Fahrerlebnis |
Pfingst-Tour mit der Triumph Bonneville SE nach Oberfranken
"Sechs Freunde sollt
ihr sein"
Sehr genau kann ich mich noch daran
erinnern, als ich 1978 mit
18 Jahren auf mein erstes richtiges Motorrad gestiegen bin. Es war eine
Honda CB400, später folgte 1984 eine Yamaha RD350. Eine weite
Motorradtour mit Übernachtungen hat es mit der RD350 bisher allerdings
nie gegeben. Tagesausflüge in das Weserbergland, das Hochsauerland oder
an
den Edersee waren bis jetzt die Regel, und alle zwei Jahre die Fahrten
zum TÜV.
Text: Reimund Holthaus
Fotos: Reimund Holthaus, Winni Scheibe
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Reimund Holthaus leidenschaftlicher
Yamaha RD350 Fahrer
und seit Neustem bekennender Bonneville-Fan


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Alte
Erinnerungen wurden wach. Mir kommt ein Bekannter,
ein ganz Wilder, aus den 1980er Jahren
in den Sinn und dessen Lieblingsspruch: „Jungs
passt schön auf, Motorradfahren ist saugefährlich,
der Tod fährt immer mit.
Bei mir allerdings nur bis zur zweiten Kurve,
dann hat er Angst und springt ab... ".
Rasen und nicht touren war damals angesagt und die
Sprüche dazu: "Pokal oder Hospital, lieber tot als Zweiter".
Meine Welt war es nicht, beim Motorradfahren hatte
ich ungemeinen Respekt. Umso peinlicher
war es wenn mich mein "bester
Freund" vor versammelter Truppe verspottete: "Hey
Reimund, du fährst so langsam, dass dir die Fliegen hinten gegen den
Helm schlagen".
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Pfingst-Tour in die Fränkische Schweiz
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"Sechs auf einen Streich"
Hansi, Kawasaki Z750, Manni, BMW GS1100, Didi, BMW GS1150,
Dieter, Honda Gold Wing, Reimund, Triumph Bonneville SE, Dieter, Honda Transalp |
Der
Wassersportverein Twistesee
im Ferienland Waldeck ist ein aktiver Club. Es wird viel
zusammen unternommen und manchmal auch mit den Motorrädern weggefahren.
Für das Pfingstwochenende 2010 hatten wir uns eine Tour in die
Fränkische Schweiz nach Großweinstein südwestlich von Bayreuth
vorgenommen. Diesen Ausflug konnte ich mit der neuen Triumph
Bonneville SE unter die Räder nehmen. Schon seit einiger
Zeit liebäugele ich mit dem Retro-Bike.
Beim ersten Eindruck stimmte sofort alles. Ich bin 172
cm groß - die Sitzhöhe passt genau. Mit den Bedienelementen komme
ich sofort klar, die Armaturen haben eine klassische,
klare Struktur und sind gut ablesbar. Gang rein
und schon geht es los.
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Triumph Bonneville SE

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Die
ausgewählte Route führt uns von Bad Arolsen über
Fritzlar nach Lauterbach, und oberhalb von Fulda nach Thüringen. Nach
gut 200 km leuchtet die
rote Sprit-Warnlampe im Tachometer auf.
Gleich bei der nächsten Gelegenheit wird ein Boxenstopp eingelegt. Im
Nachhinein stellte sich allerdings heraus, die Panik war vollkommen
überflüssig. In das 16 Liter Spritfass laufen gerade Mal 10 Liter
kostbarer Treibstoff. Bei rund 5 Liter pro 100 km Benzinverbrauch hätte
mich die Bonnie noch über 100 km weit gebracht. Doch das muss man erst
mal wissen und sicher ist sicher.
Nach acht Stunden "on the
road" und rund 400 Kilometern
Fahrstrecke erreichen wir leicht ausgepowert aber
zufrieden unser Hotel in Größweinstein. Zugegeben, das Sitzen
fiel einigen von uns,
und mir auch, in den letzten Stunden etwas schwer. Das lag aber
weniger an den Motorrädern, sondern maßgeblich an
einem gewissen Trainingsmangel der Fahrer. Das Hotel Frankengold
begrüßte uns dafür mit einer
freundlichen und gemütlichen Atmosphäre.
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Die sechs Highway-Reiter haben erfolgreich das Hotel Frankengold
erreicht
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Nach
einem gediegenen Abendessen mit vielen
Benzingesprächen fallen
wir alle früh ins Bett. Der nächste Morgen begrüßt uns
mit strahlendem Sonnenschein und einem ausgiebigen Frühstück.
Für den heutigen Tag haben wir uns einen Ausflug durch die traumhaft schönen Täler der Fränkischen Schweiz nach Bamberg
vorgenommen. Bamberg ist eine romantische Stadt,
die immer einen
Besuch wert ist.
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"Klein Venedig" nennen die Bamberger
das historische Flussufer
mit den mittelalterlichen Fachwerkbauten

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Jede Menge
andere Motorrad-Gruppen und Grüppchen und Einzelfahrer waren an diesem
Wochenende mit uns unterwegs gewesen, Raser haben wir so gut wie keine
getroffen. Und noch etwas ist uns aufgefallen:
von den meisten Motorrädern steigen Männer mit
wenig oder grauen Haaren ab. Man kann sich dem Gefühl nicht entziehen,
dass Motorradfahren in vielen Fällen das Hobby von Männer zwischen 40
und 60 ist. Die jungen Wilden von damals sind ruhig geworden, und die
immer schon besonnen gefahren sind, haben augenscheinlich die Freude am
Fahren nicht verloren.
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Begegnung mit einer anderen Art
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Wo
immer wir anhalten, zieht die Triumph die Blicke der anderen Biker an.
Die meisten müssen zweimal hinschauen. Original, Umbau oder Retro? Nach
meinem Geschmack passen sich die Scheibenbremsen und Aluräder harmonisch
in das Gesamtbild des Motorrades ein, Speichenräder wären sicher noch
nostalgischer. Der Freude am Fahren tun die Aluräder keinen Abbruch.
Insgesamt ist das Handling der Engländerin sicherlich
auch dank der 17-Zoll-Räder über jeden Zweifel erhaben. Sie lässt
sich leicht in jede Kurve einlenken, bleibt spurstabil und gibt mir
jederzeit das Gefühl alles unter Kontrolle zu haben.
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Altstadt von Coburg

Schloss Landsberg
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Am
Pfingstmontag sind wir dann über Coburg und Meiningen zurückgefahren.
Einen letzten Halt hatten wir nördlich von Meiningen auf Schloss
Landsberg durchgeführt. Romantik pur aus jedem Winkel des Gemäuers.
Gegen Abend sind wir gesund und glücklich wieder zu Hause
angekommen. Es hat zu keiner Zeit eine gefährliche Situation oder Stress
gegeben. Ich habe den Kopf voller schöner Erinnerungen über eine gute
Zeit mit einem tollen Motorrad und guten Leuten um mich herum.
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Dann
habe ich den Helm abgenommen und von allen Seiten betrachtet.
Am Ende dieser Tour bin ich stolz auf jede Fliege – hinten an
meinem Helm!
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