-Maschine 125 Turismo. Wenig später folgte die
Sportversion "Competizione", mit der sich der rennbegeisterte Alfonso
Morini für sein Werk 1948 in der italienischen Straßenmeisterschaft den
125er Titel sichern konnte.
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Moto Morini 250 Bialbero Werksrennmaschine
von 1958
(Foto: Werk)
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Ab 1953 brachte das kleine Familienunternehmen in Bologna die 175 Turismo mit neuentwickeltem Einzylinder-Viertaktmotor auf den Markt. Der
Flitzer war auf Anhieb ausgereift und zuverlässig und wurde für die
nächsten Jahre Basis weiterer Modelle bis 250 ccm. Im GP-Sport sorgte
Tarquinio Provini für Aufmerksamkeit. Mit der 250er
Morini-Einzylinder-Werksrennmaschine konnte der schnelle Italiener gegen
Jim Redman auf der überlegenen Vierzylinder-Werkshonda am Ende der
Saison 1963 Vize-Weltmeister werden.
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Moto Morini Aste Corte von 1962
(Foto: Werk)
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Moto Morini Corsaro Regolartá von 1969
(Foto: Werk)
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Nach dem Tod von Alfonso Morini 1969 übernahm seine Tochter Gabriella
die Firmenleitung. Unter Federführung des genialen
Ex-Ferrari-Konstrukteurs Franco Lambertini entstand ab 1973 die Morini 3½ mit Zweizylinder-V-Motor, 1978 folgte ein 500er Modell. In der
Mittelklasse genossen die zuverlässigen Sportmaschinen aus Bologna, die
gerne auch als kleine Ducati bezeichnet wurden, einen ausgezeichneten
Ruf. In Deutschland kümmerte sich Fritz Alexander um den Vertrieb. Doch
die Zeichen der Zeit standen gegen das Familienunternehmen. Die
Konkurrenz aus Japan wurde immer erdrückender, und mit lediglich 10.000
Einheiten pro Jahr war bei Moto Morini wenig Spielraum für kostspielige
Neuentwicklungen vorhanden.
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Moto Morini 3½ S
Modelljahr 1980
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Moto Morini Camel 500
Modelljahar 1985
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Moto Morini Dart 400
Modelljahr 1993
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Die Situation wurde immer brenzliger und 1986 musste
Gabriella Morini ihe Firma an die Castiglioni-Brüder verkaufen. Hier
hatte man eigene Ideen. Mit einem Chopper und der vollverkleideten "Dart
400" wollten die neuen Manager Moto Morini, neben ihren weiteren Marken
Cagiva, Ducati und Husqvarna, mit frischem Wind auf dem Markt halten.
Ein Schuss, der voll nach hinten losging. Anfang der neunziger Jahre
stellten die umtriebigen Castiglionis die Produktion der inzwischen
längst legendären Morinis ein.
Rund neun Jahre später erwarb Maurizio Morini, ein Großneffe des
ursprünglichen Firmengründers Alfonso Morini die Morini-Namensrechte.
Sein Motorenwerk Motori Franco Morini (MFM) in Bologna fertigte pro Jahr
gut 250.000 Industrie-, Moped- und Roller-Aggregate und bis vor kurzem
auch das Dreizylinder-Benelli-Triebwerk. Eigene Motorräder, mit dem
Namen Moto Morini, waren das nächste Ziel. Für dieses Vorhaben ließen
sich die aus der Elektronik-Branche stammenden Berti-Brüder als
Investoren gewinnen. Mitte 2003 wurde der Vertrag besiegelt und für die
Entwicklung des geplanten Zweizylinder-V-Motors mit 1200 ccm kein
Geringerer als der geniale Franco Lambertini beauftragt. Mit der Moto
Morini Corsaro 1200 und der Moto Morini
9½ ist einer ruhmreichen
italienischen Motorradmarke 2005 ein beeindruckendes Comeback gelungen.
Für die Zukunft ist man positiv gestimmt, jüngst hat die Familie Morini
die Firmenanteile von den Berti-Brüdern zurückgekauft. Morini gehört nun
wieder den Morinis.
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Moto Morini Corsaro 1200
Modelljahr 2007
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Moto Morini 9½
Modelljahr 2007
(Foto: Werk)
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Firmenprofil Moto Morini (Stand 2007)
Firmenstammsitz
Moto Morini S.p.A.
Via Porrettana 377
I-40033 Casalecchio di Reno (Bo)
Moto Morini ist eine Marke des Familienunternehmens
Morini.
Moto Morini hat rund 70 Mitarbeiter im Stammwerk.
Die gesamte Jahresproduktion lag 2006 bei ca. 1000 Einheiten.
Moto Morini in Deutschland
März Fahrzeugvertrieb GmbH
Acherstraße 10
76275 Ettlingen
Tel.: 07243 59300
www.Morini.de
40 Vertragshändler in Deutschland.
200 verkaufte Motorräder im Jahr 2006 in Deutschland.
Marktanteil in % bei Motorrädern im Jahr 2006 in
Deutschland nicht messbar.
Aktivitäten / Events:
keine
Modellprogramm 2007
Corsaro 1200
9½
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