Fahrberichte


Kawasaki Z1000 & Z750S
Modelljahr  2005


"ZZ-Top"


Keine Frage, die Legende lebt.
1972 hatte Kawasaki mit der Z900 "Z1" einen Meilenstein
gesetzt. Mit den aktuellen Z1000 und Z750S Modellen wird
die Tradition dieses Jahrhundert Bike fortgesetzt.

Text&Fotos: Winni Scheibe



Kawasaki Z1000



Kawasaki Z750S

Wer sich für die Historie der Kawasaki Z-Baureihe interessiert, darf im Geschichtsbuch weit zurück blättern. Bis in den Herbst 1972. Ohne Vorwarnung und  trotz eines  "Gentleman-Agreements" unterhalb der japanischen Motorradhersteller, keine Bikes mit mehr als 750 Kubikzentimeter Hubraum auf den Markt zu bringen, präsentierte die "Power-Factory" bei der IFMA in Köln die 900 Super Four Pilot, kurz "Z1". Es war das erste Großserien-Supersport-Vierzylinder Motorrad mit 903 ccm, 82 SAE-PS und über 210 km/h Spitze. Die Sensation war perfekt. Der Oberhammer war aber auch der Preis von nur 7200 Mark. Die Fans überschlugen sich, die Mitbewerber waren geschockt. Nach Hondas Meilenstein, der CB750 Four von 1969, hatte Kawasaki mit diesem Brenner ein neues Kapitel in der Motorradgeschichte aufgeschlagen. Es sollte der Anfang eines neuen Zweiradbooms werden. 



Kawasaki Z900 "Z1" von 1973.
Meilenstein in der Motorradgeschichte und Ur-Ahne der
bis heute Topaktuellen Z-Modellreihe.

Bereits im Frühjahr 1973 waren die Experten von "Das MOTORRAD" mit einer den ersten Testmaschinen vom damaligen Importeur Louis in Hockenheim auf der Strecke. Lucke Braun und Franz Josef Schermer scheuchten den Wetzhobel gnadenlos über die GP-Rennstrecke. Eine Sportmaschine mit solchen Fahrleistungen hatte es bis dahin noch nicht gegeben. Beschleunigung und Topspeed setzten vollkommen neue Maßstäbe, die "Schallmauer" von 200 Sachen knackte die "Z1" mit links. Und weil es damals, abgesehen von der Münch Mammut, nichts Schnelleres und Stärkeres gab, war für reichlich Diskussionsstoff gesorgt. Dass Kawasaki sauschnelle Dreizylinder-Zweitaktmaschinen bauen konnte, wusste eigentlich jeder. Wir erinnern uns nur an die 500er "Mach III" und die 750er "Mach IV". Aber mit diesem granatenmäßigen dohc-Viertakt-Bike betraten die Japaner Neuland. Vergleichbare Modelle gab es weder im eigenen Angebot, noch bei der Konkurrenz. Kawasaki war aber nicht nur der kleinste, sondern auch der jüngste japanische Motorradhersteller. Das erste ernst zu nehmende Bike war 1965 die A1 Samurai. Es war ein 31 PS starker 250er drehschiebergesteuerter Zweizylinder-Zweitakt Feuerstuhl. Und das war, vom Frühjahr 1973 zurück betrachtet, gerade mal acht Jahre her. Auf eine  langjährige Motorradbau-Tradition, wie sie zum Beispiel   Harley-Davidson, BMW oder Moto Guzzi hatte, konnten die Kawa-Konstrukteure nicht zurück blicken. Und genau hier lag ihr riesiger Vorteil. Sie brauchten sich nicht nach bestehenden Modellnormen zu richten, sie hatten bei der Entwicklung ihrer  "Z1" vollkommen freie Hand, frei nach dem Motto: "Machen was machbar ist". Die "Z1" wurde zum Erfolg, zum Weltschlager. Über 30 Jahre später gibt es die Z-Baureihe immer noch, mit 750 und 1000 ccm. 



Auf dem "Prüfstand".
Die neue 900er Kawasaki wurde von der Testmannschaft von "Das MOTORRAD" 
im Frühjahr 1973 in Hockenheim mächtig zur Sache genommen. 
 


"Cool Running"
Kawasaki Z1000

Mit der Z1000 schlägt Kawasaki eine Brücke zwischen der
 legendären Z900 "Z1" und einem modernen Allround-Bike.
Weil sich das aber stinklangweilig anhört, wird die Z1000 viel lieber
als rattenscharfer Streetfighter oder cooles Naked-Bike bezeichnet.


