"Lady´s Cup"
Frauen im
Motorradgeschäft oder auf schnellen Ducatis sind
immer noch die
Ausnahme. Steffi, Melanie und Sylvia bewegen
ihre Duc´s aus Freude am
Fahren und manchmal zum Spaß
auf der Piste auch um die Wette.
In der
Ducati-Vertretung Beyreuther sind sie dagegen Profis.
Text: Winni Scheibe
Fotos: Scheibe, Archiv Beyreuther, Jonathan Sauer
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Wenn´s um die
Quotenregelung geht, liegen wir mit drei zu zwei ganz vorne,"
Melanie "Meli" Beyreuther lacht und lässt wissen,
"meine Mutter Steffi, ist fürs Büro, Fahrzeug- und
Zubehörverkauf zuständig, Sylvia "Guggi" Nagel ist
unsere Gesellin und ich mache gerade meine
Kraftfahrzeug-Mechatronikerinausbildung, Schwerpunkt Motorradtechnik.
Mein Vater Hermann ist der Boss, auch wenn er´s nicht gerne hört
und Thomas Jungen ist unser Werkstattmeister." |
Die Stimmung bei Beyreuthers in Oberhaching bei München ist
ausgelassen. Es wird viel gelacht, man versteht sich. Wer ins Geschäft
kommt, spürt sofort, hier sind Motorradexperten mit Herzblut bei der
Sache. "Die Chemie in unserem Team stimmt. Jeder hat seine Aufgabe
und Verantwortung, wir können uns einfach aufeinander verlassen",
betont Hermann Beyreuther, seit 1982 im Fach und somit lang gedienter
Ducati-Händler in Deutschland, gibt aber auch offen zu: "Dass Meli
bei uns ihre Ausbildung macht, hat bei mir zunächst Überzeugungsarbeit
bedurft. Sie hatte ja bereits ihren Beruf in der Schuhindustrie und dann
noch eine zweite Lehre. Na ja, inzwischen möchte ich sie aber nicht
mehr missen." |

Herz & Seele:
Meli und Steffi Beyreuther |
Mutter Steffi hatte damit überhaupt keine Probleme. Auch kein Wunder.
Beide verbindet eine innige Mutter/Tocher Beziehung und beide pflegen
ein schnelles Hobby, sie fahren Motorradrennen, natürlich auf Ducati.
"Wenn wir zu einer freien Rennveranstaltung in Most, Rijeka,
Mugello oder Misano fahren, tauchen wir in unsere eigene Welt ab. Die
beginnt bereits beim Beladen des Transporters. Früher wollte uns Vater
immer helfen, doch wir hatten längst unser Ladesystem raus, was wo
hinkommt, und so schnell, wie alles verstaut ist, können die andern gar
nicht gucken", erzählt die sympathische Azubi. |

