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Buchvorstellungen
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Deutsche Motorräder
Hier rollt das Wirtschaftswunder
Nostalgie ist in. Denken wir nur an den VW Käfer, den
Mini oder die
Triumph Bonneville. Früher war zwar nicht alles besser,
aber anders.
Zum Beispiel die Motorradwerbung. Damals, in den 1950er und
1960er Jahren,
setzten die Werbeabteilungen auf Emotionen. Fast immer
stand der Mensch im Mittelpunkt, lebensecht, mit Benzin im Blut. Im Buch
"Deutsche Motorräder
Hier rollt das Wirtschaftswunder" dreht Schrader-Motor-Chronik das Rad
der Zeit in diese Epoche zurück. Eine
Buchbesprechung von Wolfgang Fromm
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Dieses kleine, handliche, im Motorbuch Verlag
erschienene Sammelbändchen lockte mich schon mit dem Titelbild: eine
grüne Zündapp KS601 mit Beiwagen und im Vordergrund eine hübsche, junge,
sportliche Frau mit schlankem Bein, die neben ihrem Fahrer im Gras
entspannt sitzt und sinnlich auf das Gespann schaut. Der "grüne Elefant"
und ein hübsches Mädchen - der immer wiederkehrende Wunschtraum eines
kleinen Jungen im großen Mann! Nur für die, die es nicht wissen: der
Spitzname "grüner Elefant" resultiert aus der typischen Lackierung der
KS601 im Farbton "Schweinfurter Grün" (Rot und Schwarz gab es auch) und
wurde damals von der Redaktion "Das MOTORRAD" als Titel für einen
Fahrbericht gewählt.
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Erstes lustvolles Blättern in dem
quadratischen Buch zeigt weitere schöne Prospekte, Plakate und Flyer,
wie wir heute sagen würden. Da sehen wir Motorradfahrer, die sich
lachend zuwinken und den reinen Fahrspaß auf dem Motorrad
vermitteln. Mit Schiebermütze, manchmal sogar mit Sonnenbrille gegen
den Straßenschmutz und Mücken gewappnet, brausen sie durch Wälder,
erfahren die Gebirge und sonnen sich im Anblick ihres Motorrades an
einem lauschigen Waldsee. Und immer wieder ist sie dabei, die kleine
Freundin, die züchtige Ehefrau oder eine elegante Reisebegleitung,
wie auch immer: die Lust der Menschen an der Natur, die Freude am
Fahren, das leicht Erotische und das zufällige Finden von
Gleichgesinnten steht in vielen Prospekten, Inseraten, Katalogen,
Zeitschriftenbeilagen, Handzetteln oder Plakaten im Vordergrund.
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Buch Seite 34 |
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Buch Seite 64 |
Buch Seite 87
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Hallo - hier fällt es mir so recht auf, wie weit
unser Bild in der Werbung vom entspannten Motorradfahren zum nahezu
inhaltslosen Düsen mit Hightechmaschinen verkommen ist. Lederkombi mit
gesichtslosem Fahrer in verkrampfter Äffchenhaltung und weit gespreiztem
Knie als Abstandhalter zum Asphalt, nein Danke! Der gesichtslose
Motorradfahrer ist ja nicht nur ein Werbemonster, nein wir finden den
auch bei Sonnenschein auf unseren Landstraßen. Das verspiegelte Visier,
die in gekrümmter Haltung vorgefertigte Lederkombi mit den Kniepads sind
in den vergangenen Jahrzehnten zum Synonym für den Motorradtraum
geworden? - Beinahe! - Wäre da nicht die Fraktion der "Cruiser", "Easy
Rider" und sonstiger "Outlaws" zusammen mit den „Oldtimerfreaks“ immer
stärker geworden. Sonst wäre die Motorradindustrie nicht klammheimlich
auf den Pfad des Retrodesigns eingeschwenkt. Erspart bleibt uns
Motorradfreunden hoffentlich der entseelte "Fantasy-Weg" der
Autoindustrie, wo jetzt schon fahrerlose Autos über die Straßen tanzen,
sich in ihre Teile zerlegen und zu Monstern werden. In Werbespots
fliegen SUV`s wie einst die Drachen über Häuser und Gebrauchtwagen, um
sie zu zermalmen. Werbekampagnen im Vorgriff auf die Volljährigkeit der
heranwachsenden Computergeneration, die ohnehin schon ihre „reale Welt“
in den Animationsexplosionen Hollywoods verloren haben. So entstehen
Bindungen, und jede Generation hat dann so ihre eigenen Träume.
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Buch Seite 155
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Buch Seite 159
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Um die grafische Gestaltung geht es in diesem Buch
hauptsächlich. Es ist der 75. Band einer Reihe „Schrader-Motor-Chronik",
eine Jubiläumsausgabe mit den Auszügen aus den letzten 12 Bänden. Es ist
ja kein Buch zum Durchlesen, sondern mehr zum Genießen der grafischen
Darstellung. Leider erfährt man nichts über die Grafiker, schon etwas
mehr über den Zeitgeist und sporadisch etwas über die Technik und über
die Industrie. Aber schon beim zweiten Genießen fällt mir auf, dass ich
keine Chronologie in der Zusammenstellung erkennen kann. Immerhin
beginnt die Lust des Blätterns bei BMW und endet fast bei Zündapp, wenn
da nicht noch die Firma Steib mit ihren Seitenwagen angehängt worden
wäre. Nun kurz gesagt, ich kann hier leider keinen logischen
Zusammenhang in der Zusammenstellung der Grafiken erkennen. Und selbst
das Inhaltsverzeichnis gibt mir keine Hilfestellung, denn Steib kommt
darin gar nicht vor. Nach einem Vorwort ist im Inhaltsverzeichnis
vermerkt, dass ich mich ab Seite 8 über die Firma BMW und deren Werbung
orientieren kann. Unbemerkt vom Druck gleiten wir trotz
Schwarzweiß-Darstellung ab Seite 25 in den Farbteil 1 und folgen der
Gliederung bis Farbteil 4. In drei dieser Farbteile taucht die Marke NSU
auf, ohne dass man einen Zusammenhang ableiten kann. Es schleicht sich
die Vermutung ein, dass beim Versenden des Manuskripts nach Ungarn, dort
wo das Buch gedruckt und gebunden wurde, ein Unfall die Ordnung
durcheinander brachte. Mein bevorzugtes Cover-Girl auf dem
Zündapp-Poster befindet sich außerhalb des Inhaltsverzeichnisses, das
nur bis Seite 165 ausweist, auf Seite 167! Das hat sie wirklich nicht
verdient.
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Buch Seite 165
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Ein wirklich optisch ansprechendes Buch für den
chaotischer Motorradfahrer, der gewohnt ist, in seiner Werkstatt auch
nichts an dem Ort zu finden, wo es hingehört. Viele der aufgenommenen
Grafiken lassen in der kalten Winterzeit mit einem wärmenden Gefühl im
Herzen die Vorfreude auf den warmen Sommerwind, den Duft nach gemähten
Wiesen, das Schwingen auf kleinen Waldstraßen aufkommen.
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„Deutsche Motorräder“
Halwart Schrader
Motorbuch-Verlag
ISBN 978-3-613-03104-3
9,95 €
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