Yellow Submarine
Für große
Fahrzeughersteller sind Test- und Versuchsfahrten
selbstverständlich.
Wenn es sein muss, sogar bis zum Nordkap.
Nicht ganz so weit fährt
W&F. Thomas Warneke war im Sommer 2000
mit der Designstudie "Meteor" bis
in Schweden.
Text&Fotos: Winni Scheibe
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Testfahrt in Garbsen, da schien noch die
Sonne...
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Im Regen Motorradfahren ist fast
wie surfen. Aber nicht im world-wide-web, sondern auf dem Highway
Richtung Schweden. Normalerweise macht das aber kein vernünftiger
Mensch. Und schon ganz und gar nicht jemand, der auf der neuen
Designstudie METEOR aus dem Haus Warneke & Faust GmbH sitzt. Doch
versprochen ist versprochen, und was Thomas Warneke einmal zugesagt hat,
hält er auch. Schließlich hatten sich seine Freunde Pio, Franz, Hansi
und Falk längst auf die Fahrt
eingerichtet. Ihr wisst schon, Urlaub beantragt, den Bock fit gemacht,
Geld gewechselt, Landkarten und Fährtickets organisiert und wer weiß
was sonst noch alles. Es gab kein Zurück mehr. Die Tage vom 6. bis 11.
Juli 2000 waren für den Trip nach Östersund in Schweden rot im
Kalender angestrichen. Alle hatten sich darauf gefreut und nun
schüttete es, Regen ist dagegen harmlos.
Zum Glück gibt es aber noch einen
winzigen Unterschied zwischen Warmduscher, Sesselfurzer und echten Bikern.
Letzteren machen ein paar Tropfen Regen nämlich nichts aus. Trotz des
Weltunterganges starteten unsere fünf Helden pünktlich gen Norden.
Soweit die schlechte Meldung. Aber gleich die gute Nachricht: Zwar hat
es fast die gesamte Ausfahrt geregnet, dafür hatten die Windgesichter
riesigen Fahrspaß, ihre Maschinen liefen wie Uhrwerke und während der Pausen und natürlich
am Ziel ging richtig die Post ab. Biker, was willst du eigentlich noch
mehr.
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Für Thomas Warneke,
Mitinhaber von W&F in Garbsen, war die Tour mit kostenlosem
Abenteuercharakter aber auch in anderer Hinsicht wichtig und
aufschlussreich. Im praktischen Fahrversuch zeigte sich nämlich, dass
die neue Meteor nicht nur optisch und technisch ein absolutes Highlight
darstellt, sondern dass sie auch voll alltags- und langstreckentauglich ist. Geschenkt haben sich die
beiden beim Ausflug weiß Gott nichts, über 3200 km gings gnadenlos
über den Asphalt. "Von wegen gemütliches und beschauliches
Cruising. Stellenweise sind wir mit 170 Sachen über die Bahn gebrettert.
Bei diesem Tempo dreht das 113-S&S-Triebwerk gerade mal 4000
Umdrehungen", lässt Thomas wissen.
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Kraftmeier: 113-S&S-Antrieb
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Die Idee für die knallgelbe
Feuerkugel hatte man in Garbsen Ende 1999. Realisiert wurde
das Projekt anschließend von Thomas Warneke im Winter von 1999 auf
2000. Bei dem am PC konstruierten Bike wurde die Fahrwerksgeometrie von
vornherein so festgelegt, dass sich das Bike trotz der ellenlangen
"Länge" auf jeden Fall gut fahren lassen sollte. Und was gut
fährt, braucht natürlich auch gute Bremsen. Am Vorderrad sorgen zwei
gelochte Scheiben mit PM-Vierkolben-Bremszangen für optimale
Verzögerung, das Hinterrad stoppt eine gelochte Scheibe mit
PM-Vierkolben-Zange. Bei den Rädern entschied sich Thomas für dicke
Kuller-Walzen. Auf das vordere Speichenrad ist ein 130/60ZR17 Metzeler
Pneu montiert, hinten dreht sich auf dem Scheibenrad ein 230/60H15
Avon-Schlappen. Mächtig Know-How steckt im 113" S&S Super
Sidewinder Long Block Triebwerk, das neben einer Vielzahl von
Verfeinerungen mit einer speziellen Nockenwelle für noch
mehr Drehmoment veredelt wurde. Keine Frage, dass bei so einer
Dampfmaschine nur ein W&F 3"-Primärantrieb und eine
hydraulisch betätigte verstärkte W&F-Kupplung zum Einsatz kommen
konnten. Aber längst nicht genug des Guten. In der S&S-Schaltbox
werkelt ein Baker Sechsgang-Overdrive-Getriebe. Gesunde 115
Pferdestärken wollen schließlich an das Hinterrad-Gummi transportiert
werden.
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So weit zur Pflicht. Die Kür war
für Thomas die Einzelanfertigung von Spritfass, Öltank, Sitzbank,
hinterer Radabdeckung und Auspuffanlage sowie vieler weiterer Details.
Allein über diese Sachen ließe sich ein Buch schreiben, zum Glück
gibt es aber Bilder und die sagen eigentlich alles. Nicht zu sehen, da auch nicht
vorhanden, aber unbedingt zu erwähnen, ist das fehlende Zündschloss.
Via Fernbedienung lässt sich die Meteor starten, der Motor aber auch
wieder abstellen. Gleichzeitig wird über die Funkverbindung die
Alarmanlage und Wegfahrsperre aktiviert. Und jetzt bitte festhalten, in
der Praxis sieht das in etwa so aus: Thomas sitzt gemütlich in einem
Straßencafé, hat seinen Cappuccino ausgetrunken und will dann weiter
fahren. Lässig spielt er mit der Fernbedienung, drückt den
Starterknopf und zeitgleich springt, wie von Geisterhand gezündet, auf
der anderen Straßenseite der Motor an. Wow! Dagegen ist Surfen im
Internet Schnee von Vorgestern.
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Technische Daten
W&F METEOR
Modelljahr 2000
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MOTOR:
Luftgekühlter 113" S&S
Super Sidewinder Long Block Viertakt-45-Grad-V-Twin
Bohrung 101,6 mm, Hub 114,3 mm
Hubraum 1852 ccm
Leistung 85 kW (115 PS) bei
5300/min
Drehmoment 186 Nm bei 3400/min
Höchstgeschwindigkeit über 200
km/h
KRAFTÜBERTRAGUNG:
Primärantrieb W&F 3"
Riemenantrieb
hydraulisch betätigte
W&F-Mehrscheibenkupplung
Baker
Sechsgang-Overdrive-Getriebe, S&S-Gehäuse
Sekundärantrieb über Zahnriemen
FAHRWERK:
Doppelschleifen-Stahlrohrrahmen,
verkleidete 14" Telegabel
Standrohrdurchmesser 41,2 mm
Dreiecksschwinge mit zwei
liegenden Federbeinen
Bremse vorne:
Doppelscheibenbremse, Vierkolben-PM-Bremszange
Bremse hinten: Scheibenbremse,
Vierkolben-PM-Bremszange
Federweg: vorne 90 mm, hinten 45
mm
Felgen/Reifen: vorne
W&F-Speichenrad 4.25x17, Metzeler 130/60ZR17
hinten W&F-Scheibenrad 9x15,
Avon 230/60H15
Leergewicht: 298 kg, Zul. Gesamtgewicht: 620 kg
Sitzhöhe: 550 mm
Radstand: 1670 mm
Preis auf Anfrage
KONTAKT:
http://www.warneke-faust.com
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