Lexikon


"Die vier großen Japaner"

Text: Winni Scheibe
Fotos: Scheibe, Honda

HONDA

"Meilenstein in der Motorradgeschichte"


1978 die Sensation: Honda CBX 1000
(Foto: Honda)

Honda hatte allen Grund zur Freude. 1998 feierte der weltgrößte Motorradhersteller den 50. Geburtstag, kurz zuvor lief das 100 millionste Zweirad vom Band! Davon waren fast 30 Millionen nur Mopeds vom Typ "Cub". Als Soichiro Honda 1946 den Grundstein für sein Imperium legte, baute er Mopeds. 1948 wurde die "Honda Motor Company Ltd." gegründet, bald folgten Leichtmotorräder und Lastendreiräder. Doch der ehrgeizige Firmenchef wollte mehr. In Folge eroberte er den japanischen, asiatischen, amerikanischen, europäischen und schließlich den Weltmarkt. Soichiro Honda hatte immer und für alles den richtigen Riecher. Bald gab es für jede Klasse und jede Marktnische ein Honda-Motorrad.

Richtig bekannt wurde Honda mit der CB750 Four. Sie war 1969 das erste Großserienmotorrad mit 750er Vierzylinder-Triebwerk und der erste "Meilenstein" in der Motorradgeschichte. Weitere sollten folgen. Dazu gehörten: GL1000 Gold Wing, CBX1000, CX500 Turbo, CB900Bol d'Or, VF750, RC30, RC45 und CBR900RR, um nur die wichtigsten zu nennen.
Ohne Honda wäre die heutige Motorradwelt nicht die, die sie geworden ist. Der unermüdliche Firmengründer starb im August 1991. Sein Erbe ist in guten Händen: Weltweit ist Honda mit Abstand die Nummer eins.


YAMAHA

"Vom Piano zur R1"

 


Setzte in der 1000er Klasse neue Maßstäbe: Yamaha R1

 

Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es in Japan über 100 Motorradhersteller. Davon sind lediglich vier übrig geblieben, Yamaha ist der zweitgrößte. Begonnen hat bei Yamaha alles 1887 mit Musikinstrumenten, erst nach dem Krieg legte man mit der Motorradproduktion los. Von 1955 bis 1970 produzierte das Werk ausschließlich schnelle Zweitakt-Maschinen mit maximal zwei Zylindern und 350 Kubik. 1970 kam die 650er XS1 auf den Markt. Yamahas erster Viertakt-Twin hatte die englische Triumph Bonneville zum Vorbild. Bald war die Modellpalette buntgemischt, sie reichte von kleinen 50er Zweitakt-Mopeds bis zum großvolumigen Vierzylinder-Viertakt Boliden.
Im Rennsport heizte Yamaha dem ärgsten Rivalen Honda mächtig ein. Das hat sich bis heute nicht geändert.

Immer größere Auflagen für die Zulassungsfähigkeit von Zweitaktern ließen bei Yamaha die Köpfe rauchen. Was Ende 1984 dabei herauskam, wurde zur Viertakt-Sensation: Die FZ750. Ein Supersportbike mit Fünf-Ventil-Technik, die Genesis-Generation war geboren. Momentaner Höhepunkt in dieser Evolution ist die R1.


SUZUKI

Bikes mit dem scharfen „S"

 


Mit der GSX-R750 stellte Suzuki 1985 das erste "Superbike" auf die Räder

 

Suzuki blieb seinen Prinzipien lange treu. Von Firmenbeginn 1952 bis 1976 baute der drittgrößte japanische Motorradhersteller nur Zweitakt-Maschinen mit Ein-, Zwei- und Dreizylinder-Motoren. Der dickste Brummer war der "Wasserbüffel" GT750.

Eng verbunden ist Suzuki mit Deutschland. Nachdem Ex-MZ-Werksfahrer Ernst Degner aus der DDR in den Westen geflüchtet war, erhielt er eine Anstellung in der Suzuki-Versuchsabteilung, wurde Werkspilot und 1962 erster 50 Kubik-Weltmeister!
Wenn es nach Suzuki gegangen wäre, würde man noch heute Zweitakter bauen. Doch immer schärfere Gesetze zwangen zur Entwicklung von Viertakt-Motoren. Als 1976 die GS750 auf den Markt kam, war sie sofort Klassenbeste. Der nächste Knaller wurde 1984 die GSX-R750. Ein Rennmotorrad für die öffentliche Straße, und plötzlich sprach alle Welt nur noch vom Superbike.
Suzuki lässt keine Wünsche offen. Puristen, Tourer, Enduro, Chopper, Cruiser, Sportler und Hypersportler, das Angebot ist vielseitig.


KAWASAKI

"Immer eine Nasenlänge voraus"


1978 Kawasakis Überhammer: Z1300

Stärker, schneller, besser", so die Firmenphilosophie. Zwar ist Kawasaki in der "japanischen Viererbande" der kleinste Hersteller, doch das betrifft nur die Motorradproduktion. Die "Kawasaki Heavy Industries Ltd." baut Ozeanriesen, Flugzeuge, Hubschrauber, Schienenfahrzeuge, Kraftwerke, und sogar in der Weltraumtechnik ist man erfolgreich tätig.

Einstieg ins Motorradgeschäft war eine Notlösung. Nach dem Krieg durfte das Werk nämlich keine Flugzeuge bauen, die freien Kapazitäten wurden ab 1949 als Zulieferer für die Motorradbranche ausgelastet. Anfang der Sechziger kaufte man Meguro, damals hinter Honda zweitgrößte japanische Motorradmarke. Auf einen Schlag konnte Kawasaki eine Modellpalette von 50 bis 500 Kubik anbieten. Doch nicht genug. Der 500er Twin wurde auf 650 Kubik aufgebohrt und Mitte der 60er Jahre als W1 Exportbike in den USA angeboten. Dummerweise handelte es sich bei diesem Dampfhammer um eine waschechte BSA-Kopie. Der Flop war vorprogrammiert.

Dafür saß der zweite Streich. Die 250er A1 und 350er A7 Zweitakt-Drehschieber-Bikes waren echte Raketen. Was jedoch 1968 präsentiert wurde, übertraf alles: Die H1 "Mach III", eine 500er Dreizylinder-Zweitaktmaschine mit 60 PS und 200 Sachen Spitze. Und 1972 war es um die Vernunft endgültig geschehen: Kawa brachte die 900 Z1 "Super4" auf den Markt. Das Versprechen, keine Maschinen über 750 Kubik zu bauen, war gebrochen. Die Z1 war ein Bike, dem bald der Name "Frankensteins Tochter" verliehen wurde. Auch kein Wunder. Der 900er Vierzylinder-Motor war bärenstark und sauschnell, nur Fahrwerk und Bremsen kamen nicht ganz mit.
Kawa machte aber trotzdem seinen Weg. 1978 kam die Z1300 raus, keine andere Serienmaschine war größer, schwerer und stärker, und 1984 war die GPZ900R mit 240 km/h schnellstes Straßenmotorrad. Ein Ende der Gigantomanie war und ist bis heute nicht in Sicht. Auch in den kleinen Klassen versucht Kawa die Konkurrenz immer wieder zu übertrumpfen. Mit Erfolg. "Schneller, stärker, besser", nichts hat sich geändert, David gegen Goliath.


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