Die Kleinsten der Kleinen aus den 50er Jahren
genießen Kultstatus. Ihre meist originellen Konstruktionen, ihre
Unbeholfenheit und ihre schiere Winzigkeit symbolisieren eine Art
automobilen Kindcheneffekt und wecken Emotionen - vom Beschützerinstinkt
über wahre Liebe bis hin zu Mitleid.
Wenn Kleinstwagen und Rollermobile aus der Nachkriegs- und
Wirtschaftswunderzeit verehrt werden, so verklärt sich heute gerne die
Sicht. In Wahrheit waren sie aus der Not geboren. Das Auto schlechthin,
der Volkswagen, war nicht für jeden Deutschen erreichbar. Rollermobile
und Kleinstwagen sollten den weniger Privilegierten, bisher auf zwei
Rädern unterwegs, ein Dach über dem Kopf bieten. Sie waren teilweise so
windschief, klapprig, ja manche sogar gefährlich, dass es keine Freude
war, auf sie angewiesen zu sein. Keine Alternative zu derartigen
Gefährten hatten auch die Inhaber des alten Führerscheins der Klasse IV.
Mit ihm durften nur Autos bewegt werden, denen höchstens ein
Viertelliter Hubraum eingeschenkt wurde, und schon war ein Spitzname für
die 250-cm³-Mobile geboren: Führerscheinangst-Fahrzeuge.
Überhaupt Spitznamen: Zwischen Ironie und Respektlosigkeit schwanken die
Bezeichnungen, die den Kleinen noch heute anhaften: Knutschkugel,
Stopfei, Leukoplastbomber (Lloyd), Rennsemmel, Schlaglochsuchgerät
(prinzipiell alle Dreiräder) oder Flüchtlings-SL (Brütsch).
Die Definition der Rollermobile und Klein- sowie Kleinstwagen ist nicht
immer einfach. Nicht die Hubraumgröße oder die PS-Zahl war für die
Auswahl in vorliegendem Auto-Album ausschlaggebend, sondern das Maß an
Skurrilität, wie wir es subjektiv empfinden. Deshalb findet sich hier
kein Glas Isar oder DKW Junior, wohl aber der im Anspruch durchaus
vergleichbare BMW 700 mit seinem Heckmotor.
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