Meli kann nicht nur ordentlich am
Gasgriff drehen und versteht etwas von der
Ducati-Technik, sie macht
sich auch ausgezeichnet als Hobby-Fotomodell.
Die junge "Ducati-Racerin" liegt weit vorne
in der Rubrik
der am meist angesehenen Fotos, in unserer Fotogalerie.
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Zu ihren
Rennwochenenden fahren Steffi und Meli allein. Dann sind sie
Chauffeurin, Teammanagerin, Küchenchefin, Mechanikerin, Zeitnehmer und
Rennfahrerin in einer Person. Manchmal gibt es auch Pokale. "Als
wir mal von Italien zurück kamen, wollte ein österreichischer Grenzer
unbedingt wissen, wem die Rennmotorräder gehören", erinnert sich
Steffi Beyreuther an eine lustige Geschichte. "Auch als wir ihm
unsere Pokale zeigten, wollte er uns immer noch nicht glauben. Eine
Woche später stand genau der gleiche Zöllner an der Grenze. Das erste
was er fragte: `Wo habt ihr eure Pokale`?"
Seit gut zehn Jahren düst die lebenslustige Hobbyrennfahrerin mit ihrer
Ducati über die Pisten, Mutter Steffi fährt ebenfalls seit 10 Jahren.
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"Ducati-Wunderwerk"
Desmodromische Ventilsteuerung.
Werkstattmeister Thomas Jungen gibt sein Wissen weiter.
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Im Fahrerlager, auf der Rennstrecke und im Betrieb hat man sich an die
junge Dame gewöhnt, aber längst nicht überall, wie sie meint:
"Irgendwie hatte ich in der Berufsschule zunächst das Gefühl,
mich nimmt keiner ernst. Für den Fachkundeunterricht habe ich dann mal
einen Ducati-Zylinderkopf mitgenommen und wir haben uns die Technik
angesehen. Als ich Ventile, Nockenwellen und Desmodromic ruck-zuck
wieder eingebaut hatte, war der Knoten geplatzt."
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Werkstatt-Team: Guggi und Meli
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Das Ausbildungsprogramm absolviert Melanie Beyreuther in einer
zweijährigen Lehrverkürzung, das bedeutet ordentlich büffeln. Einmal
im Monat steht eine Woche Blockunterricht auf dem Stundenplan. Bei ihrer
praktischen Ausbildung ist sie gleich von drei Ducati-Spezialisten
umgeben. Thomas Jungen ist seit 1990 im Betrieb, seine Meisterprüfung
hat er 2002 gemacht. Sylvia Nagel hat bei einem Ducati-Händlerkollegen
ihre Zweiradmechanikerlehre absolviert und wirbelt seit Anfang 2001 in
der Werkstatt, Vater Hermann ist für die kniffligen Angelegenheiten und
Ducati-Oldtimer zuständig. |

Der Boss, Hermann Beyreuther mit seiner
Tochter Meli und den Hunden Maxi und Mascha
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Größer können die Gegensätze kaum sein.
Aktuelle Ducatis werden, wenn mal etwas klemmt, mit dem Diagnosegerät
gecheckt. Bei einer klassischen Königswellen-Ducati 750S aus den 70er
Jahren zählt dagegen Erfahrung, technisches Know-how sowie
handwerkliches Geschick. Und so etwas lässt sich eben nur von einem
"alten Fuchs" lernen.
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Vaters Schätzchen:
Tochter Meli und 175er Ducati Sport von 1957
(Foto: Archiv Beyreuther)
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Der Anteil klassischer Bikes, sei es mit Reparatur, Wartung,
Restauration oder Handel, beschränkt sich bei uns nur noch auf einen
Bruchteil des Gesamtvolumens. Auch die lukrative Tuningtätigkeit ist
auf Grund der strengen Herstellerhaftung seit Jahren kein Thema mehr.
Heute sind überwiegend optisches Make-up mit sündhaft teuren
Carbon-Teilen oder andere stylistische Umbauten gefragt. Trotzdem, die
klassischen Königswellen-Ducatis sind für uns weiterhin wichtig.
Wichtig für unsere Ducati-Kompetenz und auch wichtig für Meli, damit
sie die handwerkliche Handhabung der zum Teil technisch anspruchsvollen
Ducati-Motorradbaukunst von der Pike auf lernt", doziert der
Firmen-Boss.
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Steffi Beyreuther ist fürs Büro, Fahrzeug- und
Zubehörverkauf zuständig
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Mutter Steffi sieht sich in ihrer Unterstützung für Melis neue
Berufswahl bestätigt: "Das Mädel macht ihre Arbeit in der
Werkstatt hervorragend, sie lernt fleißig und wenn wir zusammen
wegfahren, geht ordentlich die Post ab, ich bin richtig stolz auf unsere
Tochter."
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Adresse:
Ducati Beyreuther
Hahilingastraße 5
82041 Oberhaching bei München
Tel.: 089 613 62 63
www.ducati-beyreuther.de
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