Chopper
Kawasaki VN900 "Hellfire"
"The Wild One"
Von Koblenz zum Nürburgring ist es nur ein Katzensprung.
Und
eigentlich müsste Kawasaki Vertragshändler Lutz Böning
eingefleischter
Racingfan sein. Ist er auch. Andererseits pflegt
er auch den Kontakt zur Low-Rider Szene. Seine Empfehlung
für diese Fraktion heißt "Hellfire".
Text&Fotos: Winni Scheibe |

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Motorradfahrer sind
Individualisten. Das war früher so, das ist heute so und das wird sich
auch so schnell nicht ändern. Und das ist gut so. Gut für die
Motorradindustrie, denn so kann sie für jeden Geschmack und jeden Wunsch
das passende Bike auf die Räder stellen. Die Modellvielfalt reicht vom
Supersportler über Tourer und Naked-Bike bis hin zum extravaganten
Chopper. Bestes Beispiel für diese Kreativität ist die Kawasaki VN900 Custom. Ein echt cooler Highway-Glider, mehr Chopper als Cruiser, ein
optischer Hingucker, technisch bis ins Detail perfekt gemacht.
Eigentlich könnte die Geschichte schon hier enden. Jedenfalls für
diejenigen, die mit dem Bike, so wie es vom Fließband rollt, glücklich
und zufrieden sind.
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Bobber und Chopper waren einst Ausdruck einer wilden Rebellion
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Kawasaki Vertragshändler Iris und Lutz Böning |
Als vor fast 40 Jahren der Kultfilm Easy Rider in die Kinos
kam, hat er vielen jungen Bikern den Kopf verdreht. Damals dachte noch
kein Motorradhersteller an den Serienbau von Choppern, und deswegen hat
man sich seinen Chopper einfach selbst zusammengeschraubt. Im Frühjahr
2007 bekamen wir die brandneue VN900 Custom. Sofort erinnerte ich mich
an diese Zeit und schon hatte ich eine Idee", lässt Kawasaki
Vertragshändler Lutz Böning, 52, mit einem verschmitzten Schmunzeln
wissen.
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Ursprung der Chopper-Generation waren einst
die Bobber.
Das Markenzeichen war ein spindeldünnes Vorderrad und kleines
Schutzblech.
Bei der "Hellfire" ist diese Typografie serienmäßig.
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Längst kannte der Koblenzer Motorradexperte die Entstehungsgeschichte
der Chopper-Szene, vor allem, wo ihr Ursprung lag. Bevor nämlich in den
sechziger Jahren in Kalifornien die ersten Langgabel-Vehikel
auftauchten, gab es lange vorher schon pfiffige Biker, die mächtig Hand
an ihre Maschinen legten. Vornehmlich waren es rennverrückte, junge
Motorradfahrer, denen es mit ihren Feuerstühlen nie schnell genug gehen
konnte. Sie frisierten die Motoren, und alles, was ihnen am Bike
überflüssig erschien, flog auf den Schrott. Das begann meist mit den
mächtigen Schutzblechen, vorne war es im Sonnenschein verwöhnten
US-Staat Kalifornien sowieso überflüssig. Und weil das breite Blech
"Bob" genannt wurde, hießen die "gestrippten" Bikes bald "Bobber". Zu
den typischen optischen Merkmalen dieser Bobber gehörten für ein gutes
Handling eine breite Lenkstange, ein schmales Vorderrad, natürlich ohne
Schutzblech, vielfach wurde sogar auch auf die Vorderradbremse
verzichtet, ein kleiner Benzintank, offene Auspuffrohre, ein dicker
Hinterradschlappen mit kurzem, meist abgesägten, Schutzblech und
lediglich nur ein Sattel für den Fahrer. Wollte die Freundin unbedingt
auch mal mitfahren, hatte sie gefälligst auf einem knallharten
Mini-Polster auf dem Schutzblech Platz zu nehmen.
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Bei diesem Bobber bleibt Freundin und
Schwiegermutter zuhause
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Zur Pflichtübung der damaligen
Biker gehörte das Motortuning. Es wurden dicke Kolben eingebaut, die
Verdichtung erhöht, ein größerer Vergaser montiert und die
Endübersetzung geändert. Ziel dieses Handwerks war es, das schnellste Bike zu besitzen. Für den Wettkampf auf dem Speedway, aber vor allem für
illegale Beschleunigungsrennen von Ampel zu Ampel oder auf abgelegenen
Nebenstrecken. In der Beliebtheitsskala standen natürlich die US-Bikes
von Harley-Davidson und Indian ganz oben, aber auch von den bekannten
englischen Marken Triumph, BSA und Norton ließen sich die 500er und
650er Twins problemlos zum Bobber umfunktionieren. Im legendären Film "The
Wild One", mit Marlon Brando in der Hauptrolle, saß der Revoluzzer auf
einem Triumph-Bobber.
