Fahrerlebnis |
Honda VFR1200F Modelljahr 2010
Biker-Tour 2010 des Polizeipräsidiums
Nordhessen
durch das Waldecker Land und das Hochsauerland
Bei Wind und Wetter
Das Hobby Motorrad fahren zieht sich längs durch alle
Gesellschaftsschichten.
Bei der Polizei gehören Kräder zum Dienstalltag. In ihrer Freizeit
drehen
Polizisten allerdings auch mal gern eine Runde. Seit 2001 touren
begeisterte
Biker des Polizeipräsidiums
Nordhessen einmal im Jahr gemeinsam
durchs
Land. Ein Erlebnisbericht von Bettina Stippich.
Fotos: Wolfgang Fromm, Winni Scheibe
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Kaffeepause am Biker-Treff am Diemelsee.
Für Uwe Fachinger, Bettina Stippich und unseren
Fotografen Wolfgang Fromm lacht (noch) die Sonne
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Durchwachsenes Wochenende, mal Sonne mal
Regen, aber meist doch Regen |
Im
Jahre 2001 wurde eine Idee geboren: Begeisterte Motorradfahrerinnen und
Motorradfahrer des Polizeipräsidiums Nordhessen treffen sich seitdem
mit ihren privaten Maschinen einmal im Jahr, um gemeinsam eine bis ins
Detail ausgefeilte Zweitages-Tour zu fahren. Alle Facetten der
Angehörigen eines Polizeipräsidiums sind dabei vertreten, Schutzpolizei,
Kripo, Angestellte. Genau so bunt ist die Teilnehmerschaft zusammen
gewürfelt, Anfänger, Wiedereinsteiger und
Vielfahrer. Bei den Bikes reicht die Palette von Harleys über Oldtimer
bis hin zum Supersportler.
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Für
die diesjährige Tour saß ich auf der neuen Honda VFR1200F. Aber zu
diesem besonderen Motorrad komme ich später. Seit 23 Jahren bin ich
Polizeibeamtin im Schichtdienst der Hessischen Polizei. Ich fahre
auch dienstlich Motorrad und freue mich, bald die neue
Dienstmaschine des Typs BMW R900RT zu fahren.
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Bettina Stippich, 42, mit Leib und Seele
Polizistin und bekennende Bikerin |
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Am Freitag, den 27. August 2010 war es
wieder soweit. Wie gewohnt startete die Tour im Innenhof des Präsidiums
Kassel. Traditionell wurden die Teilnehmer durch den Polizeipräsidenten Eckhardt
Sauer verabschiedet. Wer sich an den August zurück erinnert,
weiß, dass dieser Monat ein nicht besonders motorradfreundlicher war. Auch
an diesem Morgen zeichnete sich ab, dass unsere Ausfahrt im Gegensatz zu
all den Jahren zuvor, wo es der Wettergott immer gut mit uns meinte,
anders verlaufen würde. Pünktlich zur Abfahrt begann es zu
regnen.
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Residenzschlosses in Bad Arolsen

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Die erste Etappe führte
unseren Konvoi nach Bad
Arolsen. Mit Erlaubnis von Wittekind Fürst zu Waldeck und Pyrmont konnten wir
uns hier im
Innenhof des einmaligen Ambientes des Residenzschlosses mit den
restlichen Teilnehmer treffen. Insgesamt bestand die
Ausflugsgesellschaft
nun aus 50 Teilnehmern auf 45 Maschinen. Der Bürgermeister der Stadt Bad
Arolsen, Herr Jürgen van der Horst, selbst begeisterter Motorradfahrer,
ließ es sich nicht nehmen, persönlich die nun vollständige Gruppe zu
begrüßen und anschließend mit freundlichen Worten und Wünschen auf die
Reise zu schicken. Just in diesem Moment öffneten sich nun endgültig alle
Himmelsschleusen und ein gewaltiger Starkregen setzte ein. Die
Optimisten, die bis zu diesem Zeitpunkt ihre Regenkombi noch nicht anhatten, wurden nun endgültig eines
Besseren belehrt.
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Von wegen keine "Wetterfahrer"
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Die Fahrt führte uns im Regen durch eine
reizvolle Landschaft über viele kleine Nebenstraßen zum Diemelsee. Dort wurde der
überregional bekannte Bikertreff "Fährhaus/Bikercafe" angesteuert. Zur
Freude aller zeigte sich nach Ankunft tatsächlich erstmalig die Sonne
und wir konnten im Freien sitzen und den selbstgebackenen Kuchen mit
Kaffee genießen.
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"Fährhaus" beliebter Biker-Treff am
Diemelsee
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Helmut Heine und Marc van Biene bei der
Besprechung des nächsten Tourabschnitts
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Der Wettergott kann kein Biker sein oder
war selbst weit weg. Denn ganz klar, beim Anlassen der Maschinen setzte
erneut Regen ein. Es goss dann schlichtweg die gesamte restliche Tour,
die uns erneut auf wunderbaren Nebenstrecken durchs Hochsauerland nach
Lichtenfels-Fürstenberg führte. Wohlbehalten, teilweise jedoch trotz
Regenkombi nicht mehr ganz so trocken, kamen alle im Hotel Igelstadt an.
Nach der Zimmerübernahme und heißer, langer Dusche erfreuten wir uns an
einem ordentlichen Buffet und ließen den ersten Abend bei vielen
Benzingesprächen gemütlich ausklingen.
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Friedliches Miteinander:
BMW-Dienstkrad und Honda VFR1200F Sporttourer |
Mit großem Respekt war ich vor der 173 PS
starken VFR1200F
in die Tour gegangen |