Kawasaki Z1000


Kawasaki gibt es unumwunden zu: "Wir bauen Motorräder, die stärker und schneller sind als alle anderen". Das gilt auch für die aktuelle Z1000, ein Naked-Bike mit beachtlichen 127 PS und 245 Spitze. Noch `ne Frage? Dabei ist die Z 1000 eigentlich gar kein echtes Naked-Bike. Durch die winzige Verkleidung um den Doppelscheinwerfer müsste man sie in die Fraktion der Sportmaschinen befördern. Heizerkisten haben nämlich eine Verkleidung, und Naked-Bikes, wie der Wortlaut schon verrät, sind eben nackt. Doch so einfach ist das auch nicht. Die Z1000 ist nämlich ein Streetfighter. Eine Mixtur aus Sportmaschine mit einer kleinen Verkleidung und einem halbhohen Lenker, aber ansonsten offen und freiherzig, mit Blick auf die Technik - eben nackt. Alles klar?




Schämen braucht sich die Z1000 deswegen gerade nicht. Dieses "freizügige" Outfit haben die Kawasaki-Mannen ihr ja mit Absicht spendiert. Die Streetfighter-Manie hat Hochkonjunktur und wenn man als Biker schon den ganzen Tag brav und ordentlich ist, möchte man wenigstens eine Maschine, die frech, aggressiv und provokativ wirkt.  Letztendlich ist es aber Geschmackssache. Das gilt auch der Auspuffanlage - aber vier Rohre, fast so wie bei der legendären "Z1", das musste einfach sein. 




Eine "aufgewärmte  Z1" von 1973 ist die Z1000 deswegen noch lange nicht. Die Motortechnik, mit Wasserkühlung, Einspritzanlage und Kat, ist auf dem Stand der Dinge. Verschraubt ist das Kraftwerk in einem Brückenrahmen aus Stahl, Upside-down-Gabel und Uni-Trak-Hinterradfederung garantieren Fahrsicherheit und Fahrkomfort. Fürs Anhalten sorgen Scheibenbremsen, für ein ABS ist Kawasaki allerdings noch nicht so weit. 




Bei aller Bewunderung für das Prachtstück gibt es jedoch noch eine Steigerung und das ist das Rollout. Oder auch: sich drauf setzen und losfahren. Auf der Z1000 fühlt man sich ab dem ersten Meter wohl. Die geringe Sitzhöhe von 79 cm gibt ein sicheres Gefühl beim Anfahren, und natürlich beim Anhalten sowieso, die kommode Sitzposition und die breite Lenkstange in den Händen darf als Geschenk bezeichnet werden. Gemütlich, ohne dass Stress aufkommt,  sucht man sich sein Ziel. Am besten über ein abgelegenes Straßennetz mit vielen Kurven. Denn hier, um es ausdrücklich zu betonen, ist die Fahrmaschine in ihrem Element. Das spielerische Handling verlangt geradezu nach diesem Terrain, kraftvoll schiebt das Triebwerk auch aus niedrigen Drehzahlen die Fuhre vorwärts. Die Geraden nutzt man für Sprint Prüfungen, zielgenau werden die Kurven angebremst, mit leichtem Lenkimpuls wird die Maschine in Schräglage balanciert und gleich nach dem Scheitelpunkt wird wieder beschleunigt. Bei dieser Fortbewegung, damit kein falscher Eindruck entsteht,  handelt es sich nicht um eine wilde Bolzerei "ohne Rücksicht auf Verluste", sondern um einen harmonischen und flüssigen Fahrrhythmus. Man kommt nicht mit dem Gesetz in Konflikt und sieht obendrein noch etwas von der Landschaft. Im Neudeutsch  ausgedrückt: "Naked-Bike live riding".




So unterwegs kann jedoch leicht der Eindruck entstehen, dass sich mit der Z1000  kein "Wässerchen trüben" ließe. Es geht aber auch anders. Nämlich dann, wenn man  beherzter am Kabel zieht, das Drehzahlpotential ausschöpft und sich in das Jobdenken eines unbarmherzigen Streetfighter-Piloten hineindenkt. Dann bleibt kein Augen trocken, das Asphalt glüht und die anderen Verkehrsteilnehmer können sich nur noch wundern. Doch das ist eine ganz andere Geschichte.  




"Little Sister"
Kawasaki Z750S

Neben der großen Z1000 steht in der "Z-Modellreihe" 
die Z750S als "kleine Schwester". Waren die 750er einst die
Superbikes, sind sie inzwischen in die Mittelklasse gerutscht.
Mittelmäßig ist die 110 PS starke und 240 km/h schnelle Z750S
deswegen noch lange nicht. 