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VN900 Powerstation mit 50 PS
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Wer die Wettrennen gewann, war in
der Clique der Held, und um Mädchen brauchte man sich keine Sorgen zu
machen. In der spießerischen,
amerikanischen Bevölkerung waren die Bobber-Fahrer dagegen äußerst
verschrien. So einen als Schwiegersohn hätte für sie den Weltuntergang
bedeutet. Sie wurden verächtlich als Halbstarke, Flegel oder Rocker
bezeichnet, und die Polizei machte sogar Jagd auf sie.
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Kein Geheimnis, die 180er
Hinterradwalze kommt voll zur Geltung
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Auch als sich in den sechziger
Jahren aus den skurrilen Bobbern die Chopper-Generation mit ellenlanger
Vordergabel, hochgezogenen Fishtail-Auspuffrohren, Stufensitzbank,
bunter Lackierung und einer Vielzahl von Verchromungen entwickelten,
änderte sich am verrufenen Bild dieser Motorradszene nichts.
Erst als Ende der achtziger Jahre
immer mehr Manager, Doktoren, Rechtsanwälte und sogar biedere Beamte die
Chopper-Philosophie für sich als neue Lebensqualität entdeckten,
wandelte sich das Image grundlegend. Die Bevölkerung schaut ihnen hinterher,
bewundert die schicken Maschinen und würde, hätte man bloß einen
Motorradführerschein, am liebsten auch so einen "Easy Rider" fahren.
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Back to the Track
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Meine Idee war es, die VN900 Custom genau nach Vorbild der
damaligen Bobber umzubauen. Dabei wollte ich mich jedoch vorrangig nur
auf das klassische Outfit konzentrieren, an konstruktive Veränderungen
am Fahrwerk oder vom Motor war nicht gedacht. Das ist bei der VN 900
auch überhaupt nicht nötig. Die Basis bietet eine ideale Voraussetzung
für individuelle Umbauten", verrät Lutz Böning.
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Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Auf den ersten Blick glaubt man vor
einem top- restaurierten Oldtimer zu stehen. Der Sattel erinnert an ein
Motorrad von BMW aus den 50er Jahren, der Motor und das Heck mit der
Starrrahmen-Optik an eine steinalte Harley-Davidson - wären da nicht die
modernen Gussräder, Scheibenbremsen und das winzige Kawasaki-Logo im
Tacho ...
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"LMC" Luftfilter
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Unser selbst ausgedachter Heckumbau bewirkt eine enorme optische
Änderung, dazu passt der klassische Schwingsattel wie die Faust aufs
Auge. Das Sparto-Rücklicht und die Kellermann-Blinker fügen sich
harmonisch in die Heckpartie ein, und durch das neue Styling kommt die
breite 180er Hinterradwalze jetzt erst richtig zur Geltung", erklärt
Lutz Böning überzeugend. Die weiteren Umbauelemente, wie zum Beispiel
die "Küryakyn"
Fußrasten-Anlage, der "Miller" Edelstahl-Schalldämpfer, der "LMC"
Luftfilter sowie Oldstyle-Scheinwerfer stammen von renommierten
Zubehörherstellern.
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Bei der Lackierung folgte das Böning-Team dem Zeitgeist. Damals durfte ein Motorrad nämlich in jeder
Farbe lackiert sein, vorausgesetzt die Farbe war Schwarz. Dagegen sind
die Airbrush Flamm-Dekors und das "Hellfire"-Logo rechts und links am
Tank ein kleines Zugeständnis an die Neuzeit.
Mit der VN 900 "Hellfire" auf Tour, kommt die Bobber-Nostalgie spürbar
rüber. Man sitzt bequem auf dem Schwingsattel und fühlt sich direkter
mit der Maschine verbunden. Lässig stehen die Stiefel auf den
vorverlegten Fußrasten, die Hände liegen locker auf den Lenkerenden.
Begleitet wird der Ausflug von einem kernigen, aber nicht aufdringlichen
Auspuffsound. |

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Mit der Hellfire wollen wir unserer Kundschaft ein Bike anbieten, das
erstens nicht an jeder Straßenecke rumsteht und zweitens im
Preis-Leistungsverhältnis eine unverwechselbare Individualität
garantiert. Quer durch die Bevölkerung wird zunehmend mit Wehmut an die
wilden, aufregenden und revolutionären 50er und 60er Jahre gedacht. Man
hört die Musik von damals, schaut mit Begeisterung klassischen Autos und
Motorrädern hinterher. Ein Problem kann die Hellfire-Bobber allerdings
doch bereiten: Will die Schwiegermutter mal unbedingt mitfahren, bekommt
sie einen Korb. Für Soziusbetrieb ist das Bike nicht vorgesehen", betont
Lutz Böning ausdrücklich.
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Komplett-Preis für die "Hellfire"
12.990,00 Euro
Umbaukosten ca. 6.000,00 Euro
Kontakt:
Kawasaki Vertragshändler
Lutz Böning
Ernst-Abbe-Str. 2
56070 Koblenz
Tel. 0261 8020160
Fax 0261 805056
www.boening.de
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