Buchveröffentlichungen sind ein
Mittel gegen das Vergessen. Dieses Buch enthält keinen nostalgischen
Rückblick, es möchte möglichst exakt Beginn, Verlauf und Ende einer vor
über fünfzig Jahren begonnenen Motorrollerproduktion im Osten
Deutschlands beschreiben. Mit welchen Problemen sich Hersteller und
Kunde auseinander zu setzen hatten ist spannend bis kurios.
Umfangreiche Recherchen in Archiven, Befragung von Zeitzeugen und eigene
Erlebnisse des Autors, der von 1954 bis 1965 in der Motorrollerfertigung
als Kraftfahrzeugschlosser, Einfahrer, Kundendienstmonteur und
Mitarbeiter der Gütesicherung tätig war, erlauben einen Einblick in die
Problematik der Wirtschaftskraft, der Betriebsführung und der
politischen Situation dieser Jahre.
Einige Besonderheiten im Sprachgebrauch bedürfen einer Erklärung.
Die Bezeichnung Ostdeutschland oder DDR wurde in den Jahren, um die es
sich hier handelt, stets unterschiedlich verwendet. In Westdeutschland
bezeichnete die Politik den anderen Teil Deutschlands als
Ostdeutschland, nach dem Mauerbau 1961 kam auch der Begriff
Ostzone/Sowjetzone noch einmal auf. Das änderte sich ab 1972 mit dem
Abschluss der Ostverträge. Mit der Anerkennung der DDR verwendete auch
die Politik diesen Begriff.
Der Sprachgebrauch in Ostdeutschland hing oft von der politischen
Einstellung ab. Offiziell ab 1949 DDR, in allen schriftlichen Dokumenten
ebenfalls, hatte die inoffizielle Umgangssprache lange den Begriff
Ostdeutschland verwendet. Später änderte sich auch dabei der
Sprachgebrauch zur Verwendung der Bezeichnung DDR. Der Autor verwendet
die Bezeichnung Ostdeutschland häufig zur territorialen Eingrenzung.
Eine weitere Eigenart ist die Werksbezeichnung der Industriewerke
Ludwigsfelde. Gegründet als Industriewerk, abgekürzt IWL, erfolgte ein
Jahr später die Erweiterung auf …werke, ohne das ein weiteres Werk dazu
kam. Aber da hatte sich schon der Sprachgebrauch das IWL eingebürgert,
der heute noch in Ludwigsfelde und Umgebung gängig ist. Deshalb wird
diese Floskel auch im Buch verwendet.
Alle angegebenen Fertigungsstückzahlen beziehen sich auf eine
Dokumentation des Stadtarchivs Ludwigsfelde, mit einer deutlichen
Korrektur zu der Anzahl der gefertigten Motorroller des Typs „Wiesel".
Für die anderen Typen sind in anderen Veröffentlichungen,
Archivunterlagen, Bilddarstellungen und bei Auflistungen Abweichungen
feststellbar. Diese sind aber geringfügig.
Die Fertigungsstückzahlen:
„Pitty" 11 293
„Wiesel" 51 540
„Berlin"113 943
„TROLL" 56 513
insgesamt 233 289 Motorroller
Manfred Blumenthal,
IWL Motorroller aus dem Osten Deutschlands
352 Seiten
ISBN 3-935517-42-3
29,- Euro
www.WK-verlag.de |