Exoten |
Es ist weder Chopper noch Cruiser. Dafür aber ein
echter Holz-Bock. Text&Fotos: Winni Scheibe |
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Holzböcke sind eine ganz üble Sorte.
Die kleinen Vampire zwicken, stechen, beißen sich fürchterlich fest,
saugen sich mit Blut voll. Im Sommer sind sie eine wahre Landplage.
Weder verwandt noch verschwägert ist der "Holz-Bock" von
Dietrich, Matthias und Stefan. Ihr "Holz-Bock" ist 3.20 Meter
lang, wiegt sechs Zentner, macht einen Heidenkrach, stinkt gewaltig, ist
dafür aber welteinmalig. Eine Straßenzulassung wird das Vehikel
allerdings nie und nimmer bekommen. Auch kein Wunder. Die hintere
Radabdeckung ist nämlich viel zu kurz! |
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Die Beschaffung des erforderlichen, allerdings gut abgelagerten, Fahrwerksmaterials war also nicht das Problem. "Viel schwieriger war es, ein entsprechendes Triebwerk aufzutreiben", verrät Dietrich und hat gleich wieder diese Sorgenfalten auf der Stirn. "Die erste Bedingung war nämlich, der Motor durfte nichts kosten. Zweitens, er musste voll funktionstüchtig sein, drittens mindestes zwei oder besser, noch über zwei PS leisten und viertens, er musste unbedingt ein Automatikgetriebe haben". |
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Beim Fahrwerksbau hielt man sich an
klassische Vorbilder. Vom Steuerkopf verlaufen zwei 10x10 cm starke
Kanthölzer "echt Fichte" auf direktem Wege zur starren
Hinterachse. Die beiden Rahmenunterzüge sind ebenfalls aus diesem
Werkstoff, die Verbindung hoch zum Steuerkopf übernimmt allerdings nur
ein Kantholz. Entgegen gebräuchlicher Zimmermannsgepflogenheiten wurde
das Gestell allerdings nicht zusammengenagelt, sondern nach Kfz-Lehrbuch
mit 12er und 14er Edelstahl-Schrauben verschraubt. Für die
Betriebsfestigkeit ist das zwar nicht sonderlich wichtig, es sieht
jedoch professioneller aus. Auf eine Oberflächenbehandlung verzichtete
man gänzlich. „Vernickelte oder gar verchromte Fahrwerke machen
zweifellos enorm was her. Doch unser Balken-Chassis glattzuhobeln und
mit Farbe anzustreichen, kam überhaupt nicht in die Tüte," hält
Dietrich klipp und klar fest. "Das natürliche Finish wollten wir auf
keinen Fall verunstalten". |
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Die 1,60 Meter lange Vordergabel besteht von oben bis unten ebenfalls aus zwei massiven 10x10 cm dicken Kanthölzern. Laut Konstruktionszeichnung waren für die Vorderradführung zwar zunächst Rundhölzer vorgesehen, doch vom Chassisbau hatte man einfach zuviel Material übrig. Absichtlich hat man auf moderne, vielfach verstellbare Feder- und Dämpferelemente verzichtet. Und das hat einen triftigen Grund. "In der Zeit von Fred Feuerstein waren diese Komfortverbesserer ja überhaupt noch nicht erfunden worden," verweist Fahrwerksbauer Stefan auf den technischen Stand von damals. Nicht ganz so eng sah man es bei den Gummiwalzen. Auf der Vorderachse dreht sich ein 225/70 SR 15 Schlappen und hinten hat man für eine bessere Traktion gleich zwei 175/70 SR 13 Autoreifen auf die Achse gesteckt. |
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Pünktlich zum Hockenheimer Faschingsumzug 1997 war die Arbeit geschafft. Mit stimmungsvollen "Helau" und "Helaf" wurden über 120 Teilnehmer vom Publikum bejubelt. Dietrich und Co. mittendrin, der Rummel ging runter wie Öl. Doch es sollte noch viel besser kommen. In der Wertung originellster Teilnehmer landeten sie auf dem vierten Platz! Was allerdings aus den 700 Mark Preisgeld geworden ist, will keiner verraten. |