 


Kawasaki Z750S


G
eben echte Motorradfans Auskunft über ihr Lieblingshobby, verstehen "frische Biker", die sich gerade für den Kauf einer Maschine interessieren, meist nur Bahnhof. Da ist von Superbikes, Big-Bikes, Naked-Bikes, Streetfighter, Chopper, Custom-Bikes, Super-Enduro, Crosser, Supermoto, Luxustourer, Einsteiger-Bikes, Mittelklasse und wer weiß von was sonst noch die Rede. Eingeteilt werden diese Spezies obendrein noch in Hubraum und PS-Klassen. Wer blickt da noch durch? 
Also auf zum nächsten Kawasaki-Händler und gezielt nachgefragt: "Was ist das richtige Bike für mich?" In der Regel kann man hier alle möglichen Modelle angucken, Probe sitzen, wird fachkundig beraten  und kann zum Ausprobieren sogar mal eine Rund drehen. Wie die zukünftige Motorradfahrerei aussehen soll, kann man sich in etwa vorstellen. Man möchte nach Feierabend und am Sonntagmorgen gelegentliche Spritztouren unternehmen, mal zu zweit zu Freunden fahren und in Urlaub soll es mit der Maschine natürlich auch gehen. Sie soll nicht zu schwer, aber auch keine leichte "Anfängermaschine" sein.  Cruiser, Chopper, Enduros und Supersportler stehen längst nicht mehr zur Diskussion, eher schon die Z750 oder noch viel besser die Z750S mit Oberteilverkleidung. 



Allrounder: Kawasaki Z750S

Die Wahl war goldrichtig.  Auf der Sitzbank lassen sich bequem zu zweit  ordentliche Tagestouren bewältigen, die Halbverkleidung schützt gut vor Wind und Wetter. Und über zuwenig Leistung darf man sich auch nicht beschweren. Auch zu zweit, wenn die Holde auf dem Sozius damit einverstanden ist, sind locker immer  über 200 Sachen drinne. Aber das ganz Entscheidende für den Fahrspaß ist die Motorcharakteristik. Selbst im großen Gang schiebt das Triebwerk lammfromm bei gemütlicher Fahrweise vorwärts. Hektisches Schalten und Drehzahlorgien um einigermaßen zügig weiterzukommen sind nicht erforderlich. Das Fahrwerk glänzt durch Ausgewogenheit, auch ohne zigfache Verstellmöglichkeiten  kann die Grundeinstellung überzeugen. Genau wie bei der großen Schwester Z1000 ist es Kawasaki mit der Z750S gelungen ein Motorrad auf die Räder zu stellen, auf dem man sich auf Anhieb wohl fühlt. Ein Allrounder eigentlich für jeden Tag. 

  




Technische Daten

Kawasaki Z1000

Kawasaki Z750S


Motor

Flüssigkeitsgekühlter Vierzylinder-Viertakt-Reihenmotor, vier Ventile pro Zylinder, zwei obenliegende Nockenwellen, Leistung 93 kW (127 PS) bei 10.000/min, max. Drehmoment 96 Nm bei 8.000/min.
Bohrung x Hub 77,2 x 50,9 mm, Hubraum 953 ccm, Verdichtung 11,2:1, digitales Motormanagement, elektronische Kraftstoffeinspritzung, Abgasreinigung KLEEN (Katalysator/KCA-System), E-Starter, Sechsganggetriebe, Endantrieb über O-Ring-Kette

Flüssigkeitsgekühlter Vierzylinder-Viertakt-Reihenmotor, vier Ventile pro Zylinder, zwei obenliegende Nockenwellen, Leistung 81 kW (110 PS) bei 11.000/min, max. Drehmoment 75 Nm bei 8.200/min.
Bohrung x Hub 68,4 x 50,9 mm, Hubraum 748 ccm, Verdichtung 11,3:1, digitales Motormanagement, elektronische Kraftstoffeinspritzung, Abgasreinigung KLEEN (Katalysator/KCA-System), E-Starter, Sechsganggetriebe, Endantrieb über O-Ring-Kette

Fahrwerk

Brückenrahmen aus Stahl, Upside-down-Gabel, Ø 41 mm, Cartridge-System, voll einstellbar, Federweg 120 mm. Zweiarmschwinge mit Uni-Trak-Zentralfederbein, voll einstellbar, Federweg 138 mm. Bereifung vorn 120/70ZR17, hinten 190/50ZR17. 
Vorne Doppelbremsscheibe Ø 300 mm, hinten Scheibenbremse Ø 220 mm. 
Radstand 1420 mm, Sitzhöhe 790 mm. Tankinhalt 18 Liter. Gewicht vollgetankt 223 kg, zulässiges Gesamtgewicht 430 kg

Brückenrahmen aus Stahl, Telegabel, Ø 41 mm, Federweg 120 mm. Alu-Schwinge mit Zentralfederbein,  einstellbar, Federweg 126 mm. Bereifung vorn 120/70ZR17, hinten 180/55ZR17. 
Vorne Doppelbremsscheibe Ø 300 mm, hinten Scheibenbremse Ø 220 mm. 
Radstand 1425 mm, Sitzhöhe 795 mm. Tankinhalt 18 Liter. Gewicht vollgetankt 213 kg, zulässiges Gesamtgewicht 398 kg

Höchstgeschwindigkeit

245 km/h

  240 km/h

Preis

9995,00 Euro

7495,00 Euro


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