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Mit großem Respekt
war ich vor der 173 PS
starken und 267 Kilogramm schweren VFR1200F in die Tour gegangen und
das Regenwetter machte uns beiden den Anfang nicht leicht. Jedoch
dauerte es nicht lange mich von der Kardan angetriebenen feinen Honda
begeistern zu lassen. Der Sporttourer machte seinem Namen alle Ehre und
ließ mich den ersten Teil, obwohl die Fahrt in der Gruppe und im Regen
alle Konzentration abverlangte, genießen.
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Nach einem reichhaltigen Frühstück startete
am nächsten Morgen die große Tour und, obwohl ein zögerlicher Kampf
einiger Sonnenstrahlen am Himmel zu beobachten war, packten alle ihre
Regenkombis vorsichtshalber wieder ein. Von Beginn an zeigte sich, dass
wir eine wunderbare Tour fahren würden. Nachdem im Vöhler Ortsteil
Herzhausen die Maschinen vollgetankt wurden, ging es durch das Edertal
und das Wesetal. Allein diese kleinen Straßen zwischen den Dörfern und
Höhenzügen des Waldecker Landes rund um den Edersee waren reinstes
Fahrvergnügen. Weiter ging die Fahrt, im Wesentlichen über Kreis- und
Landesstraßen, zum Kellerwald, ins Waldecker Upland und durch die
Serpentinen des Hochsauerlandes. Wir fuhren durch eine vielerorts
naturbelassene Landschaft, die bergige und kurvenreiche
Motorradleckerbissen bot. Zur mittäglichen Pause kehrten wir in
Oberurff-Schiffelborn in der dortigen Jausenstation ein, welche malerisch
unterhalb der Burgruine Löwenstein liegt. Bis zu diesem Zeitpunkt zeigte
sich uns das Wetter wohlgesonnen. Dies änderte sich leider prompt beim
Anlassen der Motorräder und die Regenkombis kamen erneut zum Einsatz.
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Pflichtprogramm:
Gruppenfoto vor der Jausenstation |
Die Weiterfahrt führte uns erneut durch
malerische Landschaften und Wälder – Berge und Täler wechselten sich ab
und ließ trotz verregneter Sicht ahnen, dass sich links und rechts der
regendurchfluteten Straßen eine herrliche Natur befindet. Über Bad Zwesten und Frankenberg fuhren wir durch Rengershausen ins Nuhnetal nach
Hallenberg. Durch Winkhausen / Schmallenberg führte uns die Tour nach
Obersorpe / Rehsiepen, wo wir eine wohlverdiente Kaffeepause einlegten
und uns die teilweise nasskalten Fingerspitzen an einer heißen Tasse
Kaffee/Kakao oder Tee wärmen konnten.
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Ein kurzer Sonnenblick
Fotopause im Waldecker Land |

Der Schein trügt. Die wenigen Sonnenminuten
ließen sich an diesem
Wochenende an einer Hand abzählen
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Die weitere Strecke führte uns hoch nach Siedlinghausen und Winterberg, wo den Fahrern durch die Temperaturen
(auf 10 Grad Celsius abgesunken), böiger Wind, natürlich Regen und teilweise
schlechtere Straßen, wiederum einiges abverlangt wurde. Über Küstelberg,
Oberschledorn und Medebach ging es am frühen Abend zurück in unser Hotel
nach Lichtenfels-Fürstenberg, wo an diesem Tage noch länger heiß
geduscht wurde, um wieder eine normale Körpertemperatur zu erlangen.
Als Trost für die Strapazen belohnte uns der
Hotelchef mit einem leckeren und umfangreichen Grillbuffet. Der
Abschlussabend wurde ein gelungenes, gemütliches Beisammensein und einig
waren wir uns alle – trotz der teils widrigen Witterungsverhältnisse,
der nassen Strecke, teils mit Fahrbahnabsenkungen und Schlaglöchern, mit
sehr kurvigen und steilen Etappen und der eingeschränkten
Sichtverhältnisse, war die diesjährige Tour eine sehr gelungene und
absolut unvergessliche Fahrt. Das Wichtigste und Schönste jeder Tour
jedoch ist, dass alle Fahrerinnen und Fahrer wohlbehalten wieder zuhause
angekommen sind.
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Unvergesslich war die Tour besonders für
mich, da ich mit diesem wunderbaren Motorrad gefahren bin. Die VFR hat sich
trotz ihres Gewichtes leicht fahren lassen. Die starke Motorleistung
ließ sich absolut gut kontrollieren und machte auch bei weiteren Fahrten
unter guten Streckenbedingungen und bei bestem Motorradwetter verdammt
viel Spaß. Ein Motorrad zum Verlieben.
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Tschüss bis zum nächsten Mal ...
... und Gruß an die beiden netten Herren
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Diese alljährlichen Touren stärken unser
Zusammengehörigkeitsgefühl innerhalb unserer Behörde auf besondere Weise
– was grundsätzlich unter Bikern zu finden ist. Dazu eine kleine
Anekdote zum Abschluss: bei einer meiner Alleintouren pausierte ich auf
einem Parkplatz nahe einer von Motorradfahrern gern genutzten Strecke.
Zwei mir bis heute unbekannte Motorradfahrer sahen mich, drehten um und
fragten, ob ich Hilfe benötigen würde. "Das gibt es wohl nur unter
Bikern".
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